Meine Gedanken zum Erntedankfest und zum „Tag der deutschen Einheit“
Mit Blick auf das diesjährige Erntedankfest und den darauffolgenden „Tag der Deutschen Einheit“ habe ich meinen Gedanken wieder mal freien Lauf gelassen. Ich frage mich, wie viele von uns längst keinen Wert mehr auf das Erntedankfest legen. In unserer schnellen globalen und digitalisierten Welt haben viele Brauchtümer und Traditionen ihren Platz verloren. Kirchliche Feiertage wie das Erntedankfest oder der Buß- und Bettag gehören sicherlich zu dieser Kategorie. Das Erntedankfest genauso wie der „Tag der Deutschen Einheit“ sollten uns daran erinnern, dass nichts selbstverständlich scheinen sollte.
Winde werden rauer und Wellen schäumen Wut. Der Mob zürnt und wütet nach Gerechtigkeit. Haben wir ein Recht auf Glück und Wohlstand? Niemand kann bestimmen, wann und wo er geboren wird. Ein paar Jahre früher oder ein paar tausend Kilometer weiter entfernt hätte die Sache mit dem Leben viel schlimmer enden können. Wir sind alle nichts besonders und hatten am Ende einfach nur viel Glück hier und jetzt geboren zu sein. Was uns in den letzten Jahren verloren ging, ist Demut! Ein wenig mehr Demut würde uns allen tatsächlich gut zu Gesichte stehen. Warum werden wir nicht satt? Warum immer mehr? Warum immer höher, schneller, weiter? Wir haben längst vergessen, wo wir herkommen und wie man Bescheidenheit ausübt.
Demut beim Erntedankfest:
Schätzen wir noch unsere Lebensmittel? In den letzten Wochen sind nicht nur die Preise für Gas oder Heizöl gestiegen, sondern auch die Preise für unsere Lebensmittel. Dennoch wird immer noch viel zu viel weggeschmissen und entsorgt. Haben wir Dankbarkeit verlernt? Früher mussten unsere Großeltern viel Arbeiten, um die eigene Familie zu versorgen. Die Arbeit auf dem Felde war schwierig und zeitintensiv. Gegessen wurde, was auf den Teller kam und zuvor von Mutter in mühevoller Arbeit vorbereitet wurde. Es gab Zeiten, in denen die Kinder vom heiligen Niklaus lediglich einen Apfel geschenkt bekamen. Klar, diese Zeiten sind gottlob vorbei und sollten auch nicht wiederkehren.
Zu fett, zu süß und zu viele Zusatzstoffe. In der Regel haben wir immer viel zu viel Ungesundes auf dem Teller. Weltweit sterben jährlich Millionen Menschen an den Folgen falscher Ernährung. Viele von uns wissen, dass Sie sich falsch ernähren, wobei die wenigsten den Absprung schaffen. Ich persönlich gehöre zweifellos zu dieser Gruppe und befinde mich bereits seit Jahren in einem Labyrinth aus Fast Food und hektischen Essen. In vielen Familien gibt es kein festes Essenritual. Gegessen wird zwischen Tür und Angel und auch unsere Kinder haben verlernt gemeinsam, zu bestimmten Zeiten, an einem Tisch zu essen. Das Familienleben ist während der Woche vom Alltagsstress geprägt. Gegessen wird vor dem Computer oder unterwegs beim „Kebab-Mann“ oder an der Imbissbude. Auch das Familienleben leidet unter unserem selbstgewählten Ernährungswahn. Nutella, Burger, Pizza, Pasta, Schokoriegel und vor der Glotze gibt’s noch Chips. Jeder gräbt sich sein Grab selbst. Manchmal muss es halt “Klick” machen, bevor man etwas ändert.
Wir haben zweifellos vergessen, wie man sich ernährt. Wir kaufen unser Obst und Gemüse in Plastik verpackt und sehen abends kopfschüttelnd die vermüllten Weltmeere in den Nachrichten. Neben unserer Essenskultur ist auch der Umgang mit unserem Planeten flöten gegangen. Daran trägt niemand Schuld, außer wir selbst. Tatsächlich gibt es Kinder, die noch nie auf einem Bauernhof waren oder auch noch nie ein frisches Obst, Salat oder Gemüse gegessen haben. Das Erntedankfest ist ein schöner Anlass, um sich mal wieder die Sünden der eigenen Ernährung vor Augen zu führen.
