Wo ist mein Weihnachtsgefühl geblieben ? – Auf der eigenen Suche nach Weihnachten – Wünsche frohe Festtage !

Vom Weihnachtsgefühl bin ich so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Wo ist sie geblieben, diese zarte und altvertraute Vorfreude auf das Fest. Wo habe ich sie nochmal versteckt? Liegt sie irgendwo auf dem Speicher verpackt in Säcken oder in einer alten Truhe? Habe ich das Gefühl vielleicht irgendwo in einer Schublade verlegt und finde es nicht wieder? Was ist in diesem Jahr los mit mir? So sehr ich mich auch bemühe ich komme nicht an und finde auch keine Ruhe. Keine Spur von Weihnachtsfreude, geschweige denn einem kleinen persönlichen Weihnachtswunder. Dabei habe ich mich schon im Herbst auf Weihnachten gefreut. Pünktlich mit dem ersten Advent machte ich mich auf die Suche nach diesem vertrauten Gefühl. Weihnachten ist wie Nachhause kommen, wie ein langer Kuss nach schweren Zeiten oder ein kühles Wasser nach Wochen in der Wüste. Klingt kitschig, ist aber so!

Ich kann machen, was ich will, ich komme dieses Jahr nicht in Fahrt. Dabei habe ich alles versucht. Ich stürze von einem Weihnachtsmarkt in den nächsten, stopfe fleißig Lebkuchen und Plätzchen in mich hinein und trinke bereits seit St. Martin fleißig Glühwein. Nutzt alles nichts! Es soll nicht sein. In meiner Not greife ich zum äußersten und lasse „Last Christmas“ und „Do They Know It’s Christmas?“ laufen. Keine Chance! Dabei liegt in der Musik tatsächlich ein gewisser Zauber. Gibt es vielleicht doch noch Hoffnung für mich? Ich lasse Alexa alle möglichen Weihnachtshits rauf und runter spielen. Ab und zu werde ich sentimental und nachdenklich, mehr passiert aber leider nicht.

„Have yout self a merry littel Christmas“ würde ich ja gerne, geht aber nicht. „Let it snow“, ja Pustekuchen. Liegt es vielleicht am Wetter? Wann hatten wir zuletzt weiße Weihnachten? Wird es überhaupt irgendwann wieder weiße Weihnacht geben? Dabei träume auch ich immer wieder von „White Christmas“. Ich lasse alle englischen Weihnachtsklassiker in der Dauerschleife spielen und nippe an meinem Adventstee. Leider ist auch das kein Heilmittel. Na gut, dann müssen es der gute Rolf Zuckowski oder die Swinger Tom Gaebel oder Michael Buble richten. Irgendwie muss ich doch in Stimmung kommen. Als letzter Joker greife ich zum großen Orchester, dass Weihnachtsoratorium von Bach wird es wohl schaffen mich mitzunehmen. Ich stecke ein Plätzchen in den Mund und lasse mich inspirieren. Leider bleibt auch diese Maßnahme ohne großen Erfolg. Egal was ich mache oder auflegen, von Udo Jürgens, Rolf Zuckowski bis hin zu Peter Alexander. Ich spüre nichts! Überhaupt nichts, Nada !

Ist es ein Wunder ? Was ist das für ein Land und was für eine Zeit. Krieg Terror, Klimawandel, Korruption, Neid , Hass und Wut verändern unsere Welt. Wie soll man in diesen Zeiten an Weihnachten denken. Auf meiner Suche nach Weihnachten stolpere ich durch einen stressigen und nassen Advent. Von Besinnlichkeit und inneren Ruhe keine Spur. Termine, Termine, Termine: Sitzungen, Gratulationen, Abschlussfeier, Weihnachtsbaumaktion, ein Selfie hier ein Selfie dort. Keine Zeit zum Gespräch oder zur Besinnlichkeit. Irgendwas habe ich auf meinem Weg übersehen oder vergessen.

