Ein Dickkopf mehr in der Familie – Die Kleins sind auf den Hund gekommen

Freunde und Bekannte, allen voran meine Eltern, hatten mich gewarnt: “Du willst dir doch nicht jetzt noch einen Hund zulegen?“ Jeder gutgemeinte Ratschlag prallte jedoch an uns ab und fest entschlossen schritten wir zur Tat. Dabei war der Kauf unseres Hundes keine Kurzschlussreaktion, sondern vielmehr von längerer Hand geplant. Bis zum Schluss versuchten nahestehende Menschen mich davon zu überzeugen, auf den Kauf eines Haustiers zu verzichten. Gebracht haben diese Bemühungen jedoch überhaupt nichts und im Frühjahr dieses Jahres zog unser neuer Familienzuwachs bei uns ein.

Seitdem ist nichts mehr so, wie es einmal war! Verschlafen laufe ich frühmorgens durch die Wohnung und suche meine Arbeitsschuhe. Ich merke, dass mein Blutdruck steigt und ahne schon wer hinter diesem Sabotageakt steckt. Kopfkino: Ich stelle mir vor, wie ich das Tier schnappe und erwürge. Sekunden später muss ich schmunzeln und benutze halt meine alten Treter. Kein Schuh, kein Tischbein, kein Teppich und sogar kein Heizungsrohr sind vor diesem Tier sicher. Kopfschüttelnd sitze ich auf dem Weg zur Arbeit im Auto und grübele darüber nach, ob das wirklich die richtige Entscheidung war. Nach kurzer Überlegung komme ich zu dem Entschluss: Ja, war es!

Wir haben uns die Entscheidung einen Hund zu kaufen nicht leicht gemacht und lange an unserer Vorgehensweise überlegt. Dabei war es uns wichtig, dass wir das Tier nicht aus Gründen der Pandemie als Trostpflaster kaufen wollten. Gerade in Zeiten der Pandemie werden viele Tiere voreilig gekauft und nur zum Übergang benutzt. Während den Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen schossen die Anfragen nach einem Haustier massiv in die Höhe. Dabei vergessen viele Menschen, dass es auch eine Zeit nach der Pandemie gibt. Man sollte sich gut zu überlegen, was nach Corona passiert. Vielleicht fehlt dann plötzlich die Zeit oder die Lust? Man sollte sich zudem mit der Frage beschäftigen: „Passt ein Haustier gut in mein normales Leben?”

Ein Hund benötigt Zeit, Platz und Raum. Ein Hund ist ein Lebewesen, das über eigene Gefühle verfügt. Wenn man sich einen Hund kaufen möchte, sollte man sich dieser Verantwortung bewusst sein. Leider gibt es Züchter/in die ihr Tier schnell loswerden wollen und nur das Geld im Auge haben. Dabei beginnt genau dort, beim Züchter/in die Zukunft des Tieres. Wir haben gottlob einen Züchter gefunden, der uns erst nach reiflicher Prüfung das Ja-Wort gab. Wichtig ist, dass der Züchter/in sein Tier nur in gute Hände abgeben möchte. Wir hatten sofort das Gefühl, dass wir richtig sind. Der ein oder andere Hundefreund wird sich an dieser Stelle bestimmt amüsieren. Für jemanden der erst seit kurzem im Besitz eines Welpen ist, gibt der Herr Klein viele altbackene Ratschläge. Ganz so ist es aber nicht! Immerhin bin ich mit Hunden aufgewachsen. Meine Eltern hatten Zeit ihres Lebens immer irgendeinen Hund. Ein wenig Erfahrung war also schon vorhanden. Außerdem haben wir uns die Mühe gemacht und uns ausgiebig informiert. Ich finde, dass ist das Mindeste was man als neuer Hundebesitzer machen kann. Man sollte sich vor dem Kauf ausgiebig informieren, damit man weiß, mit was man es am Ende zu tun bekommt.

Ein Hundewelpe kommt in der Regel mit viel Neugier und Entdeckerdrang in seine neue Familie. Viele Menschen machen den Fehler, dass sie sich ein gewisses Bild von ihrem Tier machen. Zunächst sieht man nur diesen knuffigen tollpatschigen Welpen und kann sich kaum vorstellen, was noch auf einen zukommt. Diese Phase haben wir bald durchgemacht und erwarten gespannt was als nächstes kommt. Plötzlich tauchen Situationen auf, mit denen wir vorher nicht rechnen konnten. Wir stellen schon jetzt immer öfter fest, dass wir ein Stückweit gebunden sind. Zukünftig wird es schwerer sein, einfach mal auszugehen oder in Urlaub zu fahren. Damit das Ganze auch zukünftig mit einem eigenen Hund möglich ist, benötigt man ein Umdenken.  

