Mit Volldampf durch den Advent auf der Suche nach Weihnachten
Volle Geschäfte, Gedränge in den Städten, Weihnachtmärkte, Glühwein, Kommerz, Hetzte und Stress. Die Städte und Dörfer erstrahlen in großartiger Weihnachtsbeleuchtung. Gebäck, Kekse, Zimtgeruch und klebrige Hände von den Orangen, Apfelsinen und Clementinen. Der Advent vergeht in der Regel wie im Flug und irgendwann ist dann plötzlich Weihnachten. Keine Spur von Besinnlichkeit und Vorfreude auf das Fest. In vielen Häusern herrscht Erwartungsdruck und Hektik. Wir rasen durch den Advent und vergessen zu schnell die eigentliche christliche Botschaft dieser wunderbaren Zeit.
„Und in all dem bunten Treiben, werden wir noch lange Zeit, auf der Suche nach Weihnachten bleiben, Und bald ist es soweit.“
Songtext: Rolf Zuckowski
Das Wörtchen Advent leitet sich vom lateinischen »adventus« ab, was mit »Ankunft« übersetzt wird. Gemeint ist die Ankunft Jesu Christi. Die Christen bereitet sich im Advent auf die Ankunft von Jesus Christus vor. Dem eigentlichen Weihnachtsfest gehen vier Adventssonntage voraus wobei mit dem ersten Adventssonntag das neue Kirchenjahr beginnt. Die graue Novemberstimmung verblasst im Lichterglanz des Advents. Von unserer eigenen Ankunft sind wir hingegen meilenweit entfernt. Auch die Ankunft des Erlösers gerät in diesen Zeiten immer mehr in den Hintergrund. Alles hetzt und wetzt und rennt durch den Advent. Am Ende bleibt die Hoffnung auf ein schönes, entspanntes Weihnachtsfest verbunden mit der Frage: Weihnachtsgefühl wo bist du?
Ich erlebe es jedes Jahr auf Neue und diene inzwischen als mahnendes, abschreckendes Beispiel. Meine Familie bekommt mich in der Adventszeit nur selten zu Gesicht. Da ist so viel zu tun und so viele Termine einzuhalten. Weihnachtsmarkt, Weihnachtskonzert, Adventssingen, Weihnachtsbaumaktion, Wunschbaumaktion und daneben auch noch ehrenamtliche Tätigkeiten für den Fußball, die Partei und die Kirche. Ganz nebenbei muss ich in dieser Zeit auch noch meinen Brötchen verdienen. Von vorweihnachtlichen Gefühlen und einer besinnlichen Adventszeit keine Spur. Weihnachten wo bist du? Wir rasen durch den Advent auf der Suche nach Weihnachten. Jeder mutet sich halt so viel zu wie er kann und jeder muss am Ende sein Päckchen selbst tragen.
„Die Zeit beginnt zu laufen, Es gibt so viel zu tun, Jeder wünscht sich ein paar Tage, Um endlich auszuruhen, Da fehlen noch Geschenke, Und dann der Weihnachtsbaum, Pakete packen, Karten schreiben, Das alles schafft man kaum, Und in all dem bunten Treiben, Werden wir noch lange Zeit, Auf der Suche nach Weihnachten bleiben, Und bald ist es soweit.“
Songtext : Rolf Zuckowski
Es ist schon was dran an dem alten Weihnachtsklassiker von Rolf Zuckowski. Die eigentliche Botschaft des Advents geht jedes Jahr aufs Neue verloren. Auf der Suche nach Weihnachten und dem perfekten Fest verlieren wir das wesentliche aus den Augen. Mit dem Advent verbinden viele Menschen bestimmte Wünsche und Vorstellungen. Traditionen und Bräuche spielen dabei eine große Rolle. Früher war die Adventszeit eine Fastenzeit eine sogenannte »geschlossene Zeit«, in der weder getanzt noch gefeiert werden durfte. Die heutige Form der Adventszeit liegt im 7. Jahrhundert begründet, als Papst Gregor die Zahl der Sonntage von sechs auf vier festlegte. Die Zahl vier symbolisiert die viertausend Jahre, welche die Menschen gemäß kirchlicher Geschichtsschreibung nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser warten müssen.