Der Glaube muss mich retten. Wobei kann uns der Glaube überhaupt retten? Viele Menschen sehen das anders. Die Zahl der Kirchenaustritte ist auf einem weiteren Höchstwert. Haben die Menschen ihren Glauben verloren oder brauchen Sie für ihren Glauben keine Kirche? Ich nehme die Bibel in die Hand und lesen die Weihnachtsgeschichte. Ich wechsle den Modus und setze nun auf christliche Weihnachtslieder : „Lobt Gott ihr Christen“, „O du Fröhliche“, „Gloria“, „O Tannenbaum“ oder „Maria durch ein Dornwald ging“, ja sogar das Ave Maria lasse ich spielen, aber nein, es regt sich nichts. Ich glaube ich gebe es auf, es soll in diesem Jahr nicht sein. Ich lehne mich zurück und bitte die liebe Alexa „Christmas Lullabye“ von John Rutter zu spielen. Schön, wunderbarer Chorgesang. Aber, wieder nix !

Während wir feiern liegen andere verwundet an der Front, sitzen alleine und einsam Zuhause oder haben gerade einen geliebten Menschen verloren. Kann man so einfach den Schalter auf Weihnachten umlegen und losfeiern. Wie geht das ? Knopf an, grinsen ins Gesicht und los geht’s ?!? Nein! Man kann es nicht erzwingen. Ich konzentriere mich auf musikalische Heimatklänge, höre Perlregen und lege anschließend Zimtklänge auf. Jetzt aber ! Das muss doch passen ! Dass Zimtklänge Konzert in diesem Jahr war wieder Weltklasse. Schon bei den ersten Tönen beginne ich mit zu wippen und zu summen. Na, da regt sich doch noch etwas. Es gibt neue Hoffnung. Bei dem Johannes Oerding Klassiker „Ich komm nachhause zu euch“, gesungen vom guten Sven werde ich melancholisch. Aha, ich bin auf dem richtigen Weg. Jetzt packe ich die Geheimwaffe aus: AVA meine Töchter und die liebe Aileen werden es bestimmt richten: Ich klicke ihr Video auf Youtube an und lausche den Tönen von „Silber und Gold“. Komisch, von den Mädels gesungen wird der alte Zuckowski Klassiker gleich noch mal ein Stück schöner. Ich schöpfe neue Hoffnung. Das könnte was werden. Ist mein Weihnachten doch noch zu retten? In meiner Verzweiflung begebe ich mich in die Küche und backe Plätzchen.

Ich schalte das Radio an. Mein Fehler ! Nachrichten hören sollte man aktuell tunlichst vermeiden. Irgendein Wahnsinniger hat in Prag 14 Menschenleben ausgelöscht. Wo liegt da der Sinn? Warum lässt Gott das zu? Ich frage mich, ob wir wirklich für alle Entscheidungen Gott brauchen. Der „liebe Gott“ wird in unserer Zeit leider viel zu oft gebraucht. Zeit eine Kerze anzuzünden. Ein Geschenk der katholischen Pfarreiengemeinschaft Eppelborn- Dirmingen. Ich lese die Aufschrift „Aufbruch“ und komme ins Grübeln. Ja, Aufbruch und Veränderungen sind immer gut und erstrebenswert. Nur wohin sollen wir Aufbrechen ? In eine neue bessere Zeit ? Das gelingt nicht vor der eigenen Haustür. Dafür muss die Welt zusammenrücken. Davon sind die Menschen auf diesem Planeten soweit entfernt wie ich von einem Weihnachtsgefühl. Dabei kann bekanntlich Großes im Kleinen entstehen.

Alexa muss wieder herhalten. „Driving home für Chtristmas“, Ja, dass ist gut ! Ich schwelge in Erinnerungen und erinnere mich an meine Kinderzeit. Weihnachten bei dem Klein’s, auf der Hohl, in meinem Elternhaus. Nicht immer sehr harmonisch, dafür aber immer hochemotional. Vielleicht bin ich zu alt für Weihnachten? Vielleicht habe ich einfach verlernt zu Glauben wie ein Kind. Irgendwie geht es mir wie dem Jungen im Polarexpress. Traurig, oder? Weihnachten. Fest der Liebe, Familie und des Friedens. Überall auf dieser Erde feiern Christen die Menschwerdung Jesu Christi. Auf der anderen Seite Probleme ohne Ende: Krieg, Terror, Klimawandel und Wirtschaftskrise. Wie soll man so in Weihnachtsstimmung geraten? Ich glaube ich gebe es auf undlasse es einfach vorübergehen.

