Stars und Sternchen im „Derminga Dörfche“
Was haben Cindy & Bert, Patrick Lindner, Truck Stop, Ricky King, Michael Hirte, die Höhner und Brings gemeinsam? Stimmt, alle gastierten schon einmal mit ihrem Programm in Dirmingen. Heutzutage verdienen die Stars mit CDs oder Schallplatten kaum noch Geld. Die größten Einnahmequellen bilden Konzerte und Gastauftritte. Ein Ticket für ein Konzert eines Stars ist kaum noch zu bezahlen. In aller Regel buchen die Stars größere Hallen, um ihr Konzert zu spielen. Die ganz Großen des Showbusiness kommen gar nicht erst in unsere Region und bespielen viel lieber die ganz großen Städte der Republik.
In Dirmingen hat man sich immer auch um große Künstler bemüht. Ganz früher pushten Schlagerstars und Beatbands ihre Laufbahn mit dem Besuch von kleineren Discos oder Beatkellern. Später unterstützte der Rundfunk die in die Jahre gekommenen Stars mit Gastauftritten auf Dorf- oder Stadtfesten. Im Laufe der Jahre kamen so einige etablierte Stars und Sternchen nach Dirmingen.
Viele werden sich noch heute an das Dirminger Volksfest auf dem Festplatz im Brühl erinnern. Einige Stars und Sternchen gaben sich dort die Klinke in die Hand. Der saarländische Rundfunk unterstütze mit einer Livesendung der SR-Moderatorin Brita-Maria Carell auch das Dirminger Volksfest. Dabei gehörten Cindy & Bert, Ricky King, Hanne Haller und auch Patrick Lindner zu den Gästen im großen Festzelt. Damals wurde noch nicht im großen Zirkuszelt sondern in einem schlichten Festzelt gefeiert. Nach ihren Auftritten tingelten die Stars immer noch durch die Menge und verteilten Autogramme. Selfies waren damals mangels vorhandener Möglichkeiten noch längst nicht in Mode. Die Dorfbevölkerung nutzte die Chance, um einen Hauch der großen weiten Welt des Ruhms zu erspähen.
Eine unbestätigten Berichten zufolge war auch schon mal Schlagerstar Roland Kaiser, nach einem Auftritt in einem Nachbarort, zur Stärkung zu Gast in Dirmingen. Letztendlich ist es kaum noch nachvollziehbar welcher Star alles schonmal Dirminger Land betreten hat. Dabei glänzten auch viele regionale Stars mit ihren Konzerten oder Auftritten. Wir erinnern uns an Jaques Bistro, George Seitz oder Magic Artist oder die saarländische Liedermacherin Hanne Haller.
Irgendwann kümmerten sich die Dirminger selbst um die Buchung von Top Acts und entsprechenden Stars. Im Jahre 2004 buchte der Kulturverein Dirmingen anlässlich des 50 „Derminga Folxfeschdes“ und des 100-jährigen Bestehens des TV 04 Dirmingen die Kölner Kult-Band „die Höhner“ für ein Konzert im großen Zirkuszelt. Binnen kürzester Zeit war das Konzert ausverkauft. Ein unvergesslicher Abend für alle Dirmingerinnen und Dirminger und alle Gäste aus nah und fern. Mit ihren Hits wie „Viva Colonia“ oder „Schenk mir dein Herz“, “Wenn nicht jetzt wann dann“ oder „die Karawane zieht weiter“ brachte die Band die Festbühne zum Kochen.
Motiviert durch diesen riesengroßen Erfolg hielt der Kulturverein Dirmingen an seinem Weg fest und engagierte für das Dorffest 2006 die bekannte Country Band „Truck Stop“. Der „Wilde, wilde Westen fing gleich hinter Eppelborn, im Brühl an. Mit Hits wie „Ich möchte so gern Dave Dudley hören“ oder „Take it easy altes Haus“ wurden die Western Fans bestens mit hochklassiger Countrymusik versorgt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses Konzert nicht an den großen Erfolg des Höhner-Konzertes anknüpfen konnte.
