„Halloween“ oder Reformationstag ? – Die Angst verhindert wichtige Reformen !

Angst. Das Spiel mit der Angst, dass Geschäft mit der Angst. Die Angst spaltet, entfremdet, lähmt und enthemmt. Mit Angst baut man Druck auf und erzeugt Aggression. Es ist die Angst vor allem Fremden und allem, was anders aussieht oder anders denkt. Wir alle haben Existenzängste, Verlustängste. Wir sind getrieben von der Angst den Partner, dass Kind oder den Arbeitsplatz zu verlieren. Wir haben Angst vor Veränderungen oder dem Verlust von Macht und Geld. Die Angst geht um und verändert die Menschen. Der Umgangston wird rauer, härter und rücksichtsloser. Angst treibt an und kann verletzen oder sogar töten. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Und nun, sollen tatsächlich am 31. Oktober (Halloween) die Angst feiern?  

Der Herbst zieht mit seinem Facetten Reichtum durch unser Land. Blätter fallen von den Bäumen, Kraniche ziehen Richtung Süden und die Tage werden kürzer. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass es nach dem Auszug unserer „Kerb“ Schlag auf Schlag geht. Mit Riesenschritten geht es plötzlich in Richtung Jahresende. Nach der „Kerb“ beginnt die dunkle Jahreszeit. Der November bietet eine Vielzahl von stillen und gesetzlichen Feiertagen. Zuerst kommt „Halloween“ zeitgleich mit dem Reformationstag, danach reitet St. Martin durch unser Dorf und schließlich neigt sich auch unser Kirchenjahr mit „Allerheiligen“, Volkstrauertag oder dem Ewigkeitssonntag dem Ende zu. Am 1. Adventswochenende findet schon der „Mittelalterliche Weihnachtsmarkt“ statt und dann, steht schon bald Weihnachten vor der Tür. Der Herbst bringt uns neben seiner Farbenvielfalt auch die Zeit des Nachdenkens, der Besinnung und auch der Angst.

Die Angst breitet sich aus in unserem Land. Angst vor Krieg, Terror, Gewalt, Verlust und auch vor der Bombe. An Halloween sollen wir also die Not zur Tugend machen und mit der Angst spielen. Geht das so einfach? Wenn ich durch unser Land ziehe, sehe ich die vielen besorgniserregenden Probleme unserer Zeit. Wie wird sich unser Land oder Dorf in den nächsten Jahren verändern. Werden unsere Kinder noch in Frieden aufwachsen? Der November verfügt über viele nachdenkliche und auch besinnliche Feiertage. Unsere Kirchen befassen sich in diesem Monat mit dem Abschiednehmen und der eigenen Haltung zum Lebensende. Dabei kann jedes Ende auch ein Anfang sein.

Lutherrose an der Schlosskirche in Wittenberg
Rommelbootze zum Angstmachen

Der 31. Oktober spaltet seit einigen Jahrzehnten nicht nur mein persönliches Weltbild. Ich habe meine Probleme mit Halloween! Nein, ich möchte es keinem verbieten und halte mich an die Devise:“ Leben und leben lassen“ oder frei übersetzt: Feiern und feiern lassen! Ich persönlich feiere anstatt Halloween viel lieber Reformationstag. Was aber hat der Reformationstag mit Halloween zu tun? Eigentlich Nichts, oder sagen wir, fast nichts. Das Einzige, was diese beiden Festtage verbindet, ist der 31. Oktober als feststehender Termin sowie die Tatsache, dass beides keine bundesweiten Feiertage sind. Der Reformationstag ist in der Evangelischen Kirche der Gedenktag zu Ehren Martin Luthers großer Kirchenreform vor 500 Jahren. Schon Martin Luther vertrat die Ansicht, dass “Angstmachen” sogenanntes Teufelswerk ist und nicht funktionieren kann. Luther erkannte schon recht früh: „Gott will keine verängstigten Menschen”. Die Methoden der damaligen katholischen Kirche basierten auf Drohungen, Verbreitung von Angst und Vorverurteilungen. Im Mittelalter werden die Menschen mit Dämonen, Hexen und dem Teufel bedroht. Scheinbar trägt diese Methode bis heute Wirkung!

