Naherholungsgebiet Finkenrech – Die „Grüne Perle“ des Landkreis Neunkirchen liegt in Dirmingen
Mit der Gründung des Naherholungsgebietes Finkenrech wurde im Laufe der Zeit eine attraktive Anlaufstelle für den sanften Tourismus erschaffen. Finkenrech liegt auf Dirminger Gemarkung, inmitten des Landkreises Neunkirchen. Seit seiner Gründung hat sich das Freizeitzentrum zu einem wahren Besuchermagnet entwickelt. In den letzten Jahrzehnten wurden in regelmäßigen Abständen immer wieder kluge Investitionen getätigt. Mittlerweile besuchen mehrere tausend Menschen aus der gesamten Region im Laufe eines Jahres das Kleinod auf dem Hügel über Dirmingen. Dabei bietet das Freizeitzentrum Finkenrech vielseitige Möglichkeiten für die tägliche Freizeitgestaltung und den sanften Tourismus. Neben den vielen Erholungsmöglichkeiten stehen Sport- und Freizeitaktivitäten sowie Lernveranstaltungen, Seminare, Weiterbildungen aber auch saisonale Veranstaltungen auf dem Jahresprogramm.
Die Gemarkung des Dorfes Dirmingen gehört zu den größten des Landkreises Neunkirchen. Das im Illtal gelegene Dorf ist umgeben von einer beeindruckenden Naturlandschaft mit Tälern und Hügeln. Bereits im 16. Jahrhundert gehörte das Dorf zu den wohlhabendsten Bauerndörfern der Grafschaft Nassau-Saarbrücken. Ausgiebige Waldgebiete, landwirtschaftliche Nutzflächen und Wiesen prägen das Bild des idyllischen Taldorfes. Nach dem 1. Weltkrieg lag die Flur Finkenrech ungepflegt und verwildert am Waldesrand. Bäume, Hecken und Büsche beherrschten weitgehend das Areal. Die damalige Gemeinde Dirmingen fand zunächst keinen Nutzen für die brachliegende Landschaft. Der Dirminger Otto Henn war landwirtschaftlicher Mitarbeiter der Kreisverwaltung Ottweiler. Otto Henn empfahl der Verwaltung des Landkreises Ottweiler das verwilderte Land mit seinen 52 Morgen käuflich zu erwerben. Die Fläche sollte kultiviert und zukünftig den heimischen Bauern als Viehweide zur Verfügung gestellt werden. Die Landwirte beklagten fehlende Weideflächen für das vorhandene Jungvieh. Die Tiere mussten überwiegend in den engen Ställen der Höfe gehalten werden.
Im Jahre 1929 bekam ein ansässiger Landwirt den Auftrag das Gelände zu kultivieren. Der Landkreis hatte die Intention des Mitarbeiters Otto Henn aufgenommen und plante die Einrichtung einer Jungviehweide. Langsam entstand hoch oben an der Tholeyer Straße eine kleine, beschauliche Weide mit einem Stallraum. Nachdem der Kultivierung der Nutzfläche wurde eine Stallung mit Sommerhütte erbaut. Nach Fertigstellung dieser ersten Baumaßnahmen fanden die ersten Rinder ihren Platz auf der Jungviehweide Finkenrech. An dem Stallgebäude war ein kleiner Wirtschaftsraum angebracht. Die Stallung und die Wirtschaftsgebäude waren praktisch unter einem Dach. Schon sehr früh wurde in der Sommerhütte kühle Getränke für kleines Entgelt angeboten. In der Regel konnten sich die Gäste an frischen Quellwassern, Flaschenbier, süßer Limonade oder sogar Kaffee und Kuchen erfreuen. Die Menschen schätzten die dortige Naturlandschaft und nutzten die Landesviehweide gerne zur persönlichen Erholung. Besonders am Wochenende gab es in regelmäßigen Abständen einen großen Andrang. Die Menschen nutzen das Weideareal zum Familienpicknick, zu den Wanderungen oder einfach nur zu Spaziergängen. Auf der Landesviehweide selbst wurden nicht nur Rinder und Kühe, sondern ab und an auch Schafe gehalten. Nachweislich wurden in rund 42 Jahren auf der Kreisjungviehweide ca. 1800 Rinder aus den Bauernhöfen der umliegenden Dörfer gegen geringes Entgelt versorgt. Die Tiere bekamen genügend Zeit sich gesund zu entwickeln. Die Kreisverwaltung versuchte im Laufe der Zeit eine Verbesserung der Tierhaltung voran zu trieben. Die Kreisjungviehweide bot dafür die besten Voraussetzungen. Mit viel Innovation und Gespür wurde stetig daran gearbeitet, die vorhandene Landwirtschaft zu modernisieren.
