Die Frankenbach – Wiege unserer Kultur

Archäologen haben im frühen 20. Jahrhundert in unserer Heimatregion Ausgrabungen durchgeführt. Dabei mussten sich die Wissenschaftler sehr oft mit wenig zufrieden geben. Tonscherben, Götzenfiguren, winzige Holzresten, Knochen oder Utensilien der Landwirtschaft wurden an vielen Stellen im Illtal gefunden. In unserer Region siedelten mit den Treverern und den Mediamatikern zwei keltische Stämme. Die Heimat der Treverer umfasste Hunsrück und Eifel und reichte bis nach Belgien hinein. Die Mediomatriker kamen aus Ostfrankreich, ihre Hauptstadt war Divodorum Mediomatricorum, das heutige Metz. Wenn man sich mit der Geschichte unseres Heimatortes beschäftigt, kommt man an den Kelten kaum vorbei. Die Nationalsozialisten forschten in den 1930-er Jahren ebenfalls in unseren Heimatgefilden. Dabei wollte man im Wesentlichen mehr über die eigene „deutsche Kultur“ herausfinden. Besonders bedeutend dürften die gesammelten Erkenntnisse nicht gewesen sein. Unsere Vorfahren waren allesamt irgendwann einmal Jäger, Sammler, Flüchtlinge und Reisende.

Die Kelten an der Saar schlossen sich friedlich dem Römischen Reich an. Ehemalige römische Soldaten ließen sich hier im Illtal nieder und vermählten sich mit Keltinnen. Dabei musste man den Begriff „Römer“ nicht unbedingt wörtlich nehmen. Die Römischen Truppen wiederum setzten sich aus dem gesamten römischen Herrschaftsgebiet zusammen. Dazu gehörten auch Spanier oder Griechen. Natürlich kamen auch einfache römische Siedler mit ihren Familien in das schöne Illtal, Im Laufe der Zeit entstand eine gallo-römische Kultur. Die vorhandenen Kulturen in unserer Region verschmolzen innerhalb von wenigen Generationen zu einer neuen Kultur.

In der Zeit der Völkerwanderung (etwa 375 bis 568) ließen sich die Merowinger beziehungsweise die Franken, ein germanischer Großstamm, an der Saar nieder. Die gallo-römische Bevölkerung wurde vereinnahmt. Spätestens mit dem Einzug der Franken in unsere Region bekam unser Heimatort auch sinnbildlich einen Namen zugeordnet. Archäologen fanden besonders im Bereich der heutigen Frankenbach verschiedene Funde, die auf Siedlungen der Kelten, gallo-römischen Kulturen und den Franken hindeuteten. Nicht zuletzt aufgrund dieser historischen Funde bekam die Frankenbach ihren Namen zugeordnet.

Wie sich die die in unserem Tal befindliche Bevölkerung damals selbst verstand, ist kaum noch festzustellen. Wahrscheinlich ordneten sich die Menschen einer jeweiligen lokalen Herrschaft zu und gehörten zu irgendeiner Oppida. Mit der Zeit der Franken begann eigentlich erst die Zeit der ersten einheimischen Bevölkerung. Vorher wanderten und siedelten die Menschen von Ort zu Ort beziehungsweise von Land zu Land. Man könnte also überspitzt behaupten, dass die ersten festen Siedlungen unseres Heimatortes im Bereich der Frankenbach entstanden. Mit der Christianisierung der Germanen und den ersten entstandenen Kirchenbauten begann in unserem Tal eine neue Epoche. Erste Kapellen oder kleine Kirchen wurden errichtet. Wahrscheinlich hat es sich auch so ähnlich in unserem Dorf zugetragen. Der Sage nach soll es bereits im Jahre 900 n.Chr. in Dirmingen eine Kapelle oder eine Gebetsstelle gegeben haben. Ein Hinweis darauf, dass sich das menschliche Leben mehr und mehr von der Frankenbach in Richtung des Zusammenfluss von Ill und Alsbach bewegte. Wo Wasser zu finden war, ließen sich die Menschen immer wieder gerne nieder.

In historischen Quellen wird davon berichtet, dass Einwohner des sogenannten Remigiushofes zum neuen Kirchlein am Zusammenfluss der beiden Bachläufe zum Gebet kamen. Der Überlieferung zufolge war der Remigiushof eine Siedlung, von stattlichen Ausmaßen, die im heutigen „Raimesteich“ gelegen haben soll. Die älteren Bewohner unter uns bekamen in ihrer Schulzeit sehr oft von Alt-Dirmingen erzählt. Ich vermute, dass die Menschen vom sogenannten Remigiushof, im heutigen Dirminger Raimesteich“, die erste feste Siedlung in unserem Tal anlegten. Berichten zufolge wurden im „Dellwieser Hiwwel“ und im „Remmesteich“ entsprechende Funde gemacht die auf eine Siedlung hinweisen. Die Forschung geht davon aus, dass der Flurname Böllingen sich auf die das fränkische Wort „Behlingen“ bezieht. Interessant ist dabei auch die -ingen Endung des Names. In späteren Niederschriften stößt man immer wieder auf den Ortsnamen Böllingen mit der Flurbezeichnung des Zusammenflusses von Frankenbach und Alsbach.

Quelle: Landkreis Neunkirchen

Wir können also davon ausgehen, dass es sich bei der Örtlichkeit Böllingen um eine Siedung handelte, die in der heutigen Frankenbach lag. Den Forschungen zufolge hat diese Siedlung noch vor dem Jahre 1200 existiert. Das Dorf Dirmingen wurde nachweislich erstmals im Jahre 1281 urkundlich erwähnt. Bei den genannten Siedlungen Remiguishof oder Böllingen handelte es sich jedoch nicht um Dörfer sondern vielmehr um Siedlungen im eigentlichen Sinne. Genau dort, wo sich heute der Frankenbacher- Hof befindet, wurden in den 1960-er Jahren verschiedene landwirtschaftliche Sachgegenstände aus der gallo- römischen und germanischen Landnahmezeit gefunden. Ein historischer Ort mit wertvoller Geschichte.

Ich persönliche schließe daraus, dass das Leben in unserem Dorf im Bereich der heutigen Frankenbach seinen Weg in die heutige Ortsmitte an Ill und Alsbach fand. Obwohl die Franken die Römer verdrängten, übernahmen Sie zunächst die frühkeltischen und gallo – römischen Hinterlassenschaften. Nicht alles was Sie in den vorhandenen Siedlungen vorfanden war schlecht. Die alten Germanen übernahmen so einiges von den guten alten Römern. Bis heute finden wir im Bereich der Frankenbach so einiges, was an die gallo-römischen und sogar keltischen Zeit erinnert. Der bekannte Kaselswald trägt ebenso einen bis heute erhaltenen keltischen Namen, wie zum Beispiel der Kaselsbach (früher Kaselfloss). Aus dem Kaselsbach wurde im Laufe der Zeit die „Frankenbach“ wobei sich dieser Name an die früheren Bewohner dieser Gegend anlegt – Die Franken.

Die heutige Frankenbach und die Flur Raimesteich kann man also gut und gerne als Wiege des Dörfchen Dirmingen betiteln. Übrigens gibt es auch im Illtal einen bedeutenden Indiz auf keltisches Leben. Die Ill bekam einen keltischen Namen verliehen: „Ilara“ bedeutet soviel wie „die Eilige“. Der frühere Remigiushof in der Frankenbach wurde irgendwann liegen gelassen und verfiel. Die Menschen haben irgendwann diesen Ort verlassen, um sich einem anderen aufstrebenden Dorf anzuschließen – Dirmingen.

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