Immerhin haben wir noch genug zu essen und leben in einem Land, in dem man nicht ins bergfreie fällt. Nein, wir leben in einem Land, in dem man aufgefangen wird und neben einer Mahlzeit auch noch ein Dach über den Kopf findet. Bei aller verständlicher Kritik an der Politik oder unseren Behörden, sollten wir manchmal etwas demütiger mit unseren Forderungen umgehen. Wir alle sind nichts Besonderes und hatten am Ende einfach auch nur viel Glück.
Demut zum „Tag der deutschen Einheit“
Ist es dein Land, mein Land oder unser Land? Wir kennen unsere Pflichten und pochen auf unser Recht. Am „Tag der Deutschen Einheit“ spiegelt sich die Geschichte unseres Landes wider. Was haben wir nicht alles geleistet. Zukunftsland Deutschland! Wer hat geleistet? Wir, ihr oder die anderen? Der Tag der deutschen Einheit erinnert uns daran, dass unser Heimatland wiedervereint wurde. Unser „Tag der deutschen Einheit“ sollte ein Tag der Freude sein. Ist er das auch heute noch? Es regiert Hass, Missgunst und Neid. Hinter den Gardienen lauert die Angst vor allem Fremden und Unbekannten. Wir dürfen in einem Land leben, in dem es den Menschen überwiegend gut geht. Wissen wir das noch zu schätzen?
Viele Menschen sind im Kampf für Freiheit und Demokratie gestorben. Vielerorts wird heute noch für Freiheit geworben, gekämpft und gestorben. Aufstehen, anpacken und bessermachen sind Eigenschaften, die längst in den Hintergrund gerückt sind. Es ist ein Privileg in Europa zu leben. Die Teilung Deutschlands sollte uns immer daran erinnern, was geschehen kann, wenn Macht missbraucht wird. Haben wir aus dieser Zeit gelernt? Seit einigen Wochen breitet sich in unserer Gesellschaft eine enorme Verrohung aus. Politikern wird mit Gewalt gedroht und Fremdenhass breitet sich langsam, aber stetig aus. Haben wir nichts aus unseren Fehlern gelernt. Demokratisch gewählten Politikern unterstellen wir Lügen, Korruption und Volksverrat. Es werden Zeiten kommen, in denen wir dankbar sein müssen, dass sich überhaupt noch Menschen für ein politisches Mandat interessieren.
Winde werden rauer! Konzerne und Lobbyismus geben den Takt vor und bestimmen über Preis, Glück und Geld. Die Presse wird als „Lügenpresse“ bezeichnet und tut zugegebenermaßen vieles dafür diesem Ruf gerecht zu werden. Populismus und Rufmord sind im Wechsel an der Tagesordnung.
Winde werden rauer! Irgendwie hat unsere Zeit gefährliche Parallelen zu den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Schon damals demokratisch gewählte Politiker als korrupte Gruppe abgestempelt und die Presse der Lüge bezichtigt. Extremisten zogen die Macht an sich und was darauffolgte, kann jeder in den Geschichtsbüchern nachlesen. Mit welchem Recht dürfen wir Flüchtlingen verwehren zu uns zu kommen ? Was macht uns so selbstischer und uneinsichtig ? Gehört die Welt uns alleine ? Ist es dein Land, mein Land oder unser Land ? Aus großer Angst wächst Hass und Missgunst.
Der „Tag der deutschen Einheit“ sollte uns demütiger mit unserem Glück umgehen lassen. Dieser Feiertag sollte uns daran erinnern, dass wir immer wieder aufs Neue für unsere Freiheit und demokratischen Werte kämpfen müssen. Unsere Vorfahren haben nach dem zweiten Weltkrieg einen hohen Preis für unseren Wohlstand gezahlt. Wir sind an der Reihe diese Werte zu verteidigen. Das sind wir allein schon unseren Kindern schuldig. Lasst uns demütig mit unserer Zeit umgehen. Lasst uns Vertrauen, Gönnen, Glauben und auf das Gute bauen. Einigkeit und Recht und Freiheit ist ein hohes Gut !