Jetzt erst recht ! – „No‘ all dem Huddel gebbt graad se lääds Kerb gefeiert“ !
Keine leichte Zeiten für unseren Heimatort ! Seit Wochen stolpern wir von einer Enttäuschung in die Nächste: „Nix wie Huddel em Derminga Dörfche“
Irgendwie läuft es gerade nicht so rund. Der in den Jahren angesammelte Investitionsstau stellt uns vor große Herausforderungen. Beim Blick auf die vorliegende Mängelliste unseres Heimatortes kann einem leicht schwindlig werden. Ein Brückenbau der auf sich warten lässt, ein Verbrauchermarkt der sich seit Jahren in der Warteschleife befindet, eine Halle die unbedingt saniert werden muss und ein Ortskern der unbedingt mal wieder einen Anstrich vertragen könnte. Zudem wurden während dem Pfingsthochwassers die Strom -und Wasserversorgung im Brühl zerstört und unsere Bemühungen um Bargeldversorgung in unserem Dorf bekamen einen herben Dämpfer. Unsere Straßen sind arg sanierungsbedürftig und irgendwie merkt man den Menschen unseres Dorfes die angestaute Enttäuschung an.
Und jetzt ! Wie soll man mit dieser Laune „Kerb“ feiern ? Grundsätzlich neigt der Dirminger nicht gerade dazu den Kopf in den Sand zu stecken. In echter Feierlaune dürften sich aktuelle jedoch die Wenigsten befinden. Uns alle beschleicht das Gefühl, dass es irgendwie nicht rund läuft. Aufgeben ist für den „Derminga“ jedoch keine Option. Im Gegenteil: Mund abputzen, Aufstehen, Krone richten und jetzt „graad se lääds“
Immerhin haben wir in Dirmingen noch eine Kirmes. Und das seit satten 278 Jahren ! Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Einer Studie des Deutsche Schaustellerbundes zufolge wird bald jedes dritte Volksfest oder Kirmes von der Bildfläche verschwinden. Kleinere Dorffeste und Kirmessen finden kaum noch statt und sind längst vom Aussterben bedroht. Lediglich die größeren Volksfeste, wie z.B die Eppelborner Pfingstkirmes, können sich im Wettbewerb der Großen behaupten. Die Schausteller nehmen längst nicht mehr alle Angebote an und suchen sich die lukrativsten Kirmessen aus. Mittendrin in diesem „Volksfeststerben“ bäumt sich ein kleines Dörfchen am Zusammenfluss der Ill und Alsbach auf um sich dem allgemeinen Trend zu widersetzen. Wir lassen uns die „Kerb“ nicht kaputtmachen. Wir selbst haben es in der Hand !
Es gibt mehrere Gründe die zum langsamen Aussterben der vielen Dorf Kirmessen beitragen. Die Kirmes hatte früher eine viel größere gesellschaftliche Bedeutung. Wenn Kirmes gefeiert wurde, waren die Menschen aufgeregt und voller Vorfreude. Viele junge Leute hatten die Hoffnung, bei einer Fahrt im Autoscooter oder auf dem Kettenkarussell ihren Spaß oder vielleicht sogar die große Liebe zu finden. In Zeiten der großen Freizeitparks hat sich das Ansehen der Kirmes grundliegend gerändert. Die Richtlinien, die zur Durchführung einer Großveranstaltung dienen sind kaum noch einzuhalten und werden immer strenger. Auch unsere Dorfjugend ist längst nicht mehr auf die eigene Kirmes angewiesen. Die Jugendliche können heute einfach in die nächste große Stadt oder in einen großen Freizeitpark fahren. Die Kirmes im eigenen Dorf wirkt eher spießig und langweilig.
Unsere Kerb ist Oldschool und dabei verdammt sexy! Immerhin haben wir noch eine Kirmes ! Nach der letztjährigen stark verregneten „Kerb“ war es überhaupt nicht leicht die Schausteller zu bewegen wieder nach Dirmingen zu kommen. Ich musste im Laufe des Jahres viel Überzeugungsarbeit leisten. Wichtig ist, dass unser Dorf nun gemeinsam die Schausteller unterstützt. Bitte packt eure Familie ein und spaziert zum Festplatz. Kauft euch ne‘ Zuckerwatte und fahrt ne“ runde Karussell. Ein weiteres enttäuschendes Jahr wird unsere Kerb nur schwer überleben.
Dabei ist es so wichtig unsere „Kerb“ zu feiern. Die „Derminga Kerb“ gehört zu den traditionsreichsten im Illtal. Während der „Kerb“ feiern wir unsere ureigene Identität. Genau so sind wir und dass ist unser Fest! Ihren Ursprung hat unsere Kirmes in der Kirchweihe unserer evangelischen Stengelkirche in der Ortsmitte. Im Jahre 1746 wurde der Vorgängerbau bis auf den Turm abgerissen und neugebaut. Seit fast 300 Jahren gelingt es uns jedes Jahr aufs Neue der „Kerb“ ein würdiges Rahmenprogramm zu verpassen. So war es immer und so soll es auch bleiben. Auch im Jahr 2024 wollen wir „Kerb“ feiern. Alles ist angerichtet: Vereine, Gaststätten und Schausteller freuen sich bei hoffentlich gutem Wetter auf zahlreiche Gäste. Ich wünsche uns allen, dass wir gemeinsam den ganzen „Huddel“ der letzten Wochen für ein paar schöne Tage vergessen können. Lasst uns gemeinsam unsere „Kerb“ feiern und uns gegenseitig unterstützen.