Von der Brauerei im Herzen Dirmingens – Schäfer-Bier war stets ein Genuss

„Das Herz unsres Dorfes das weiß jedes Kind, dass war die Bierbrauerei, dort braute man lange nach altem Rezept das köstliche Schäfer Breu. Ein Heilmittel war es für alle im Ort, dass jede Seele erquickt und jeden Anfang von Kummer und Schmerz schon gleich im Keime erstickt, Em Derminga Dörfche, do senn mir Dehemm…….

„Derminga Dörfche“ Gruppe RASTLOS

Noch heute habe ich diesen wunderbaren Geruch in meiner Nase. Über unserem Dorf lag immer dieser angenehme Duft von Biermaische mit einem Hauch von Hopfen und Malz.

Schäfer Brauerei früher

Im November des Jahres 1992 stellte die Dirminger Schäfer Brauerei, in der Ortsmitte, ihre Produktion ein. Mit der Schließung der Dirminger Brauerei endete ein großartiges Kapitel Dirminger Geschichte. Im Jahre 1880 wurde die Brauerei von Konrad Schäfer und seinem Sohn Nikolaus gegründet. Über 112 Jahre war die „Schäfer Brauerei“ ein wichtiger Bestandteil des Dirminger Ortsgeschehens, der Wirtschaft und des Gewerbes. In Spitzenzeiten gab es in Dirmingen über 18 Gaststätten, die den edlen Gerstensaft vertrieben. In den 70-ger Jahren wurde sogar eine Vinyl-Schallplatte zu Werbezwecken aufgenommen.

„Kamen die Bergleut aus dem Schacht und hatten Ihre Schicht zu Ende gebracht, so gab es glaubt es mir, am besten gleich ein Schäfer-Bier.”

Werbeschallplatte „Schäfer Brauerei“- Schäfer-Bier-Marsch
Werbeplakat und Schallplattencover

Die Brauerei erlebte nach dem Krieg und insbesondere in den 1950-ger, 1960ger und 1970ger Jahren gute Tage wobei die Wirtschaft gerade zu dieser Zeit enorm florierte. In der Bevölkerung machte der bekannte Slogan: „Bleib Heimattreu trink Schäfer -Bräu “ die Runde. Jeder „Echte Derminga“ erinnert sich noch heute an die berühmten Biersorten der Dirminger Schäfer Brauerei. Da gab es: Schäfer Spezial, Schäfer Pils, Schäfer Stammpils, Schäfer Zwickel, Schäfer Bockbier oder Schäfer Leichtbier. Durch die Schließung der ersten Bergwerke an der Saar gingen die Umsatzzahlen gegen Ende der 80ger Jahre rapide zurück. Ohne den Umsatz der Bergbaukantinen konnte die Brauerei dem Druck der Konkurrenz nicht mehr Standhalten und musste ihre Pforten schließen.

Die Geschichte der Schäfer Brauerei ist ganz eng mit dem Dirminger Hausnamen „Veltes“ verbunden. In einer Kontributionsliste aus dem Jahr 1625 wird erstmals „Veltes Hanß“ erwähnt. In dem „Dirminger und Berschweiler Renovatur Protocollum de ao 1741“ ist eine Beschreibung der Anzahl und Lage der im Jahre 1741 vorhandenen Gebäude des Anwesens „Veltens“ erhalten. In dieser Schrift heißt es, dass „Im Kloster“, ca., dem heutigen „Renter“ das Haus mit Hofgering des Wirtes Hans Jakob Wagner stand. Weiterhin heißt es: „stößt vorne an den gemeinen Weg und an das Haus an den Hirten-Häusern“. Weitere Aufzeichnungen berichten, dass Hans-Jakob Wagner, ein Wirt, am „Render“ einen Garten hatte. Genau an dieser Stelle wurde viele Jahre später Dirminger Geschichte geschrieben. Im Laufe der Jahre wurde der Name der historische Flur „Im Kloster“ mehrfach verändert. Im „kleinen Kloster“, im „Großen Kloster“ oder „Am Render“ auf den Grundstücken mit diesem Flurbezeichnungen entstand später das Betriebsgebäude der Bierbrauerei „Schäfer“. Aus dem typische Dirminger Familienname Wagner entstand der spätere Häusernamen „Veltes“. Im Jahre 1705 wurde Hans Velten Wagner in Dirmingen geboren. Im Jahre 1784 wandelte sich der Familienname „Wagner“ durch Einheirat in „Schneider“. Die Familie wurde zu einer alteingesessene Dirminger Familie und behielt ihren Wohnort an bekanntem Ort in der Dorfmitte. Im Jahre 1821 wurde Heintz Maria Luise geboren. Im Jahre 1843 heiratete Maria Luise Heintz „Veltes“ einen jungen Mann aus Berschweiler mit dem Namen Konrad Schäfer. Genau an dieser Stelle verknüpft sich der Familienname Schäfer mit dem Namen „Veltes“.

