Wenn Steine sprechen könnten – Historische Grenzsteine dienen als Zeitzeuge

“Dirmingen, allein nassauisch, liegt in einem Tal, das Dirminger Tal genannt. Ist eine große Pfarr und liegen die Häuser oder Vogteien etwas zerstreut voneinander. Ein großer Teil des Dorfes wird auch Berschweiler genannt.  …” 

Historische Niederschrift Andreae GenSaraept Seite 485.

Dirmingen ist umgeben von wundervollen Waldgebieten und traumhaften Wanderrouten. Bezüglich des oft zitierten sanften Tourismus hat unser Heimatort einiges zu bieten. Auf Dirminger Gemarkung findet man noch heute zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten. Nördlich von Dirmingen, in der Nähe des Naherholungszentrum Finkenrech, befinden sich in einer Grenzlinie mehrere Grenzsteine des Fürstentum Nassau-Saarbrücken. Diese Grenzsteine markierten die historische Grenze zwischen der Grafschaft Nassau -Saarbrücken und Frankreich. Auf einer Strecke von fast 11 Kilometern können sich Wanderer ein Bild dieses historischen Kulturschatzes machen.

Die Hoheitsgrenze zwischen dem lothringischen Eppelborn, Habach und den Nassau-Saarbrückischen Dirmingen, Humes und Hierscheid wurde im Jahre 1767 gezogen. In die Grenzsteine eingemeißelt befindet sich die “Wolfsangel”, die auch im Wappen der Gemeinde Eppelborn, sowie im Wappen von Dirmingen vorkommt. “NS” auf den Grenzsteinen steht für Nassau-Saarbrücken. Aber auch das damalige Familienwappen der Fürsten, mit darunter befindlicher Jahreszahl “1767”, sind in den Grenzsteinen dargestellt. Die wuchtigen Grenzsteine aus rotem Vogesen-Sandstein wurden im Jahre 1767 aufgestellt und markiert. Welche Zeiten haben diese Steine nicht schon überstanden? Krieg, Frieden, Seuchen und auch Armut und Wohlstand. Täglich passieren Spaziergänger und Wanderer die historischen Steine, ohne ihnen dabei Beachtung zu schenken. Die wuchtigen Grenzsteine sind längst in die Natur und unsere gewohnte Umgebung übergegangen. Man findet diese mächtigen Hoheitsgrenzsteine an der Eppelborner, Thalexweiler, Sotzweiler, Bubach/Calmesweiler, Macherbacher und Dirminger Banngrenze, vorbeilaufend am Freizeitzentrum Finkenrech und auch im Naherholungsgebiet „Steinrausche“.

Im 18. Jahrhundert gehörte das Amt Schaumburg und mit ihm auch das katholische Eppelborn, mit der Baronie Buseck und den Ortschaften Wiesbach, Bubach/Calmesweiler, Macherbach, Habach, Humes sowie Sotzweiler und die Zennerei Thalexweiler zum Herzogtum Lothringen. Das Dörfer Hierscheid und Humes waren ebenfalls Lothringen zugeordnet wobei sie auch einmal kurzzeitig zu Nassau-Saarbrücken geöhrten. Das nassauisch protestantische Dirmingen hingegen gehörte seit dem frühen Mittelalter zur Grafschaft Saarbrücken. Damit die Steine nicht heimlich von der anderen Seite aus dem Weg geräumt wurden, hat man sie damals nummeriert. Die Bezeichnung KW stammt aus dem frühen 19.Jahrhundert und bedeutet königlicher Wald. Über viele Jahrhunderte hinweg verschoben sich immer wieder die Grenzen mitteleuropäischer Fürstentümer. Ganz oft wechselten sogar ganze Gebiete und Regionen ihre Herrschaft. Die Grenzsteine dienten nicht nur der Machtdemonstration und der Ermahnung die Grenzen einzuhalten, sondern auch der Orientierung ortsfremder Wanderer und Händler. An den Steinen konnte man leicht erkennen, auf welchem Terrain man sich gerade befand.

Die Grenzsteine haben Krieg und Zerstörung überstanden und sind bis heute schweigende Zeitzeugen unserer Geschichte. Dabei spiegelt sich nicht nur der Werdegang unseres Heimatortes sondern auch derer von Nassau-Saarbrücken in diesen Steinen wider. Die Grenze zwischen Dirmingen, Eppelborn Thalexweiler und Sotzweiler wurde zur Staatsgrenze zwischen dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem Königreich Frankreich. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Grafschaft Nassau-Saarbrücken zu einem Zentrum des Bergbaus und der Eisenindustrie. Die heutige Landeshauptstadt Saarbrücken, als Hauptstadt der Grafschaft, wurde zu einem wichtigen Handels- und Verwaltungszentrum. Bis heute erinnern zahlreiche historische Stätten und Bauwerke wie z.B das Saarbrücker Schloss an die Grafschaft Nassau-Saarbrücken. Die Grafschaft Nassau-Saarbrücken hat bis in die heutige Zeit einen festen Platz in der regionalen Geschichte unseres Bundeslandes.

Manchmal wünschte ich mir, dass Steine sprechen und von der Geschichte unserer Heimat berichten könnten. Gelegentlich nehme ich nach einem Spaziergang auf einem der mächtigen Grenzsteine Platz und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Inzwischen sind „unsere“ Grenzsteine über 270 Jahre alt und ein fester Bestandteil unserer Identität. Die Steine sind schweigende Zeitzeugen unserer Geschichte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert