Meine Gedanken zwischen Erntedank und dem „Tag der deutschen Einheit“- Nichts ist eine Selbstverständlichkeit !

Das Erntedankfest ein kulturell verankertes Ritual dessen Ursprung in der christlichen Tradition liegt. Am ersten Wochenende im Oktober wird in unserem Land dieses alte Fest gefeiert. In unseren beiden Kirchen hat dieses Fest immer noch einen hohen Stellenwert. In unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt geraten Brauchtümer wie das Erntedankfest schnell einmal an den Rand unseres Blickwinkels. Das Erntedankfest ist ein schöner Anlass, um sich mal wieder mit der eigenen Ernährung zu befassen. Ich glaube, dass wir alle wieder lernen müssen unsere Lebensmittel zu schätzen. Wir müssen das richtige Kochen und Essen wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. In einer Welt der Hektik, dem Stress und dem schnellen „Fastfood“ ist das bestimmt keine leichte Aufgabe.

Zu fett, zu süß und zu viele Zusatzstoffe. In der Regel haben wir immer viel zu viel Ungesundes auf dem Teller. Weltweit sterben jährlich Millionen Menschen an den Folgen falscher Ernährung. Viele von uns wissen, dass Sie sich falsch ernähren, wobei die wenigsten den Absprung schaffen. Ich persönlich gehöre zweifellos zu dieser Gruppe und befinde mich bereits seit Jahren in diesem Labyrinth. Meistens gibt es kein festes Essenritual. Gegessen wird zwischen Tür und Angel und auch unsere Kinder haben verlernt gemeinsam, zu bestimmten Zeiten, an einem Tisch zu essen. Das Familienleben ist während der Woche vom Alltagsstress geprägt. Gegessen wird vor dem Computer oder unterwegs beim „Kebab-Mann“ oder an der Imbissbude. Auch das Familienleben leidet unter unserem selbstgewählten Ernährungswahn. Nutella, Burger, Pizza, Pasta, Schokoriegel und vor der Glotze gibt’s noch Chips. Jeder gräbt sich sein Grab selbst. Manchmal muss es halt “Klick” machen, bevor man etwas ändert.

Bei vielen Menschen hat bereits ein Umdenken stattgefunden. Schließlich geht es mittlerweile auch darum, ein paar Cent zu sparen.  Wir machen auf unserem Weg so einiges richtig, auf der anderen Seite machen wir immer wieder die gleichen Fehler. Wir kaufen unser Obst und Gemüse in Plastik verpackt und sehen abends kopfschüttelnd in den Nachrichten die vermüllten Weltmeere. Mit unserer Essenskultur ist auch der Umgang mit unserem Planeten flöten gegangen. Daran trägt niemand Schuld, außer wir selbst. Tatsächlich gibt es Kinder, die noch nie auf einem Bauernhof waren oder auch noch nie ein frisches Obst, Salat oder Gemüse gegessen haben.

Zu Erntedank sollte man sich das eigene Konsumverhalten und auch die eigene Essenkultur verstärkt vor Augen führen. Nachweislich wurde in der katholischen Kirche bereits im 3. Jahrhundert Erntedank gefeiert. Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an unterschiedlichen Daten gefeiert. Die deutsche katholische Bischofskonferenz einigte sich im Jahre 1972 auf den ersten Sonntag im Oktober als Festtermin. Auch die evangelische Kirche empfiehlt ihren Gemeinden seit dem Jahre 1985 den ersten Sonntag im Oktober als Erntedankfest. Dirmingen gehörte schon in der Grafschaft Nassau Saarbrücken zu wohlhabendsten Bauerndörfern des Landes. Nach dem 30-jährigen Krieg basierte der Wohlstand unseres Heimatortes auf der Landwirtschaft. Mit seiner großen Gemarkung und den vielen Feldern, Wäldern und Wiesen ist das Tal-Dorf Dirmingen prädestiniert für die Landwirtschaft. Unsere historischen Quellen verweisen bereits im Mittelalter auf die durch die Zisterzienser Mönche gelegte landwirtschaftliche Grundlage. Die Bergmannsbauern legten weitere Grundsteine für die Verbindung zwischen Landwirtschaft und der Montanindustrie. Morgens “unter Tage“ Frühschicht, mittags auf dem Felde. Kinder durften während der Ernte nicht zur Schule und mussten anpacken. Heute gibt es kaum noch Landwirtschaft in unserer Region. Wir alle haben mit unserem Konsumverhalten mit dazu beigetragen.

Auf der anderen Seite finde ich schon, dass die Leute sich immer mehr ihrer Verantwortung bewusstwerden. Regionale Produkte wurden zuletzt immer stärker angenommen. Bauerngärten, Bauernmärkte und das damit verbundene selbst angesetzte Gemüse und Obst kommt immer mehr in die Mode. Gut so! Bis zu einer guten und ausgeglichenen Ernährung ist es jedoch noch ein langer, steiniger Weg. Unsere Großväter und Großmütter haben uns eigentlich aufgezeigt, wie es funktionieren kann. Das Zauberwort heißt: Demut!

Wir müssen lernen mit den Gegebenheiten unserer Zeit umzugehen und diese nicht als selbstverständlich ansehen. Mit Blick auf das diesjährige Erntedankfest und dem darauffolgenden „Tag der Deutschen Einheit“ frage ich mich, wie viele von uns noch einen Wert auf das Erntedankfest legen. Ist dieser Feiertag nicht längst überholt?  Kirchliche Feiertage wie das Erntedankfest oder der Buß- und Bettag gehören sicherlich zu der Kategorie: Wer braucht denn sowas? Das Erntedankfest genauso wie der „Tag der Deutschen Einheit“ sollten uns jedoch daran erinnern, dass nichts selbstverständlich sein sollte.

