Auf den Spuren der ersten echten „Derminga“- Von Kelten, Römern und Germanen im „Derminga Tal“

Wer sind wir? Woher kommen wir? Wer war vor uns an diesem Ort? Irgendwann beschäftigt sich wohl jeder in seinem Leben mit diesen Fragen. Wenn man sich mit dem Thema Heimatkunde auseinandersetzt, landet man irgendwann unwillkürlich in einer Zeit, in der noch keine Bilder oder Schriften existierten. Schon allein die Tatsache, dass durch unser Tal seit vielen Jahrtausenden Wasser fließt, lässt darauf schließen, dass sich Menschen schon vor Christi Geburt an Ill und Alsbach niederließen. Im Jahre 1938 wurde eine Erdhügelkette auf der Höhe des Berschweiler Bastberges untersucht. Die Einheimischen nennen diese Hügel bis heute „Dauwenhüwwel“. Die Forscher kamen damals zu der Erkenntnis, dass es sich bei den Erdkuppeln um frühkeltische Erdhügelsippengräber handelt. Ähnliche, weitaus kleinere Gräber, wurden in Urexweiler, Marpingen, Wustweiler und auch in Dirmingen auf der Flur „Remmesteich“ gefunden. Es sprechen also viele Indizien dafür, dass bereits die Kelten vor Christi Geburt in unserem Tal lebten. Aufgrund ihres Opferkultes suchten die Kelten die Nähe zu Eichenhainen und Quellen. Nachweisbare Opfer -und Kultstätten wurden im „Kaselswald“, in der Nähe des Frankenbachs und auch auf dem heutigen Rotenberg gefunden. Einer der bedeutendsten Funde unserer Region ist das keltische Fürstengrab in Theley und der “Keltenstein” (“Klapperstorchstein”) am Schaumberg. Auch die ILL, die durch unser Tal fließt, trägt einen keltischen Namen. Der Name ILL; kommt von keltisch „ilara“ was so viel bedeutet wie „eilig“ also die „Eilige“. Der Kaselswald in Dirmingen hat seinen Namen von der keltischen „Kasne“ was so viel wie „Eiche“ bedeutet. Der Kasholzwald ist also nichts anderes wie ein Eichenwald.

Bis heute beschäftigt sich die Wissenschaft mit dem Leben der Kelten, Römer und Germanen. Die in unserer Gegend vorherrschenden keltischen Stämme der Treverer und Mediomatriker waren ein keltisch-germanisches Mischvolk, dass in der vorchristlichen Zeit aus den verschiedenen Stämmen der eisenzeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur entstand. In unserem Tal lebten vermutlich verschiedene Sippenverbände, die sich aus verschiedenen germanisch-keltischen Familien zusammensetzten. Einfache Menschen, die vom Ackerbau lebten und ein größeres Oppidum in der Nähe zugeordnet wurden. Dieses Oppidum könnte auch der Ringwall in Otzenhausen oder eine andere größere Festung gewesen sein. Die Region, in der sich heute unser Heimatort befindet, dürfte Grenzgebiet zwischen den keltischen Stämmen der Mediomatriker und der Treverer gewesen sein. Obwohl unsere Nähe zum keltischen Ringwall in Otzenhausen auf eine Besiedlung des Stamms der Treverer hindeutet, dürften in unserem Tal überwiegend die Mediomatriker gelebt haben. Die keltische Gruppe der Belgen bewohnten das Gebiet zwischen Marne und Seine bis zum Rhein und der zu ihnen gehörende Stamm der Mediomatriker bewohnte speziell unsere Region. Bekannte Städte wie z.b Saarbrücken, Homburg oder Neunkirchen entstanden aus den Siedlungen der Mediomatriker.

Die Römer gründeten in ihrem Imperium einzelne Regionen, die den jeweiligen Bevölkerungsgruppen zugeordnet wurden. Die in unserer Gegend ansässigen Kelten wurden nachweislich der galloromanischen Stadt Metz unterstellt. Auch diese Tatsache spricht dafür, dass in unserem Tal Sippenverbände vom Stamm der Mediomatriker lebten. Während sich die heutige Stadt Metz auf den keltischen Stamm der Mediomatriker, dem Divodorum Metz beruft, entstand das Augusta Treverorum, die heutige Stadt Trier, aus dem Stamm der Treverer. Das heutige Saargebiet gehörte vor der römischen Eroberung zu Gallien in der Provinz Gallia Belgica. Nach der Völkerwanderung und der damit verbundenen germanischen Landübernahme herrschten die der germanische Stamm der Franken über unser Tal. Die Dirminger Frankenbach dürfte ihren Namen von einem dortigen Siedlungsgebiet erhalten haben.