Der Landkreis Ottweiler begab sich zügig auf die Suche nach einem geeigneten Senn oder Hirten, der die Verantwortung auf der Kreisjungviehweide übernahm. Gesucht wurde ein ortskundiger und heimatverbundener Einheimischer, der zudem über landwirtschaftliche Kenntnisse verfügt. Mit dem Dirminger Karl Molter wurde eine solche Persönlichkeit gefunden. Molter war damals als Kreisstraßenwärter tätig und übernahm zusätzlich die Funktion des Kreisjungweidewärter. Der Kreisjungviehwärter versorgte im Laufe einer Saison das Vieh und bewirtete die Gäste. Am Ende war Karl Molter ganze 16 Jahre als Kreisjungwärter des Landkreises auf Finkenrech tätig. Als Karl Molter seine Tätigkeit auf Finkenrech beendete, führte Otto Giese von 1946 bis 1950 den Almbetrieb weiter. Im Jahre 1951 übernahm das Ehepaar Martin Schmidt die Landesviehweide auf Finkenrech. Der Weidewärter Martin Schmidt und seine Ehefrau waren bekannt für ihr freundliches Wesen und ihre großherzige Gastfreundschaft. Die Entwicklung Finkenrechs nahm mit den Jahren mächtig Fahrt auf. Inzwischen wurde eine Strom- und Wasserleitung auf die Alm gelegt. Im Laufe der Jahre entstanden in Dirmingen immer mehr Aussiedlerhöfe mit Hof nahen Weiden. Dadurch ging der Viehauftrieb mit der Zeit stetig zurück. Allein bei der Bevölkerung fand das Weideareal immer noch großen Anklang. Letztendlich konnte die Kreisviehweide nicht mehr als Solche unterhalten werden. Im Jahre 1971 war der Landkreis Ottweiler gezwungen, die Kreisjungviehweide stillzulegen.
Nach der Schließung der Kreisjungviehweide musste sich die Verwaltung mit der weiteren Nutzung des Geländes befassen. Auch nach dem Ende des Almbetriebs blieb Finkenrech ein beliebter Treffpunkt für Pensionäre, Spaziergänger, Wanderer oder Naturfreunde. Im Laufe der Jahre entstand ein echtes Naturparadies. Die ersten Überlegungen des Kreises gingen zu einem Verkauf der Weide an einen interessierten Landwirt. Nach reiflichen Überlegungen nahm man jedoch von diesem Vorhaben Abstand. Zahlreiche Gartenvereine des Landkreises gaben schließlich den Anstoß für eine neue Nutzungsmöglichkeit. Aus Sicht der Vereine sollte auf Finkenrech eine Gartenanlage angelegt werden. Der Kreis beschloss den sogenannten „grünen Verbänden“ des Kreises Ottweiler das Areal zur Verfügung zu stellen. Am 27. März 1972 wurde die „Arbeitsgemeinschaft Kreisschulungs- und Freizeitzentrum Finkenrech“ gegründet. Diese Arbeitsgemeinschaft war ein Zusammenschluss von 9 Verbänden. Ziel war die Anlegung von verschiedenen Versuchs- und Musterpflanzen. Im Jahre 1972 begannen ehrenamtliche Gartenfreunde die Gartenanlage auf Finkenrech anzulegen und zu pflegen. Diese Arbeit wurde später von Mitarbeitern der Kreisverwaltung übernommen. Durch die botanische Vielfalt der vorhandenen Iris-, Lilien-, Rosen- und Fuchsienarten sowie durch herrlich angelegte Staudenbeete wurde Finkenrech enorm aufgewertet. Im Laufe der Zeit wurden Steingärten angelegt und weitere Schaubeete errichtet. Mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft und der Anlegung der Gärten wurde das Jahr 1972 praktisch zum Gründungsjahr des heutigen Naherholungsgebietes Finkenrech.