Ausgerechnet auf der Suche nach Weihnachten übersehen wir viel zu oft unsere Lieben und verkennen die Situation. Dabei sollten wir uns gerade im Advent auf das Wesentliche besinnen. Wir versuchen mit Spenden, guten Gesten und großen Geschenken unser Gewissen zu erleichtern und haben indes doch ein schlechtes Gewissen. Wie finden wir in der hektischen Adventszeit den oft zitierten Weihnachtsgeist und den inneren Frieden? Besteht Weihnachten nur noch aus Essen, Trinken und Schenken? Geht es am Ende überhaupt nicht mehr um das eigentliche Geburtstagsfest Jesu Christi? Wenn ich mir so meine Gedanken mache könnte ich leicht zum „Grinch“ werden. Kein Wunder das immer mehr Leute, genauso wie die Märchengestalt „Grinch“ das Weihnachtsfest hassen und den damit verbundenen Kommerz verabscheuen. Arbeit, Hektik, Stress und Gier beherrschen die besinnlichste Zeit des Jahres. Wir haben längst verlernt das Weihnachtsfest zu zelebrieren. Wir befinden uns auf der Suche nach Weihnachten und bemerken kaum das wir dem Ziel näher sind als wir glauben. Glauben?!? Ach ja, da war doch was? Der Glaube spielt zu Weihnachten immer weniger eine Rolle.
Noch ist nichts verloren, es gab auch in diesem Advent viele schöne, emotionale Momente. Während der diesjährigen Weihnachtsbaumaktion am „Kläse“ Keller durfte ich wiedermal erleben, dass viele Menschen ihre eigenen Interessen hintenanstellen, um gutes zu bewirken. Eine Woche lang arbeiten die Kulturaner für das Wohl der Dorfbevölkerung. Nur die wenigsten wissen, dass das Geld dieser Weihnachtsbaumaktion für die Aufwertung der Dorfgemeinschaft verwendet wird. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen bekommen keinen Cent für ihre Dienstleistungen. Es gehört schon was dazu sich in den Dienst der Dorfgemeinschaft zu stellen und nebenbei auf jedes mögliche Adventsgefühl zu verzichten. Der „Kläse“ Keller wird jedes Jahr im Advent zu einer „Wohlfühloase“. Dort in dem kleinen historischen Gemäuer trifft sich im Advent die Bevölkerung, um sich von der stressigen Adventszeit zu erholen. Dieses gelingt einmal mehr und einmal weniger. Im Keller kann man bei Glühwein, Gebäck und leichter Kost die Seele baumeln lassen und das Leben genießen. Nur wer sorgt am Ende für das ganz vorweihnachtliche Treiben? Wer kümmert sich um Vorbereitungen, Dienstleistungen und Angebote? Immer die Gleichen? Nein, es gibt immer wieder Menschen, die sich aufs Neue dazu entscheiden anzupacken. Leider werden immer die Gleichen an vielen Stellen gebraucht und somit leicht verschlissen. Was wir brauchen ist mehr Miteinander!
Bald ist Weihnachten. Auf der Suche nach Weihnachten bleibt vieles auf der Strecke. In der heutigen Zeit ist es nicht mehr so leicht sich auf das Fest der Liebe zu freuen. Es soll sogar Menschen geben, die sich wünschen, dass der ganz Trubel doch rasch vorbei geht. Ich denke an Einsame oder Kranke Menschen für die Weihnachten zum Horror werden kann oder auch an diejenigen die in diesem Jahr einen geliebten Menschen verloren haben. Welche Bedeutung hat Weihnachten für die zurückgebliebenen? Wir rasen durch unser Leben und Werden meistens erst wach, wenn wir mit dem Kopf gegen die Wand gestoßen sind. Schlechte Nachrichten schmerzen in der Weihnachtszeit ganz besonders. Wenn es um Schmerz, Trauer und Verlust geht werden wir plötzlich wieder empfänglich für die eigentliche Botschaft von Weihnachten.
