Ein Stein – ein Name – ein Mensch – Dirminger Rudolf Wohlfart erhält ersten Stolperstein in unserer Gemeinde

Der 8. Mai gilt europaweit als Tag der Befreiung. An diesem Tag wird in vielen Ländern dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. An diesem historischen Tag wurde nun, im Jahre 2022, der erste Stolperstein in der Gemeinde Eppelborn verlegt. Dieser Gedenkstein, in der Illingerstrasse, soll zukünftig an das Leben und Sterben von Rudolf Wohlfart erinnern.

Bereits vor zwei Jahren hat sich der gleichnamige Sohn Rudi Wohlfart auf den Weg gemacht, um die Verlegung eines Stolpersteins zu realisieren. Unterstützt wurde der 95-jährigen von seiner Familie. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich einen kleinen Teil der Organisation beitragen durfte. Immerhin verbindet unsere Familien eine weitläufige Verwandtschaft. Die Mutter von Rudi Wohlfart Caroline war die Schwester meiner Großmutter. Von daher war es mir eine Ehre und eine Selbstverständlichkeit unterstützend einzuwirken.

Letztendlich ging für Rudi Wohlfart ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Bereits bei der ersten Kontaktaufnahme durch die Tochter Bärbel Wohlfart-Hell wurde deutlich, dass Rudi Wohlfart fest entschlossen war, den eigenen Traum des Stolpersteins zu realisieren. Am Sonntag, 8. Mai war es nun endlich soweit und der Künstler Gunter Demnig verlegte vor dem Anwesen von Rudi Wohlfart einen Stolperstein zum Andenken an Rudolf Wohlfart. Eine Vielzahl von Gästen waren der Einladung des Dirmingers und der Gemeindeverwaltung gefolgt. Lange Zeit musste die Familie Wohlfart auf diesen historischen Tag warten. Die Pandemie verhinderte eine zeitnahe Durchführung der Stolpersteinverlegung. Zukünftig wird also ein goldener Stolperstein, der natürlich nur visuell die Menschen zum Stolpern bringt, an den Dirminger Rudolf Wohlfart erinnern. Rudolf Wohlfart wurde am 28. Februar 1941 in Hadamer, einer Stadt in Hessen, ermordet.

Rudolf Wohlfart wurde Opfer der sogenannten „Aktion T4“ der Nationalsozilisten. Dieses menschenverachtende Tötungsprogramm bedeute den Massenmord an über 200 000 Menschen. Während der „T 4 Aktion“ wurden in der Zeit von 1940 – 1941 überwiegend Krankenmorde der Zentraldienststelle T 4 verübt. Die Ermordung von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen gehört neben der Massenvernichtung von Juden, Synthie und Roma und homosexuellen Menschen zu den schwärzesten Kapiteln des Nationalsozialismus. Dabei wurden in unserer Gemeinde nicht nur Menschen getötet, sondern viele Andere auch gefoltert, sterilisiert, deportiert oder gedemütigt.

Die Verlegung

Nun befindet sich also ein Stolperstein zu Ehren von Rudolf Wohlfart vor seinem Anwesen in der Illingerstrasse in Dirmingen. Die Verlegung des Steins durch den Künstler Gunter Demnig dauerte nur wenige Minuten. Dennoch war diese Arbeit geprägt von einer andächtlichen und respektvollen Atmosphäre. Der Künstler hatte zuvor mit Unterstützung des Bildhauers Michael Friedrichs-Friedländer jeden einzelnen Buchstaben des Textes in das Messing des Stolpersteins eingraviert. Auf dem Stolperstein wurde eingemeißelt: „Hier wohnte Rudolf Wohlfart JG 1902 seit 1935 in mehreren Heilanstalten verlegt 28.02.1941 nach Hadamar ermordet 28.02.1941 „Aktion T4.“

Wenn Sie sich den Stein ansehen und die Gravur lesen möchten, müssen Sie sich unweigerlich verbeugen. Genau das ist der Plan ! Wir verneigen uns vor den Opfern des Nationalsozialismus. Das Leiden und Sterben vieler Millionen Menschen darf nicht in Vergessenheit geraten.

In einem persönlichen Gespräch berichtete Gunter Demnig, dass er Anfangs nicht geglaubt hätte, einmal so viele Steine in Deutschland verlegen zu dürfen. Mittlerweile ist der 74- jährige auf die Unterstützung von Helferinnen und Helfern angewiesen. Die Intention des Künstlers liegt darin, den NS-Opfern ihren Namen zurückzugeben und an deren Leben zu erinnern.

Der Ortsrat

Rudolf Wohlfart wurde im Jahre 1902 in Dirmingen geboren. Im Jahre 1935 wurde Wohlfart in eine Heilanstalt nach Merzig deportiert. Einige Jahre später wurde er nach Hadamer verlegt und dort im Jahre 1941 ermordet. Seine Ermordung war das Resultat von sinnlosen und hirnverbrannten Ideologien. Leider war dies nicht der einzige Schicksalsschlag der die Familie Wohlfart ereilte. Während eines verheerenden Bombenangriffs auf unseren Heimatort, am 11. Mai 1944, wurde die Ehefrau des ermordeten Rudolf Wohlfart Caroline (Schwester meiner Großmutter) getötet.

Der Stolperstein von Rudolf Wohlfart steht als sichtbares Symbol für menschenverachtenden Extremismus. Nie wieder darf so etwas ähnliches geschehen. In Zeiten, in denen ein Land dem anderen wieder Nationalismus vorwirft, setzt die Verlegung unseres Stolpersteins das richtige und passende Zeichen. Der Stolperstein von Rudolf Wohlfart ist der erste und bisher Einzige in unserer Heimatgemeinde Eppelborn. Ich bin sehr stolz darauf, dass dieser Gedenkstein gerade in Dirmingen verlegt wurde. Dieser Stolperstein sollte uns zukünftig als Mahnung dienen!

„Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht.“

(Max Mannheimer 1920-2016, Holocaust-Überlebender)
Gunter Demnig

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