Heute haben die beiden Kirchen andere Probleme wie Halloween oder Reformationstag. Das Sprichwort „Die Kirche im Dorf lassen“ wurde für viele Kirchengemeinde in den letzten Jahren zunehmend zum Programm. Dabei blieb auch unsere Evangelische Kirchengemeinde Dirmingen nicht ohne schmerzlichen Verlust. Das Evangelische Gemeindehaus Berschweiler wurde im vergangenen Jahr endwidmet und steht seitdem zum Verkauf. Wer aber kauft eine entwidmende Kirche? Genau wie bei den vielen Zivilgemeinden trägt auch bei Kirchens ein angehäufter Sanierungsstau zum, Umdenken bei. Nur noch wenige Kirchengemeinden können sich in diesen harten Zeiten zwei Gotteshäuser leisten. Die Zeichen stehen schlecht und unsere Kirchen kämpfen ums Überleben. Ähnliche Erfahrungen machen aktuell unsere Schwestern und Brüder des katholischen pastoralen Raums. In den nächsten Jahren sollen mehrere Kirchen geschlossen und Pfarrzentren veräußert werden. Auf unsere Kirchen warten schwierige Aufgaben. Es ist zum Fürchten!

Dabei ist es längst nicht so, als ob diese Entwicklung überraschend kam. Nein! Wir alle haben den Ball kommen sehen und uns weggeduckt. Wir dachten, dass es schon noch eine Weile gut gehen würde. Jetzt werden viele Kirchengemeinden zum zum Handeln gezwungen. Die Kirche braucht dringend antworten auf die Fragen dieser Zeit. Dabei muss eine Fusion nicht unbedingt ein harter Einschnitt oder Rückschlag bedeuten. Im Fall der Fusion unserer Evangelischen Kirchengemeinde aber auch im Bezug zum neuen „Pastoralen Raum“ könnte es am Ende tatsächlich besser werden. Es könnte besser werden! Wird es am Ende auch tatsächlich besser?

Mich persönlich begleitete eine gewisse Zukunftsangst. Man stelle sich vor, wir würden unsere beiden Denkmalgeschützen Kirchen verlieren. Einen größeren Horror kann selbst Halloween nicht bieten. Fakt ist, dass unsere Kirchen ein gewisses Imageproblem haben. Die Menschen haben sich verändert. Für meinen Glauben benötige ich heute nicht mehr unbedingt die Kirche. Was ich für meinen Glauben benötige, bekomme ich leicht im Internet. Heute suchen die Menschen nach Alternativen. Viele Eltern legen immer weniger Wert darauf ihr Kind taufen zu lassen und so manches Ehepaar wählt zur eigenen Trauung lieber einen Friedensprediger. Nur bei Beerdigungen sucht so manches Schäfchen noch den Trost seiner Kirche. Fakt ist auch, dass inzwischen mehr Kirchenmitglieder sterben, als Täuflinge hinzukommen.

Unser Land ist im Wandel und die Menschen sind damit beschäftigt Veränderungen bei zuführen. Die Angst etwas falsch zu machen, treibt uns dazu schmerzliche Kompromisse einzugehen, die unserer eigenen Kultur schaden. Da wird schon mal schnell aus dem heiligen St. Martin ein Lampion- oder Lichterfest gemacht. Als bekennender Protestant bin ich bestimmt kein Freund der Heiligenverehrung. Manchmal heiligt jedoch der Zweck buchstäblich die Mittel. Der gute Martin tut bestimmt keinem Menschen weh und verbreitet am Ende sogar eine wirklich gute Botschaft. Wir dürfen nicht aus Angst die falschen Entscheidungen treffen.

Für die Kirchen geht es nun darum dem Negativ-Trend entgegenzusteuern. Dazu muss jede Kirchengemeinde mit der Zeit gehen und neue Wege und Ideen aufzeigen. Mehr Internet, mehr besondere Gottesdienste, Familienangebote und noch intensivere persönliche Seelsorge. Es ist Zeit die alten Strukturen und Vorgaben zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Das klingt zuerst einmal altbacken und abgedroschen. Im Fall unserer Kirchen spiegelt dies jedoch genau die Tatsachen wider. Der Trend geht weg vom üblichen Sonntagmorgen-Gottesdienst hin zu alternativen Angeboten. Dabei geht es darum beispielsweise den Advent, Weihnachten oder auch Ostern einmal anders zu erleben. Es müssen neue Möglichkeiten geschafft werden, um Gottes Wort über neue Wege an die Frau oder den Mann zu bringen.

Unsere Kirche muss sich erneut reformieren. Martin Luther hat vor über 500 Jahren die Bibel übersetzt, damit jeder Mensch sie lesen und verstehen kann. Mal ehrlich, wer nimmt heute noch die Bibel zur Hand oder versucht intensiv „Gottes Wort“ zu verbreiten? In einer sich wandelnden, durch Digitalisierung, Pluralisierung und Individualisierung geprägten Gesellschaft muss die Kirche die Finger fest auf die eigenen Wunden der Vergangenheit drücken. Das wiederum gelingt nur, wenn man den Mut für Veränderungen aufbringt. Kirche muss offen, flexibel und zeitgemäß aufgestellt sein. Das beste Mittel gegen Angst ist Mut. Martin Luther hatte diesem Mut: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“ Mit diesem berühmten Satz verteidigte Martin Luther am 16. April 1521 in Worms seine revolutionären theologischen Thesen. Luther wusste genau, dass ihm im schlimmsten Fall die Todesstrafe drohen würde. Dennoch hat er Kurs gehalten und seine Meinung lauthals vertreten. Mut ist die stärkste Waffe gegen Angst !

