100 Jahre SPD Ortsverein Dirmingen – Soweit so gut – Volle Kraft voraus !
100 Jahre SPD-Ortsverein Dirmingen sind auch für mich eine emotionale Angelegenheit. Schön, dass die Dirminger SPD dieses Fest genutzt hat, um gemeinsam mit den Menschen im Dorf zu feiern. Am Samstag, 20 August 2022 wurde bei herrlichem Wetter, kühlen Getränken, Schwenker, Rostwürsten und toller Live-Musik ausgiebig, auf dem Vorplatz der Borrwieshalle, gefeiert. 14 Jahre durfte ich als Vorsitzender die Geschicke der Dirminger SPD leiten. Das 100 Vereinsjubiläum hat mich nicht nur stolz, sondern auch ein wenig nachdenklich gestimmt. Wohin führt in unserem Land der Weg der Politik ?
Wir leben in Zeiten, in denen selbst kleine Kommunalpolitiker den Frust und die Enttäuschung einiger Bürgerinnen und Bürger zu spüren bekommen. Der Wind hat sich gedreht und ist zudem rauer geworden. Immer öfter hört man von Kommunalpolitikern, die ihre Tätigkeit aus Angst um Leib und Leben aufgeben. Ich frage mich: Wo führt das hin? Ein Blick in die sozialen Medien bereitet mir große Sorgen. Wie soll es uns in diesen Zeiten gelingen eine bürgeroffene Kommunalpolitik zu betreiben? Das Zauberwort lautet: Zusammenhalt!
Ein Blick über die Partei- oder Vereinsgrenzen macht Sinn und ist sogar dringend von Nöten. Nur mit Zusammenhalt, Innovation und bürgernähe können wir gemeinsam durch diese unbequemen Zeiten kommen. Das Jubiläumsfest der Dirminger SPD bot eine gute Möglichkeit erste richtungsweisende Schritte einzuleiten. Dabei wurden Wege beschritten, die wir bisher nicht kannten: Die Ortsvorsteher aus Wiebelskirchen Tobias Wolfanger und aus Steinbach /Ottweiler Fabian Scheidhauer waren eigens angereist, um uns mit ihrer Dienstleistung zu unterstützen. Der politische Mitbewerber der Dirminger CDU stiftete die Präsente für die Ehrengäste und der KKV Dirmingen und der SV Dirmingen übernahmen die Dienstleistungen am Getränkestand. Na, wenn das einmal kein deutliches Zeichen für mehr Miteinander und Zusammenhalt ist, weiß ich es auch nicht mehr.
Im Gespräch mit unserer Ministerpräsidentin Anke Rehlinger zeigte sich die „Landesmutter“ durchaus angetan von diesem „Dirminger Weg“. Der Einladung der Dirminger SPD waren zahlreiche politische Ehrengäste gefolgt. Allen voran unsere Ministerpräsidentin Anke Rehlinger, der Bundestagsabgeordnete Christian Petry, die MDL Stefan Löw, Alwin Theobald und Damhat Sisamci, die Ortsvorsteher Stefan Löw (Wiesbach), Ingo Recktenwald (Berschweiler), German Eckert (Marpingen), Tobias Wolfanger (Wiebelskirchen) und Fabian Scheidthauer (Steinbach/Ottw.) sowie die beiden Abgeordneten der Gemeinde Eppelborn Christian Ney und Sebastian Michel und der Marpinger Bürgermeister Volker Weber. Zudem waren zahlreiche Vertreter politischer Ortsvereine aus SPD und CDU erschienen. Dabei durften wir uns über den Besuch der Dirminger CDU, der Wustweiler SPD, der Berschweiler SPD, der Humeser SPD und der Wiesbacher SPD freuen. Jeder einzelne Ehrengast war uns herzlich Willkommen.
