Der Dorfplatz – Ein Ort der Begegnung und der Kommunikation

Freundlichkeit ist ein wesentlicher Teil der persönlichen Erziehung und gerät zusehends aus der Mode. Ich erinnere mich noch gut an meine Kinderzeit. Immer wenn ich das Grüßen vergaß, wurde ich von meiner Oma gemaßregelt:“ Saa mol, kannschd dau net gemorje saan?“ Schon meine Großmutter wusste genau, dass ein freundlicher Gruß einiges bewegen kann. Mit der direkten Anrede und einem tiefen Blick in die Augen kann man das Eis brechen. Wir müssen wieder mehr miteinander reden. Viele Menschen gehen Gedankenversunken aneinander vorbei und bieten dem Nächsten keine Zeit. Kommunikation und menschliche Nähe sind wichtige Bestandteile einer funktionierenden Dorfgemeinschaft.

Ein Dorfplatz ist ein Ort der Kommunikation und der Begegnung. Das Ortszentrum dient als Treffpunkt und Versammlungsort. Dort auf dem Dorfplatz findet man Raum für Klatsch, Tratsch, Gerüchte und Neuigkeiten. Unser Dorfplatz befand sich früher vor der Evangelischen Kirche. Damals wurde der Platz als Ortszentrum für Versammlungen, Übungen der örtlichen Feuerwehr, Kirmestreiben oder Markttreiben genutzt. Vielleicht befand sich dort schon im Mittelalter ein Pranger. Ganz bestimmt sorgte an dieser Stelle der ein oder anderen Gaukler oder Spielmann für Unterhaltung. Die Seele eines Dorfes wird auf seinem Dorfplatz spürbar. Wenn man sich auf dem Dorfplatz die Zeit nimmt und genau aufpasst und hinhört, spürt man die Seele des Ortes. Hier im Ortszentrum erfährt man die täglichen Neuigkeiten und diskutiert über das Thema der Woche: „Haschde schon geheert……?“

In unserem Dorf gibt es längst keinen eigentlichen Dorfplatz mehr. Nach der Umbettung der Alsbach in ihr heutiges Flussbett und dem Abbruch des alten Schulhauses wurde die heutige Berschweilerstraße über den ehemaligen Dorfplatz gezogen. Der alte Dorfplatz wurde praktisch dem Fortschritt geopfert. Einige Jahre später wurde im Brühl ein Festplatz erbaut. Seitdem wird dort auf dem „Festplatz im Brühl“ Kirmes gefeiert und,……na was eigentlich noch? Die Zeiten der großen Aktivitäten und Festlichkeiten sind Geschichte. Der Weihnachtsmarkt wurde an die Borrwieshalle verlegt und das „Folxfeschd“ wird in seiner bisherigen Form immer seltener ausgerichtet. Unser „Festplatz im Brühl“ konnte den uralten Dorfplatz als Ort der Begegnung nie ersetzen. Hingegen rückt der Brühlpark und auch der historische „Kläse Keller“ immer mehr in den Blickpunkt der Vereine und Organisationen. Der historische „Kläse Keller“ bietet gerade für kleine Aktivitäten wie den Weihnachtsbaumverkauf oder das Maibaumsetzen eine gute Alternative. Der Brühlpark hingegen bietet sogar neue Möglichkeiten und fördert den sanften Tourismus. Unsere „Kerb“ ist aktuell die einzige Veranstaltung, die noch auf dem Festplatz durchgeführt wird.

Wo aber findet man in unserem Dorf einen Ort der Begegnung und der Kommunikation? Die Zeiten, in denen man auf den Markt ging oder durch die Geschäfte unseres Ortes schlenderte gehören längst der Vergangenheit an. Das große Geschäftesterben hat deutliche Spuren hinterlassen und ein Marktreiben gibt es schon seit Jahren nicht mehr.

