Wir leben dort, wo andere Urlaub machen !

„Ich bin die Wärme deines Herdes an kalten Winterabenden. Ich bin der Schatten, der dich vor der heißen Sommersonne beschirmt. Meine Früchte und belebenden Getränke stillen deinen Durst auf deiner Reise. Ich bin der Balken, der dein Haus hält, die Tür deiner Heimstatt, das Bett, indem du liegst und das Spant, das dein Boot trägt. Ich bin der Griff deiner Harke, das Holz deiner Wiege und die Hülle deines Sarges“.

(Unbekannt)

Kennt ihr das Zitat:“ Wir leben dort, wo andere Urlaub machen“? Letztes Jahr habe ich zwei Menschen aus Holland kennengelernt, die in Dirmingen Urlaub machten. Meinem ersten Erstaunen folgte die Erkenntnis, dass die Leute alles richtig gemacht haben. Stimmt, in unserer Heimat kann man gut Urlaub machen. Schade, dass uns manchmal dazu jede Einsicht fehlt ! Ich stehe vor der Frage: Wissen wir unseren Heimatort überhaupt zu schätzen? Ganz oft sieht man buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ich will sagen, wir rennen durch unser Leben auf der Jagd nach dem schönsten Ort, dem schönsten Moment und der besten Zeit und vergessen dabei allzu oft, dass wir mittendrin stecken. Manchmal braucht es eine kleine Wanderung, um zu sich selbst zurückzufinden und die eigene Seele baumeln zu lassen. Bei meiner Tour hab ich meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Wenn man sich die Schönheit unseres Heimatortes einmal genauer anschaut, stellt man schnell fest, dass man eigentlich überhaupt nicht in den Urlaub fliegen müssten. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“?

Unser Heimatort Dirmingen, in einem Tal gelegen, verfügt über zwei Naherholungsgebiete. Dabei führen 5 offizielle Wanderwege über unsere Gemarkung. Das Angebot für den sogenannten „Sanften Tourismus“ ist also ganz gut! Dirmingen bildet die Südpforte des Naturparks und ist der einzige Ortsteil unserer Gemeinde, der sich zu den Mitgliedsortschaften zählen darf. Neben dem Naherholungsgebiet Finkenrech mit seinem Freizeitzentrum gehört das Naherholungsgebiet „Steinrutsch“ mit seiner „Steenrutsch“, der Marienkapelle, der Wassertretanlage und den drei uralten Eichen zu den bekanntesten Örtlichkeiten. Die Menschen nutzen diese Gebiete zum Laufen, Nordic-Walking, Fahrradfahren oder einfach nur Spazierengehen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. In der Ortsmitte lädt der Brühlpark oder das „Büttelseck“ zum erholen ein. Der Brühlpark liegt inmitten des Ortskerns am Zusammenfluss der Ill und Alsbach. Das „Büttelseck“ hingegen wird in der Regel nur von wachen Augen gefunden. Warum nutzen wir diese Möglichkeiten so selten ?

Die „Steinrutsch“, ein quarzitisches Konglomerat, ist das bedeutendsten geologischen Naturdenkmal des Landkreises Neunkirchen. Die verschiedenen Steinblöcke liegen in einem Umkreis von 100,00 m in verschiedenen Größen im Wald verteilt. Fachleute behaupten, dass sich in einem Tertiär (Erdzeitalter), das vor 1000 000 Jahren endete, das Blockmeer herausbildete. Der “Steinrutsch” befindet sich im Südwesten von Dirmingen. Sie liegt am Nordwesthang des großen Elmesberges. Die großen Blöcke und riesige Quader sind aus dem Konglomeratlager innerhalb der Kuseler Schichten herausgewittert. Besonders in der oberen Abteilung der Kuseler Schichten treten Konglomerate auf, die zuweilen eine Mächtigkeit von über 10 m erreichen und bis über Kopfgröße Gerölle von rötlichem Quarzit führen. Die feste kieselige Masse verkittet die groben Gerölle, und sie bilden dann ein sehr festes Gestein, das auch Felsen bildet. An unserer “Steinrutsch” treten, an manchen Stellen, besonders große felsenbildende Quaderblöcke auf. Ein Naturschauspiel der besonderen Art. Wir finden Zeichen der Vergangenheit. Viele Menschen haben ihre Spuren hinterlassen und ihre Namen in die Steine gemeißelt.

Neben dem Bräkert, dem Sprengenberg, dem Schönebuch und Geisberg, die allesamt unter der 400 Meter Marke bleiben, gehört der große Elmersberg und der Belker zu den bekanntesten Anhöhen unseres Dorfes. Während das Naherholungsgebiet Steinrausche“ auf dem „großen Elmersberg“ liegt, befindet sich der „Belker“ auf einer im „Kasholz“ befindlichen Flur, die an dem sagenumwobenen Kasleswald grenzt.

