Komm, wir rufen „Hoppla Hopp“ – Vielleicht „bissje leiser als sonschd……“

‘S is Faasenacht, ˈs is Faasenacht, die Kiechelcher genn gebackt. Eraus damit, eraus damit, mia stegge se in de Sack. ˈS is Faasenacht, ˈs is Faasenacht, die Kiechelcher genn gebackt. Un wenn mei Mamme kenn Kiechelcher backt, dann peife mia uff die Faasenacht. ˈs is Faasenacht, ˈs is Faasenacht, die Kiechelcher genn gebackt..

Saarländisches Kinderlied zur Fastnacht

Die närrische fünfte Jahreszeit steht in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Der böse Bazillus verhindert die eigentliche Hochphase der Narrenzeit. Die Straßen-Fastnacht, mit ihren landesweiten Umzügen und Lindwürmern, fällt der Pandemie zum Opfer. Gottlob trägt ein echter „Faasebooze“ die Fastnacht im Herzen. Jetzt erst recht oder „graad se lääds“ sollte unser Schlachtruf ertönen: Hoppla Hopp“

Warum eigentlich: „Hoppla Hopp“? Zugegebenermaßen gibt es gerade im Saarland viele Karnevalsvereine, die einen eigenen Ausruf pflegen. Natürlich steht der Ausruf „Allez Hopp“ wie kein anderer für die saarländische Fastnacht. Für die Dirminger „Faasebooze“ war das jedoch zu wenig. Man wollte sich schlicht und einfach absetzen von den Anderen und nicht mit dem Strom schwimmen. Besonders wollte man sich von den Nachbarn abgrenzen und sein eigenes Ding machen. Daraus entstand, schon in frühen Zeiten: „Hoppla Hopp“!

Die Straßen-Fastnacht beginnt traditionell mit der Weiberfastnacht und endet am Aschermittwoch. Normalerweise befindet sich unser KKV Dirmingen während dieser Zeit im Ausnahmezustand. Die Teilnahme am Nachtumzug in Macherbach, der Rathausstürmung in Eppelborn, der „Faasend-Umzug“ in Berschweiler und dem „Faasend-Umzug“ in Bubach- Calmesweiler kosten letztlich viel Kraft .

Die wenigsten Zeitgenossen wissen, dass es auch mal in Dirmingen einen Rosenmontagsumzug gab. Die Wahl eines Dirminger Prinzenpaares, ein bunter Fastnachtsumzug und eine große Verhaftungswelle am “Faasend-Dienstag” gehörten in den 1950-gern und 1960-ger zu den närrischen Aktivitäten der damaligen Karnevalshochburg Dirmingen. Im Rahmen dieses närrischen Treibens wurden Kommunalpolitiker, Geschäftsleute und Lehrer verhaftet. Die Gefangenen konnten sich später im „Hesedenz-Saal“ bei Speisen und Getränken freikaufen. Nebenbei wurde am sogenannten “Veilchen-Dienstag” ein Krammarkt durchgeführt. Woher der Name Veilchendienstag kommt, scheint nicht eindeutig geklärt. Es ist nahe liegend, dass wie der Nelkensamstag, Tulpensonntag oder Orchideensonntag die floralen Namen so schön zum Rosenmontag passten. Nach anfänglichem Erfolg sank irgendwann das Interesse der Bevölkerung an diesen närrischen Veranstaltungen. Die Aktivitäten wurden eingestellt und das Brauchtum kam zum Erlegen.

Schon vor dem ersten Weltkrieg war man in Dirmingen bemüht, den Fastnachtsbrauchtum aufzuwerten. Schon damals gab es einen Fastnachtsumzug am Veilchendienstag. Im Jahre 1903 erschien ein sogenanntes „Liederbuch der Gesellschaft“, mit vielen närrischen Stimmungsliedern. Im Jahre 1903 richtete die Dirminger Fastnachtsgesellschaft “D’moss senn”, zu Dirmingen, erstmals eine große Fastnachtsveranstaltung mit diversen Bällen und großen Fastnachtsumzug aus. Im Jahre 1905 stand das ganze Fastnachts-Wochenende unter dem Motto: ”Dirminger Faschingsfeier im Jahre des Humors 1905″. Ein entsprechendes Werbeplakat ist zeitgleich das älteste vorhandene Dokument über karnevalistisches Treiben in unserem Dorf. Vor dem zweiten Weltkrieg hatte sich der damalige Dirminger Handwerkerverein und der Theaterverein Dirmingen um die Durchführung der Fastnacht mit Umzug und Kram – und Viehmarkt bemüht.

