Dirmingens schwarzer „Weißer Sonntag“ – Erinnerung an ein schreckliches Verbrechen
Mit diesem Blogeintrag möchte ich an eines der dunkelsten Kapiteln unseres Heimatdorfes erinnern. Viele Wochen habe ich überlegt, ob ich über dieses schreckliche Ereignis berichten möchte oder es lieber bleiben lassen sollte. Dabei findet man auf diversen Plattformen im Netz genügend Infos über dieses Verbrechen. Nach reiflichen Überlegungen kam ich zu dem Schluss, dass eine Seite die sich mit Dirmingen beschäftigt auch über ein solch schreckliches Verbrechen berichten sollte. Ich werde jedoch, im Gegensatz zu anderen Quellen im Internet, auf Details verzichten und mich auf das Wesentliche und die damaligen Zeitungsberichte konzentrieren. Wir sollten die Erinnerung an diesen verhängnisvollen schwarzen „Weißen Sonntag“ in Dirmingen bewahren.
Wir schreiben das Jahr 2023. Wenn wir das Fernsehen anschalten werden wir täglich mit schrecklichen Nachrichten und Berichterstattungen konfrontiert. Das alles ist jedoch weit weg und geschieht nicht vor unserer Haustür. Umso schlimmer ist es, wenn tatsächlich einmal etwas unvorhersehbar, schreckliches wie der Mord an der Dirmingerin Brunhilde Meyer im Jahre 1957 passiert. Wie geht man in einer dörflichen Gemeinschaft mit einer solchen fürchterlichen Tat um und wie verarbeitet man solche Geschehnisse ? Letztendlich war auch das Verbrechen an Brunhilde Meyer ein Stück Dirminger Geschichte.
Am „Weißen Sonntag“ 1957 geschah eines der schrecklichsten Verbrechen in der Geschichte unseres Dorfes. Der Mord an der Dirmingerin Brunhilde Meyer gehört bis heute zu den schwärzesten Kapiteln unseres Heimatortes.
Die Saarbrücker Zeitung berichtete am 29.April 1957:
„Zwanzigjähriges Mädchen in Dirmingen ermordet.
Schwarzer „Weißer Sonntag“ für die Gemeinde Dirmingen
Brunhilde Meyer, geboren am 7. Juni 1937, wurde am Nachmittag des vergangenen Samstags unweit ihres Elternhauses in Dirmingen von einem noch unbekannten Täter ermordet. Nach einer fieberhaften Suchaktion, an der sich die Dorfgemeinschaft und die Freiwillige Feuerwehr beteiligten, und die vom Einbruch der Dunkelheit des Samstagabends bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags andauerte, wurde das bedauernswerte Opfer der Gewalttat in einem Unterholz unweit des Ehrenmals tot aufgefunden. Das ist der nüchterne Tatbestand, der die Gemeinde Dirmingen am „Weißen Sonntag“ erschütterte.
Das auffallend hübsche, groß gewachsene Mädchen, das ich im Dorfe eines guten Rufes erfreute, war wie üblich am Samstagmorgen zu Ihrer Arbeitsstelle, in einer Baumschule gegangen und hatte auch dort Ihre Arbeit aufgenommen. Dort soll sie von 13.00 Uhr an allein gearbeitet haben und sollte gegen 17.00 Uhr nach Hause zurückkehren. Als sie aber mit, Einbruch der Dunkelheit noch nicht wieder heimgekehrt war, wurde eine allgemeine Suchaktion eingeleitet, an der sich die ganze Dorfgemeinschaft beteiligte. Unter Ihnen auch der Vater Brunhildes, seines -Zeichens Polizeimeister. Die Freiwillige Feuerwehr setzte Lautsprecher ein, aber die Suche verlief bis in die frühen Morgenstunden ergebnislos. Gegen 7.30 Uhr früh wurde das Mädchen dann gefunden. Die Kleider der Unglücklichen lagen etwa 200 Meter vom Tatort, an einem Hauptweg, während die nackte Leiche mit Würgemerkmalen in einem dichten Unterholz aufgefunden wurde. Inzwischen haben die Ermittlungen der Landeskriminalpolizei – Mordkommission – eingesetzt, die zurzeit noch andauern. Die furchtbare Tat hat in der ruhigen Gemeinde begreifliche Erregung ausgelöst. Brunhilde Meyer entstammt geordneten und guten Verhältnissen, genoss einen guten Ruf in der Gemeinde und ging einer geordneten Arbeit nach. Die Tat selbst geschah nicht allzu weit vorn elterlichen Haus, in dem Brunhilde als eines von sechs Kindern eines angesehenen Polizeibeamten mit ihren Eltern lebte. Das scheußliche Verbrechen wurde nach Ansicht des Arztes etwa gegen 17 Uhr verübt, also am hellen Tage. Der Tatort selbstliegt etwa 80 Meter von einem vielbegangenen Feldweg, und nur etwa 20 Meter von einem dort abzweigenden Pfad, im Unterholz. Die Kleider hat der Täter auf dem vorgenannten Feldweg abgelegt, und zwar vermutlich aus Verdunkelungsgründen.
Die Beamten der Mordkommission, die unter der Leitung von Kriminalrat Lamy schon mehrere Gewaltverbrechen in kürzester Zeit aufgeklärt und den Täter überführt haben, arbeiten zur Zeit fieberhaft an den Ermittlungen, und die Bevölkerung von Dirmingen setzt ihr ganzes Vertrauen in die Erfahrung der Kriminalpolizei. Es war ein schwarzer „weißer“ Sonntag für die Gemeinde Dirmingen, und das scheußliche Verbrechen lag wie ein Schatten auf der Festtagsfreude. Umso mehr wünschen die Bürger der Gemeinde, dass der ruchlose Täter schnell seiner gerechten Strafe zugeführt werden wird. Die Kriminalpolizei hat übrigens bewährte und sichere Spürhunde eingesetzt.“
Die Saarbrücker Zeitung berichtet am 30. April 1957:
„Dirminger Mörder bereits gefasst
19jähriger aus Eppelborn der Täter – Nach der Tat das Kino besucht
Am Samstag, dem 27. April. wurde die 19jährige Brunhilde Meyer, die als Waldarbeiterin im Staatsforst bei Dirmingen bis 16.30 Uhr zu arbeiten hatte, von dem aufsichtsführenden Forstbeamten des Forstamts Lebach vermisst. Brunhilde Meyer sollte etwa um 17 Uhr, zu Hause sein. Der Forstaufseher hatte sie zum letzten Male bei der Auftragserteilung um 13.30 Uhr im sogenannten Pflanzgarten gesehen. Von der Mutter und, dem Bruder der Vermissten konnte die von letzterer mitgeführte Einkaufstasche, ihre Schürze, Jacke und ein Eimer am Straßenrand des Hierscheider Wegs – des Heimwegs des Mädchen – gefunden werden. Die am Samstagabend eingeleitete und mit Unterstützung der Feuerwehr und der Bevölkerung durchgeführte Suchaktion verlief erfolglos.
Die am Sonntag, dem 28. April. wieder aufgenommenen Suchmaßnahmen führten etwa um 7.30 Uhr zur Auffindung der Leiche der Vermisstem. Die Leiche war mit Ihren zerrissenen Kleidern zugedeckt. Der Fundort befindet sich südlich der Wegegabelung Dirmingen-Eppelborn und Dirmingen-Hierscheid, 25 Meter von der dort verlegten Gasleitung Inmitten eines dichten, schwer zugänglichen Gestrüpps. Die von der Staatsanwaltschaft und der Mordkommission des Landeskriminalamts Saarland unverzüglich aufgenommenen Ermittlungen führten – nach Auswertung verschiedener Spuren im Laufe des Sonntags – am Montagvormittag zur Festnahme des Täters. Es handelt sich um einen 19jährigen jungen Mann aus Eppelborn, der seit dem 25. März 1957 aus eigenem Verschulden arbeitslos Ist. Er hatte während eines planlosen Spazierganges am frühen Samstagnachmittag im Pflanzgarten das Mädchen arbeiten sehen. Etwa gegen 17 Uhr begegnete er ihm nach weiteren Umherstreifen auf dessen Heimweg an dem späteren Fundort Ihrer Tasche, bzw. Ihrer Jacke. Er sprang das Mädchen von hinten an und riss es seitlich In das Gebüsch am Wegesrand. Dort entwendete er der am Boden Liegenden die Armbanduhr. Da er fürchtete, dass das Mädchen ihn erkannt hätte und Ihn anzeigen könnte, entschloss er sich, es umzubringen. Er zwang es, etwa 120 bis 150 Meter den einsam gelegenen, mit dichtem Gebüsch bewachsenen Berghang hinaufzugehen. Am späteren Fundort der Leiche sprang er das Mädchen an – offensichtlich für es überraschend – und riss es nieder. Er erwürgte es und verging sich an ihm. Nach der Tat begab er sich nach Dirmingen, besuchte das Kino und kehrte um Mitternacht nach Hause zurück.Die Arbeiten der Kriminalpolizei wurden wesentlich durch die tatkräftige Mithilfe der örtlichen Gendarmerie, der Gemeindebehörden, der Feuerwehr und der Bevölkerung unterstützt“.
Brunhilde Meyer war die Schwester der ehemaligen Gastronomin „Tilly“ Vogel aus dem Gasthaus Vogel. Während ihrer Arbeit zur Aufforstung unseres Waldes wurde Sie Opfer dieses unsäglichen Verbrechens. Der Täter war der letzte Inhaftierte, der im Gefängnis Tholey seine Strafe verbüßte. Wir sollten auch über 60 Jahren nach ihrem schrecklichen Tot die Erinnerung an Brunhilde Meyer bewahren. Genau deshalb hatte ich mich entschlossen, diesen Bericht zu veröffentlichen.