Brandstiftung und politische Grabenkämpfe bedeuteten das „AUS“ für das Jugendzentrum Dirmingen
Heute verfügt unser Heimatort über ein recht gut organisiertes Jugendzentrum im ehemaligen evangelischen Kindergarten „Am Render“. Sollte dieses Gebäude irgendwann von der evangelischen Kirchengemeinde veräußert werden, fehlt der Dirminger Jugend wieder eine Anlaufstelle. Bereits im Jahre 2009 wurde ein Jugendtreff in der „Alten Scheune“ Dirmingen eingerichtet. Als bekannt wurde, dass die „Scheune“ mitsamt dem evangelischen Pfarrhaus verkauft werden sollte, musste ein neuer Raum gefunden werden. Mit Unterstützung der Evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen fanden die Jugendlichen damals im alten Kindergarten eine neue Bleibe. Jugend ohne Raum – das geht gar nicht! Dennoch mussten unsere Jugendlichen immer wieder um ihre Anlaufstelle kämpfen. Dirmingen und seine Jugendzentren, eine „Neverending Story“!
Im Jahre 1973 wurde der Verein „Selbstverwaltetes Jugendzentrum Dirmingen e.V“ gegründet. Die damalige Gemeinde Dirmingen übergab dem neugegründeten Verein die Kellerräume der „Alten Schule“, in der Urexweilerstraße, um dort ein Jugendzentrum einzurichten. Nach der Gebietsverwaltungsreform im Jahre 1974 übernahm die neue Gemeinde Eppelborn, um den damaligen Bürgermeister Eckert, die Verantwortung. Die neue Gemeindeverwaltung übernahm zunächst die Zusage der ehemaligen Gemeinde Dirmingen und überließ auch in den folgenden Jahren den Jugendlichen die zwei Kellerräume, die Toiletten und einen Vorraum zur Mitbenutzung.
Schon Jahre zuvor hatten sich zahlreiche Jugendliche für die Einführung eines Jugendzentrums in Dirmingen stark gemacht. Die Mitglieder des Vereins „Selbstverwaltetes Jugendzentrum Dirmingen e.V“ hatten kräftig angepackt und verwandelten die bis dahin verwahrloste Kellerräume in einen einwandfreien Zustand. Die Vereinsmitglieder nahmen dafür erhebliche Kosten und Mühen in Kauf und investierten sogar ihr persönliches Geld. Die ersten Jahre des Vereins verliefen keineswegs reibungslos. Bereits der Einrichtung des Jugendzentrums im Jahre 1973 gab es verschiedene Ansichten darüber, ob man ein Jugendzentrum in Selbstverwaltung haben möchte. Die Akte „JUZ“ wurde zu einem echten Politikum. Es folgten schwierige Jahre in denen es immer wieder zu Problemen und Beschwerden kam, die von dem Verein und den Jugendlichen zurückgewiesen wurden. Leider fehlten in vieler Hinsicht das Verständnis und das gemeinsame Miteinander.
Am 16. Oktober 1980 wurde im Vorraum des Jugendzentrums ein Feuer gelegt. Glücklicherweise wurde der Brand sehr schnell entdeckt und gelöscht. Der entstandene Schaden hielt sich in Grenzen. Die Kriminalpolizei konnte später Brandstiftung feststellen und sogar den Täter ermitteln. Der Verein „Selbstverwaltetes Jugendzentrum Dirmingen e.V“ legte völlig zurecht Wert darauf, dass der Straftäter in keiner Verbindung mit dem Verein und dem Jugendzentrum stand. Im Zuge der Ermittlungen durch die Kriminalpolizei wurden die beiden Kellerräume die als Jugendzentrum dienten von der Polizei abgesperrt und mit einem neuen Türschloss versehen. Auch nach Beendigung der Ermittlungen wurde dem Verein jeglicher Zugang und auch die Weiternutzung der Räume verweigert. Die Gemeindeverwaltung hüllte sich zunächst in Schweigen und teilte erst auf Anfrage mit, dass die Türen aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben. Die Gemeindeverwaltung um den damaligen Bürgermeister Eckert gab an, dass die elektrischen Installationen nicht in Ordnung sei und die Kellerräume somit nicht mit den erforderlichen Brandsicherheitsbestimmungen übereinstimmten. Außerdem wurde kritisiert, dass sich in den Kellerräumen kein Notausstieg befindet.