Schon jetzt ist klar: Seit die Kleins einen Hund besitzen steht unsere Welt auf dem Kopf. Dabei bekommt man immer das was man verdient. Schon bei der Auswahl unseres Hundes waren wir uns darüber einig, in welche Richtung wir wollten. Es sollte ein ruhiger, ausgeglichener Familien – und kinderfreundlicher Hund werden, der zudem umgänglich, gemütlich und entspannt rüberkommt. Sehr schnell hatten wir uns für eine Französische Bulldogge entschieden. Genauso ein Hund sollte es sein. Und nun, haben wir den Salat! Manche Eigenschaften hat unser Hund abgelegt oder nicht mitbekommen. Von gemütlich und entspannt kann eigentlich keine Rede sein. Vielmehr hat unser Welpe Temperament und jede Menge Hummeln im Arsch. Das spielt aber längst keine Rolle mehr. Mittlerweile ist der Welpe jedem Familienmitglied ans Herz gewachsen.

Bulldoggen stammen ursprünglich aus England und wurden dort als mutige und aggressive Bullenbeißer und Hetzhunde gezüchtet. Kleinere Hunde wurden als Rattenfänger von Arbeitern nach Frankreich eingeführt.  Die kleinen Hunde mit aufrechten Ohren wurden bevorzugt weitergezüchtet. Andere Rassen wie der Mops und oder der Terrier wurden eingekreuzt und so entstand die Französische Bulldogge. Mittlerweile unterscheidet sich ein „Frenchie“ von einem Englischen Bulldogge im Wesentlichen. Wobei beide Rassen schon sehr anfällig sind und mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Am meisten amüsiere ich mich jedoch über die Dickköpfigkeit dieser Hunderasse. Doggen sind dafür bekannt, dass sie sehr stur und eigen sein können. Besitzer sind gut beraten, recht früh in der Erziehung diese Starrköpfigkeit zu lockern. Eine Bulldogge will, wenn es sein muss mit dem Kopf durch die Wand und respektiert dabei kein Hindernis. Ich weiß nicht warum, aber gerade diese Eigenschaft hat mich von Anfang an begeistert. Obwohl ich zunächst gerne eine englische Bulldogge gehabt hätte, bin ich heute sehr froh mit unserer Tinka. In einer Familie muss man Kompromisse eingehen und mit einer englischen Bulldogge hätte sich meine Frau nicht so wohlgefühlt.

Tinka, auch die Namenswahl war alles andere als einfach. Wir hatten lange überlegt und uns die Namensgebung nicht leicht gemacht. Heute kann ich mir keinen anderen Namen für unseren Hund vorstellen. Jetzt läuft diese kleine, muskulöse Hündin mit großen aufrechtstehenden Ohren durch unser Haus und unseren Garten und macht die Welt unsicher. Mit ihrer stumpfnasigen Maske und den perlenförmigen Gluckaugen wickelt sie jeden um den Finger. Wenn ich sie sehe, muss ich anfangen zu lachen. Dabei bin ich von Beginn an darüber verwundert, wie anpassungsfähig, robust und furchtlos diese kleinen Racker sind. Sie ist nicht gerne allein und liebt es gestreichelt zu werden. Die Bulldogge versucht ihre Besitzer und das Haus zu beschützen. Dabei scheut sie keine Gefahr und weiß sich zu behaupten. Im Umgang mit Kindern verhält sich unser Hund sehr liebevoll. Unser Sohn ist längst zu einem Spielkameraden geworden. Ich habe sogar den Eindruck, dass dieser Hund der Entwicklung unseres Sohnes guttut.

Meine Frau ist der Chef! Man merkt deutlich, dass Sie den größten und intensivsten Bezug zu dem Hund hat. Das ist gut so! Ich hätte nie geglaubt, dass meine Frau einmal eine solche Bindung zu einem Hund aufbauen könnte. Heute hat sie unseren vollen Respekt verdient. Ich würde sogar behaupten, dass meine Frau in ihrer Verantwortung zu dem Hund aufgeht. Für jemanden der noch nie zuvor einen Hund hatte, macht sie ihren Job richtig gut. Ich glaube nicht, dass ich ihr diesbezüglich das Wasser reichen könnte.

Tinka, der Name kommt aus dem griechischen und bedeutet so viel wie: „die Reine”. Naja, daran arbeiten wir noch ein wenig. Abgeleitet wird der Name auch von dem russischen: Katinka. Ehrlichgesagt hat uns allein der Wortklang überzeugt.

Nun läuft der kleine „Wuff“ also durch unser Leben und raubt uns den letzten Nerv. Während ich diese Zeilen schreibe, sitzt sie vor mir und schaut mich mit ihren großen Augen fragend an. Mit ihrer übergroßen Zunge, die einem Waschlappen gleicht, leckt sie über meine Beine und setzt sich schließlich auf meine Füße. Ich kann und darf mich kaum noch bewegen, sonst wird sie wach. Ist das nicht etwas zu viel Aufwand für so einen kleinen Hund? Ich schmunzele, lasse sie gewähren und liegen. Es ist wie es ist und so wird es hoffentlich noch lange bleiben.

Kleine Tinka, willkommen Zuhause !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert