Das Ende einer Ära nach 110 Jahren – Dirminger Geschäftsstelle der Kreissparkasse Neunkirchen wird geschlossen
Als mich die Nachricht von der Schließung unserer Sparkassenfiliale in der Dirminger Ortsmitte erreichte, hatte es sich bereits rumgesprochen. Natürlich war auch ich genauso wie der Großteil meiner Landleute überhaupt nicht erfreut von dieser doch sehr kurzfristigen, schlechten Nachricht. Zum 01. April wird unsere Sparkassenfiliale in der Ortsmitte geschlossen. Neben unserer Zweigstelle schließt die Kreissparkasse Neukirchen weitere sechs Filialen in unserem Landkreis. Mit dieser Entscheidung der Sparkasse Neunkirchen findet jede vierte Geschäftsstelle im Kreis ein Ende.
Insgesamt werden also sieben der bisher 24 Geschäftsstellen in unserem Landkreis geschlossen und mit benachbarten Geschäftsstellen zusammengelegt. Im Grunde wird das folgendermaßen aussehen: Die Filialen Stennweiler und Landsweiler gehen in Schiffweiler auf. Die Filiale Wustweiler zieht nach Illingen. Der Standort Welschbach wird von der Filiale Hüttigweiler aufgenommen. Die Geschäftsstellen Wiesbach und Dirmingen wandern nach Eppelborn ab. In Dirmingen endet somit eine über 110-jährige Ära. Ich kann mir unseren Heimatort überhaupt nicht ohne Sparkassenfiliale vorstellen. Noch vor wenigen Jahren wurde die Dirminger Geschäftsstelle renoviert. Nun wurden die vorhandenen Mietverträge fristgerecht gekündigt.
Hauptgrund dieser Entwicklung ist das veränderte Kundenverhalten. Immer mehr Kunden nutzen vermehrt die Digitalisierung und besuchen bestenfalls noch den Geldautomaten. Währenddessen gehen die Besucherzahlen in den Filialen massiv zurück. Laut einer Studie der Sparkasse, die vom Saarländischen Rundfunk veröffentlicht wurde, nutzt jeder Kunde durchschnittlich 192 Mal pro Jahr die Sparkassen-App und 120-mal die Internet-Filiale. Des Weiteren nutzt jeder Kunde im Schnitt 24 Mal pro Jahr das Selbstbedienungsangebot der Sparkasse, zu dem auch Geldautomaten zählen. Im Gegensatz dazu besucht jeder Kunde durchschnittlich nur noch ein Mal pro Jahr eine Geschäftsstelle. In Dirmingen waren das im Schnitt 6 -7 Kunden pro Tag. Soweit die unlängst veröffentlichten Fakten der Sparkasse und des Saarländischen Rundfunks.
Sind wir also selbst Schuld an dieser Entwicklung? Nein, so einfach darf man es sich nicht machen. Immerhin geht es um Angebot und Nachfrage wobei die Sparkasse daran interessiert ist das vorhanden „online Banking“ voranzutreiben. Wenn ich ehrlich bin, diene ich mal wieder als Paradebeispiel. Natürlich nutzt auch meine Familie „online Banking“. Ehrlich gesagt besuchte ich die Dirminger Filiale bestenfalls noch zur Kontaktpflege oder zum Geldabheben am Automaten. Wenn es um ein größeres Geschäft ging, musste ich ohnehin nach Eppelborn. Nein, ich möchte nicht’s schönreden. Tatsache ist jedoch, dass diese bevorstehenden Schließungen dem Zeitgeist zum Opfer fallen.
Was mich am meisten ärgert ist der mögliche Verlust des Geldautomaten und die mit der Schließung verbundene Schwächung unserer Infrastruktur. Die Mitarbeiter sollen laut dem Vorstand der Sparkasse nicht entlassen, sondern vielmehr an andere Standorte verlegt werden. Diejenigen die jetzt das Sparprogramm der Sparkasse mit den verbundenen Schließungen kritisieren müssen zugeben, dass es wenig Sinn macht die Sparkassen-Mitarbeiter in einer Filiale zu beschäftigen, die täglich höchstens 6- 7 Kunden betreut. Auch dies wäre zugegebenermaßen unwirtschaftlich. Als ich hörte wie viele Kunden täglich tatsächlich unsere Filiale besuchen, konnte ich es zunächst kaum glauben. Gerade für ältere Menschen ist die Schließung der Sparkassen Zweigstelle ein herber Verlust. Ein „Bargeld-bring Service“ soll diesbezüglich für Erleichterung sorgen. Stellt sich nur die Frage, welche Seniorinnen und Senioren machen tatsächlich davon Gebrauch? Laut Sparkasse sei die Bargeldversorgung in einer Entfernung von maximal rund 3,5 Kilometern sichergestellt. Die nächste und zeitgleich auch letzte Sparkassen-Filiale in unserer Gemeinde befindet sich zukünftig in Eppelborn. Ab dem 1. April sollen jedoch die Öffnungszeiten verändert werden. Dass ganze soll Kundenfreundlich gestaltet werden.