Bei den Jugendlichen kam diese Entscheidung nicht gut an. Immerhin befand sich in den Räumen noch Mobiliar und Privateigentum des Vereins und dessen Mitglieder. Der Geschäftsführende Vorstand des Vereins erklärte sich umgehend bereit die Beanstandungen zu beheben und die Sanierungsmaßnahmen umzusetzen. Auch die Einrichtung eines Notausstieges war aus Sicht der Vereinsmitglieder kein Problem. Leider wurden diese angedachten Sanierungsmaßnahmen niemals realisiert. Vielmehr folgte ein langer Rechtsstreit, der in der Öffentlichkeit ausgetragen wurde. Während der Bürgermeister in einem Zeitungsbericht feststellte, dass die Schließung des Jugendzentrums „unbedingt gerechtfertigt“ sei, glaubte der Verein „Selbstverwaltetes Jugendzentrum Dirmingen e.V“ die Gründe darin zu sehen, dass die eigentliche Selbstverwaltung des JUZ der Gemeindeverwaltung schon lange ein Dorn im Auge sei.
Es folgten zahlreiche Briefwechsel mit gegenseitigen Vorwürfen. Die Mitglieder des JUZ verwiesen darauf, dass der Kreiswohlfahrtsausschuß des Kreises Neunkirchen in regelmäßigen Abständen besuche abstattet und sogar Geld für die Sanierung in Aussicht stellte. Dennoch bleiben die Fronten verhärtet. Im Jahre 1981 stellte der Bürgermeister dem Verein in Aussicht, dass nach einem Beschluss des Gemeinderats und einer grundlegenden Sanierung die Räume das JUZ wieder geöffnet werden könnten. Der Verein sah darin jedoch ein politisches Kalkül und fühlte sich im Stich gelassen.
Bereits am 22. Dezember 1980 äußerte die Mitgliederversammlung des Verbandes saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung (VSJS) massive Kritik an der Schließung des Dirminger JUZ. Vertreter des Landesverbandes und der saarländischen Jugendzentren waren im Nachbarort Wustweiler einhellig der Meinung, dass die Schließung des Dirminger Jugendzentrums durch die Gemeinde Eppelborn nicht kommentarlos hingenommen werden kann. Der Verein hingegen warf dem Bürgermeister eine „Hinhaltetaktik“ vor und ging erneut in die Offensive. Die Angelegenheit spitzte sich zusehends zu und wurde mehr und mehr zu einem Politikum. Während sich viele Mitglieder des Gemeinderats eine einvernehmliche Lösung und die Fortführung des Jugendzentrums in Dirmingen vorstellen konnten, verhielt sich die damalige CDU-Fraktion im Ortsrat Dirmingen eher zurückhaltend. Schon bei der Gründung des Jugendzentrums im Jahre 1973 stimmte die damalige CDU-Fraktion gegen ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Dirmingen. Die damals entstandenen Gräben wurden schnell wieder aufgerissen.
Letztendlich öffnete das Jugendzentrum in der „Alten Schule“ nie mehr seine Pforten und bleib für immer geschlossen. Heute steht diese Geschichte als mahnendes Beispiel eines politischen Konflikts, der auf dem Rücken der Jugendlichen ausgetragen wurde. Im nachhinein hat der damalige Brandstifter mit seinem Werk mehr Schaden ausgerichtet als zunächst vermutet.