Alexa gibt alles ! Rolf Zuckowski singt „ Auf der Suche nach Weihnachten“ und „Insel der Stille“. Der gute Rolf Zuckowski ist schon so ein richtiger Weihnachtsheld oder ? Generationen sind mit den Weihnachtshits des alten Weihnachts-Romantikers aufgewachsen. Weihnachten ohne „Weihnachtsbäckerei“ oder „Kling Glöckchen“ geht ja wohl gar nicht, oder ? Irgendwann ist es aber auch mal gut und ich fordere meine Elektrodame auf, eine neue Playlist zu spielen. Der großartige Frank Sinatra ist die letzte Hoffnung. Vielleicht schafft er es, dass….naja, wie gesagt: Es soll dieses Jahr einfach nicht sein. Wenn es doch nur irgendein Zeichen gäbe, vielleicht ein kleines Weihnachtswunder

Stille Nacht -Heilige Nacht ! Letzte Chance – ich nehme meinen frisch gekauften Stick von Zimtklänge und lasse „Stille Nacht“ spielen. Die Geschichte dieses Liedes ist bekannt: Das Lied wurde im Jahre 1818 uraufgeführt. Nun singen es alle Menschen, zumindest in christlich geprägten Ländern, auf der ganzen Welt. Als die Liveversion von Zimtklänge langsam zu Ende geht, höre ich wie ich die ganze Kirche lauthals mitsingt. Kein Wunder jeder von uns kennt dieses Lied oder musste oder wollte das Lied Zuhause mitsingen. Wir sind damit aufgewachsen und geben es von Generation zu Generation weiter. Auch bei den Kleins ist das so ! Unsere Kinder müssen das zu jedem Weihnachtsfest Zuhause mitsingen. Schön oder ? Ups, da war doch was !? Weihnachten kommen unsere Kinder zu Besuch. Alle, auch mein Enkel, Schwiegersohn oder angehende Schwiegerkinder. Wir werden wieder „Stille Nacht“ singen und Weihnachten feiern. Zusammen jeder in seiner Version, Fassung, Stimmlage oder nach seinen vorhanden Möglichkeiten. Leider wird das nicht mehr am heiligen Abend möglich sein. Jeder hat mittlerweile seine eigene kleine Familie. Wir werden am ersten Weihnachtstag zusammen kommen und gemeinsam „Stille Nacht singen“ So wie die Leute vom Live-Mittschnitt in der evangelischen Kirche! Jeder kennt das Lied und kann zumindest die ersten zwei Strophen auswendig. Ist „Stille Nacht“ vielleicht so etwas wie unsere innere, kindliche Verbindung ?

Vielleicht haben wir verlernt, dass es uns eigentlich gut geht. Während anderswo Soldaten in ihrem Blut liegen, suchen wir nach der richtigen Weihnachtsstimmung. Ich nehme mir vor Weihnachtsfilme anzusehen und über Weihnachten keine Nachrichten anzuschalten. „Schöne Bescherung“, „..und obendrüber schneit es“, „Polarexpress“, „Der kleine Lord“, „Kevin allein zu Haus“ und zur Not auch „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Ich will sie mir alle ansehen, danach schlafen und träumen. Abschalten, Ruhe finden und wegträumen gehören doch irgendwie auch zum Weihnachtsfest. Am besten die Welt dort draußen vergessen.

Stille Nacht – heilige Nacht. 80 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg steuern wir mit Vollgas auf die nächste globale Katastrophe zu. Wer zieht die Notbremse? Weltweit gibt es aktuell mehr als 100 bewaffnete Konflikte. Während Europa sorgenvoll auf Israel und die Ukraine blickt, herrschen besonders in Afrika zahlreiche Konflikte die offensichtlich nur mit Waffengewalt zu lösen sind. Die Uno berichtet, dass mehr als 1 Million Menschen weltweit ihre Heimat verlassen haben. Dabei spielen bei diesen kriegerischen Auseinandersetzungen immer auch der Hunger und auch der Glaube eine gewichtige Rolle. Haben wir nichts aus unseren Fehlern gelernt?

