Echte ” Derminga”: Konrad Schäfer
Konrad Schäfer war Ackerer, Gastwirt, Kalkbrenner und Bierbrauer aus Leidenschaft. Mit der Gründung der Bierbrauerei Schäfer hat Konrad Schäfer nicht nur unsere Ortsmitte sondern auch die Infrastruktur und den Bekanntheitsgrad unseres Heimatortes geprägt.
Obwohl in Berschweiler geboren, war Konrad Schäfer am Ende ein “echta Derminga”. Das Haus Veltes gehörte zum Urbestand der ehemaligen Gemeinde Dirmingen. In der historischen Kontributionsliste von 1825 wird das „Haus Veltes“ für den Ortsbestand erstmals erwähnt. Der im Jahre 1705 in Dirmingen geborene Johann Valentin Wagner war Ackerer und Gerichtsschöffe. Aus seiner im Jahre 1725 geschlossenen Ehe mit Maria Sybilla Schneider aus Berschweiler entstand die alteingesessenen Brauereifamilie Schäfer. Eine Enkeltochter des Johann Valentin Wagner war mit Johann Georg Heintz (Schmittjere) verheiratet. Im Jahre 1843 webt sich der Name Schäfer in den Namesteppich der altehrwürdigen Dirminger Familiennamen „Veltes“ ein. In diesem Jahr heiratete Maria Luise Heintz aus dem Hause “Veltes” einen jungen Mann aus Berschweiler: Konrad Schäfer.
Der im Jahre 1822 geborene Konrads Schäfer war vor der Grünung der Brauerei Ackerer und Wirt. Mit seiner Hochzeit mit Marie Luise Heintz webte sich der Name Schäfer erstmals in den Namensteppich von „Veltes Haus“ ein. Konrad Schäfer war ein großer, fleißiger Mann der seine Arbeit als Ackerer sehr ernst nahm und seine Arbeit beherrschte. Seine Frau Maria Luise Heintz hatte bereits vor ihrer Hochzeit immer wieder in der Gastwirtschaft „Veltes“, ihres Onkels Valentin und der Tante Luise, ausgeholfen. Das Wirtspaar erkannte sehr schnell wieviel Talent und Fleiß in der jungen Frau steckte. Maria Luise war praktisch die perfekte Wirtsfrau.
Das in die Jahre gekommene Wirtspaar suchte nach einer Lösung, um das familieneigene Gasthaus „Veltes“ zu erhalten. Im Laufe der Zeit entstand die Idee die Gaststätte an Maria Luise und ihren Ehemann Conrad Schäfer zu verschenken. Mit der Schenkung wurde folgendes notariell vereinbart:“ ….mittels Ehevertrag vom 18.04.1843 schenkten die Eheleute Johann Valentin Schneider und Luise, geb. Schneider, dem Conrad Schäfer und dessen Frau Luise, geb Heintz, ihr Haus, worin die Wirtschaft betreiben wurde, sowie ein beträchtliches Immobilien Vermögen. Die beiden Schenkgeber genießen einen lebenslänglichen Nießbrauch an allen Schenkobjekten.“ Mit diesem Schritt kam neues, frisches Blut in das „Haus Veltes“.
Mitte des 19. Jahrhunderts profitierte unser Heimatort von der Industrialisierung. Dirmingen entwickelte sich immer mehr auf der Grundlage von Kohle und Stahl. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Bergmannsbauern, die als Hartfüssler in die Geschichte einzogen. Die Hauptstraße durch Dirmingen wurde als sogenannte Kohlenstrasse sehr stark zum Fuhrverkehr genutzt. Jeden Tag wurden Kohle und Material durch Dirmingen zum Eisenwerk Neunkrichen transportiert. Abends kamen viele die schwerbeladenen Erzfuhrwerke in Dirmingen an und suchten dort eine Übernachtungsmöglichkeit. In der Dirminger Ortsmitte profitierten Gaststätten wie „Schuhhannesse“, „Johne Saal“ oder „Veltes“ von dem Durchgangsverkehr. Viele Fahrer, Bergleute, Hüttenarbeiter oder Fahrer suchten in Gaststätten eine Möglichkeit zur Erholung oder zur Stärkung.
