Ist das noch mein Fußball ?
Ist das noch mein Fußball?
Keine Frage, der Fußball hat sich verändert! Ich bin keineswegs naiv und weiß nicht erst seit heute, dass sich gerade beim Fußball alles ums Geld dreht.
Die jüngsten Entwicklungen bei meinem Lieblingsverein Borussia Dortmund überraschen mich kaum. Ein Vertrag oder eine feste Zusage hat im Profi-Fußball längst keinen Wert mehr. Wenn man sich dazu einmal vor Augen führt, dass die Herren Aubameyang oder Dembele erst kurz vor ihrem unsauberen Abgang ihren Vertrag verlängert hatten, versteht man die Welt nicht mehr.
Mal abgesehen von den gigantischen Ablösesummen ist das ganze pervers und man sollte dem Profi-Fußball eigentlich den Rücken zudrehen. Das Verhalten solcher Profi-Fußballer ist ein Schlag in das Gesicht eines jeden Fans. Ich weiß genau wovon ich rede. In den 1980-ger und 1990-ger Jahren reiste ich mit dem FCS Stammtisch Dirmingen jedes Wochenende, bundesweit, von Stadion zu Stadion. Wir betrieben einen hohen Aufwand mit vielen Kosten und Entbehrungen. Schon damals wurde uns deutlich vor Augen geführt, dass Verträge keinen Wert haben und die Spieler bei einem lukrativen Angebot ihren Verein verlassen.
Werte wie: Loyalität, Treue, Solidarität gibt es im Fußball längst nicht mehr. Diese Werte sind lediglich etwas für Fußball-Romantiker. Eigentlich sollte ich mein Abo bei einem großen Pay-TV-Sender kündigen. Wenn da nicht diese große Liebe zu diesem phantastischen Sport wäre!
Das Drama beginnt heute schon im Jugendfußball. Als Mitarbeiter beim SFV mache sehr oft die Erfahrung, dass Eltern schon recht früh Wert auf die Förderung ihres eigenen Kindes legen. Als Resultat erleben wir in regelmäßigen Abständen eine echte Wechselflut im Jugendbereich. Natürlich muss Qualität gefördert werden, keine Frage. Nur wann fängt das an und wo hört es auf? Die großen Clubs bezahlen schon heute für talentierte Kinder eine Unmenge an Geldsummen. Das Geschäft mit den Kindern ist für mich eine Geisel des Fußballs. Gebt den Kindern Zeit und Raum zum Spielen. Lasst die Kinder in ihrem Heimatverein und gebt ihnen Zeit sich zu entwickeln. Qualität und Talent setzen sich am Ende immer durch! Ein Vereinswechsel muss nicht schon in der F-Jugend vollzogen werden. Natürlich wollen die Eltern für ihre Kinder nur das Beste. Aber ist das Beste auch das richtige für die Kids? Im Rahmen der Talentförderung beim SFV erlebe ich ganz oft, welch ein Druck auf den Kindern lastet. Ist das alles so richtig? Ist das noch mein Fußball?
Ich spiele seit meinem 6. Lebensjahr Fußball. Obwohl mein Talent beschränkt war durfte ich mit meinem Heimatverein, dem SVD, einige schöne Erfolge und Meisterschaften feiern. Für mich persönlich war Fußball über viele Jahrzehnte das Maß aller Dinge. Bis heute liebe ich diesen Sport. Die Entwicklung des Fußballsportes bereitet mir jedoch immer mehr große Sorgen. Machen wir uns nix vor, die besagten Eigenschaften wie: Loyalität, Treue, Solidarität gibt es längst auch in der Kreisliga nicht mehr. Auch hier geht es mittlerweile nur ums Geld und nicht mehr um die Liebe zum Verein.
Nach der laufenden Spielzeit 2017/18 werden zahlreiche Spieler meinen Heimatverein, den SV Dirmingen, verlassen. Wo liegen die Beweggründe? Die letzten Jahre verliefen, für den SVD, sehr erfolgreich. Insgesamt 3 Meisterschaften wurden gefeiert und einige hochtalentierte Eigengewächse in der ersten Mannschaft integriert. Klar, dass ein Trainer irgendwann einmal seinen Hut nimmt ist verständlich. Die Suche nach einer neuen Aufgabe ist nachvollziehbar! Immerhin wurde vom Trainer in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet. Der Abgang zahlreicher einheimischer Stammspieler macht jedoch nachdenklich und traurig. Am Ende werden uns auch gute Eigengewächse verlassen. Einige spielen schon seit der frühsten Jugend in unserem Verein. Der Abgang dieser Spieler macht mich besonders nachdenklich. Viele davon sehe ich noch vor meinem geistigen Auge, als Sie als kleines Kind, in ihrem viel zu großen Trikot, Stolz auf Torejagd gingen. Wo ist die Liebe, Treue, Loyalität zum Verein? Wo liegen die Beweggründe zu einem Vereinswechsel? Ich glaube ich weiß es längst und weigere mich es zu akzeptieren.
Für mich war es früher das größte in meinem Verein die „schwarz -Weißen“ Farben zu tragen. Ich kenne viele die genauso denken und niemals ihren Heimatverein aufgeben würden. Ich fürchte nur, diese Spieler sterben langsam aus.
Ich glaube: Das ist nicht mehr mein Fußball!