Was ist das für ein Land ? – Die Suche nach mehr Empathie
Bekanntlich wird mir vorgeworfen, dass ich mich zu oft und zu intensiv in den sozialen Medien bewege. Es soll sogar Menschen geben, die sich ausschließlich deshalb von mir distanzieren und mich kritisieren. Grundsätzlich finde ich, dass die sozialen Medien eine großartige Idee sind. Das Problem liegt nicht in den verschiedenen Internetplattformen, sondern einmal mehr am Menschen selbst. Der simple Gedanke Menschen über das Internet zu verbinden und Meinungen und Thesen auszutauschen ist großartig. Allein der Mensch hat diese Visionen missbraucht und wird sie schließlich auch irgendwann zerstören. Aus meiner Sicht bräuchten so einige Zeitgenossen längst einen Führerschein für die soziale Medien. Es wird gepoltert, verunglimpft und geschimpft, was das Zeug hält. Von Menschlichkeit und Empathie keine Spur! Bist du nicht für mich, bist du gegen mich!
Bei meinem Ritt durch das World Wide Web öffne ich bedenkenlos und interessiert ein „Reel“ und sehe, wie eine junge Frau hinterrücks brutal ermordet wird. Bis zur letzten Sekunde wird ausgekostet, wie das Mädchen am Ende ihrer schweren Verletzung erliegt. Millionen Menschen haben dieses Video gesehen, gelikt und geteilt. Nun gehöre auch ich zu diesen Millionen von Gaffern. Ich frage mich, wie ein solches Video ins Netz kommt. Was ist das für ein Land? Wer veröffentlicht einen solchen Clip. Stellt euch vor, die halbe Welt sieht zu, wie euer Familienmitglied vor der Kamera zu schaden kommt. Genauso erlabt sich mittlerweile die halbe Welt daran, wie ein Podcaster und politischer Aktivist erschossen wird. Im Netz findet man „Reels“ in denen man den Moment des „final shot“ genussvoll genießen kann. Die Gier nach solchen blutigen Videos ist unersättlich.
Was ist das für ein Land. In dem Menschen aufgrund ihrer Meinung oder Hautfarbe vorverurteilt und verfolgt werden. In dem geflüchtete, hilfesuchende ihre Gastgeber verletzen oder ermorden. Gibt es tatsächlich so viel psychisch kranke Menschen unter uns? Unser Land verfällt zusehends in eine riesengroße Depression. Die sozialen Medien, die Fernsehsender und auch das Radio tragen mit dazu bei, dass wir alle immer mehr der Verzweiflung verfallen. Guter Rat ist teuer! Es soll Menschen geben, die sich nicht mehr trauen ihre Meinung zu teilen oder einen Kommentar loszuwerden. Natürlich tragen auch unsere Politiker und die allgemeine Enttäuschung über den Zustand unserer Gesellschaft mit dazu bei, dass der Umgangston immer rauer und unsensibler wird. So werden aus Freunden schnell Feinde. Bist du nicht dafür, so bist du dagegen.
Wie kommen wir aus diesem Sumpf heraus? Manchmal muss es wehtun, damit es gut werden kann. Eine Lösung könnte in der Empathie liegen. Bei uns Saarländern beginnt großes bekanntlich im Kleinen. Ein Lächeln, eine Umarmung, ein nettes Wort oder eine simple freundliche Geste kann Brücken bauen und Verständnis hervorrufen. Mut zur Schwäche oder zu den eigenen Gefühlen. Wir müssen nicht alles kommentieren, verunglimpfen und auch nicht hinter jedem Text den Teufel sehen. Die eigene Meinung äußern zu dürfen ist Menschenrecht. Gleiches Recht gilt jedoch für alle! Wenn wir uns nicht bald auf den Weg machen, dass Gute zu suchen, versinken wir in einem Sumpf aus Hass, Wut und Neid. Vielleicht würde uns allen ein wenig Demut guttun. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir bei uns anfangen. Warum projektieren wir unseren Unmut immer zuerst auf die anderen? Natürlich bieten die sozialen Medien die besten Voraussetzungen dazu den anderen zu attackieren. Am Ende machen uns diese Plattformen jedoch krank und depressiv.
Was ist das für ein Land? Es steht auf der Kippe. Es ist erschreckend zu sehen, wohin uns die eigene Enttäuschung und Verbitterung geführt hat. Wenn wir nicht bald aufpassen und umkehren, wird das alles kein gutes Ende finden. Die Lösung liegt auf der Hand: Lasst uns mehr aufeinander aufpassen und aufeinander zugehen. Es ist an der Zeit aufzustehen und Hände zu reichen. Der Zauber liegt in der Empathie !