Unsere Vorfahren müssten es besser wissen. Die Menschen in unserem Dorf erlebten am Heiligen Abend des Jahre 1944 zerstörerische Jabo- Angriffe. Dabei verloren Menschen ihr Leben und Häuser wurden vollkommen zerstört. Die Bewohner unseres Heimatortes verbrachten den Heiligen Abend in Bunkern und Kellern. Die katholische Kirchengemeinde Dirmingen gelobte damals am ersten Weihnachtstag, dass man der Mutter Gottes eine Kapelle erbaut, wenn man nur diesen schrecklichen Krieg überstehen würde. Leider sollte es für die Katholiken unseres Dorfes noch schlimmer kommen. Am 21. Februar 1945 wurde die damalige Kirche der Pfarrgemeinde während eines Bombenangriffes zerstört. Ich frage mich immer wieder: Wie haben die Menschen damals in den Bunkern und Kellern den Heiligen Abend verbracht?  Bestimmt in Angst, Trauer und Leid. Auch im „Kläse Keller“, an dem Ort an dem es gerade in der Adventszeit so viel schöne, emotionale Momente gibt, dürften die Menschen damals um ihr Leben gebangt haben. Bestimmt sind die damaligen Dorfbewohner enger zusammengerückt und haben das Weihnachtsfest viel intensiver als wir heute erlebt. Vielleicht waren die damaligen Dorfbewohner auf irgendeine besondere Art dem Himmel näher als es wir es in der heutigen Zeit seien können. Ist es das? Geht es uns einfach zu gut?

Wir brauchen ein Wunder. Ein Weihnachtswunder wie am 24. Dezember 1914. Der erste Weltkrieg tobt und an der Front sterben auf beiden Seiten täglich unzählige Soldaten. Plötzlich Waffenstillstand. Soldaten, die eben noch aufeinander geschossen haben, treffen sich zwischen den Fronten und feiern gemeinsam Weihnachten. Die Soldaten sangen gemeinsam, tauschten kleine Geschenke oder sogar ihre Adressen aus. Manche verabredeten sich sogar für die Zeit nach dem Krieg. Unglaublich, unmöglich, nicht vorstellbar? Genauso ist es aber an belgisch-französischen Grenze geschehen. Es herrschte Weltkrieg, und doch feierten an Heiligabend 1914 die Feinde an der Westfront spontan gemeinsam Weihnachten: Tausende deutsche, britische, belgische und französische Soldaten beteiligten sich daran – und schossen nicht mehr aufeinander. Das Weihnachtswunder des 1- Weltkrieges fand in Arras statt. Die Geschichte berichtet, dass ein deutscher Soldat in einer Feuerpause „good old Warwick“ rief. Der Deutsche wusste welches englische Regiment an vorderster Front kämpfte und versuchte mit diesem Ausruf einen Kontakt aufzubauen. „Ein Deutscher Soldat fing an zu rufen, Kameraden, Kameraden nicht schießen, nicht schießen, und die Deutschen sangen „Stille Nacht“ oder „O Tannenbaum“ und die Engländer antworteten, indem sie ihre Nationalhymne sangen. Und ein Deutscher sang dann auch die englische Nationalhymne.“ Jeder Britische Soldat hatte ein Päckchen mit Schokolade und Gebäck bekommen. Die Deutsche Heeresleitung hatte zehntausende Mini-Weihnachtsbäume an die Front schicken lassen. Viele dieser Bäumchen wurden am Heiligabend an der Front aufgestellt. Bei vielen Soldaten lösten diese Weihnachtsbäume weihnachtliche Gefühle aus. An vielen Stellen der Front, geschahen solche kleine Weihnachtswunder. Soldaten wagten sich von beiden Seiten aus ihren Schützengräben. Soldaten, die eben noch aufeinander geschossen hatten, tauschten kleine Geschenke und sogar ihre Adressen. Viele verabredeten sich für die Zeit nach dem Krieg.

Diese Geschichte berührt mich bis heute und verleiht mir immer wieder eine Gänsehaut. Passend dazu existiert auch ein sehr guten Film. Man stelle sich vor, das urplötzlich an Heiligabend an den Kriegsfronten dieser Welt die Waffen schweigen. Palästinenser feiern mit Israelis und Ukrainer mit russischen Soldaten. Wäre das nicht wunderbar und einfach nur schön?

Vielleicht finde ich mein Weihnachtsgefühl am „heiligen Abend“ wieder ?!? Für den Moment habe ich meine Bemühungen eingestellt und warte ab, was in den nächsten Tagen passiert. Vielleicht mache ich mir einfach zu viele Sorgen und habe zu wenig Gottvertrauen. Ich schlage die Bibel auf und versuche mein Glück wieder in der altbekannten Weihnachtsgeschichte in Lukas 2:10:

Und siehe, des HERRN Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HERRN leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids.…

Weihnachtsgeschichte nach Lukas

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