Der Reformationstag am 31.Oktober eines jeden Jahres bietet uns, egal ob Christ, Katholik oder Protestant die Möglichkeit über eine Reformierung nachzudenken. Reformieren, Verändern und neue Wege gehen. Das muss nicht immer schlecht sein! Für unseren Heimatort Dirmingen könnte die Ökumene eine gute Möglichkeit bilden neue, bessere Wege einzuschlagen. Traut euch und reicht euch die Hände. Der Anfang ist doch schon längst gemacht! Ich denke, es ist an der Zeit zu Verändern oder zu Reformieren. Dabei dürfen wir keine Angst vor dem Neuen haben. Was Angst und Panikmache tatsächlich bewirken sehen wir aktuell nicht nur in unserem Land oder in Europa, sondern überall auf der Welt. Menschen werden mit Angst klein gehalten und diskriminiert. Ich wünsche meiner Kirche und auch den Schwestern und Brüdern des neuen katholischen „Pastoralen Raums“ den Mut Veränderungen zu bewirken und Kirche zu reformieren.

Am 31. Oktober wird in unserem Land neben dem protestantischen Reformationstag auch Halloween gefeiert. Für viele Menschen, nicht nur Kinder, ist Halloween inzwischen zu einem besonderen Festtag geworden. Vielerorts werden Grusel-Partys organisiert und sogar in den Kitas und Schulen macht man sich einen Spaß mit der Angst. Halloween geht auf eine uralte keltische Tradition zurück und entstammt nicht, wie oft fälschlicherweise behauptet, aus den vereinigten Staaten. Der Name bezieht sich auf den Abend vor Allerheiligen (All Hallows‘ Eve), an dem die Toten dem Volksmund zufolge zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt wandeln. Mit den vielen irischen Einwanderern gelangte das Brauchtum in die USA und von dort wieder zurück nach Europa.

Steht Halloween tatsächlich in Konkurrenz zum Reformationstag? Es gab eine Zeit, in der auch die katholische Kirche so ihre Probleme mit dem „Import-Feiertag“ Halloween hatte. Die Verbundenheit zu Allerheiligen war vielen Katholiken ein Dorn im Auge. Angeheizt wird der Hype zu Halloween durch eine Überlieferung aus dem streng katholischen irischen Volksmund. Einer Sage zufolge war der Gauner Jack O´ Latern durch eine List aus der Hölle entkommen und landete vor dem Himmelstor. Die Himmelspforte war jedoch für ihn verschlossen. Jack war verdammt, ewig zwischen Hölle und Himmel zu wandern. Er war unterwegs mit einer Kerze in einer ausgehöhlten Rübe. Daher kommt der Brauch, Fratzen-Kürbisse auszuschneiden und zu beleuchten.

Schon als kleiner Junge hatte ich Respekt vor Monstern, Vampiren, Hexen und Dämonen. Es stellt sich mir die Frage: Braucht der Mensch das Spiel mit der Angst? Wenn schon der Spaß mit der Angst sein muss, warum dann nicht die eigene Tradition bevorzugen? Warum erinnern wir uns nicht viel lieber an das gute, alte „Rommelbooze schnitze“? Neben den vielen bekannten Herbst-Dekorationen mit brennenden Kürbissen ist die ursaarländische Tradition der Rübengeistern oder „Rommelbooze“ etwas in den Hintergrund geraten. Genau aus diesem Grund veranstalte ich seit ca. 4 Jahren, mit den Kindern unseres Dorfes, ein „Rommelbootzeschnitze“. Der Brauchtum mit den „Rommele“ hat seinen Ursprung in der Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg. Kinder stahlen Futterrüben von den Feldern, um in der Not wenigstens eine Rübensuppe essen zu können. Aus den ausgehöhlten Rüben wurden dann Laternen gebastelt, mit denen die Kinder von Haus zu Haus zogen und um Essen bettelten. Das Ganze ähnelt zugegebenermaßen stark dem heutigen Ablauf des irisch-amerikanischen Halloween. Im Saarland fand das Brauchtum in den 1920er bis 1950er Jahren seinen Höhepunkt. Die Umstellung der Landwirtschaft auf Mais- statt Rübenanbau sorgte dafür, dass der Brauch beinahe ausstarb. Das saarländische Wort „Rommel“ steht für Futterrübe und „Booze“ für Verkleidung. Daraus wird wie z.B. zur Fastnacht der „Faasebooze“, die „Rommelbootze“. Auch die „Rommelbooze“ wird meist vor der eigenen Haustür oder auf einer Fensterbank platziert.

Irgendwo zwischen „Rommelbootze“ und „Halloween“ irrt der gute alte Luther herum! Finden wir in der Diskussion um Halloween, „Rommelbootze“ und St.Martin überhaupt noch Platz für Luther und seine Reformation? Bei den evangelischen Christen ist das Reformationsfest das Wichtigste Fest im Jahr. Aber auch für katholische Christen und Nichtchristen bietet dieser Tag eine gewisse Grundlage sich einmal Gedanken zu machen. Ist es nicht höchste Zeit etwas zu erneuern oder zu reformieren?

Reformieren – verändern, verbessern, neugestalten! Hört sich doch gut an, orra? Müssen wir Angst vor Veränderungen haben oder ist es nicht längst an der Zeit einige grundliegenden Dinge zu verändern? Angst spaltet, isoliert und irritiert! Angst ist heute unumgänglich! Das Geschäft mit der Angst boomt und die großen dieser Welt spielen mit der Angst der Menschen. Angst ist gegenwärtig, Angst macht Einsam. Wir kennen die Angst vor Armut, Krankheit, Tot dem nuklearen Super Gau oder dem Verlust eines lieben Menschen. Angst lähmt und hemmt uns in unseren Entscheidungen.

Ich denke, es ist an der Zeit zu Verändern oder zu Reformieren. Dabei dürfen wir keine Angst vor dem Neuen haben. Was Angst und Panikmache tatsächlich bewirken sehen wir aktuell nicht nur in unserem Land oder in Europa, sondern überall auf der Welt. Menschen werden mit Angst klein gehalten und diskriminiert. Auch ich habe Angst! Es plagen mich Verlustängste, die Angst vor Tod, Krankheit oder Schmerz. Letztens habe ich ein schönes, passendes Lied von Michy Reincke gehört.

Es ist ein schöner Text ( Liedquelle Michy Reincke: Du brauchst keine Angst zu haben)

Da draußen sind Abermillionen von Sonnen, die wir erst sehen, wenn es dunkel wird oder wenn alles in dir dunkel ist. Lass es laufen, lass es stehen, lass es rollen und lass was gehen, will gehen. Mein schwarzer Schmetterling, mach dich nicht schwerer als du bist. Du brauchst keine Angst zu haben, alles kommt wieder ins Lot. Das dunkle ist aus vielen Farben, wer niemals zweifelt, ein Idiot. Du brauchst keine Angst zu haben, es ist nur eine Nacht mehr fern. Über’m Kornfeld fliegen Raben, und manchmal ist das gute hart. Ein Herz im Käfig, das nicht springt, von Schatten verzaubert und gelähmt. Von Enttäuschungen und Einsamkeit, in Albträumen fest verklebt. Es kommt für jeden eine Zeit, wo Kummer herrscht, und Freude fehlt. Auch das ist Leben lernen, es bleibt und zählt. Doch mit der Furcht zu leben, ist nur halb gelebt. Du brauchst keine Angst zu haben, alles kommt wieder ins Lot. Das dunkle ist aus vielen Farben, wer niemals zweifelt, ein Idiot. Du brauchst keine Angst zu haben, es ist nur eine Nacht mehr fern. Über’m Kornfeld fliegen Raben, und manchmal ist das gute hart. Du brauchst keine Angst zu haben, alles treibt an uns zu befreien. Die Nacht ist aus vielen Farben, und will deine Freundin sein.

Es ist wie es ist und meistens doch nicht zu ändern. Oder vielleicht doch? Sei‘ es drum: Ich wünsche allen einen schönen Reformationstag oder nach Belieben ein schönes „Halloweenfest“. Ein jeder wie er will! Wenn ich Zuhause sein sollte, werde ich den Kindern auf Verlangen auch gerne freiwillig Süßigkeiten schenken. Ich werde versuchen mir den 31. Oktober so angenehm wie möglich zu gestalten. Vielleicht trinke ich ein leckeres Lutherbier und genieße den Reformationstag. Das schont meine Nerven und verschafft mir zudem eine ruhige Nacht.

Psalm 31- Vers 10: „HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst! Mein Auge ist trübe geworden vor Gram, matt meine Seele und mein Leib.“ Ich habe was gegen deine Angst – Gott!

Bibel: Psalm 31- Vers.10.