Im Jahre 2003 wurde der heutige Kolping Karnevalsverein als Untergruppierung der Kolpingsfamilie gegründet. Der KKV Dirmingen bemüht sich seitdem um den fastnächtlichen Brauchtum unseres Heimatortes. Natürlich hat die „Faasend“ immer auch etwas mit Heimat und eigener Identität zu tun. Es hat etwas sehr Erhebendes mit seinen Leuten oder seinem Verein die Fastnacht zu feiern, die gleichen Farben zu tragen und den gleichen Ausruf zu schmettern. Dabei spielt natürlich auch Stolz und ein gewisses „Wir-Gefühl“ eine gewichtige Rolle. Geschichten entstehen aus Geschichten und Menschen machen Menschen. Am Ende ist es genau das, was wir daraus machen. Gemäß dem rheinischen Karneval ist es wichtig, dass das Herz im Vordergrund steht und der Humor nicht zu kurz kommt. Man darf gerne auch mal über sich selbst lachen. Zuhause ist man dort, wo man sich fallen lassen und einfach so Leben kann wie man möchte. Gerade an der Fastnacht wird dies immer wieder deutlich spürbar. Einige Elferratsmitglieder und Akteure kenne ich bereits seit meiner Kindheit. Seite an Seite schlendern wir über die Straßen, werfen Süßigkeiten und rufen “Hoppla Hopp”. Für einige Stunden vergessen wir die Sorgen und Alltagsprobleme. Fastnacht kann verbinden und ermutigen. Meine beiden Töchter gehören zur Garde des KKV Dirmingen. Ich müsste Lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass mich dies ein Stückweit mit Stolz erfüllt. Meine Töchter teilen ihre Leidenschaft mit vielen Mädchen die sie schon seit frühster Kindheit kennen. Die Fastnacht führt mir immer wieder vor Augen, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn ich die Augen schließe, kann ich viele dieser jungen Frauen als kleines Gardemädchen vor mir sehen.

Eigentlich feierte unser KKV Dirmingen im vergangenen Jahr sein 6 x 11 Jubiläum. Aufgrund der Pandemie wurde die Jubiläumsveranstaltung in den November 2021 verschoben. Über 60 Jahre organisierte „Derminga Faasend“ der Kolping- Karnevalsfamilie Dirmingen soll also in diesem Jahr groß gefeiert werden. Viele Menschen haben diesen Verein geprägt und ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Ich bin Stolz dazuzugehören und ein Teil des Ganzen zu sein. Mir fehlt das närrische Treiben rund um die „Derminga Faasend“. Mir fehlen meine Freunde vom Elferrat, die schönsten Gardemädchen der Welt, die besten Büttenredner dieses Landes und der beste Nachwuchs den man sich vorstellen kann. Mir fehlt das Lachen und Singen. Mir fehlen die Menschen und die Musik. Mir fehlt die „Faasend“ !

Die Pandemie zwingt uns in diesem Jahr dazu den Ball flach zu halten. Als echter „Faasebooz“ leide ich natürlich unter diesen Umständen. Dennoch sollten wir alle tief Luft holen und „Hoppla Hopp“ ausrufen. Vielleicht ein bisschen leiser als sonst, dafür aber um so herzlicher…….Hoppla Hopp !

2 Kommentare

  • kleinfrank

    Hallo Martin, sehr schöner Kommentar. Vielen Dank für die diese Information. Hoppla Hopp…..

  • Martin Kauth

    Hallo Frank. Ich glaube zu Wissen wo der Ruf Hoppla Hopp Herkommt.
    Der Damalige Präsident Edmund Jochum ist bei einem Einmarsch gestolpert und hat Hoppla gerufen. Darauf hat der ganze Elferrat Hopp gerufen. Si ist der Ruf Hoppla Hopp bis Heute geblieben.
    Martin

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