Waren echte „Derminga“ tatsächlich einmal „Wiggewagge“?

Wie bitte, Dirminger sollen „Wiggewagge“ gewesen sein ? Noch nie gehört ? Fehlinformation, Hirngespinst oder einfach nur Unsinn !? Tatsächlich bin ich letztens auf einen historischen Zeitungsbericht gestoßen, in dem diese Frage erörtert und uns dieser Name zugeteilt wurde. Früher wurde in vielen saarländischen Ortschaften den jeweiligen Dorfbewohnern ein Necknamen, umgangssprachlich auch Spitznamen verabreicht. Diese Besonderheit der örtlichen Namensgebung wird heutzutage kaum noch ausgeübt und ist buchstäblich aus der Mode geraten. Keine Ahnung, ob unsere Vorfahren irgendwann einmal „Wiggewagge“ genannt wurden. Fakt ist: Unsere Dorfgemeinschaft ändert sich stetig und mit ihr werden auch immer wieder neue Sprachformen, Bräuche und Traditionen eingeführt.

Mit den Menschen verändern sich auch die ureigenen Bräuche der einzelnen Dörfer. Der Ursprung der jeweilige Namensgebung für die Dorfbewohner einzelner Ortschaften liegt ganz oft im Dunkeln und hängt meistens mit bestimmten Besonderheiten zusammen. Oftmals spiegeln diese Spitznamen auch Eigenschaften oder Gewohnheiten der Bewohner einer Ortschaft. Die Necknamen bekamen die Bewohner in der Regel von ihren Nachbarorten. In vielen Fällen steckte keine gutgemeinte Absicht dahinter. Meistens wurden diese Necknamen allein dafür gebraucht, um die Bewohner des Nachbarortes zu ärgern. Zudem waren diese Necknamen sehr oft mit der entsprechenden Mundart verbunden. Auch die Schreibform der einzelnen Necknamen änderte sich von Ortschaft zur Ortschaft. In der heutigen Zeit geraten diese Neck -und Spitznamen zusehends in Vergessenheit. Bei meinen Recherchen bin ich tatsächlich auf einige wenige ältere Dorfbewohner gestoßen, die sich an den Necknamen „Wiggewagge“ erinnern konnten. Auf der anderen Seite haben meine Forschungen im Internet oder heimatlichen Publikationen keine Aufschlüsse auf diesen Necknamen gegeben. Ich persönlich glaube auch nicht daran, dass man unsere Einwohner einmal so nannte. Zumindest hat sich dieser Neckname in Dirmingen nicht durchgesetzt. Vielmehr wird wieder mal deutlich, wie schnelllebig unsere Zeit voranschreitet. Bei meinen Recherchen wird jedoch immer wieder auf den besonderen „Derminga-Slang“ hingewiesen. Kennt ihr das:“ De Derminga gedd sonntags mem Scheermche onnam Arm en die Keerch“

Im Internet findet man Hinweise darauf, dass die Bewohner von dem saarländischen Ort Bexbach und auch von Teilen Blieskastels und Kirkel-Altstadt mit dem Necknamen „Wiggewagge“ ausgestattet wurden. Während vielerorts die „Dorf-Spitznamen“ einmalig vergeben sind, scheint es so, als ob der Neckname „Wiggewagge“ öfters verwendet wurde. Vielleicht hatte dieser „Uz-Name“ tatsächlich auch in Dirmingen eine kurze Epoche bestand. Warum sich dieser Name am Ende nicht durchsetzen konnte, lässt sich heute kaum noch rekonstruieren. Der Begriff „Wiggewagge“ (mancherorts auch „Wickewagge“) geht ursprünglich auf geologische Gegebenheiten zurück, denn „Wacke“ war die Bezeichnung für harte, grobe Steine, meist Basalt- oder Kieselsteine. Diese „Wackersteine“, nannte man frühneuhochdeutsch auch „Strauchsteine“. In Dirmingen könnte es sich dabei auch um die Quadersteine des Konglomerats der heimischen „Steenrutsch“ gehandelt haben. Vermutlich könnte mit diesem Vergleich der vermeintliche Charakter der Dorfbewohner gemeint sein.

Das Verhalten mancher Dorfbewohner gegenüber den Nachbardörfern war vielerorts der wahre Grund für einen Necknamen. Ein dominantes, raues und rücksichtsloses Verhalten der Dorfbewohner könnte als der Grund für den Necknamen „Wiggewagge“ sein. Ob die Dirminger früher tatsächlich „Wiggewagge“ genannt wurden, lässt sich heute kaum noch feststellen. Tatsache ist, dass die Bewohner unseres Dorfes von den Nachbarorten oftmals als „eigener Schlag“ betitelt wurden. Der Begriff „Wiggewagge“ könnte jedoch auch ganz woanders herkommen. Bekanntlich wurde in Dirmingen über viele Jahre Kalkabbau betrieben. Im Bereich des Dirminger Belkers wurde schon im 18.Jahrhundert Kalkgewinnung erzielt. Viele Dirminger, die damals Kalkbergbau arbeiteten, hatten es bestimmt oftmals mit großen Steinen „Wacken“ zu tun. Der Bergmann als solches wird ohnehin als raubeinig und dickköpfig betitelt. Ein „Wacke“ war früher die Bezeichnung für einen harten, groben Stein, meist Basalt- oder Kieselsteine. Wäre dies eine logische Erklärung?

Letztlich konnte sich der Neckname „Wiggewagge“ in Dirmingen nicht durchsetzen. Keine Ahnung, ob wir Dirminger tatsächlich eine Zeitlang so genannt wurden. Selbst unter den älteren Dorfbewohner gibt es Mitbürger, die diesen Spitznamen nicht kannten oder einfach verdrängt haben. Gäbe es da nicht diesen einen historischen Pressetext in dem uns dieser Name verabreicht wurde. Sei’s drum, aus meiner bescheidenen Sicht der Dinge haben wir nicht viel mit „Wiggewagge“ zu tun. Ich persönlich favorisiere den Titel „Derminga“.

2 Kommentare

  • Wilhelm Josef

    Ein Wacke haben wir, den Feuerwehrann User Reiner.
    Gruß Sepp

  • Irene Ziegler

    Hallo Frank, ich hab Deinen Bericht mit großem Interesse gelesen. Ich bin ein Hierscheider „Mädchen“ und in meinem Kopf hat es klick gemacht. Früher wurden diesen Necknamen öfters benutzt. Ich erinnere mich, daß mein Vater uns immer von den „Humeser Backofen“, ‚Wiesbacher Rucksäck“ und „Hierschda Wiggewagge“ erzählt hat. Von den Ursprüngen ist mir nicht viel bekannt, allerdings könnte auch da das die Steinerausche hintergründig sein,

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