Am 07. Mai 1974 ermächtigte der damalige Landrat Dr. Schwehm und sein Kreistag die Verwaltung mit dem Bau eines neuen Gasthauses mit Schulungsraum. Die vielen Aktivitäten der „grünen Vereine und Verbände“ sowie der anhaltende Touristenansturm ließen der Verwaltung am Ende keine Wahl. Dem ersten Spatenstich am 03. 11. 1974 folgte am 15.10.1975 die feierliche Einweihung des Hauses. Schon bald stellte man fest, dass der Schulungsraum und der dazugehörige Gastraum nicht mehr ausreichten. Eine Erweiterung musste geschaffen werden. Diese wurde durch die „Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Dirmingen“ und die großzügige Hilfe des damaligen Wirtschaftsministers Werner Klumpp ermöglicht. Der Kreis konnte am 28. April 1980 den ersten Spatenstich für die Erweiterung eines Schulungsraums vollziehen. Die Einweihung der neuen Räumlichkeiten wurde am 06. 11.1981 gefeiert. Mit viel Kreativität wurde ständig an neue Ideen gearbeitet. Schon in den 1970er Jahren entstand auf Finkenrech eine Kleintierzucht mit Kaninchen, Schafen, Eseln, Geflügelzucht bis hin zu einer Imkerei. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr touristische Angebote erschaffen. Weitere Nutz -und Schaugärten wurden erbaut und ein großflächiger Spielplatz angelegt. Den Kindern sollte schon früh der Umgang mit der Natur und insbesondere mit Pflanzen und Tieren nähergebracht werden. Im Jahre 1981 wurde Finkenrech zum „1. Saarländischen Naturschutzzentrum“ erklärt. In diesem Jahr wurden wichtige Entscheidungen für den „sanften Tourismus“ in unserem Landkreis getroffen. Damals wurde ein Zeltplatz angelegt und ein Waschraum und Toilettenanlage errichtet. Außerdem entstanden ein Bienenhaus, ein Kleintierstall und einige Gartenhäuser. Natürlich wurden auch Parkplätze eingerichtet und die Zu- und Ausfahrt zum Finkenrech ausgebaut. In den 1980er Jahren verbrachten auf jährlich ca. 300 Kinder und Jugendliche ihre Sommerferien auf dem Zeltplatz.
Mit den Jahren veränderte sich das Freizeitzentrum Finkenrech entscheidend. Aus der ehemaligen Kreisjungviehweide wurde Stück für Stück die „grüne Perle“ des Landkreis Neunkirchen. Innovation und Risikobereitschaft haben sich am Ende ausgezahlt. Der Landkreis Neunkirchen hat die Vorteile des Freizeitzentrums schnell erkannt und alles auf die Karte „sanfter Tourismus“ gesetzt. Mit den Jahren wurden immer wieder neue Themengärten angelegt, Terrassen erbaut und Wanderwege eingerichtet. Heute verfügt das Walgebiet um Finkenrech über 5 ausgezeichnete Wanderwege. Die Wanderwege in den umliegenden Wäldern verfügen über ein Wanderwegenetz von gut 70 km. Der Themenwanderweg „Waldwirtschaft im Wandel“ versorgt die Wanderer neben großartigen Panoramablicken auch mit zahlreichen Informationen rund um das Thema „Holz“. Familien mit Kindern können auf dem 2 km langen Familienerlebnisweg „Bienenreise“ viel Wissenswertes über das Leben der Biene und ihrer Umwelt lernen. Zudem laden die zwei Waldspazierwege „Schönebuch“ und „Klingelfloß“ zu einer gemütlichen Runde durch die Wälder rund um das Freizeitzentrum ein.
