Advent, Advent, die Hütte brennt !

Advent – Zeit der offenen Herzen, der Spendenbereitschaft, der Vorfreude, der Stille, Erwartung und inneren Einkehr. Das lateinische Wörtchen Advent heißt so viel wie Ankunft: Wir erwarten die Ankunft Gottes, der sich uns als kleines Kind in der Krippe zeigt.

Advent -Zeit des Aufruhrs, Hektik, Stress und der menschlichen Verrohung. Finden wir tatsächlich in dieser Zeit die Ruhe, die eigentliche Botschaft des Advents zu genießen?

Mit dem Beginn der Adventzeit sollten wir eigentlich schöne Traditionen verbinden: Adventskalender, Adventskranz, Weihnachtsgeschichten, selbstgebackene Plätzchen, Konzerte, Lichterketten, Weihnachtsmärkte natürlich auch Glühwein trinken.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Zwangspause finden endlich wieder unsere allseits beliebten Weihnachtsmärkte statt. Was gibt es Schöneres, als gemeinsam mit der Familie über den Markt schlendern, Glühwein schlürfen und die vielen vorweihnachtlichen kulinarischen Köstlichkeiten naschen. Man sollte davon ausgehen, dass jeder Familie ein Besuch auf einem Weihnachtsmarkt ihrer Wahl zusteht. Bleibt die Frage, ob sich noch viele Familien einen solchen Besuch leisten können.

Angesichts der steigenden Preisen von fast allem, was uns lieb und teuer ist, nimmt so manche Familie Abstand von einem Weihnachtsmarktbesuch. Ausgerechnet im Advent wird die Kluft zwischen dem noch vorhandenen Wohlstand und der sozial schwache Bevölkerungsschicht deutlich spürbar. Neulich besuchte ich mit einer befreundeten Familie einen der größten und schönsten Weihnachtsmärkte unseres Landes. Nachdem ich zwei Glühwein bestellt hatte, bekam ich die Rechnung von 11,- € inkl. Pfand vorgelegt. Jetzt noch zwei Bratwürste und der 20ziger ist futsch. Wer kann sich bei diesen Preise einen Weihnachtsmarktsbesuch mit seiner Familie leisten? Manch ein Familienvater wird sich viel lieber dazu entscheiden, den Heizungstank zu füllen, um der Familie eine warme Stube zu bieten.

Dabei ist die Wirtschaftskrise nur eines von vielen Problemen. Der Umgangston wird stündlich schlimmer und härter. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich! Ein Blick auf die Uhr: 5 Minuten vor 12! Der Hass regiert nicht nur im Netz sondern auch in unseren Straßen und Gassen. Was ist nur mit der Menschheit passiert? Ist wirklich immer nur der andere Schuld an meinem Dilemma? Der Wahnsinn kennt keine Grenzen.

Beim Anblick von Adventsmärkten, Schokolade und Plätzchen ist es kaum noch vorstellbar, dass der Advent mal eine Zeit des Fastens und der Buße war. Dahinter stand eine innerliche und äußerliche Vorbereitung auf die Geburt Jesu als zweithöchstem christlichem Fest. So manch einem Zeitgenossen könnte dieses uralte Ritual mit Sicherheit nicht schaden. Ich vermisse unsere Suche nach Ruhe, Gelassenheit und innerer Erwartung. Wie finden wir angesichts steigender Priese, wirtschaftlicher Probleme, Krieg, Terror und mangelnder Nächstenliebe überhaupt noch zu unserer inneren Ruhe und Einkehr?  

Ich persönlich liebe die Adventszeit. Die Kerzen, die Lichter, die Sterne, den Duft, das Gebäck und die vielen Weihnachtslieder. Der Advent und insbesondere Weihnachten werden begleitet von einem ganz besonderen Zauber. Da ist irgendwas, was möglich wäre! Da sind Vorfreude, Ungeduld, Herzlichkeit und eine gewisse Spannung in der Luft.

