„Ich bin der Wald, Ich bin uralt…..” – Von der Geschichte unseres Waldes

Ehrfurcht vor dem Wald: „Ich bin die Wärme deines Herdes an kalten Winterabenden. Ich bin der Schatten, der dich vor der heißen Sommersonne beschirmt. Meine Früchte und belebenden Getränke stillen deinen Durst auf deiner Reise. Ich bin der Balken, der dein Haus hält, die Tür deiner Heimstatt, das Bett, indem du liegst und das Spant, das dein Boot trägt. Ich bin der Griff deiner Harke, das Holz deiner Wiege und die Hülle deines Sarges“.

(Unbekannt)

Dirmingen verfügt über eine große Waldfläche. Im Laufe der Jahrhunderte gingen die Menschen mit ihrem Wald nicht immer pfleglich und behutsam um. Der Wald hat sich verändert. Aus dem Ur-Wald entwickelte sich durch Rodung und Aufforstung im Laufe der Jahrhunderte den Wald wie wir ihn kennen.

Das Sturmtief „Wiebke“ fegte im Februar 1990 mit Spitzenböen von ca. 140 -150 km/h über Dirmingen hinweg und hinterließ dabei eine Spur der Verwüstung. Dabei wurde auch der „Wald meiner Kindheit“ auf der „Leh“ zu 60 % zerstört. Obwohl auch dieser Wald wieder aufgeforstet wurde, erkennt man noch heute deutlich die Flurschäden. Letztendlich hat es viele Jahre gedauert bis unser Wald sich wieder erholt hat. Ein Baum benötigt halt etwas Zeit, um zu wachsen. Zeit ist Geld und von Geld lebt unsere Wirtschaft. Heute müssen wir uns wieder verstärkt Sorgen um unseren Wald machen.

Nach dem 30-jährigen Krieg erlebte unsere Region einen enormen Bevölkerungsanstieg. Die Menschen hatten enormes Interesse an dem Wald oder vielmehr an Holz. Im 18 Jahrhundert wurden ganze Wälder abgeholzt und zu Ackerflächen gerodet. Die Landesherren finanzierten sich mit den Holz-Einnahmen ihre Hofhaltung. Die Wälder wurden genutzt um Holzkohle herzustellen und zu liefern. Auch die zahlreichen Glasmanufakturen und Eisenschmelzen benötigten eine Unmenge an Holz. In den Dirminger Wäldern existieren noch heute unzählige dieser Meilerplätze. Besonders während der französischen Revolution rauchten im Dirminger Wald zahlreiche Kohlemeiler. Ein geschultes Auge kann noch heute anhand der prägenden Geländeformen und der kreisrunden Stellen erkennen, wo sich diese Meilerplätze befanden. Nachweislich existierten im Wald um das heutige Naherholungsgebiet Finkenrech mehr als einhundert Meilerstandorte.

Holzkohle war vor mehr als 550 Jahren der einzige Energieträger, der hohe Temperaturen erzeugen konnte. Die sogenannten Köhler verarbeiten damals Holz zu Holzkohle. In der Regel war die Arbeit des Köhlers nur im Sommer und Frühherbst möglich. Um genügend Holzkohle zu gewinnen, benötigt man eine gewisse Erfahrung und Geschicklichkeit. Das Köhlerhandwerk war sehr hart und verlangte große Opfer. Die Verkohlung musste rund um die Uhr überwacht werden. Neben Schlafmangel und der täglichen Sorge um den Meilerplatz mussten die Köhler auch körperlich an ihre Grenzen gehen. Viele erlitten im Laufe der Zeit unzählige Verbrennungen an Händen und Gesicht. Auch das Einatmen des Rauchs hinterließ Spuren. Die Köhler lebten bei ihren Meilern im Wald und waren isoliert und vom Dorfleben ausgeschlossen. Oftmals brauchten die Köhler viele Wochen, um einen Meiler auszubauen und abzubrennen. Das ständige Überwachen des Abbrennens ging an die Nerven. Schließlich musste der Meiler Tag und Nacht bewacht werden.

