Kleine Bälle, kleine Tore – Große Bälle, große Tore – So wurden aus Rivalen echte Freunde!
Unsere beiden Ballsportvereine des SV Dirmingen und vom TV 04 Dirmingen bereiten unserer Dorfgemeinschaft derzeit viel Freude. Nachdem das traditionsreiche Hobby-Fußballturnier „UDSF“ im Belkerstadion erfolgreich endete, trifft sich unsere Dorfgemeinschaft aktuell auf dem Kleinfeld zum Hobby-Handball-Turnier „UDSH“ wieder.
Dabei wird einmal mehr die neue, freundschaftliche Verbundenheit der beiden Vereine deutlich. Man unterstützt sich gegenseitig und hilft sich aus. Das beginnt bei gewöhnlichen Dienstleistungen und Besuchen von Turniertagen und endet in den Planungen und Organisationen verschiedener Angebote. Das war in der Vergangenheit nicht immer so! Beide Vereine haben eine erstaunliche Entwicklung vollzogen und gelernt sich gegenseitig zu respektieren und zu unterstützen.
Das erste Turnier „Unser Dorf spielt Fußball“ wurde im Jahre 1974 durchgeführt. Das traditionsreiche „UDSH“ hat seit 1975 einen festen Platz im Terminkalender unserer Dorfgemeinschaft. Im Laufe der Jahrzehnte gab es immer mal wieder Spannungen zwischen den beiden größten Sportvereinen unseres Dorfes. Schließlich befanden sich beide Vereine im ständigen Konkurrenzkampf. Die ständigen Reibereien sorgten am Ende auch für persönlichen Auseinandersetzungen und Konflikte. Heute pflegen beide Vereine ein harmonisches und partnerschaftliches Miteinander.
Diese positive Entwicklung haben in erster Linie die vielen neuen Köpfe in beiden Vereinen zu verantworten. Beide Vorstände wurden in den letzten Jahren neu aufgestellt und systematisch verjüngt. Alte Gräben wurden zugeschüttet und aus verbitterten Konkurrenten wurden dicke Freunde. Die Pandemie hat dieser Entwicklung nicht geschadet. Ich persönlich hätte es nicht für möglich gehalten, dass diese beiden traditionsreichen Veranstaltungen zu gut zurück ins Leben finden. Sicherlich profitieren wir alle im Moment davon, dass die Menschen viel Lust auf Feiern haben und endlich einmal raus möchten.
Auf der anderen Seite haben TVD und SVD die Zeichen der Zeit erkannt und waren bereit neue Wege einzuschlagen. Mit viel Innovation und Einfallsreichtum werden ständig neue Ideen ins Leben gerufen und umgesetzt. Beide Vereine setzen während ihren Turnieren nicht nur auf die traditionellen Sportarten wie Handball oder Fußball. Im Laufe eines Jahres beschäftigen sich die Organisatoren mit der Frage, wie es am besten gelingt die eigene Veranstaltung aufzuwerten. Mittlerweile gibt es während beiden Turnieren nicht nur gute Live-Musik, sondern auch verschiedenen alternative Unterhaltungsangebote wie zum Beispiel: Boule-Turniere, Dart- Turniere, Tisch-Fussballturniere, Beerpong-Turniere, Motto-Partys und Showabende. Schön, dass auch unsere Dorfgemeinschaft diese Mühen anerkennt und verstärkt ins Belkerstadion oder auf das Kleinfeld pilgert.
Ja, es hat ein Umdenken stattgefunden. Davon wird mit Sicherheit auch unsere Dorfgemeinschaft profitieren. Beide Vereine haben mit ihren Organisatoren wichtige Antworten auf die Fragen unserer Zeit gefunden.