Konrad Schäfer erkannte die Industrialisierung des Saargebietes als echte Chance für das Familienunternehmen. Neben seiner Tätigkeit als Ackerer begann Schäfer das Anwesen „Veltes“ Stück für Stück zu sanieren. Schäfer baute Stallungen und Scheunen um und zentralisierte seinen Viehbestand auf der Dirminger Gemarkung. Im Jahre 1850 entschloss sich Konrad Schäfer zu größeren Investitionen. Mit hohem Arbeitsaufwand wurde das „Haus Veltes“ samt Gaststätte umgebaut. In dieser Zeit war Konrad Schäfer als Ackerer, Gastwirt und Kalkbrenner tätig.
Im Jahre 1857 verstarb Schäfers Frau Maria Luise im Alter von nur 36 Jahren. Konrad Schäfer war nun alleinerziehender Vater von sieben Kindern. Allein musste er nun den Hof, die Gaststätte und das Familienleben meistern. Unterstützt wurde er bei seiner Tätigkeit von einigen zuverlässigen Knechten und Mägden. Der Verlust seiner Ehefrau machte Konrad Schäfer schwer zu schaffen. Im Jahre 1859 musste Konrad Schäfer für sechs Monate in ein Sanatorium. Die Gaststätte lief weiterhin sehr gut und erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Der älteste Sohn, ein gelernter Bierbrauer, unterstützte mit seinem selbstproduzierten Bier die familieneigene Gaststätte. Der jüngste Sohn Johann Nikolaus erlernte bereits im Alter von 16 Jahren, in der Bierbrauerei Paque in St. Wendel, das Brauerhandwerk. Motiviert durch seine beiden Söhne stellte Konrad Schäfer am 07.02.1862 im königlichen Bürgermeisteramt Eppelborn einen Antrag auf Errichtung einer Brauerei in Dirmingen.
Konrad Schäfer verfolgte einen festen Plan. Mit der Gründung einer eigenen Brauerei wollte er das Familienunternehmen auf ein festes Fundament setzen. Schäfer wollte seinen Kindern eine finanzielle Grundlage schaffen. Zu dieser Zeit waren alle Kinder der Familie in irgendeiner Art und Weise im Familienunternehmen beschäftigt. Nach einigen Gesellenjahren besuchte der jüngste Sohn Johann Nikolaus die Lehmann’sche Brauerschule in Worms. Im Jahre 1876 kehrte Johann Nikolaus zurück nach Dirmingen um bereits ein Jahr später, im Jahre 1877, eine kleine Brauerei im heimischen Haus einzurichten. Gegenüberliegend, am „Renderberg“, wurde ein Sudhaus errichtet. Konrad Schäfer erkannte recht früh, dass das junge Unternehmen weiter expandieren und wachsen muss.
Konrad Schäfer ermutigte seinen Sohn Johann die familieneigene Brauerei zu vergrößern. Am „Renderberg“ begann Johann Schäfer und sein Sohn mit den Ausschachtungsarbeiten und schaffte damit die Grundlage für spätere „Schäfer Brauerei“. Die Arbeiten dauerten zwei Sommer lang. In den Wintermonaten arbeitete der junge Brauer in der Neufang-Brauerei Saarbrücken. Das Bier, dass in der heimischen Kleinbrauerei produziert wurde, reichte gerade einmal aus, um die familieneigene Gaststätte zu versorgen.
Im Jahre 1880 war das Gebäude fertig und somit der eigentliche Grundstein der Schäfer Brauerei gelegt. Das Abfüllen des Bieres erfolgte damals in der sogenannten Flaschenküche. Am 01. Juli 1880 erscheint die Firma Gebrüder Schäfer, Dirmingen als offene Handelsgesellschaft im Handelsregister. Als haftender Gesellschafter waren Johann Nikolaus Schäfer und sein Sohn Peter, beide Bierbrauer und Ökonom zu Dirmingen, eingetragen.
Das Familienoberhaupt Konrad Schäfer war laut eigenem Bekunden sehr stolz auf die Tatsache, dass der Familienbetrieb wuchs und erfolgreich weitergeführt wurde. Jeden Tag packte er mit an und erkundigte sich so nach dem Stand der Dinge. Der frühe Verlust seiner Frau konnte Konrad Schäfer nie überwinden.
Auf dem Grabstein finden wir ein Kreuz, Anker und Rosen. Diese symbolisieren Glaube, Hoffnung und Liebe. Darunter steht der 7. Vers des 2. Timotheus-Briefes. Dieser verkündet in Stein gemeißelt am Ende eines langen, bewegten Lebens: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.“