Der Kulturverein Dirmingen war stets bemüht die Eintrittskosten für die Konzerte so niedrig wie möglich zu halten. Der Eintrittspreis für das Höhner Konzert lag beispielsweise bei 20,- € pro Ticket. Das ist ein Betrag, der heute aufgrund der steigenden Kosten kaum noch zu halten ist. Das Anliegen des Kulturvereins war es stets, den Menschen aus Dirmingen und Umgebung ein attraktives Unterhaltungsangebot zu unterbreiten. Dafür war der damalige Ober-Kulturaner und Ortsvorsteher Manfred Klein gerne auch bereit ein finanzielles Risiko einzugehen. Dieser Mut hat sich am Ende in jedem Fall gelohnt. Schließlich fanden so einige Stars den Weg auf die große Showbühne des Kulturvereins Dirmingen.
Im Jahre 2016 engagierte der Kulturverein Dirmingen die Kölner Band „Brings“ für das „Derminga Folxfeschd“ im Brühl. Das gigantische Konzert im großen Zirkuszelt war ausverkauft und begeisterte das feierwütige Volk. Nach diesem Konzert und einem wirklich großartigen „Folxfeschd“ wurden die ersten Stimmen laut, die ein Konzert dieser Kategorie mit Eintrittspreisen während eines Dorffestes, in Frage stellten. Muss das sein? Sollte ein Dorffest nicht an allen Tagen ohne Eintrittskarten frei zugängig sein? Der Kulturverein Dirmingen nahm sich diese Kritik zu Herzen und verzichtete zukünftig auf ganz große Events mit Eintrittskarten.
Auf der anderen Seite der Medaille ging mit dieser Entscheidung auch ein gewisser Zauber verloren. Die steigenden Kosten der großen Bands und die immer größer werdenden Auflagen und Sicherheitskonzepte führten schließlich dazu, dass der Kulturverein sich in seiner Entscheidung bestätigt fühlte. Für einen kleinen Verein und ein Dorf in unserer Größenordnung ist das Engagement von ganz großen Stars oder Bands immer mit Problemen verbunden. Hotels und Caterings müssen gebucht, Wünsche der Stars realisiert werden und Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Meistens beginnt die Arbeit schon mit der eigentlichen Buchung eines Events. Mit ehrenamtlicher Tätigkeit allein, ist das kaum noch zu realisieren.
Irgendwie schade. Die Kosten für eine gute Band oder eine großartige Sängerin oder Sänger sind einfach zu hoch. Einen solchen Act kann man sich heute nur mit einem gescheiten Sponsoring oder einem guten Management leisten. Schon ohne die ganz großen Stars ist ein Dorffest in unserer Größenordnung eine echte Herausforderung. Mittlerweile bekommen auch regionale Bands und Gruppen ihren zugegebenermaßen verdienten Lohn. Hinzu kommen die Kosten für die Technik, die Bühne, das Sicherheitskonzept, Strom, Wasser und Abfall. Das alles kostet viel Geld und ist ohne Unterstützung zahlreicher Gönner und Sponsoren kaum zu leisten.
Es muss nicht immer die große Nummer sein. Die letzten Jahre haben eindrucksvoll bewiesen, dass es in Dirmingen auch ohne große Stars und Sternchen funktioniert. In unserer Region und auch in unserem Dorf gibt es so viel Potential und Talent, das nur darauf wartet, genutzt zu werden. Heute stehen wir einmal mehr vor der Frage, wie lange wir noch ein Dorffest durchführen können. Wenn schon die großen Städte Probleme haben den Kurs zu halten, sollte es schon mal erlaubt sein laut darüber nachzudenken. Werden wir also zukünftig nochmals echte Stars in Dirmingen erleben. Man soll nie, nie sagen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es kaum noch eine Bühne oder Fläche gibt, die wir dafür nutzen könnten. Außerdem stellt sich immer wieder die Frage, ob man tatsächlich ein solches Event in Dirmingen braucht? Allein in dieser Frage scheiden sich wahrscheinlich schon die Geister!