Bei unserem TV 04 Dirmingen hat sich um die engagierte Macherin Birgit Vogel und ihren Ehemann Rudolf Vogel ein großartiges, neues, junges Organisationskomitee gebildet. Schön zu sehen, wie viele junge Menschen dieses Turnier unterstützen und aktiv begleiten. Bestimmt ist diese Entwicklung im Interesse der „Männer der ersten Stunde“. Im Jahre 1975 waren es Georg Gräser, Bastuck Jörg und Wagner Volker die ihre Idee zu diesem Turnier in die Tat umsetzten. In den 1980-er und 1990-er Jahren erlebte das „UDSH“ seine absolute Spitzenzeit, wobei einmal sogar über 40 Mannschaften gemeldet wurden. Schon im Jahre 1983 übernahm das TVD-Urgestein Erich Hinsberger die Verantwortung und die damit verbundene Turnierleitung.
Der SV Dirmingen hingegen hatte es bezüglich seines Dorfturnieres nicht immer so ganz einfach. Besonders in den 1980-er- und 90-er Jahren litt der Verein unter der großen Konkurrenz mit anderen Fußballvereinen aus dem Illtal. In den 1980-er Jahren vernachlässigte der Verein sogar sein Dorfturnier und legte seinen Schwerpunkt auf andere Veranstaltungen. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Das „UDSF“ hat neuen Schwung aufgenommen und gehört längst zu den Highlights unseres Veranstaltungskalenders.
Ich persönlich übernahm im Jahre 1990 die Leitung des Turnieres „UDSF“. Am Ende durfte ich dieses Turnier über 25 Jahre als Organisator ausrichten. Dabei gab es viele schwierige und schöne Jahre mit Erfolgen aber auch zahlreichen Enttäuschungen. Gut möglich, dass ich ein bis zwei Jahre zu lange an meiner Position festgehalten habe. Manchmal ist es gut loszulassen und neuen, jungen Leuten eine Chance zu geben.
Im Jahre 2010 nahm „Mister USDH“ Erich Hinsberger, nach 28 Jahren Turnierleitung, seinen Hut und verließ unter „Standing Ovation“ seinen „Thron“ auf der Anlage. Der TVD hat es in kameradschaftlicher Geschlossenheit geschafft diese große Lücke zu schließen. Wenn altes weicht, kann immer auch Neues entstehen.
Heute übernehmen immer mehr junge Menschen in beiden Ballsportvereinen Verantwortung. Während beim TV 04 Dirmingen junge Leute wie beispielsweise Florian Stumpf oder Timo Spaniol in den Vordergrund rückten, übernahm beim SVD der gute Maurice Schulz, seine Schwester Mona oder auch Yannik Conrad die Verantwortung. Immer mehr junge Leute sind bereit das Heft in die Hand zu nehmen und ein Ehrenamt auszuüben. Weil man bei einer Namensauflistung immer auch irgendjemand vergisst, möchte ich es nicht versäumen allen Organisatoren sowie allen Helferinnen und Helfern ganz herzlich zu danken.
Immer wieder erzählen mir die älteren Handball-Veteranen, dass die meisten Ideen bei einem Glas Bier am Stammtisch auf dem Kleinfeld entstanden. Der damalige Clubheimverwalter Fido, Friedhelm Bungert, Reimund Klein und Schuster Manfred sowie Erich Gabler hatten zur Aufwertung des „UDSH“ immer wieder neue Ideen. Ich glaube das macht es am Ende des Tages aus! Erfolgreich geht man nur hervor, wenn man gemeinsam und miteinander Hand in Hand einen Weg beschreitet. Warum sollte dies in unserem Dörfchen nicht auch vereinsübergreifend geschehen? Die Zeiten sind hart genug und gerade für Vereine alles andere als einfach. Lasst uns alle noch enger und freundschaftlicher zusammenrücken? Im TVD-Clubheim wurden im Laufe der Jahrzehnte in ausgelassener Bierlaune fantastische Pläne geschmiedet und Visionen in die Tat umgesetzt. Unter anderem entstand im TVD-Clubheim die Idee, eine Musikgruppe Namens „RASTLOS“ zu gründen. Lasst uns das diesjährige Dorfturnier „Unser Dorf spielt Handball“ dazu nutzen wiederum neue Pläne zu schmieden und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.
