Schwere Zeiten für den Wirtschaftsstandort Saarland!

Schon vor einem Jahr erlebte unsere Industrie einen herben Tiefschlag. Damals wurde im Gusswerken Saarbrücken, ehemals Halberg Guss, nach 264 Jahren Firmenhistorie die letzte Schicht gefahren. Am Ende musste das Traditionsunternehmen trotz aller Anstrengungen der Belegschaft seine Pforten schließen. Bis zum Schluss haben die Arbeiter gekämpft, gehofft und an eine Zukunft des Unternehmens geglaubt. Die damalige Betriebsleitung hat immer wieder Hoffnungen geschürt und neue Pläne angekündigt. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass diese Vorgehensweise des Managements zur Methode hat.

Das alles ist ein alter Hut und immer wieder das gleiche Spiel. Das Possenspiel erinnert mich stark an das Ende des Bergbaus. Schon in den frühen 2000-er Jahren wurde mit den Bergleuten die gleichen Spiele gespielt. Ich kann mich gut daran erinnern, dass die RAG zunächst ein Bergwerk an der Saar versprach um es dann in Konkurrenz mit Ibbenbüren zu stellen. Das Ende dieser Geschichte dürfte hinlänglich bekannt sein. Natürlich ist dieser Vergleich etwas weit hergeholt. Damals ging es zusehends mit der Kohle bergab. Der jahrelange Arbeitskampf hat sich am Ende nicht gelohnt. Viele Bergleute waren damals der Meinung, dass das Ende längst beschlossen sei und jede Mühe ohne vergebens wäre.

Ja, ich glaube, dass viele Unternehmen auf Kosten der Menschen ihre zweifelhafte Firmenpolitik durchziehen. Auf Kosten der Menschen wird gelogen, betrogen, gehetzt und wie am Beispiel FORD zu erkennen gegeneinander ausgespielt. Natürlich ist es immer auch leicht der Politik einen mitzugeben. Schließlich leben wir in Zeiten in denen es angesagt ist den Politikern für alles Elend der Welt die Schuld in die Schuhe zu schieben. Neben so mancher sicherlich angebrachter Kritik kommt dabei aber auch immer viel Müll und Verunglimpfung heraus.

Nun ist die Entscheidung also gefallen: FORD mit Sitz in Saarlouis wird sein neues E-Auto in Valencia produzieren lassen. Ich sehe das Versagen eindeutig bei dem Management und nicht wie so oft beschrien bei den Politikern. Für viele Mitarbeiter war die Entscheidung keine große Überraschung. Auch ich frage mich, ob das Ende wirklich so überraschend kam. Wer in den letzten Monaten aufmerksam die Medien verfolgte, konnte die Zeichen der Zeit erkennen. Wie wird nun die Zukunft des saarländischen Standortes aussehen? Was passiert mit den 6000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern?

Im Jahre 1970 eröffnete FORD ihre Firma in Saarlouis. Für die Autoindustrie im Saarland war dies der Starschuss in ein neues Zeitalter. Nach dem Ende des Bergbaus wurde der Fahrzeugbau zur wichtigsten Branche unseres Bundeslandes. Heute wird unser Heimatland von der Fahrzeugindustrie geprägt. Noch drei Jahre werden PKWs in Saarlouis hergestellt. Was kommt danach ? Das Unternehmen sollte in dieser Zeit unbedingt an der eigenen Zukunft arbeiten.

Was wir brauchen ist Innovation und Mut zum Handeln. Nun muss mit Vollgas nach neuen Lösungen gesucht werden. Der Standort in Saarlouis hat sich mit seiner europafreundlichen Struktur bewährt. Die erfahrene Belegschaft wird es leicht haben sich umzuorientieren und neue Weg einzuschlagen. Man muss den Leuten nur eine Chance geben !

Die Entscheidung gegen FORD ist ein herber Rückschlag für das Autoindustrieland Saarland. Ein Ende kann immer auch ein Anfang sein. Neue Perspektiven liegen auf der Hand: Das Thema Recycling und auch das Wasserstoffauto könnte eine echte Chance sein. In Überherrn soll in einem Naturschutzgebiet eine Batteriefirma angesiedelt werden. Wirklich? Die Bevölkerung ist von diesem Vorhaben nicht besonders begeistert. Eine Umorientierung der Projektleitung auf das FORD- Gelände ist rein spekulativ.

Das Saarland trägt Trauer und zeigt sich Solidarisch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens. Was mag in einem Familienvater vorgehen, der gerade erst sein Eigenheim fertiggestellt und auf eine gute Zukunft bei FORD gesetzt hat? Nicht alle werden in diesem Unternehmen ihre Rente beziehen. So schlimm es auch sein mag, es wird wieder mal zahlreiche Arbeitsplätze kosten.

Die 4600 Arbeiterinnen und Arbeiter auf dem Ford-Werk und die rund 2000 Beschäftigten der ansässigen Zulieferfirmen im angrenzenden Gewerbegebiet müssen um ihre Zukunft bangen. Ich habe das alles schon mal erlebt und bereits hinter mich gebracht. Meine letzten Jahre „Unter Tage“ waren geprägt von der Frage: Wie geht es mit dem Bergbau an der Saar weiter? Mein Vorteil war, dass ich damals noch recht jung war, und keine Probleme hatte eine neue Arbeitsstelle zu finden. Wie würde ich heute mit einer solchen Situation umgehen? Ich mag es mir nicht vorstellen.

Am Ende nutzt alles lamentieren nichts! Egal ob Wortbruch oder Hinhaltetaktik, der „Karren ist verfahren“ und es werden unruhige Zeiten auf die Menschen in Saarlouis zukommen. Die Entscheidung des Managements ist nicht nur eine Entscheidung gegen den Standort Saarlouis, sondern auch gegen das Industrieland Saarland.  Wenn wir jetzt nicht aufpassen, kann die Geschichte böse ausgehen.

Die Belegschaft scheint kampfbereit zu sein. Nach der Verkündung zogen etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Kundgebung nach Saarlouis. Die Menschen wollen wissen wie es weitergeht und welche Perspektiven es gibt. Was passiert nach dem Jahre 2025? Was geschieht, wenn der letzte Ford Focus vom Band läuft? Kämpfen ist gut und richtig, nur bringt es was?

Als Bergmann war ich an vielen Streiks und Kundgebungen beteiligt. Der Arbeitskampf gehörte fest in das Profilbild des Bergmanns oder Hüttenarbeiters. Wir wollten uns nichts gefallen lassen und gegen die Obrigkeit wehren. Am Ende hat das alles jedoch kaum zum Erfolg geführt. Schade! Eigentlich hatte der Standort Saarlouis die besseren Argumente. Die Entscheidung gegen Saarlouis ist sehr schmerzlich. Natürlich hat der Kapitalismus bei dieser Entscheidung seine menschenverachtende Fratze gezeigt. Nun werden sich fast 6000 Menschen mit Existenzängsten, Wut und Trauer beschäftigen müssen.

Das neue Ziel ist der Erhalt der Arbeitsplätze. Der Betriebsrat und die Landesregierung wollen um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Wie oft habe ich solche sicherlich verständlichen Aussagen schon einmal gehört ? Ich drücke fest die Daumen und hoffe auf den bestmöglichen Erfolg. Irgendwie kommt mir das alles so bekannt vor!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert