Bleibt am Ende nur die Erinnerung ? – Vom Kommen und Gehen in der Kultstätte „Kläse Keller“
Bis zum Beginn dieser unsäglichen Pandemie traf sich unsere Dorfgemeinschaft jedes Jahr im Advent im altehrwürdigen „Kläse Keller“ in der Ortsmitte. Menschen aller Altersgruppen saßen beisammen um in der allzu stressigen vorweihnachtliche Adventszeit einige schöne Stunden zu verbringen. Der gemeinschaftliche Zusammenhalt unserer Dorfgemeinschaft wurde gerade in dieser kalten und unangenehmen Jahreszeit gestärkt. Neue Ideen entstanden und Visionen wurden geknüpft. Im altehrwürdigen „Kläse Keller“ wurde über Jahrzehnte Dirminger Geschichte geschrieben. Legenden entstanden, Gerüchte gestreut und Leben gelebt.
Jeden Abend wurde gemeinsam gekocht, gegessen, getrunken und in Erinnerungen geschwelgt. Natürlich wurden auch über aktuelle Themen diskutiert und über nicht anwesende Personen „getratscht“. Es wurde geschimpft, gelacht, gesungen und geweint. Der „Kläse Keller“ bot jedem die Gelegenheit zu verweilen und Mensch zu sein.
Der geschichtsträchtige „Kläse Keller“ mit seinem besonderen Flair war Treffpunkt für alle „echte Derminga“ und solche die sich bei uns wohlfühlen. Egal ob jung oder alt, jeder durfte kommen und bleiben. Gemeinsam wurden Veranstaltungen geplant, neue Ideen gesponnen und das „Wir-Gefühl“ gehoben. Tonnenweise Gebäck gegessen und literweise Glühwein vernichtet. Das alles in der Gemeinschaft und zum Wohle unseres Heimatortes.
Der „Kläse Keller“ ist bis heute ein echtes Stück Dirmingen. Im Laufe der Jahre sind viele von uns gegangen, verzogen oder verstorben. Neue sind hinzugekommen und geblieben. Die jungen sind alt geworden und die Alten haben uns für immer verlassen. Der Lauf der Zeit spiegelt sich gerade im „Kläse Keller“ wieder und führt uns vor Augen, dass alles vergänglich erscheint. Der alte Keller ist alles was von dem historischen „Kläse Haus“, dass zu Beginn der 1960-er Jahre abgebrochen wurde, übriggeblieben ist. Früher diente es dem Hausbesitzer als „Hähloch“, also Vorratskeller und in der Not sogar als Luftschutzbunker oder vielmehr Unterstand. Der Kindergarten fand dort einmal sein Zuhause und auch die Post betrieben. In diesem historischen Kellergewölbe wurde „Derminga Geschichte“ geschrieben.
Irgendwann werden andere in diesem Keller, in der Ortsmitte, sitzen und von uns erzählen. Ich hoffe sie werden nicht allzu arg schimpfen und auch gute Worte finden. Vielleicht werden sie auch von dieser schrecklichen Zeit erzählen. Vielleicht werden sie sagen:“ Wisst ihr noch, als wegen der Pandemie nichts stattfinden durfte und der Keller geschlossen war?“
Die Zukunft unserer Heimat liegt auch in unseren Händen. Irgendwann werden unsere Kinder das Erbe fortführen. Es ist immer das, was man daraus macht. Eine funktionierende Dorfgemeinschaft kann uns allen soviel schenken.
Schon die Gebrüder Klein, um unseren verstorbenen Ortsvorsteher Manfred Klein und seine Brüder Raimund und Volker, nutzten in den frühen 1990-er Jahren den Keller um während ihrer Weihnachtsbaumaktion die Geselligkeit zu pflegen. Der Kulturverein setzt heute diese Tradition fort und bietet zudem eine Vielzahl von Angeboten. „Weihnachten am Kirchberg“, „Wunschbaumaktion“, „Nikolausaktionen“ und ein verschiedenen Essenangebote. Vieles wurde vor und im „Kläse Keller“ durchgeführt. In diesem Jahr dürfen wir aufgrund der pandemischen Situation nur Weihnachtsbäume verkaufen. Nichts ist geblieben von der Leichtigkeit des Seins. Kein Lachen, keine Weihnachtslieder und auch kein lustiges Beisammensein im Kellergewölbe.
Die Pandemie hat vieles verändert und zerstört. Werden wir wieder dorthin gelangen und weitermachen können, wo wir alle enden mussten ? Was wird sein, wenn sich dieser schreckliche Bazillus endlich verzogen hat ? Werden wir wieder zu alter Stärke zurückfinden ? Ich hoffe, dass dieser Virus am Ende nicht mehr verändert und zerstört hat, wie wir alle heute vermuten können. Was uns im Jahre 2021 bleibt, ist die Erinnerung an schöne Zeiten im historischen „Kläse Keller“. Wie und ob es irgendwann weitergehen wird, liegt auch in unseren Händen.