100- Vereinsjubiläum des SV Dirmingen e.V 1922 stärkt WIR-Gefühl unserer Dorfgemeinschaft
Manchmal frage ich mich, was die 22 Männer im April des Jahres 1922 wohl angetrieben haben mag. Der 1. Weltkrieg war gerade erst einmal ein paar Jahre vorbei und die Menschen in unserem Dorf hatten wahrhaftig andere Probleme als dem Fußballsport zu frönen.
Im Jahr 1922 befand sich das Saargebiet in der sogenannten Völkerbundzeit. Im April dieses Jahres wird der Vertrag von Rapallo zwischen Deutschland und Russland abgeschlossen. Beide Länder verzichten auf den Ersatz der Kriegskosten und -Schäden und das Land Bayern möchte einen gewissen Adolf Hitler wegen Landfriedensbruch ausweisen. Genau zu diesem Zeitpunkt dürften sich 22 junge Männer aus unserem Dorf im Gasthaus „Johne Saal“ eingefunden haben um den SV Dirmingen 1922 e.V aus der Wiege zu heben.
Das Jahr 1922 war geprägt von Veränderung, Aufbruch und Patriotismus. Die Menschen des Saargebietes wollten nicht länger unter der Knechtschaft der französischen Besatzer leiden. In diesen Tagen begann eine Entwicklung, die Schließlich in der ersten Volksabstimmung des Jahre 1935 enden sollte. Das Saarland stimmte mit 91% für die Wiedereingliederung in das Deutsche Reich. Hitler verbuchte diese Abstimmung als ersten großen Erfolg seiner Nazi-Propaganda. Schon am Ende des 19. Jahrhunderts hat das Fußballfieber ganz Deutschland erreicht. Überall im Land werden Fußballvereine gegründet. Den 22 jungen Männern im „Johne Saal“ werden bei der Gründungsversammlung wohl kaum eine geordnete Sitzungsmoral an den Tag gelegt haben. Im Wesentlichen ging es den jungen Männern um den Fußball. Der Sport bot Abwechslung und verschaffte einige schöne Stunden in unruhigen Zeiten. Wenn man sich bis dahin in Dirmingen sportlich betätigen wollte, musste man sich dem Turnverein Dirmingen anschließen. Ballsport wurde eher sporadisch angeboten. Fußball wurde bis zum Jahr 1922 unorganisiert von der DJK auf dem „Wetschert“ gespielt.
Ich habe mich viele Jahre mit der Aufstellung der Vereinschronik des SV Dirmingen beschäftigt. Manchmal ist es gut Abstand zu gewinnen und das geschriebene einmal wirken zu lassen. Wenn man zu tief in einer Sache steckt, verliert man den Blick auf das Wesentliche. Genauso erging es mir beim Schreiben der Vereinschronik. Völlig besessen verlor ich mich in Details und übersah dabei oftmals das Wesentliche. Viel zu lange beschäftige ich mich mit der Frage: Wie und Warum wurde dieser Verein eigentlich gegründet. Dabei ist die Antwort viel einfacher als man denkt oder in diesem Fall wie ich dachte: Weil es einfach an der Zeit war und weil die 22 jungen Männer Fußball spielen wollten.
Den Gründungsvätern ging es bei der Vereinsgründung einfach nur um ihre Freizeitgestaltung. Die Menschen auf dem Land hatten es damals nicht leicht. Viele waren im Bergbau, im Stahlwerk oder im Handwerk tätig. Es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit. In den Städten pulsierte das wilde Leben. Die Frauen trugen Bubikopf und tanzte Charleston. Das Kokain wurde zur Designerdroge und gehörte zu dem Establishment. In unserem Dorf dürfte eine gewisse Aufbruchstimmung geherrscht haben. Die Landwirtschaft erlebte ein wichtiges Comeback und an der Illaue wurde in einer Ziegelei Backsteine hergestellt. Die „Schäfer Brauerei“ erhöhte ihre Produktion und die Gastronomie erlebte „Goldene Jahre“. Bei der Vereinsgründung dürften am Ende jedoch auch ein Schuss Patriotismus und ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl eine Rolle gespielt haben. Immerhin befand sich das Saargebiet in einer Art Selbstfindungsphase. In erster Linie dürfte es jedoch ausschließlich um Fußball gegangen sein. Das Vereinsleben erlebte in den 1920-er Jahren einen echten Aufschwung. Dabei entstanden überall im Land Vereine, Clubs und Organisationen.
Das alles geschah vor 100 Jahren in unseren Dörfchen. Was ist geblieben und welchen Weg wird der SV Dirmingen zukünftig einschlagen? Während der Pandemie erlebten unsere Vereine eine schwierige Zeit. Schon vor der pandemiebedingten Pause war es für die ballorientierten Vereine nicht leicht Stand zu halten. Der demografische Wandel schlug böse Wunden in die Vereinslandschaft dieses Landes. Immer weniger Kinder, weniger Jugendmannschaften und weniger Mannschaftsmeldungen. Das Resultat war die Gründung zahlreicher Spielgemeinschaften, die sich oftmals sogar über mehrere Vereine streckten. Für einen Dorfverein wurde es zusehends schwerer auf die eigenen Tugenden zurückzugreifen.
Das alles hat der SV Dirmingen mehr oder weniger gut überstanden. Die Spielgemeinschaft mit dem VFB Berschweiler funktioniert gut und unsere Frauen spielen unter dem Dirminger Wappen hochklassig Fußball. Während der Jugendfußball zugegebenermaßen einige Probleme mit sich zieht, wurde der Breitensport im Verein wie z.B Gymnastikabteilung zuletzt gut angenommen. Der Verein wählte einen neuen und erfolgsorientierten Vorstand. Dabei zeigten die Mitglieder des Vereins großen Mut und sprachen vielen jungen Menschen ihr Vertrauen aus. Gut so!
Es läuft beim SVD! Was waren das bitte für zwei großartige Festwochen? So gut, hatte selbst ich es nicht erwartet. Das Organisationsteam um den Vorsitzenden Maurice Schulz und Kassenchefin Verena Gehres haben sich viel Mühe gemacht und hatten den Mut neue Wege zu beschreiten. In den letzten Jahrzehnten gab es sicherlich viele wunderschöne festliche Aktivitäten auf dem Belker. Die diesjährige 100-Jahrfeier gehört mit Sicherheit dazu und schrieb ihre eigene Erfolgsgeschichte.
Gut gemacht SVD! Ich selbst habe gelernt, mehr Vertrauen zu schenken. Ja, ich hätte nicht gedacht, dass die Feierlichkeiten zu diesem 100-jährigen Vereinsjubiläum so schön werden würden. Ich glaube am Ende waren alle von dieser wunderbaren Jubiläumsveranstaltung begeistert. Fußballherz was willst du mehr? Schöne Spiele, tolles Wetter, wunderbares Essen mit vielen kulinarischen Angeboten, erstklassige Live-Acts und viele herrlich, verrückte Ideen.
Respekt SVD! die Verantwortlichen werden ihre Schlüsse ziehen und zukünftig noch besser machen. Am Ende wird der SVD aus dieser Veranstaltung noch stärker hervorgehen. Dieses Vereinsjubiläum hat unserer Dorfgemeinschaft gutgetan. Jeder packte mit an und letztendlich profitieren alle davon. Schon während der Geburtstagsfeier wurde deutlich, dass der SVD ein wichtiger Bestandteil unserer Dorfgemeinschaft ist. Bis auf einige wenige Ausnahmen folgten die meisten Ortsvereine der Einladung des SVD. Schön zu sehen, wie KKV, Kolping, TVD, Feuerwehr, Kulturverein, Tennisverein und auch unsere politischen Vereine der Einladung des Vereins gefolgt waren. Viele unserer Dorfvereine unterstützen den SVD nach Leibeskräften. Dienstleistungen wurden absolviert und Arbeitseinsätze durchgeführt. „Eine Hand wäscht die andere“. Ich bin überzeugt davon, dass dieser eingeschlagene Weg auf den folgenden Veranstaltungen unserer Dorfvereine fortgesetzt wird. Man hilft sich gegenseitig und steht Seite an Seite. Gut für Dirmingen !
Irgendwie hat dieses Fest unserem Dorf guttun. Vielleicht ein Startschuss in endlich bessere Zeiten? Dirmingen meldet sich mit voller Kraft zurück ins Leben. Es folgt „Unser Dorf spielt Handball“ mit ebenfalls vielen großartigen Highlights, dann das traditionsreiche Nachbarschaftsfest auf dem Rotenberg mit Unterstützung des KKV und der Kolpingsfamilie. Das Ganze gipfelt schließlich in dem 2. Park- und Strandfest des Kulturvereins im Brühlpark. Der Sommer findet im August seinen feierlichen Abschluss mit dem „Tag der offenen Tür“ unseres Löschbezirks Dirmingen und dem Imkerfest an der „Zeidlerhütte“. Dazwischen gibt es viele kleinere Angebote wie zum Beispiel auf Finkenrech.
Der Sommer bringt Leben zurück und unsere Dorfgemeinschaft kommt in Schwung. Ich spüre in den letzten Wochen ein verstärktes „Wir-Gefühl“! Dabei bin ich mir sicher, dass hier nicht der Wunsch Vater des Gedankens ist. Nein, ich glaube ganz fest daran, dass sich unsere Dorfgemeinschaft auf einem guten Wege befindet.
Danke SVD für den gelungen Startschuss!
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die schönen Momente im Belkerstadion.
Alte Liebe rostet nicht !