Ich bin überzeugt davon, dass wir auf unserem gemeinsamen Weg viele Freunde und Unterstützer finden werden. In unseren Vereinen und Organisationen gibt es viele gute Menschen die bereit sich anzupacken und mitzumachen. Lasst uns diesen Sommer nutzen, um zu spinnen, Ideen zu sammeln und verrückte Dinge zu planen. Lasst es uns gemeinsam angehen für unseren Heimatort und unsere Vereine. Wenn jeder ein wenig abgibt, werden wir alle davon profitieren.
Vor einigen Jahren war mir bezüglich der Zukunft der beiden Dorfturniere noch etwas bange. Heute sehe ich der Zukunft mit mehr Zuversicht entgegen. Vielleicht müssen wir Ältere lernen den Jungen mehr Vertrauen zu schenken. In einem Neuanfang steckt immer auch enorm viel Energie. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob ich als Organisator des „UDSF“ die diesjährige 100 Jahrfeier des SVD auch so gut hinbekommen hätte, wie das aktuelle Organisationsteam des Vereins. In beiden ballsportvereinen steckt enorm viel Potential.
Abschließend möchte ich mit zwinkerndem Auge noch eine Richtigstellung loswerden:
Wie war das nochmal nach dem zweiten Weltkrieg? Einige erfahrene Freunde des Handballsports stören sich noch heute an der Aussage, dass der TVD nach dem Krieg eine Abteilung des SV Dirmingen gewesen sein soll. Ich persönlich habe dies als Heimtatforscher aus den vorhandenen Chroniken übernommen und auf die genaue Auslegen des Sachverhaltes keinen besonders großen Wert gelegt. Nach einigen Anfragen habe ich mich jedoch eingehend mit der Geschichte beschäftigt und möchte heute die Gelegenheit nutzen, um das ein oder andere Seelenheil zu beruhigen:
Wie war das also genau?
Am 29. 12. 1945 wurde von der französischen Besatzungsmacht eine Verordnung über die Umbildung der Sportvereine an der Saar erlassen. Ein Paragraph dieser Verordnung sagte aus, dass sogenannte Omni- Vereine gegründet werden müssen. Dabei wurde ein Omni-Verein für kulturelle Zwecke und ein Omni-Verein für sportliche Angelegenheiten ins Leben gerufen. Während der Verein für kulturelle Angelegenheiten unter dem Namen Kulturverein Dirmingen geführt wurde, bekam der Verein für sportliche Angelegenheiten die Bezeichnung SV Dirmingen. Die französischen Besatzungsmächte bestimmten, dass die Vorstandschaft dieses sportlichen Omni-Vereins SV Dirmingen in die Hände des Vorsitzenden des SV Dirmingen 1922 e.V gelegt wurde. Der TV 04 Dirmingen bekam in diesem Vorstand keine Position zugesprochen. Dieser Umstand sorgte im Laufe der Jahrzehnte für einige Missverständnisse. Der TVD war also nie eine Sparte des SV Dirmingen 1922 e.V sondern vielmehr eine Sparte im Omni-Verein SV Dirmingen gewesen. In diesem sportlichen Omni-Verein wurde in verschieden Sparten Fußball, Handball und Schach gespielt sowie Turnsport betrieben. Das neue Vereinsgesetz vom Jahre 1950 sorgte dafür, dass der TVD im Jahre 1951 die Neugründung des Turnverein Dirmingen beschließen konnte. Der SV Dirmingen bekam wieder seinen ursprünglichen Vereinsnamen SV Dirmingen 1922 e.V zurück und die beide Omni-Vereine wurden aufgelöst.
Fakt ist also: Der TV 04 Dirmingen war nie eine Sparte des SV Dirmingen e. V 1922 sondern vielmehr des Omni-Vereins SV Dirmingen. So, jetzt dürften alle Unklarheiten bereinigt sein !