Bloß nicht zum Lachen in den Keller – Warum mir jetzt graad se lääds Faasend feiere sollte !
Endlich ist es so weit: am 11.11.23 um 11:11 Uhr begann für die vielen Narren dieser Republik die schöne 5. Jahreszeit. Eine sicherlich spannende, schöne, aber auch arbeitsreiche und stressige Session liegt vor den zahlreichen Karnevalisten in den Vereinen dieses Landes. Bis zum Höhepunkt der Session am Rosenmontag wartet noch viel Arbeit auf die Akteure in den verschiedenen Karnevalsvereinen. Schon seit August befinden sich Tänzerinnen und Tänzer, Gardemädchen und Büttenredner in der heißen Vorbereitungsphase. Bereits Ende Januar 2024 findet in Dirmingen die erste Kappensitzung statt. Fastnacht wird in diesem Jahr sehr früh gefeiert. Bis dahin müssen die Reden, Showtänze und Hebefiguren sitzen.
Erinnerungen an die letzte Session werden geweckt und Pläne geschmiedet. Was müssen wir in diesem Jahr ändern und wie können wir unsere karnevalistische Arbeit aufwerten. Da ist so viel zu tun. Bis hin zu den ersten Auftritten mit Marsch- und Showtanz ist es nicht mehr lange hin. Die Nervosität steigt von Woche zu Woche. Am härtesten trifft es unsere Garde. Die Mädels haben nie richtig Pause. Nach der Session ist vor der Session. Während andere Akteure ihre wohl verdiente Pause genießen, geht es bei den Garden schon im Sommer wieder voll zur Sache! Jetzt ist die Zeit für alle Marsch und Showtänze. Das Thema und die Musik müssen ausgesucht und die ersten Schritte einstudiert werden. Andere wiederum haben viel Arbeit mit der Organisation der Kappensitzungen. Das Sicherheitskonzept muss eingereicht und Personalplanungen und erste Programmnotizen müssen auf den Weg gebracht werden.
Es ist wie es ist: Fußballer und Handballer spielen mit dem Ball und Karnevalsvereine feiern Fastnacht. Die Aufgabe unseres KKV Dirmingen liegt also darin, die fünfte Jahreszeit so gut wie möglich zu organisieren, damit der Rest des Dorfes das ganze genießen und feiern kann. Dabei kann ausgerechnet der Karneval eine ernste, anstrengende und arbeitsreiche Sache sein. Wenn es um das Detail geht, verstehen selbst eingefleischte Karnevalisten keinen Spaß. Das Publikum muss begeistert und die Show muss ein Erfolg werden. Die „Faasend“ lässt sich eben nicht wie ein Fußball oder Handballspiel verlegen. Karnevalisten müssen auf den Punkt gut vorbetreitet sein. In der Regel funktioniert das auch mehr oder weniger gut. Wichtig ist, dass das Publikum nichts von Problemen oder Fehlern mitbekommt. Wobei, der ein oder andere Fehler auch mal ganz sympathisch und authentisch sein kann. Wir sind alle keine Profis. Dennoch steigt bei vielen Akteuren von Jahr zu Jahr der eigene Anspruch.
Am 11. November habe ich in der Zeitung gelesen, dass der Kölner Karnevalspräsidenten Christoph Kuckelkorn das Feiern der Fastnacht in Krisensituationen verteidigt: «Wir erleben immer wieder, dass gerade in schwierigen Zeiten das Bedürfnis nach Karneval-Feiern bei den Menschen sehr groß ist», sagte Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur. « Gemeinsam mit Freunden und Familie Brauchtum zu leben, tut gut, nachdem die Krisen der letzten Jahre sehr belastend sind und waren. Übrigens schließen sich Feiern und Solidarität zeigen auch nicht aus.» Hau, weißer Mann hat gut gesprochen gesprochen ! Genau darin liegt ein wichtiger Punkt. Es mag vielleicht etwas weit hergeholt sein, aber schon im Mittelalter haben Gaukler und Narren auf ihre Art und Weise die Politik und das Weltgeschehen aufs Korn genommen. Auch wenn dem ein oder anderen aktuell so gar nicht nach Feiern zu Mute ist, könnte der Karneval den Menschen eine Stütze sein. Lachen ist gut und richtig!
Sicherlich lässt sich darüber diskutieren, ob man sich lachend auf dem Rücken wälzen sollte, während anderswo Menschen sterben. Auf der anderen Seite nutzt es den Menschen in Gaza oder der Ukraine wenig, wenn wir hier auf die Fastnacht verzichten. Unsere eigene Kultur geht ohnehin Stück für Stück den Bach herunter. Putin würde ein Fastnachtsverzicht nur wenig interessieren. Vielmehr stellt sich mir die Frage, ob eine Absage der Fastnacht aus kriegsbedingten Gründen, die ohnehin schon angeschlagene Bevölkerung nicht vollkommen in eine kollektive Depression stürzen würde. Nein, ein solidarischer Verzicht auf das närrische Treiben würde diesem Land, in diesen Zeiten, nicht guttun. Vielmehr sollten Karnevalisten ihr Talent und ihre scharfe Zunge nutzen, um einmal mehr wachzurütteln. Ich erinnere mich an eine engagierte Büttenrede bei der TV-Sitzung „Mainz bleibt Mainz“, in der „Obermessdiener“ Andreas Schmitt eine wahre Glanzleistung vollbrachte und mit seiner Brandrede der Bevölkerung aus der Seele redete.
„Faasend“ ist eine erste Sache. Jetzt ist die Zeit! Etliche Trainingsstunden, Schweiß, Verzweiflung, Hoffnung und auch ab und zu eine Träne werden am Ende durch den Applaus des närrischen Publikums vergoldet. Ich bin überzeugt davon, dass unser KKV Dirmingen auch in diesem Jahr eine großartige Session durchleben wird. Dabei gibt es ein neues Highlight zu verkünden. Erstmals wird unser KKV Dirmingen eine Fastnachtsveranstaltung für Kinder anbieten. Viele kluge Köpfe, überwiegend weiblicher Natur, haben sich so einiges für die Kids einfallen lassen. Genau das braucht ein Verein. Innovation, Inspiration und Einfallsreichtum.
„Faasend“ hat viel mit Heimat, Dorfkultur und dem eigenen Dialekt zu tun. Die „Faasend“ kann uns allen helfen diese am Ende doch schweren Zeiten einigermaßen glimpflich zu überstehen. Wer nie lacht und sich auch nie über Dinge freuen kann, wird irgendwann erkranken. Lasst uns nicht zum Lachen in den Keller gehen. Der Mensch braucht Abwechslung, Spaß und Unterhaltung. Genau dafür steht diese wunderbare 5. Jahreszeit. Ich wünsche allen „Faasebooze“ eine wunderschöne, unbeschwerte Session. Hoppla Hopp !