Im Saarland und somit nachweislich auch in Dirmingen waren Holzkohleöfen bis um das Jahr 1870 in Betrieb. Holzkohle wurde unter anderem zur Schießpulverherstellung und bei der Anfertigung von Tinte und Tusche verwendet. Durch den Einsatz von Steinkohle ging der Holzkohlebedarf Ende des 19.Jahrhunderts rapide zurück. 

In unserem Wald findet man noch heute viele Zeichen der intensiven Nutzung. Der Weg vom Nutzwald bis hin zum Naherholungsgebiet oder Freizeitzentrum war alles andere als einfach. Die Versorgung der Eisenhütten mit Holzkohle wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts immer schwieriger. Holz wurde zu einer begehrten Ware, die schließlich auch bis nach Holland geliefert wurde. Dabei wurde das Holz über die vorhandene Wasserstraße geflößt. Der Weg ging über Bachläufe der Ill, Theel, Prims bis hin zu den Flüssen der Saar und Mosel, um dann letztlich im guten alten Rhein anzukommen. Die Holländer benötigten überwiegend Eichenholz um daraus ihre Kriegs- und Handelsschiffe zu bauen.

Heute hat sich der Zustand des Waldes einigermaßen stabilisiert. Unsere Wälder liefern nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz, sondern schaffen auch Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Der Naturschutz und der Erhalt des Waldes ist eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft und die nachfolgenden Generationen. In Dirmingen haben wir den zuletzt aufbäumenden sanfte Tourismus letztendlich auch der Natur und unseren Wäldern zu verdanken.

Dennoch droht Gefahr! In den vergangenen Jahren wurde weltweit knapp 50 Prozent mehr Gesamtfläche Wald gerodet als zuvor. Der zunehmende Holzverbrauch macht dem Wald zunehmenden zu schaffen. Die Bundesregierung plant im Rahmen des Kohleausstiegsgesetzes ein Förderprogramm im Wert von einer Milliarde Euro für die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Biomasse. Dies könnte der Anfang einer besorgniserregenden Entwicklung werden. Dabei ist die Verfeuerung von Holz keineswegs klimaneutral. Für unsere deutschen Wälder ist die erhöhte Holznachfrage keine gute Nachricht. Die NABU informiert darüber, dass mittlerweile der jährliche Holzzuwachs fast vollständig geerntet und ein wesentlicher Teil davon bereits verbrannt wurde.

Es ist also an der Zeit sich wieder mal Sorgen, um den Wald zu machen. Dirmingen verfügt aufgrund seiner großen Bannmeile über große Waldbestände. In den letzten Jahren vielen viele Bäume dem Borkenkäfer zum Opfer. Wenn wir den Wald erhalten möchten, müssen wir alle mehr tun. Dazu genügt es nicht einmal im Jahr einen „picobello Tag“ auszurichten oder neue Bäume anzupflanzen. Wir benötigen eine nachhaltige Debatte über den Zustand unseres Waldes.

Ich frage mich allen Ernstes, ob wir uns wirklich Alle bewusst darüber sind, wie schön wir es hier doch eigentlich haben. Wir leben in einem grünen Paradies. Dies gilt es zu schützen. Wenn nicht jetzt, wann dann ?

„Ich bin der Wald, Ich bin uralt, Ich hege den Hirsch, Ich hege das Reh, Ich schütz Euch vor Sturm, Ich schütz Euch vor Schnee, Ich wehre dem Frost, Ich wahre die Quelle, Ich hüte die Scholle, Bin immer zur Stelle, Ich bau Euch das Haus, Ich heiz Euch den Herd, Drum ihr Menschen, Haltet mich wert!

(Inschrift an einem niedersächsischen Forsthaus aus dem 17. Jh.)