Grabstein Konrad Schäfer

Unsere historischen Quellen berichten:“ Am 08.Mai 1843 heiratete der 22-jährige Ackerer Johann Konrad Schäfer seine gleichaltrige Braut Luise Heintz aus „Unerscht Schmiddjere“. Luise Heintz hatte lange Zeit in der Gaststätte ihres Onkels Valentin gearbeitet. Diese Gaststätte und das Haus Veltes wurde dem jungen Ehepaar von Onkel Valentin und Tante Luise geschenkt. Die Gaststätte „Veltes“ war zunächst keine herkömmliche Gaststätte, sondern vielmehr eine Raststätte für den Fuhrverkehr. Am 07.02.1862 stellt Konrad Schäfer an das königliche Bürgermeisteramt Eppelborn den Antrag zur Errichtung einer Bierbrauerei in seinem Hause. Dem Antrag wurde im Jahre 1862 stattgegeben. Der älteste Sohn des Conrad Schäfer hatte Bierbrauer gelernt und braute in bescheidenem Umfang das Bier für die eigene Gastwirtschaft. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der späteren „Schäfer Brauerei“. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Bier im heimischen Anwesen gebraut.

Der jüngste Sohn Johann Nikolaus erlernte im Alter von 16 Jahren, in der Bierbrauerei Paque in St. Wendel, das Brauerhandwerk. Nach einigen Gesellenjahren besuchte Johann Nikolaus die Lehmann’sche Brauerschule in Worms. Im Jahre 1876 kehrte Johann Nikolaus zurück nach Dirmingen. Im Jahre 1877 begann der junge Brauer eine kleine Brauerei im heimischen Haus einzurichten. Gegenüberliegend wurde am „Renderberg“ ein Sudhaus eingerichtet. An diesem Renderberg begann Johann Schäfer und sein damals 14jähriger Sohn mit den Ausschachtungsarbeiten für die spätere Schäfer Brauerei. Am 01. Juli 1880 erscheint die Firma Gebrüder Schäfer, Dirmingen als offene Handelsgesellschaft im Handelsregister. Als haftender Gesellschafter sind Johann Nikolaus Schäfer und sein Sohn Peter beide Bierbrauer und Ökonom zu Dirmingen eingetragen. Es folgte eine wahre Erfolgsgeschichte, die unseren Heimatort Dirmingen über die Grenzen hinaus bekannt machte. Über viele Jahrzehnte gehörte das Unternehmen in Dirmingen zu den bekanntesten Brauereien im Saarland.

Über viele Jahrzehnte gehörte die Brauerei zum festen Bestandteil des Dirminger Ortsgeschehens und war praktisch kaum wegzudenken. Zu Kriegszeiten versorgte die Brauerei die Bevölkerung mit Wasser der eigenen Quelle. Nach dem Krieg war es üblich, dass Kinder mit Keuchhusten eine „Luftkur“ in den feuchten Gemäuern des Brauereikellers machten. Angeblich soll diese Maßnahme echte Wunder bewirkt haben. 

Heute-Nach dem Abriss

Im November des Jahres 1992 wurde die Schäfer Brauerei Dirmingen geschlossen. Mittlerweile ist die Schäfer Brauerei bereits seit über 25 Jahren geschlossen. Viele Generationen wurden mit der Brauerei groß und verbinden noch heute schöne Erinnerungen damit. Auf der anderen Seite gibt es nun die ersten Generationen, die nichts mehr mit der Brauerei in Verbindung bringen können und bestenfalls nur noch wissen, dass dieses Unternehmen einmal existierte. Die „Schäfer Brauerei“ Dirmingen bleibt auch heute 25 Jahre nach ihrer Schließung ein Teil unserer Heimat. In der Ortsmitte erinnert nur noch ein großes Loch mit einer leeren Fläche und dem Brunnen an das alte Brauereigebäude.

Noch immer gibt es in Dirmingen kaum noch ein Haus in dem nicht zumindest ein Glas, ein Werbeartikel, eine Flasche oder ein anders Erinnerungsstück der Brauerei aufzufinden ist. Die Erinnerung an die „Schäfer Brauerei“ schweißt uns Dirminger, auch noch über 25 Jahre nach deren Schließung, zusammen.

„Wo am „Render“ stand die Brauerei, wo man gerne trank das feine „Schäfer Breu“, wo man zog die Halben in zwei Zügen aus, dort ist meine Heimat, dort bin ich Zuhause.“

Volksmund
Im Herzen unseres Dorfes -Die Schäfer Brauerei Dirmingen