Suche nach der Wahrheit – Von der Legende des Dirminger Klosters
Im Mittelalter wurden auch in unserer Region zahlreiche Klöster gegründet. Abteien, Stifte und Klöster bildeten damals das Netzwerk der mittelalterlichen Gesellschaft. Neben den noch heute vorhandenen alten Kirchenbauten, Burgen und Schlössern sind in unserer Region immer noch zahlreiche Klöster erhalten. Die Menschen in unserer Heimatgegend werden in diesem Zusammenhang sofort an die Abtei Tholey denken. Wenn wir uns jedoch die historischen Quellen unseres Dorfes ansehen, deutet vieles darauf hin, dass nicht nur die Abtei in Tholey ihre Spuren in unserem Dorf hinterlassen haben. Das Benediktinerkloster in Tholey gehört zum Bistums Trier und gehört der Beuroner Kongregation an. Wenn man die Nähe zu Tholey in Betracht zieht, ist es natürlich nahelegend zu glauben, dass die ersten christlichen Strömungen von Tholey einflossen. In dieser Hinsicht vertrete ich jedoch eine ganz andere Meinung als viele etablierte Heimatforscher. Meine Forschungen ergebenen viel mehr, dass ein ganz anderer Orden sich in Dirmingen ausbreitete. Die Zisterzienser!
Das erste Kloster dieses Ordens entstand im Jahre 1098 in „Cistercium“ in Frankreich. Obwohl auch die Zisterzienser benediktinische Mönche waren gibt es auf den ersten Blick keine Verbindung zur Abtei Tholey. Zudem wurde der französische Orden viel später als die Abtei Tholey gegründet. Nachweislich gab es jedoch Verbindungen zwischen den Mönchen des Benediktinerabteis in Tholey und den viel später in Frankreich entstanden Zisterzienserorden. Letztlich entstand der Zisterzienserorden durch Reformen aus der Tradition des Ordens der Benediktiner.
Zisterzienser galten als hervorragende Fachleute der Landwirtschaft und waren beim fränkischen König sehr beliebt. Wahrscheinlich hat ein Frankenkönig dafür Sorge getragen, dass in unserer Gegend Mönche aus dem Zisterzienserorden die Bevölkerung in der Landwirtschaft ausbildeten. Die Zisterzienser erlangten im 12. und 13. Jahrhundert durch ihre landwirtschaftliche Pionierarbeit einen hohen Stellenwert. Der Orden schuf landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde- und Viehzucht, Bergbau sowie den Wollhandel und trug auch zur Verbreitung der hoch mittelalterlichen Kultur bei. Alles Dinge, die es in Dirmingen nachweislich schon einmal gab und unsere Ort prägten. Auch der hohe Stellenwert der Landwirtschaft in Dirmingen wäre somit zu erklären. Über viele Jahrhunderte war Dirmingen landwirtschaftlicher Grundpfeiler des späteren Oberamtes Ottweiler und zählte viele Jahre zu den wohlhabendsten Gemeinden.
Ich vertrete die Meinung, dass die ersten christlichen Einflüsse von Illingen in unser Dorf einflossen. Die dortige Kirchengemeinde gehörte früh zum Bistum Metz und die Nähe zu Frankreich und dem Zisterzienserorden ist daher schon wahrscheinlich. Der Orden war bekannt für seinen gotische Baustil. Zunächst nur zögernd übernommen, breiteten sich die Kirchenbauten des Ordens auch in Deutschland rasend schnell aus. Es könnte sein, dass der Zisterzienserorden die erste vorzeitliche kleine Kirche in Dirmingen erbaut hat. Wie ich darauf komme? Das Gewölbe des Kirchturms unserer evangelischen Kirche hat an den vier Ecken Konsolen, die nach zisterziensischer Gewohnheit in zwei Hörnern auslaufen. Für mich ist diese Tatsache viel mehr als ein Indiz.
