Die Suche nach der eigenen Identität – Was verbindet Dirmingen und Dirmstein?

Wenn man sich mit dem Thema Heimatforschung befasst, kommt man nicht daran vorbei auch mal das Internet zu befragen. Dabei suche ich schon lange nach weiteren Indizien zur Herkunft unseres Dorfnamens. Immer öfter stelle ich fest, dass Dorf nicht gleich Dorf ist und uns am Ende so manches trennt und doch vieles vereint. Irgendwann glaubt man daran das Wichtigste zu wissen und sucht sein Heil im Detail. Auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen verliert man jedoch schnell die Orientierung.

Auf meiner Reise durch das „world wide web“ stand ich unter anderem vor der Frage, ob es vielleicht weitere Städte oder Dörfer gibt die ähnliche oder wie in anderen Fällen den gleichen Namen wie wir tragen. Soweit ich es überblicken kann, gibt es in ganz Deutschland kein zweites Dirmingen.

In einer Urkunde vom 28.12.1281 wurde unser Heimatort erstmals als „Diermanges“ erwähnt. Das Original dieser Urkunde befindet sich heute im Staatsarchiv Koblenz. Die „ingen-Endung“ unseres Ortsnamens lässt darauf schließen, dass unser Dorf in die Zeit der germanisch-fränkischen Landnahme entstanden ist. Historische Funde zeugen jedoch davon, dass bereits die Kelten am Zusammenfluss der Ill und Alsbach lebten. Der zu den keltischen Belgen gehörende Stamm der Mediomatriker fand nachweislich auf unserer Gemarkung ein Zuhause. Die in unserem Volksmund gängige Bezeichnung Caselswald stammt aus dem keltischen und bedeutet so viel wie „Kasholz“. Wobei das keltische Wörtchen „Kasne“ auf die Eiche zurückzuführen ist. Auch der Name des durch unseren Ort laufenden Bachlaufes Ill ist keltisch und bedeutet so viel wie „die Eilige“.

Neben Illingen und Marpingen gehört Dirmingen zu den am weitesten nördlich des rechten Saarufers gelegenen Orten mit der erwähnten „ingen Endung“. Ortschaften mit diesen Namensendungen gehörten nachweislich zu den alten deutschen Stämmen. Dabei ließen sich die westgermanischen Franken in ihren Kämpfen und Schlachten von kleineren germanischen Sippen und Sippenverbänden unterstützen. Aus diesen Sippen entstanden im Laufe der Jahre Siedlungen und Höfe. In solchen Fällen wurde die „ingen Endung“ gerne an Vornamen germanischer Anführer oder Fürsten geknüpft. Der zusammengeknüpfte Namen deutete dann auf die Sippe, das Geschlecht und den Stammnamen hin.

Ursprünglich trug unserem Dorf also einen Personennamen, der im Laufe der Zeit zu einem Ortsnamen erstarrte. Historiker fanden in alten Schreibweisen die Form“ Diermanges“ oder „Dyrmendingas“ oder auch die angelsächsische Schreibform „Doermund“ was auf den Tiermund deutet.  Wer oder was verbirgt sich aber hinter der Bezeichnung „Dirm“?

Wenn ich auch kein anderes Dorf oder keine andere Stadt, die unseren Namen trägt, gefunden habe, so wurde ich doch auf eine gewisse Art fündig. Im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim gibt es eine Ortsgemeinde mit dem Namen Dirmstein.

Der Winzerort Dirmstein ist die flächenmäßig größte und nach Einwohnerzahl zweitgrößte Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Leiningerland im Landkreis Bad Dürkheim. Auf der informativen Webseite der Ortsgemeinde Dirmstein findet man viele interessante Hinweise über Kultur, Geschichte, Vereine und auch den Tourismus. Natürlich habe ich mir umgehend die Frage gestellt, ob es eine Verbindung zwischen unseren beiden Orten gibt. Dirmstein wird erstmals im 8. Jahrhundert urkundlich erwähnt und wird heute als „die Perle des Leiningerlandes“ bezeichnet. Im 18. Jahrhundert besaß Dirmstein sogar einmal das Stadtrecht.

Dirmingen hingegen war von einem Stadtrecht weit entfernt. Bis zur Gebietsverwaltungsreform im Jahre 1974 war unser Dorf jedoch stets eine eigenständige Bürgermeisterei oder Gemeinde. Heute gehört Dirmingen als Ortsteil und Gemeindebezirk zu der Einheitsgemeinde Eppelborn im Landkreis Neunkirchen (Saarland). Dirmingen liegt im Nordosten der Gemeinde an der Südpforte des Naturparks Saar-Hunsrück. Zu der Zeit als Dirmstein ein Stadtrecht besaß, gehörte Dirmingen zur Herrschaft Ottweiler in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken.

Neben den vier erhaltenen Schlössern und anderen eindrucksvollen Gebäuden gehört die barocke Zweikirche St. Laurentius zu den bedeutendsten Wahrzeichen der Ortsgemeinde Dirmstein. Das Bauwerk steht unter Einzeldenkmalschutz und wurde im Jahre 1746 erbaut. Spätestens bei der Angabe dieser Jahreszahl klingelt es bei einem aufmerksamen „echten Derminga“. Der Turm stammt noch von einem Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert. Auch diese Zeitangabe fand ich natürlich äußerst interessant. Die Laurentiuskirche ist eine Doppelkirche für Katholiken und Protestanten. Der Turm hat einen romanisch-gotischen Unterbau, der Saalbau geht auf die späte Barockzeit zurück. Die beiden ersten Baupläne stammen vom Kirchenbaumeister Balthasar Neumann. Der zweite Entwurf wurde vor Ort durch Franz Rothermel modifiziert, der den Bau ausführte. Die einzige Kirche des Ortes ist eine Art Simultankirche. Dabei wird ein Sakralbau von zwei Konfessionen gemeinsam genutzt. Es handelt sich also um zwei Gotteshäuser unter einem Dach. Der Turm gehört beiden Kirchengemeinden gemeinsam.

Natürlich musste ich beim Lesen dieser Informationen an unsere Stengelkirche denken. Auch unser Wahrzeichen wurde im Jahre 1746 nach Bauplänen des barocken Baumeisters Friedrich Stengel erbaut. Auch der Turm unserer Kirche stammt aus der frühen Zeit des 13. Jahrhunderts wobei auch das Thema Simultaneum in unserem Dorf, zumindest für kurze Zeit, eine gewichtige Rolle spielte. Nachdem unsere katholische Kirche auf dem Rothenberg durch einen Bombenangriff am 21. Februar 1945 zerstört wurde, nutzten Katholiken und Protestanten gemeinsam die Stengelkirche und pflegten dort fast 5 Jahre ein gutes, harmonisches Miteinander.

Mit 2.969 Einwohnern leben in Dirmingen in etwa gleich so viel Menschen wie in Dirmstein, dass rund 3000 Menschen ein Zuhause gibt. Dirmstein ist eine sehr lebendige Gemeinde, die über eine gute Infrastruktur verfügt. Während Dirmstein laut eigener Aussage über eine eigene Nahversorgung verfügt, arbeiten wir gerade fleißig an diesem Thema. In unserer Gemeinde Eppelborn und somit auch in Dirmingen gibt es seit dieser Woche einen Bürgerbus. In Dirmstein ist dieser bereits seit längerem voll etabliert.

Beim Lesen der Dorfchronik Dirmsteins fand ich keine Indizien dafür, dass unsere beiden Ortschaften irgendetwas verbindet. Zu lesen ist, dass der König „Karl der Kahle“ während seines Aufenthaltes in Dirmstein Schutzrechte für Aquitanien und Burgund vergab. Damit sorgte der Herrscher gleichzeitig für die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens. Dirmingen hingegen gehörte seit seiner ersten Erwähnung 1281 als sogenanntes Allod zu der Grafschaft Saarbrücken. Die Saarbrücker Grafen begannen recht früh Renten und Güter als Lehn an Saarbrücker Bergmannsgeschlechter zu vergeben. 1285 erhielt der Ritter Johann Caze von Saarbrücken als erster die Lehn über Dirmingen. Bis dahin wurde Dirmingen als Verwaltungsbezirk geführt.

Während in Dirmstein zweitweise 22 Adelsfamilien lebten, wurde im Dirminger Dörfchen kleinere Brötchen gebacken. Dirmingen war stets ein Bauerndorf, dass zu Zeiten der Industrialisierung zu einem Dorf der Berg- und Hüttenarbeiter heranwuchs. Die Landwirtschaft und der Bezug zu Kohle und Stahl spielten in Dirmingen schon immer eine große Rolle.

Die Internetpräsenz der Ortsgemeinde Dirmstein ist sehenswert und zudem sehr informativ.  Auf http://www.dirmstein.de/ findet man alle wichtigen Informationen rund um die stolze Ortsgemeinde. Über die sozialen Medien habe ich Kontakt zu Einheimischen gefunden. Dabei verkuppelten mich Einheimische mit kompetenten Ansprechpartnern. Die erste lose Kontaktaufnahme entstand durch ein Telefonat mit Herrn Hans Scherer, dem ersten Beigeordneten Dirmsteins. Wir vereinbarten den Kontakt aufrecht zu halten und demnächst ein weiters Telefongespräch zu führen. Wir werden sehen was daraus wird. Entweder verläuft der Kontakt im Sande oder es entsteht ein freundschaftliches Verhältnis. Es wäre schön einen gemeinsamen Kontakt zu pflegen.

Immerhin verbindet Dirmstein mit Neuötting in Bayern und Mödling in Österreich ein freundschaftliches Verhältnis. Das Dorf Dirmingen hat keine Partnerschaft mit anderen Dörfern oder Städten. Als Gemeindebezirk in der Einheitsgemeinde Eppelborn hat Dirmingen jedoch Verbindung zu der Partnerstadt Outreau in Frankreich und zu der Sängerstadt Finsterwalde in Brandenburg. Diese beiden Städte gehören neben Kfar Tabor in Israel zu den Partnerstädten Eppelborns.

Was fangen wir nun also mit diesen Informationen an ? Zumindest wissen wir nun, dass es neben Dirmingen auch noch Dirmstein gibt. Es existiert also ein weiterer Ort, der zumindest die Hälfte unseres Ortsnamens trägt. Die wichtigste Frage bleibt jedoch weiterhin ungeklärt. Der eigentlichen Herkunft unseres Ortsnamens bin ich kein Stück näher gekommen. Dennoch habe ich nette Menschen aus einem interessanten Ort kennengelernt.

Viele Grüße von Dirmingen nach Dirmstein.

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