Ringwall in Otzenhausen

Im Laufe der Jahrzehnte konnten eine Vielzahl von Siedlungsplätzen aus der gallorömischen Zeit nachgewiesen werden. In Dirmingen wurde man im Flurbereich „Düsters“, “Kaselswald” und “Scheuerchen” sowie in der Flur “Wallfahrtskopf” fündig. Auch in Eppelborn am “Klingefloss”, in der “Subach” oder am Hierscheider “Wackenberg” haben Wissenschaftler wichtige Indizien gefunden. Heute ist man sich sicher, dass in der Römerzeit im Bereich der heutigen Gemeinde Eppelborn bis zu 1000 Menschen gelebt haben dürften. Archäologisch nachgewiesen sind acht römische Landhäuser, sogenannte “Villa rustica”, auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Eppelborn. Dazu gehören die Villen „Düsters“, Frankenbach und Frankenbacher Hof in Dirmingen, die Villa “Steinhaus” in Habach, die Villa Macherbach, die Villa “Wallenborn” Wiesbach und die Villa “Hahnwald”. Eine „Villa Rustica“ nannte man damals ein römisches Landhaus oder ein Landgut. Die Villa war Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebs und bestand neben dem Hauptgebäude aus einem Wirtschafts- und Nebengebäude, die meistens innerhalb eines ummauerten Hofes standen. Nur bei der Villa “Düsters” in Dirmingen, an der Grenze zu Wustweiler, konnten die Grundmauern vollständig freigelegt und der genaue Baustil ermittelt werden. Es konnte eine stattliche Villa von 31 x 28 m. mit Badeanlage und beheizten Wohnraum rekonstruiert werden. Die Dirminger „Villa Rustica“ wurde nachweislich zu Beginn des 2. Jahrhunderts erbaut und wurde bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts bewohnt. Die Villa war unterkellert und verfügte über ein Kalt- und Warmwasserbad. Eine nordwestliche, oberhalb der Villa, entsprungene Quelle diente der Wasserversorgung.

Bis heute konnte die Wissenschaft im gesamten Saargegend mehr als 100.000 Exponate aus den vor- und frühgeschichtlichen Epochen, dem Mittelalter und der frühen Neuzeit zusammengetragen. Wertvolle Bodendenkmäler und Bodenschätze aus unserer Heimatregion spielte dabei immer wieder eine gewichtige Rolle. Wie bereits erwähnt, fand man schon vor dem zweiten Weltkrieg zwischen Dirmingen, Wustweiler, Urexweiler, Tholey und Berschweiler wertvolle Exponate aus der keltischen und galloromanischen Zeit Epoche. In den 1930-er Jahren beschäftigten sich die Nationalsozilisten verstärkt mit der Suche nach germanischen Bodenschätzen. Einige der Funde stammen aus der Zeit 5000 – 800 vor Christi Geburt. Etliche Funde, wie zum Beispiel Steinbeile oder Scharber, bestehend aus Diorit (Hartstein) sind im Saarlandmuseum untergebracht. Der größte Teil der in Dirmingen gefundenen Exponate wird der römischen Zeit zugeordnet.

Bildquelle: Eppelborner Heimatheft Nr.17 Nov. 2015 – Steinbeil gefunden 2015 an der Steinrausche

Vieles deutet darauf hin, dass sich schon sehr früh Menschen am Zusammenfluss der Ill und Alsbach niederließen. Im Jahre 2015 fand Michael Riem an der Steinrausche eine ca. 4000 Jahre alte Steinbeilklinge. Das Relikt wurde von den zuständigen Behörden auf seine Echtheit geprüft. Dabei wurde bestätigt, dass dieses Exponat aus der Jungsteinszeit stammt. Die Steinbeilklinge gilt bis heute als eines den ältesten gefundenen Exponaten auf der Gemarkung der Gemeinde Eppelborn. Es lohnt sich also weiterhin die Augen offen zu halten. Wir leben in einer spannenden und interessanten Gegend.