Der eigentliche Adventszauber geht jedoch mehr und mehr verloren. Umfragen ergeben, dass sich die Leute vielmehr über ein paar arbeitsfreie Tage freuen und der Ankunft Christi nur wenig abgewinnen können. Angesichts steigender Kirchenaustritte wird es sehr schwer diesen Trend zu stoppen. Das christliche Abendland sagt leise servus und wir schauen gleichgültig hinterher. Hauptsache zu Weihnachten ist die Kirche voll ! Natürlich hat die Kirche eine gewisse Verantwortung an dieser Entwicklung. Auf der anderen Seite sind wir alle in der Verantwortung unsere Werte und Traditionen aufrecht zu erhalten. Ein Land, das keine Bräuche pflegt, wird irgendwann in Vergessenheit geraten.

Advent – es herrscht Krieg, Hass, Terror und Gewalt. Wir verfallen der Depression und der Gleichgültigkeit. Längst geht es nicht mehr um die Botschaft Gottes oder eine besinnliche Adventszeit. Wir fallen von einer Krise in die Nächste. Der Pandemie folgte der Krieg und die menschliche Verrohung. Ein Blick in die sozialen Medien macht fassungslos! Das Netz bietet jedem die Möglichkeit seine Meinung kund zu tun. Nicht jeder kann mit dieser Macht des geschriebenen Wortes umgehen.

Die Rede ist von Dreckspack, scheiß Politikern, Volksverrätern oder korrupten Schweinen. Packt sie und zerhackt sie, hängt sie höher! Stellt die Politiker an die Wand und nehmt das Heft selbst in eure Hand. Letztens wollten irgendwelche Weltverbesserer den Bundestag übernehmen. Merke, irgendwann frisst jede Revolution ihre Kinder!

Niemand kann sich seinen Geburtsort aussuchen. Es ist ein Privileg in Europa geboren zu sein. Warum verweigern wir anderen ein sicheres Zuhause?

Eine gewisse Doppelmoral breitet sich aus im Land der Dichter und Denker. Mit dem Advent werden vielerorts Spendenmarathons ins Leben gerufen. Wir erkaufen uns ein gutes Gewissen und Spenden, was das Zeug hält. Mit welchem Recht lassen wir jedoch zu, dass an der Grenze zwischen Belarus und Polen Familien und kleine Kinder bei minusgraden auf dem kalten Boden übernachten müssen. Mit welchem Recht lassen wir im Mittelmeer Menschen ertrinken und wiegen uns selbst in Sicherheit? Ist das unser Verständnis von Nächstenliebe?

Ich muss raus! Der Kopf brummt. Ich habe genug von Mussgunst, Neid, Hass und Egoismus. Ich laufe durch unsere Straßen und lasse mir den Wind um die Ohren wehen. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Machen wir genug? Geben wir uns genug Mühe um den anderen zu verstehen?

Auf der Straße begegnet mir der Nikolaus.

„Na, guter alter Nikolaus. Du siehst müde aus“

„Ja, es war ein langer Weg“.

„Du wirkst nachdenklich, was bedrückt dich, heiliger Mann.“

„Weißt du mein Sohn, auf meinem Weg habe ich die Kinder nach der Adventsbotschaft gefragt. Viele Kinder wissen nicht auf wessen Ankunft wir im Advent warten. Wenn ich sie frage, was wir zu Weihnachten feiern, bekomme ich nur selten die richtige Antwort. Die meisten warten auf den Weihnachtsmann, Geschenke, schulfreie Zeit oder ein großartiges Fernsehprogramm. Auf unseren Herren warten die wenigsten.“

Nachdenklich zieht der heilige Mann seinen Weg und lässt mich nachdenklich zurück ! Wo ist mein Adventsgefühl geblieben ? Advent, Advent die Hütte brennt.

Besseres kann kein Volk vererben, als ererbten Väterbrauch. Wo des Landes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Blüte auch. (Volksgut)

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