Haben wir ein Recht auf Glück und Wohlstand? Ist es nicht verdammtes Glück, dass wir genau hier mitten in Europa geboren wurden? Ein paar Jahre früher oder ein paar tausend Kilometer weiter entfernt hätte die Sache mit dem Leben viel schlimmer enden können. Warum werden wir nicht satt? Warum immer mehr? Warum immer höher, schneller, weiter? Wir haben längst vergessen, wo wir herkommen und wie man Bescheidenheit ausübt. Schätzen wir noch unsere Lebensmittel? In den letzten Monaten sind erneut nicht nur die Preise für Gas oder Heizöl gestiegen, sondern auch für unsere Lebensmittel. Dennoch wird immer noch viel zu viel weggeschmissen und entsorgt. Haben wir Dankbarkeit verlernt? Früher mussten unsere Großeltern viel Arbeiten, um die eigene Familie zu versorgen. Die Arbeit auf dem Felde war schwierig und zeitintensiv. Gegessen wurde, was auf den Teller kam und zuvor von Mutter in mühevoller Arbeit vorbereitet wurde. Es gab Zeiten, in denen die Kinder vom heiligen Niklaus lediglich einen Apfel geschenkt bekamen.

Ist es dein Land, mein Land oder unser Land? Wir kennen unsere Pflichten und pochen auf unser Recht. Am „Tag der Deutschen Einheit“ spiegelt sich die Geschichte unseres Landes wider. Was haben wir nicht alles geleistet. Zukunftsland Deutschland! Wer hat geleistet? Wir, ihr oder die anderen?  Der Tag der deutschen Einheit erinnert uns daran, dass unser Heimatland wieder vereint wurde. Unser „Tag der deutschen Einheit“ sollte ein Tag der Freude sein. Ist er das auch heute noch? Es regiert Hass, Missgunst und Neid. Wir dürfen in einem Land leben, in dem es den Menschen überwiegend gut geht. Wissen wir das noch zu schätzen? Neulich habe ich im Fernsehen eine Dokumentation über das zerrüttete Verhältnis zwischen Ossis und Wessis gesehen. Harter Stoff! In einzelnen Interviews wurden Sätze geäußert, die einem echt eine‘ Gänsehaut verpassen.

Viele Menschen sind im Kampf für Freiheit und Demokratie gestorben. Vielerorts wird heute noch für Freiheit geworben, gekämpft und getötet. Aufstehen, anpacken und besser machen sind Eigenschaften, die längst in den Hintergrund gerückt sind. Es ist ein Privileg in Europa zu leben. Die Teilung Deutschlands sollte uns immer daran erinnern, was geschehen kann, wenn Macht missbraucht wird. Haben wir aus dieser Zeit gelernt? Seit einigen Wochen breitet sich in unserer Gesellschaft eine enorme Verrohung aus. Politikern wird mit Gewalt gedroht und Fremdenhass breitet sich langsam, aber stetig aus. Haben wir nichts aus unseren Fehlern gelernt. Demokratisch gewählten Politikern unterstellen wir Lügen, Korruption und Volksverrat. Es werden Zeiten kommen, in denen wir dankbar sein müssen, dass sich überhaupt noch Menschen für ein politisches Mandat interessieren. Konzerne und Lobbyismus geben den Takt vor und bestimmen über Preis, Glück und Geld. Die Presse wird als „Lügenpresse“ bezeichnet und tut zugegebenermaßen vieles dafür diesem Ruf gerecht zu werden. Populismus und Rufmord sind im Wechsel an der Tagesordnung.

Ich habe es schon einmal geschrieben, diese unsere Zeit erinnert stark an die „Weimarer Republik“. Zumindest findet man auf den ersten Blick gefährliche Parallelen zu den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Auch damals wurden demokratisch gewählte Politiker als korrupte Gruppe abgestempelt und die Presse der Lüge bezichtigt. Extremisten zogen die Macht an sich und was darauffolgte, kann jeder in den Geschichtsbüchern nachlesen. Wem gehört die Welt? Ist es dein Land, mein Land oder unser Land? Aus großer Angst wächst Hass, Neid und Missgunst. Bist du ein besserer Mensch, nur weil du das Privileg besitzt, hier geboren zu sein? Aus meinem christlichen Verständnis heraus dürfen wir uns nicht verschließen und müssen jedem Menschen der Hilfe sucht die Hand reichen. Natürlich sehen wir auf der anderen Seite, dass wir bezüglich der Flüchtlingspolitik zumindest eine gemeinsame europäische Antwort suchen und finden müssen.  

Ein vereintes, freundliches, demokratisches Deutschland für alle die hier in Einigkeit, Recht und Freiheit leben möchten! Ich bin dafür! Hautfarbe, Religion und Herkunft dürfen nicht über den Wert des Menschen entscheiden. Ich bin dafür ! Auf der anderen Seite sollten Politiker unbedingt wieder MEHR auf die eigenen Leute hören. Wisst ihr noch: WIR sind das VOLK ! Ich denke: Die MAUER muss endlich aus den Köpfen !

Der “Tag der deutschen Einheit” sollte uns daran erinnern, dass nichts Selbstverständlich ist und wir immer wieder aufs Neue für unsere Freiheit und demokratischen Werte kämpfen müssen. Unsere Vorfahren haben nach dem zweiten Weltkrieg einen hohen Preis für unseren Wohlstand gezahlt. Wir sind an der Reihe diese Werte zu verteidigen. Das sind wir allein schon unseren Kindern schuldig. Lasst uns demütig mit unserer Zeit umgehen. Lasst uns Vertrauen, Gönnen, Glauben und auf das Gute bauen. Einigkeit und Recht und Freiheit ist ein hohes Gut!

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