Wer war der Mann mit der Grabplatte?

Wenn man unsere Stengelkirche in der Ortsmitte betritt und einen Blick in den Altarraum wirft, findet man auf der rechten Wandseite eine große Grabplatte.

Immer wieder erkundigen sich Kirchenbesucher nach dieser über 300 Jahre alten Grabplatte. Wer war der Mann, dem diese Grabplatte gehörte? In den meisten Fällen vermuten die Menschen, dass sich diese Grabplatte früher auf dem rund um die Kirche gelegenen Dorffriedhof befand.

Warum aber blieb diese Grabplatte erhalten und welchen historischen Wert hat sie für die Kirchengemeinde.

Der Mann dessen Grab diese große Platte abdeckte war der evangelische Pfarrer Heintz. Johann Gerhard Heintz war von 1692 bis 1709 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen. Der Geistliche studierte in Straßburg und war von 1656 bis 1658 Präzeptor am Gymnasium in Saarbrücken. Im Jahre 1692 wurde Heintz Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen. Diese Tatsache alleine wird natürlich nicht dazu geführt haben, dass man seinerzeit die Grabplatte aufbewahrte um sie anschließend in die Kirchenwand einzumauern.

Pfarrer Heintz wurde nach seinem Tod im Jahre 1714 in der Kirche beerdigt. Dies war damals nicht unüblich und wir sehen am Beispiel des katholischen Pastors Didas, dass dies durchaus in beiden Kirchen so praktiziert wurde. Im Jahre 1897 wurde, bei der Erneuerung des Kirchen-Fußbodens, die auf dem Boden liegende Grabplatte entfernt. Sie bekam vor der Kirche an der rechten Turmseite einen neuen Platz zugeteilt. An dieser Stelle befand sich die Platte 40 Jahre lang. Bei der Erweiterung der Kirche im Jahre 1937 bekam sie ihren heutigen Platz in der rechten Kirchenwand des Altarraums.

Pfarrer Heintz war in vieler Hinsicht ein besonderer Mann. Als der Pfarrer im Jahre 1692 nach Dirmingen kam, hatte sich unser Dorf von den Auswirkungen des 30 -jährigen Krieges erholt und befand sich im landwirtschaftlichen Aufschwung. Pfarrer Heintz kam damals mit seiner Frau und vier Kindern nach Dirmingen. Davon waren zwei Söhne und zwei Töchter. Sein ältester Sohn Johann Friedrich heiratete eine Frau aus Dirmingen und schenkte Pfarrer Heintz neun Enkelkinder wovon 7 Jungs und 2 Mädchen waren. Bei der Erstellung des Stammbaus der Familie Heintz konnte man feststellen, dass Pfarrer Heintz insgesamt 39 Urenkel, davon 20 Jungs und 19 Mädels hatte. Leider kamen alle seine Urenkel erst nach seinem Tod auf die Welt. 

Der evangelische Pfarrer Engel stelle im Jahre 1935 fest, dass in Dirmingen und Umgebung insgesamt 98 eingetragen Ehen mit dem Namen Heintz versehen waren. Aus diesen Ehen wurden 384 Kinder geboren. Pfarrer Heintz hatte also eine große Familie von denen allein 400 Nachkommen in Dirmingen, Berschweiler und Uchtelfangen lebten. Allein in Dirmingen existierten weit über 150 Menschen, die der Familie Heintz entstammten. Mittlerweile dürfte sich der Familienstamm des Pfarrer Heintz auf der ganzen Welt verbreitet haben. Ein Ur Enkel wanderte nach Ungarn und ein weiterer nach Pittsburgh nach Nordamerika (Pennsylvanien) aus.

Zweifelsohne kann man heute getrost festhalten, dass die Familie Heintz unseren Heimatort wie kaum eine andere geprägt hat. Dabei war Pfarrer Heintz ein „echta Derminga“ der seinem Heimatort seinen natürlichen Stempel aufgedrückt hat. Die Grabplatte in der evangelischen Stengelkirche gehört längst zum festen Inventar des Altarraums. Man kann sich unsere Kirche heute kaum noch ohne diese historische Steinplatte vorstellen.

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