„Und in all dem bunten Treiben, werden wir noch lange Zeit, lange Zeit, auf der Suche nach Weihnachten bleiben, Und bald ist es soweit.“
Songtext: Rolf Zuckowski
Wie bereits erwähnt, am Ende gib es auch in diesem Advent Grund zur Hoffnung. Natürlich spielen in der Adventszeit unsere Emotionen eine gewichtige Rolle. So geschehen bei der diesjährigen Abschlussveranstaltung „Weihnachten am Kirchberg“, der Weihnachtsbaumaktion des Kulturvereins. Schon die Wunschbaumaktion des Kulturvereins sorgte für einige rührende Momente. Kinder können während der Woche einen Wunschzettel ausfüllen und an den ausgestellten Wunschbaum hängen. Diese Wünsche wurden auch in diesem Jahr vom Kulturverein Dirmingen in Zusammenarbeit mit der Kolpingfamilie Dirmingen, des Gewerbevereins und des Ortsvorstehers erfüllt. Große Kinderaugen und dankbare Eltern. Was will man mehr? Wünschenswert wäre es, wenn wir mit dieser Aktion noch mehr Kinder erreichen würden. Vielleicht auch diejenigen die keine großen Geschenke zum Weihnachtsfest erwarten dürfen.
Meine persönlichen Highlights im Advent sind mit Musik verbunden. Das erstmals ausgerichtete Adventskonzert „Zimtklänge“ hat alle meine Erwartungen übertroffen. Zimtklänge und auch die Mädchengruppe „AVA“ waren bezaubernd und hinterließen große Begeisterung. Natürlich war es für mich besonders emotional meine Töchter und ihre gemeinsame Freundin musizieren zu sehen. Musik ist ein fester und wichtiger Bestandteil im Advent. Was wäre Weihnachten ohne die traditionelle und auch kommerzielle Weihnachtsmusik? Natürlich war auch das Adventskonzert unseres Kirchenchores mal wieder etwas ganz Besonderes. Unser Chor verfügt über eine wunderbare Gemeinschaft. Wir sollten darauf achten dieses hohe Gut zu bewahren.
Während der Veranstaltung „Weihnachten am Kirchberg“ konnte man sich einmal mehr von der Macht der Musik überzeugen. Die Hobby- Musikgruppe „Saitenklänge“ besteht aus Dirmingerinnen und Dirmingern die sich einmal wöchentlich treffen, um gemeinsam Musik zu machen. Ab und zu greifen „Saitenklänge“ auch in der Öffentlichkeit zur Klampfe und verbreiten eine gewisse Lagerfeueratmosphäre. Gemeinsam mit dem Dirminger Ur-Gestein Mac Gabler wurde ohne Vorbereitung Weihnachtslieder gespielt. Als das ganze Zelt die altbekannten Weihnachtsklassiker mit sang verbreitete sich eine wunderbare harmonische vorweihnachtliche Stimmung.
Ab und zu kann es nicht schaden auch mal zur Bibel zu greifen. Schließlich hat Weihnachten doch so einiges mit Glauben und Hoffnung zu tun. Also nutzt die restlichen Advents-tage doch einfach mal zur Besinnung. Nehmt euch ein Buch, ein Glas Wein und meinetwegen auch etwas Schokolade oder selbstgemachtes Gebäck und badet eure Seele im Licht. Es muss ja nicht gleich die Bibel sein. Dennoch finden wir gerade im Buch der Bücher viele passende Zitate und Verse, die uns in schwierigen Zeiten lernen das Leben zu meistern. In diesem Sinne:
„Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.“ (Römer 8,25)
Ich wünsche Euch trotz alledem gesegnete und besinnliche Tage in dieser stressigen und anstrengenden Zeit .Ich befürchte jedoch am Ende dieser magischen Zeit, dass wir auch zukünftig auf der Suche nach Weihnachten bleiben…..und bald ist es soweit !