Wenn man hoch oben auf dem Belker die Aussicht über das Dorf genießt, stellt man fest, dass unser Dorf von Wäldern umgeben ist. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Mensch zum größten Feind des Waldes. In der Jungsteinzeit fanden die Menschen alles was Sie benötigten im Wald. Das Holz wärmte und das Fleisch der Tiere sättigte. Auch die Römer benötigten zur Herstellung von Ziegeln viel Holz für die zahlreichen Brennöfen. Der große Waldvorrat in unserem Land schrumpfte schon sehr früh auf bedenkliche Art und Weise. Die Saarländischen Wälder waren ursprünglich von Rotbuchen geprägt. Bekannterweise fürchteten schon die Römer die dunklen Wälder der Germanen. Für die einheimischen Germanen hingegen war der Wald heilig und zudem ein sicherer Rückzugsort. Im heutige Wald befinden sich überwiegend Eiche, Birke, Ulme, Ahorn, Esche und Kirsche und natürlich auch verschiedenen Tannen und Fichten. Im Mittelalter benötigten die Menschen vermehrt Holz und Platz für ihren Ackerbau. Das Resultat waren massive Rodungen. Zu dieser Zeit wurden ganze Waldflächen vernichtet. Die Architektur dieser Zeit Epochen basiert auf dem Rohstoff Holz. Viele große Kirchenbauten oder Paläste wurden durch große Holzvorräten erbaut. Fakt ist: Waldfrevel gab es schon immer! Das war in der Bronzezeit genauso wie im Mittelalter oder der Neuzeit.

Jede Generation hat mit ihren ureigenen Problemen zu kämpfen. Heute leidet der Wald verstärkt und dem Borkenkäfer und natürlich auch unter der massiven Trockenheit für die nachweislich der Klimawandel Verantwortung trägt.

Der Wald ist energiespendend, aufbauend und mythisch. Die älteren unter uns sind mit Märchen, die im Wald spielten, aufgewachsen. Der „Kaselswald“ gehört zu den ältesten Wäldern unserer Umgebung. Aus der Zeit des Spätmittelalters hinüber bis ins siebzehnte und achtzehnte Jahrhundert entstammt die sogenannte Zeit der Waldweide. Damals entstanden zahlreiche Märchen. Die Autoren nutzen immer mehr den Wald als Sinnbild für ihre Phantasien. Gerade zu dieser Zeit entstanden die meisten sogenannten Tier-Märchen oder Tierfabeln. Eines der damals meist-gehassten Tiere diente schließlich zur Vorlage eines der bekanntesten Märchen. Es entstand das Märchen vom „Bösen Wolf“. Der Wolf war im neunzehnten Jahrhundert eine Pest für die Bevölkerung. Mitleid mit dem Tier gab es damals nicht. Im Jahre 1859 wurde in Dirmingen nachweislich der letzte Wolf erlegt. Wird er irgendwann wieder Heimat bei uns finden ? Alles kommt im Leben wieder zurück !

Im achtzehnten Jahrhundert wurde der Wald zur Holzkohlegewinnung genutzt. Die großen Glasmanufakturen und Eisenschmelzen wurden mit Holz betrieben. Im Dirminger Wald sind noch heute unzählige Meilerplätze zu finden auf denen früher die Holzkohlemeiler rauchten. Zur Zeit der Frühindustrialisierung war die Gier nach Holz unersättlich. Im achtzehnten Jahrhundert entstand ein mächtiger Holzhandel. Auch das Dirminger Holz war begehrt und wurde bis nach Holland gebracht. Dabei wurde das Holz über die vorhandene Wasserstraße geflößt. Der Weg ging über Bachläufe der Ill, Theel, Prims bis hin zu den Flüssen der Saar und Mosel, um dann letztlich im guten alten Rhein anzukommen.

„Ich bin der Wald, Ich bin uralt, Ich hege den Hirsch, Ich hege das Reh, Ich schütz Euch vor Sturm, Ich schütz Euch vor Schnee, Ich wehre dem Frost, Ich wahre die Quelle, Ich hüte die Scholle, Bin immer zur Stelle, Ich bau Euch das Haus, Ich heiz Euch den Herd, Drum ihr Menschen, Haltet mich wert! (Inschrift an einem niedersächsischen Forsthaus aus dem 17. Jh.)