Am meisten hat mich jedoch die Unterstützung der Dorfvereine und der zahlreichen Bürgerinnen und Bürger gefreut. Es ist beileibe nicht selbstverständlich, dass bei einem Jubiläum eines politischen Ortsverbandes die Dorfgemeinschaft zusammenrückt. Diese Tatsache hat mich sehr berührt und glücklich gemacht. Neben unserer Feuerwehr des Löschbezirkes Dirmingen überbrachten der TV Dirmingen, der SV Dirmingen, die Dirminger Landfrauen, der KKV und die Kolpingfamilie ihre Glückwünsche. Die Dirminger CDU stiftete wie bereits erwähnt die Präsente für die Ehrengäste. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir auf kommunalpolitischer Ebene einmal so nah Seite an Seite auf gleicher Augenhöhe respektvoll miteinander umgingen. Wenn es nach mit geht, wird sich das auch in naher Zukunft nicht ändern. Ich sehe nicht mehr ein, warum ich mit Menschen aus meinem Dorf böse streiten soll, nur weil sie ein anderes Parteibuch tragen. Ich gebe zu, dass ich am Ende einer Entwicklung angekommen bin. Noch vor einigen Jahren sah ich das ganz anderes und habe auch mal gerne ausgeteilt. Heute bin ich mir zu schade dafür um mit Freunden, Weggefährten und Landsleuten wegen einer politischen Meinungsverschiedenheit im Clinch zu liegen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Politische Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten sind das Fundament einer Demokratie. Wenn es um das Wohl unseres Heimatortes geht, bringt uns jede Meinung und jede faire Diskussion weiter voran. Ich glaube der Dirminger Ortsrat befindet sich hier auf einem guten Weg.
Welche Bedeutung der SPD-Ortsverein Dirmingen für die Kommunalpolitik in der Gemeinde Eppelborn und unserer Umgebung hat, machten zahlreiche politische „Schwergewichte“ in ihren Reden deutlich. Die Dirminger SPD gehört bis heute zu den mitgliederstärksten Verbänden im Illtal. Auch der politische Mitbewerber, allen voran der erste Beigeordnete Christian Ney, der zweite Beigeordnete Sebastian Michel und auch der MDL Alwin Theobald würdigten die kommunalpolitischen Verdienste der Dirminger SPD. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger fand in ihrer Ansprache wie immer das passende Wort und ließ es sich auch nicht nehmen, gemeinsam mit dem Vorsitzenden Stephan Brück und dem Bundestagsabgeordneten Christian Petry die Ehrungen durchzuführen.
Rudi Wohlfart wurde für seine 70-jährige Mitgliedschaft in der SPD ausgezeichnet. Auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Hans-Georg Wagner wurde für 65- jährige Mitgliedschaft geehrt. Jörg „Mano“ Bastuck wurde für 50-Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet und das Ehepaar Petra und Ralf Urmoneit für 25 Jahre ausgelobt. Der Vorsitzende Stephan Brück bekam für 20 Jahre Mitgliedschaft und Hans-Peter Hoffmann für 10 Jahre Mitgliedschaft eine Urkunde überreicht. Die Dirmingerin Nathalie Raber bekam als neues Mitglied aus den Händen der Ministerpräsidentin ihr Parteibuch ausgehändigt. Mein Freund und Stellvertreter Michael Polotzek bekam die Willy Brandt-Medaille der SPD überreicht. Mit dieser hohen ehrenvollen Auszeichnung würdigt die SPD verdiente Mitglieder nach Antrag durch ihren Ortsverein. Michael hat diese Auszeichnung längst verdient !
Geschichte trifft auf Zukunft oder vielmehr Vergangenes muss dem Neuem weichen. Damit aber Neues entstehen kann, benötigen wir gute Leute mit guten Ideen und Visionen. Wir denken an diejenigen die nicht mehr unter uns sein können und uns verlassen mussten. Was bringt die Zukunft? Fakt ist: Die Dirminger SPD steht ist gut aufgestellt und steht auf festen Beinen! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich so viele Mitglieder an diesem Fest aktiv beteiligen. Ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass so viele Bürgerinnen und Bürger der Einladung des Ortsvereins folgten. Wir sollten dankbar und mit viel Demut mit dieser Tatsache umgehen.