Das Dorfleben spielte sich früher ausschließlich auf dem Dorfplatz ab. Dort wurde gefeiert, geprobt, getratscht, gearbeitet, gelacht und gelebt. Nicht selten kam es vor, dass man abends auf dem Platz zusammenkam, um gemeinsam zu musizieren oder zu Tanzen. Ganz nebenbei förderte der Dorfplatz die Gemeinschaft und das Miteinander. In lustiger Runde wurden Ideen gesponnen und Pläne geschmiedet. Die Frauen besorgten das Essen, die Männer spielten Karten und die Alten erzählten Geschichten. Irgendjemand spielte Gitarre oder Mundharmonika. Auf dem Dorfplatz pulsierte das Leben. Der Dorfplatz spiegelt also die eigentliche Seele unserer Dorfgemeinschaft wieder.

Problem erkannt, Problem gebannt ? Nicht ganz! Eine neue Begegnungsstätte zu schaffen ist alles andere als einfach. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ein Dorfplatz heute noch die gleiche Bedeutung wie früher hätte. Nicht nur die Zeiten, sondern auch die Menschen haben sich verändert. Dabei wäre ein neuer Ort der Begegnung so wichtig und gut für unser Dorf. Wo können wir zusammenkommen, um zu träumen, reden, tratschen, schwärmen oder zu spinnen? Wo treffen wir uns und wie können wir unsere Dorfgemeinschaft, abseits von einer kulturellen Veranstaltung, aufwerten? Haben wir noch Interesse an einer aktiven Begegnungsstätte oder wollen wir viel lieber unsere Ruhe.

Menschenansammlung damals wie heute !

Nichts hören, nichts sagen, nichts sehen! Es mag Leute geben die lieber das Fernsehgerät einschalten und die Füße hochlegen. Zugegebenermaßen zelebriere ich das „Extrem-Couching“ auch ganz gerne. Unserer Dorfgemeinschaft bringt das Zuhause abhängen jedoch nicht weiter. Wir brauchen neue Ideen und Lösungen. Auf dem Dorfplatz findet unsere Kultur den notwendigen Spielraum. Früher wurden auf dem Platz im Ortszentrum Aufführungen dargeboten, Kirmes gefeiert, Weihnachtsbäume aufgestellt oder Maibäume gepflanzt. Vieles davon hat heute wieder einen Platz in unserem Leben. Anderes wiederum geriet in Vergessenheit.

Gemeinschaft fördern !

Nun wurde ein erster Schritt in die richtige Richtung eingeschlagen. Nach vielen intensiven Gesprächen wurde mit der Unterstützung der Verantwortlichen des Verkaufswagens „Eistraum“ der Platz vor der evangelischen Kirche liebevoll aufgewertet. Der Inhaber des „Eistraums“ hat viel Geld investiert. Neue Pflanzen, Palmen und neue Sitzmöglichkeiten verleihen dem ehemals grauen Vorplatz ein gemütliches Flair. Bereits nach wenigen Tagen konnten wir ein positives Resümee ziehen. Viele Menschen nutzen den Platz, um ihr Eis zu verzehren, eine Tasse Kaffee zu trinken oder einfach nur das Gespräch zu suchen. Wir befinden uns auf dem Weg zu einem neuen Ort der Kommunikation. Der Platz kann nach Absprache mit Herrn Antonio Candela von allen Gästen des gesamten Gewerbes genutzt werden. So kommt es also vor, dass auf dem kleinen Platz, der eine seinen Kaffee schlürft, der Nächste sein Kebab verzehrt und die andere ihre Eisspezialität genießt.

Ein Ort der Kommunikation

Großes entsteht im Kleinen! Vielleicht ist genau das der Beginn in einer neue Epoche. Kann sein, dass der kleine Platz vor der Kirche unserer Dorfgemeinschaft guttut. Geben wir der Sache eine Chance, geben wir uns eine Chance. Wie findet ihr unseren kleinen, schicken, neuen Dorfplatz ?

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