Unbekannt

Bestimmt werden sich die älteren Generationen noch gut an die alte Landesviehweide des Kreises Ottweiler erinnern. Bereits im Jahre 1929 wurde das bis dahin verwildertes Finkenrech kultiviert und vom Kreis Ottweiler als Viehweide genutzt. Von 1929 bis zum Jahre 1971 standen im Sommer mehr als 1800 Rinder aus den Bauernhöfen der umliegenden Dörfer auf dieser Viehweide. Die Bauern mussten damals lediglich ein kleines Entgelt für die Nutzung bezahlen. Mit der Durchführung von Flurbereinigungen und der Entstehung von Aussiedlerhöfen legten die Bauern eigene Weiden in Hof nähe an. Im Jahre 1971 wuchs im Kreis Ottweiler die Überlegung, das stillgelegte Weideareal den Gartenfreunden zur Verfügung zu stellen. Am 27.März 1972 erfolgte die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Kreisschulungs- und Freizeitzentrum Finkenrech“. Das Ziel dieser neuen Arbeitsgemeinschaft war die Anpflanzung von sogenannten Versuchs -und Musterpflanzen. Bereits im Herbst des Jahres 1972 konnte mit den Anpflanzungen begonnen werden. Schon am 15.Oktober 1975 wurde ein neues Gasthaus mit Schulungsraum eingeweiht. Im Jahre 1981 wurde Finkenrech zum „1. Saarländischen Naturschutzzentrum“ erklärt. In diesem Jahr wurden wichtige Entscheidungen für den sanften Tourismus in unserem Landkreis getroffen. Damals wurde ein Zeltplatz angelegt und ein Waschraum und Toilettenanlage errichtet. Außerdem entstanden ein Bienenhaus, ein Kleintierstall und einige Gartenhäuser. Natürlich wurden auch Parkplätze eingerichtet und die Zu- und Ausfahrt zum Finkenrech ausgebaut. Zunächst pflegten ehrenamtliche Gartenfreunde die rund 5 ha große Anlage. In den ersten Beeten entstanden ca. 350 Irisarten, 350 Lilienarten und ca. 6000 Rosensorten. Außerdem wurden Staudenbeete und Gehölzsammlungen angelegt. Schließlich wurde ein Heide- und Steingarten angebaut. Mit der Erschaffung des Naherholungsgebietes Finkenrech bekam Dirmingen erstmals eine attraktive Anlaufstelle für den sanften Tourismus. Heute gehört das Freizeitzentrum Finkenrech zu den schönsten Orten im Landkreis Neunkirchen. Der TKN des Landkreises hat im Laufe der Jahre tolle Arbeit geleistet. Finkenrech ist völlig zurecht ein Besuchermagnet. Das Freizeitzentrum verfügt über ein vielfältiges Freizeitangebot mit verschiedenen Erholungs-und Nutzgärten sowie wunderschönen Blumenwiesen oder Wanderwege.

Grenzsteine markieren noch heute die alte Grenzlinie zwischen der Grafschaft Nassau- Saarbrücken und Lothringen. Was haben diese Steine nicht schon alles überstanden? Generationen von Menschen gehen achtlos daran vorbei und merken nicht, dass Sie selbst nur ein kleiner Fisch im Strom der Zeit sind. Diese Steine waren längst da und werden es vermutlich auch noch sein, wenn wir das zeitliche gesegnet haben. Nicht nur die Steine, sondern auch das Land ist schön und weit. Was hat dieses Land nicht schon alles erlebt? Krieg, Elend, Kaiser und Bettelmann. Warum vergessen wir allzu oft, dass wir in einer wunderschönen Gegend leben dürfen. Obwohl es dem deutschen Wald so gut wie schon lange nicht mehr gehen könnte, müssen wir uns ernsthaft sorgen. Mit dem Klimawandel drohen schlimme Naturereignissen die eine große Gefahr für Natur, Wald und auch den Menschen und die Tiere mit sich bringen. Wir Dirminger haben im Jahr 2016 hautnah erlebt müssen, zu was ein Starkregenereignis fähig sein kann.

Wir alle sind Zeit unseres Lebens verantwortlich für diese unsere Erde. Es ist unser Stern und wir Leben leider, oder gottlob nur einmal in dieser Welt. Wir sind nur zu Gast auf diesem Planeten. Bei alldem was wir tun, sollten wir dies stets bedenken. Wir haben nur dieses eine Leben. Unsere Verantwortung liegt jedoch bei denen die nach uns kommen. Wir sollten neue Wege beschreiten und uns an den alten Wäldern und Steinen orientieren!

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit; töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit; weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit; Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu Herzen hat seine Zeit; suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit; zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.

Bibelvers aus Prediger

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