Nun ist also Schluss mit Lustig und die Geschichte der Dirminger Sparkasse nimmt ein plötzliches Ende. Warum macht man es nicht einfach wie früher, ich meine ganz früher? Die Kassengeschäfte der Kreissparkasse wurden im Jahre 1910 in den Wohnungen der damit beauftragten Personen betrieben. Dies hatte den Vorteil, dass die Menschen ihre Geschäfte so ganz nebenbei beim Nachbarn verrichten konnten. Heute soll das nicht mehr möglich sein, aber Charme hätte das ganze schon, oder? Am 1. März 1869 begann die Geschäftstätigkeit der „Kreis-Sparkasse zu Ottweiler“ mit der Einzahlung von 40 Thalern auf das erste Sparbuch durch Emilie Werner aus Ottweiler. Damit begann eigentlich die Erfolgsgeschichte des Kassenwesens in unserem Kreis.
Von 1910 bis 1930 war der Fleischbeschauer und Landwirt Peter Wagner, aus der Urexweilerstraße, für das Kassenwesen in Dirmingen verantwortlich. Für Peter Wagner war dies nicht die einzige Tätigkeit. Daneben war Wagner auch noch als Standesbeamter tätig. Anschließend übernahm Karl Wagner die Kassengeschäfte und übergab diese im Jahre 1936 an den Schmiedemeister Wilhelm Wagner. Im Jahr 1945 waren der Gastwirt Valentin Schneider und ab dem Jahr 1953 der Kaufmann Erich Hell für die Kreissparkasse tätig. Bis zu diesem Jahr war die Kasse in Dirmingen eine Nebenzweigstelle, für die es keinen eigenen Kassenräumen gab. Am 01. Juni 1954 erfolgte die Umwandlung in eine hauptamtliche Zweigstelle. Die damaligen Schalter -und Kassenräume wurden im Haus Hans Krämer, der auch Angestellter der Kreissparkasse war in der Bahnhofstraße, der heutigen Straße »Zur alten Mühle« eingerichtet. Nach dem Umbau der ehemaligen Gaststätte »Schäfers Braustüb’l« wurden die Kassenräume im Jahre 1963 in dieses alte Anwesen Johne verlegt. Im Jahre 1965 wurde erstmals der Werbeslogan: “…..wenn’s ums Geld geht Sparkasse…..“ verwendet. Nach der Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland im Jahre 1974 musste die damalige Kreissparkasse Ottweiler, mit Filiale in Dirmingen, ihre einzelnen Geschäftsstellen übertragen. Mit der Gebietsreform entstanden somit die kreiseigenen Sparkassen.
In den frühen 1990-ger Jahren wurde die Geschäftsstelle im Hause der Gaststätte „Braustüb’l“ geschlossen und in die Ortsmitte, an ihren heutigen Platz verlegt. Dort endet also die Ära der Kreissparkasse Neunkirchen in Dirmingen. Schade, zukünftig wird irgendetwas fehlen. Die Geschäftsstelle in der Dirminger Ortsmitte förderte mit ihren Spenden die Dorfgemeinschaft. In Vergangenheit war es der Sparkasse immer wichtig in die Vereinslandschaft zu investieren. In mir wächst die Sorge, dass unserem Dorf zukünftig Sponsorengelder verloren gehen. Ich denke z.B an die Starkregenereignisse im Jahre 2016 nachdem die Sparkasse insgesamt 10 000,- € spendete.
Manch einer mag der Sparkasse vorwerfen die Basisnähe verloren zu haben und ausschließlich an den eigenen Profit zu denken. Letztendlich ist der Verlust der eigenen Sparkassen-Filiale sehr schmerzlich. Auf Einladung des Bürgermeisters durfte ich, in Vertretung unseres Ortsvorstehers, an einem Gespräch mit dem Vorstand der Sparkasse Neunkirchen teilnehmen. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Filiale in Wiesbach geschlossen wird und wir somit in unserer Gemeinde nur noch über die Geschäftsstelle in Neunkirchen verfügen. Ich hatte in dem Gespräch nicht den Eindruck, dass noch etwas zu retten gewesen wäre. Am Ende ging es darum unsere Sicht der Dinge darzustellen und wenn möglich zumindest den Geldautomaten in Dirmingen zu erhalten. Irgendwie muss das doch zu machen sein. Ich hoffe der Vorstand der Kreissparkasse sieht das ähnlich und findet eine Lösung. Dies wäre zumindest ein kleiner Trost!