Genau an der Stelle, an der einst der Stallraum mit dem Wirtschaftsteil befand, steht heute das „Botanico Finkenrech“ mit seinen wunderschönen Zimmern und einer herrlichen Außenanlage. Das Naherholungsgebiet Finkenrech ist eine Wohlfühloase für die ganze Familie. Die Kinder können sich auf dem schönen barrierefreien Spielplatz austoben. Daneben lädt Hasenhütte “Hoppelhausen” alle Kinder zum Füttern und Spielen mit Hasen, Eseln und Schafen ein. Infoveranstaltungen, Vorträge, Lehrgänge und Seminare werden überwiegend im Sommer angeboten.
Das Freizeitzentrum Finkenrech verfügt über eine vielfältige Blütenpracht. Naturfreunde kommen in den vorhandenen Gärten vollends auf ihre Kosten. Das Areal verfügt über einen wunderschönen Rosengarten, eine Stauden- und Asternstraße, rankende Ziersträucher, duftende Dolden und ein Teich mit wuchernden Schilfgräsern. Die Anlage wurde vor geraumer Zeit um einen Asiatischen Garten erweitert. Im Heidegarten findet man rund 3.000 Heidepflanzen, Gräser und Farne und im Rosengarten haben rund 3.700 der schönsten Rosen auf einer Fläche von 1.500 qm ein Zuhause gefunden. Jede Jahreszeit hat auf Finkenrech ihren ganz besonderen Charme. Blumen, Sträucher und blühende Bäume leuchten fast das ganze Jahr in immer neuen Farbkombinationen. Wer einmal einen Taschentuchbaum, einen Tulpenbaum oder einen Blauglockenbaum in voller Blüte bestaunen möchte, hat auf Finkenrech die Gelegenheit dazu.
Die besondere Beziehung zu den auf Finkenrech vorhandenen Rosen gab dem Rosenkreis Neunkirchen schließlich seinen Namen. Auf Finkenrech gibt es Rosen verschiedenster Form. Dazu zählen Kletterrosen, duftende historische Rosen und auch „Englische Rosen“. Neben der „Landkreis-Rose“ findet man auf Finkenrech auch diejenigen Rosen, die auf die Namen der deutschen Rosendörfer und -städte getauft wurden. Der Landkreis Neunkirchen selbst wurde 1985 vom Verein Deutscher Rosenfreunde zum ersten – und bislang einzigen – Rosenkreis Deutschlands ernannt. Die Identifikation der Menschen im Landkreis Neunkirchen mit dem Freizeitzentrum Finkenrech ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen. Heute gehört die „grüne Perle“ des Landkreises zu den meistbesuchten Touristenattraktionen unseres Landes. Saisonale Veranstaltungen wie „Herbst oder Frühling auf Finkenrech“ oder das Musikpicknick im Garten locken jährlich mehrere Tausend Besucher aus der gesamten Region an. Während in den 1980er Jahren noch nachweislich ca. 3500 Menschen jährlich Finkenrech zur Erholung besuchten, ist die Besucherzahl heue weitaus höher anzusehen. Die Förderung des „sanften Tourismus“ hat in den letzten Jahren nicht nur auf Finkenrech sondern auch landesweit einen hohen Stellenwert erreicht.
Im Naherholungsgebiet Finkenrech kann man seine Freizeit wunderbar genießen. In einer von Tälern und Hügeln geprägten Naturlandschaft kann man leicht die Sorgen des Alltags vergessen. Umgeben von Blumen, Kräuter, Gärten und Vogelgesang findet man leicht zur Ruhe. Auf einem der vielen Wanderwege kann man wunderbar die Seele baumeln lassen und Gottes schöne Natur genießen. Das Naherholungsgebiet Finkenrech hat sich still und heimlich zu einer Perle unseres Landkreises entwickelt. Aus der ehemaligen Viehweide wurde im Laufe der Zeit eine Augenweide.
Sehr gut!