Nun sind die Töne verklungen und das große Fest beendet. Was bleibt von dieser berauschenden Jubiläumsfeier? Können wir neuen Schwung mitnehmen und wichtige Schlüsse daraus ziehen ? Wie steht es um die Dirminger SPD und was bringt die Zukunft? Ich glaube in einem Punkt unterscheidet sich die Dirminger SPD kaum von den anderen politischen Ortverbänden: Wir alle haben Schwierigkeiten Menschen für unsere Sache zu gewinnen oder zu begeistern. Wer möchte sich heute noch einem Ortsverein anschließen und Mitglied in einer Partei werden. In Zeiten großer Politikverdrossenheit und allgemeiner Frustration haben es Ortsvereine aller Farben schwer sich zu behaupten. Überall herrscht Ratlosigkeit und Resignation. Überall? Nicht ganz! In Dirmingen wurde unter dem Vorsitzenden Stephan Brück allein in den letzten zwei Jahren über 10 neue Mitglieder aufgenommen. Ist das nur Zufall oder gute bürgernahe Politik? Am Ende spielt es keine Rolle, warum ich mich für welche Farbe entschieden habe. Wichtig ist, dass ich mich entscheide und meine Stimme erhebe.
Was hat dieser Ortsverein in seiner 100-jährigen Geschichte nicht schon alles erlebt ? Hier die Geschichte des SPD Ortsvereins Dirmingen:
Im Frühjahr des Jahres 1922 wurde der SPD-Ortsverein Dirmingen im Gasthaus „Johne Saal“ gegründet. Das 100 Vereinsjubiläum des SPD-Ortsvereins Dirmingen gibt uns die Gelegenheit einmal auf die Entwicklung der Sozialdemokratie in Dirmingen zu blicken. Heute gehört die Dirminger SPD gehört zu den Mitgliederstärksten Gliederungen im Illtal. Der Verein blickt mit viel Stolz auf seine Entstehung und Geschichte zurück. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten die Bergleute: Valentin Brück, Peter Bock, Otto Guthörl, Wilhelm Heintz, Fritz Hell, Wilhelm Wagner und Willi Wagner.Der Verein begann in schwierigen Zeiten mit seiner kommunalpolitischen Aufbauarbeit. Im Jahre 1923 beteiligte sich der Ortsverein erstmals aktiv an den Kommunalwahlen, ohne dabei jedoch eine eigene Liste eingereicht zu haben. Zum ersten Ortsvereinsvorsitzenden wurde der Bergmann Peter Bock gewählt. Im Jahre 1927 wurde unter großer Unterstützung der Dirminger SPD eine Ortsgruppe der Arbeiterwohlfahrt gegründet. Am 22. Juni 1933 wurde die SPD und auch die freien Gewerkschaften in Deutschland von den Nazis verboten. Auch in Dirmingen wurden viele SPD-Mitglieder verfolgt oder diskriminiert. Zahlreiche Sozialdemokraten wurden in dieser Zeit deportiert, gefoltert oder getötet. Saarlandweit verloren fast 50 Sozialdemokraten ihr Leben. Eine politische organisierte Vereinsarbeit war zu Zeiten des Nationalsozialismus nicht möglich. Nach dem 2. Weltkrieg begannen die Dirminger Sozialdemokraten mit dem eigenen Wiederaufbau. Der Ortsverein wurde im Jahre 1946 unter dem neuen Namen SPS Ortsgruppe Dirmingen widergegründet. Der Dirminger Bergmann Wilhelm Heintz genannt „de Gerber“ wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Bergmann Valentin Brück führte von 1946 bis 1956 die SPS Gemeinderatsfraktion an. Im Jahre 1952 wurde Rudi Wohlfart zum neuen Vorsitzenden der SPS Ortsgruppe Dirmingen gewählt. Im Jahre 1956 löste sich die SPS im Saarland auf. Die Mitglieder gingen nach einem Beschluss auf einem außerordentlichen Landesparteitag allesamt über in die SPD. Zum ersten Vorsitzenden, nach der Namensänderung, wurde Richard Bratfisch bestimmt. Nach nur einem Jahr wurde im Jahre 1957 Karl Wagner zum Vorsitzenden gewählt. In den Jahren 1957 bis 1965 übernahm erneut Rudi Wohlfart als Vorsitzender die die Geschicke des Vereins. Am 30. Mai 1960 wurde mit Friedrich Schiffler zum ersten Mal ein Sozialdemokrat Bürgermeister von Dirmingen. Der Gruben Steiger Günter Klein übernahm von 1965 bis 1967 die Verantwortung als Ortsvereinsvorsitzender. Im Jahre 1967 wurde der spätere Ortvorsteher Gerhard Wagner im Gasthaus „Schuhhannesse“ zum neuen Mann an der Spitze der Dirminger SPD gewählt. Bereits zwei Jahre später im Jahre 1969 wurde der Polizeidirektor Heintz -Werner Heintz zu der neuen Vorsitzenden erkoren. Die ständigen Wechsel an der Vereinsspitze zeugen von einer unruhigen Zeit. Im September des Jahres 1972 wurde der Sozialdemokrat Hermann Bock neuer Bürgermeister von Dirmingen. Hans-Georg Wagner übernahm im Jahre 1970 die Position des Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Dirmingen. Hermann Bock blieb der letzte Bürgermeister der Gemeinde Dirmingen. Nach der Gebietsverwaltungsreform im Jahre 1974 wurde Dirmingen zu einem Gemeindebezirk in der Einheitsgemeinde Eppelborn. In diesem Jahr 1974 begann im SPD-Ortsverein die politische Laufbahn des ehemaligen Ortsvorstehers Rudi Hell. Neben Hans-Georg Wagner, der als erster Dirminger Sozialdemokrat als Abgeordneter in den Bundestag einzog, wurden die Geschicke unseres Ortsvereins in den 1970-er und 1980-er Jahren maßgeblich von Gerhard Wagner, Rudi Wohlfahrt, Rudi Hell und Ursula Wagner geprägt. Im Jahre 1975 wurde auf Initiative von Ursula Wagner die ASF Dirmingen gegründet. Mit dieser Gründung engagierten sich erstmals zahlreiche Frauen kommunalpolitisch in der SPD Dirmingen. Dem SPD-Ortsvorsteher Gerhard Wagner der seit 1979 im Amt war, folgte im Jahre 1997 Rudi Hell als Ortsvorsteher. Die 1990-er Jahre wurden maßgeblich geprägt von dem Vorsitzenden Michael Polotzek, dem späteren Ortsvorsteher Manfred Klein sowie engagierten Kommunalpolitikern wie Heinz-Georg Dinkuhn und Heinz Wagner. In dieser Zeit engagierte sich die Dirminger SPD verstärkt am Ortsgeschehen und an der Wiederbelebung der eigenen Dorfkultur. Im Jahre 2006 wurde Manfred Klein neuer Dirminger Ortsvorsteher. Im gleichen Jahr wurde Frank Klein zum neuen Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins gewählt. Die folgenden Jahre wurden von der hervorragenden kommunalpolitischen Arbeit des Ortsvorstehers Manfred Klein geprägt. Neben der Aufwertung der eigenen Dorfkultur mit Wiederbelebung der Kirmes, Einführung eines Weihnachtsmarktes oder Durchführung großer Dorffeste gehörte der Bau einer neuen Kindertagesstätte in Dirmingen zu den größten Erfolgen des regen Ortsvorstehers Manfred Klein. Im Jahre 2020 verstarb der Dirminger Ortsvorsteher nach schwerer Krankheit. Am 15. Mai 2020 wurde der Dirminger Frank Klein zum neuen Ortsvorsteher von Dirmingen gewählt. Der bisherige stellvertretende Vorsitzende Stephan Brück wurde zum neuen Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins gewählt.
Heute leistet die Dirminger SPD als stärkste Kraft im Ortsrat wertvolle kommunalpolitische Arbeit für unseren Heimatort Dirmingen. Bürgernähe, Fairness und ein gutes Miteinander zum politischen Mitbewerber spielen eine gewichtige Rolle.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag lieber SPD-Ortsverein Dirmingen. Natürlich durfte ich als Ortsvorsteher meine Glückwünsche überbringen und ein Fass Bier spendieren. Die Dirminger SPD ist meine politische Heimat. Seit Mitte der 1990-er Jahre bin ich Mitglied im SPD-Ortsverein Dirmingen. Im Jahr 2000 habe ich erstmals Vorstandsmitglied Verantwortung übernommen. Am Ende durfte 14 Jahre als Vorsitzender die Geschicke des Vereins leiten. Der SPD-Ortsverein Dirmingen ist meine politische Heimat. Obwohl ich beileibe nicht mit allem Einverstanden bin, was die SPD im Bund und Land auf den Weg bringt, bin ich gerne Teil des Ganzen.
Dem SPD Ortsverein Dirmingen möchte ich auch an dieser Stelle mein Lieblingszitat von Willy Brandt ans Herz legen:
„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“
Willy Brandt, 15. September 1992