Auf dem Gelände der Schäfer Brauerei, dass heute als leeres Loch in der Ortsmitte gähnt dürfte laut unseren Quellen ein Hof fränkischer Könige gestanden haben. Dabei darf man sich dies nicht prunkvoll und großartig vorstellen. Vielmehr dürfte es eine kleine Residenz gewesen sein, die bestenfalls zur Rast oder Übernachtung von Adligen diente. Es gibt Hinweise darauf, dass Geistliche oder Mönche diesen Hof bewirtschafteten. Vieles spricht dafür, dass es sich um Mönche des Zisterzienserordens handelte. Der Volksmund berichtete, dass am Renderberg, in dem sich einst die Brauerei befand, nachweislich Stollen existierten. Ganz früher wurden diese Stollen dazu genutzt verderbliche Waren aufzubewahren. Die Bevölkerung und der damit verbundene Volksmund deuteten diese Stollen natürlich ganz anders. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden die interessantesten und haarsträubendsten Geschichten. Gab es einen unterirdischen Gang von Dirmingen zur Abtei Tholey? Aus meiner Sicht: Ausgeschlossen! Gab es einmal ein Kloster in Dirmingen? Aus meiner Sicht: Ausgeschlossen!
Die heutigen Flurbezeichnungen „Im großen Kloster“ oder „Im Hof“ sorgen jedenfalls weiterhin für Spekulationen. Die beiden Fluren befinden sich in unmittelbarer Nähe zur evangelischen Kirche und grenzen an dem ehemaligen Gelände der „Brauerei Schäfer“, an der heutigen Straße „Am Render“. Ich glaube, dass es tatsächlich Mönche in Dirmingen gab, die hier ihre Pionierarbeit verrichten. Wahrscheinlich haben diese sogar auf der Flur des heutigen „Im großen Kloster“ gelebt, gehaust oder übernachtet. Allein daraus wird im Laufe der Jahrhunderte die Legende des Dirminger Klosters entstanden sein. Auf der anderen Seite war niemand von uns zu dieser Zeit dabei, insofern bleibt der Stoff aus dem Legenden entstanden sind vorhanden.
Der Volksmund machte sich seinen Reim und irgendwann entstand die Geschichte von der Existenz eines Klosters in Dirmingen. Unterlagen die eine Existenz eines Klosters in Dirmingen beweisen würden, gibt es bis heute nicht. Eigentlich ist es auch sehr unwahrscheinlich das hier in Dirmingen jemals ein Kloster existierte. Das Kloster in Tholey entstand wahrscheinlich schon im 6 Jahrhundert, wobei zwei Klöster in so kurzer Entfernung schon eher unwahrscheinlich sind. Einer unbelegten historischen Überlieferung zufolge gab es früher einen unterirdischen Gang von diesem besagten Dirminger Kloster zum heutigen Benediktinerkloster in Tholey. Als das alte historische „Schwäns-Haus“ abgerissen wurde, entdeckten die Arbeiter tatsächlich einen unterirdischen Gang, der in Richtung Tholey führte. Genau das war für viele Einheimische der Beweis und letztlich auch der Stoff aus dem Legenden gemacht werden? Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass es sich bei diesem gefunden Gang um ein „Hähloch“ handelte. Ein “Hähloch” war früher nichts anderes als ein Versteck für Lebensmittel oder Wertgegenstände. Der ehemalige Dirminger Posthalter Johann Nikolaus Heintz berichtete, dass der „Kläse Vater“ ihm, als kleiner Junge, von einem unterirdischen Gang erzählte.
Bei der Renovierung der evangelischen Kirche zu Dirmingen im Jahre 1890 entdeckten Arbeiter unter dem Alter einen Hohlraum, der wie ein Gang ausgesehen haben soll. Vor ca. 80 Jahren konnte sich die ältesten Bewohner Dirmingens an einen alten Gewölbe Keller in der Nähe des “Kläse- Hauses“ erinnern. Sind das nun alles Indizien, Beweise oder nur purer Zufall? Wie dem auch sei, dass ist der Stoff aus dem Legenden gemacht werden. Das „Kläse Haus“ wurde vor über 70 Jahren abgerissen und nur noch der alte historische „Kläse-Keller“ erinnert an das Haus in der Ortsmitte. Einen echten Beweis für die tatsächliche Existenz eines Klosters in Dirmingen gibt es also wirklich nicht. Allein der Gedanke, dass an jedem Bericht auch ein Funke Wahrheit steckt, macht die Sache so interessant. Meine persönlichen Forschungen ergaben jedenfalls, dass in unserem Heimatort wohl eher kein Kloster existierte. Irgendwie schade. Oder ?