Nach den Presbyteriumswahlen 2020 – Auf der Suche nach einer zukunftsfähigen Kirchengemeinde

„Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden“.

Jesaja 40:31

Am 1. März fanden in den evangelischen Kirchengemeinden im Saarland die Presbyteriumswahlen statt. Dabei kann unsere Kirchengemeinde zufrieden auf eine gute Wahlbeteiligung blicken. Nach der Evangelischen Kirchengemeinde Schafbrücke, die mit 27,4 Prozent Spitzenreiter im Saarland ist, folgt unsere Kirchengemeinde mit 25,7 Prozent. Damit sind wir Spitzenreiter in unserem Kirchenkreis Saar-Ost. Vielen Dank an alle Gemeindeglieder die sich an der Wahl beteiligt haben. In unserer Gemeinde wurden am Ende folgende Kandidaten/innen für die nächsten 4 Jahre ins Presbyterium gewählt:

Diana Engel 381 Stimmen / Frank Klein 346 Stimmen / Jutta Schäfer 342 Stimmen / Ulrike Feld 323 Stimmen / Oliver Mayer 300 Stimmen / Andreas Schmidt 298 Stimmen / Hartmut Bock 274 Stimmen / Michael Wagner 206 Stimmen / Mitarbeiter- Presbyter: Petra Urmoneit

Offizielles Wahlergebnis – Evangelische Kirchengemeinde Dirmingen

Ich möchte mich hier bei allen Wählerinnen und Wählern für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken.

Von den 1784 Wahlberechtigten in unserer Gemeinde wurden 459 Stimmen abgegeben. Davon waren 24 ungültige und 435 gültige Stimmen. Auf die Kandidatin Silke Guthörl entfielen 191 Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 25,7 Prozent.

Nun wird sich mancher Zeitgenosse die Frage stellen, was eigentlich ein Presbyterium für Aufgaben hat. Das Presbyterium leitet zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern die Kirchengemeinde. Dabei kümmert sich das Presbyterium um alle personellen, finanziellen und baulichen Angelegenheiten der Gemeinde. Im Gegensatz zu einem Pfarrgemeinderat oder Pfarrverwaltungsrat einer katholischen Gemeinde hat ein Presbyterium, anders als auf katholischer Seite, das letzte Wort und die Entscheidungsgewalt. Das Wort Presbyter kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „die Ältesten“. Das Amt des Presbyters oder Presbyterinnen ist eine ehrenamtliche Tätigkeit. Die Amtszeit beträgt in der Regel 4 Jahre. Gewählt werden können Frauen und Männer von 18 bis 75 Jahren, die Mitglied einer evangelischen Kirchengemeinde sind. Die Aufgaben in einem Presbyterium sind vielfältig und interessant. Es geht um die Gemeindearbeit im Allgemeinen und um die Frage, wie wir gemeinsam die Kirchengemeinde zukunftsfähig machen. Genau dieses Thema beschäftigt mich seit geraumer Zeit sehr intensiv. Wenn man sich mit der Zukunft der beiden großen Kirchen in unserem Land befasst sollte man, gerade wenn man auf dem Land lebt, Fingerspitzengefühl walten lassen. Natürlich sind wir alle interessiert daran die Kirche buchstäblich im Dorf zu lassen. Dennoch frage ich mich immer öfter wie wohl die Zukunft der Kirchen in unserem Land aussehen wird. Gibt es in 20 Jahren noch eine katholische und evangelische Kirchengemeinde in unserem Dorf? Beiden Kirchen haben in den letzten Jahren zahlreiche Schäfchen verloren. Die Zukunft der Institution Kirche liegt im Ungewissen. Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit über den Gartenzaun zu blicken und sich gegenseitig die Hände zu reichen. Es ist Zeit für MEHR Ökumene!

Nur ein Traum? Man stelle sich vor: Ein großes modernes Gemeindehaus und eine Kirche, die von beiden Konfessionen genutzt wird. Meinetwegen im Wechsel oder im gemeinsamen Austausch. Die Vorstellung einer sogenannten Simultankirche begleitet mich schon einige Zeit. Nach der Bombardierung der ehemaligen katholischen Kirche auf dem Rothenberg wurde in Dirmingen schon einmal das sogenannte Simultaneum durchgeführt. Das heißt katholische und evangelische Christen nutzten gemeinsam, bis zum Neubau der heutigen katholischen Kirche, die Kirche in der Ortsmitte. Die älteren unter uns berichten noch heute davon, dass dies wunderbare funktioniert hat. Warum auch nicht, wir sind alle Landleute und lieben unsere Wurzeln. Glaube, Liebe und Hoffnung gibt es unter allen Menschen.

Das neugewählte Presbyterium hat die Aufgabe unsere Kirchengemeinde zu halten und gut für die Zukunft aufzustellen. Wenn es jedoch nicht mehr geht muss man sich nach Alternativen umsehen. Die katholische Kirche hat seit geraumer Zeit mit der Zusammenlegung der Pfarreien zu kämpfen. Die Verwaltungsstelle der St. Wendalinusgemeinde wurde bereits nach Eppelborn verlegt. Beiden Kirchen haben also mit mit ihren Problemen zu kämpfen. Wieder einmal frage ich mich: Quo Vadis Kirche?

Passend zu meinen Visionen erschien vor einigen Wochen ein Interview mit dem evangelischen Landesbischof Meister. Scheinbar liege ich überhaupt gar nicht so falsch mit meinem Denken. In seinem Interview hält der Evangelische Landesbischof Meister die Gründung von ökumenische Gemeinden für möglich.

Aus Sicht des Kirchenoberhauptes steht die eigentliche Frage ob jemand evangelisch oder katholisch ist, kaum noch im Vordergrund. Vielmehr interessiert die Menschen, ob jemand Christ oder Christin ist. Meister sagt: „Wir müssen uns also überlegen, was wir gemeinsam tun können – bis hin zur Gründung von reinen ökumenischen Gemeinden.” Leider gibt es noch viel zu viele Unterschiede die evangelische und katholische Christen trennen. Das Zölibat oder die Durchführung des Abendmahls sind nur zwei große Themen. Der Landesbischof denkt in seinem Interview an Gemeinden, die sich nur für einen begrenzten Zeitraum zusammenpfänden, womöglich ohne Pastor und Kirchengebäude, nur mit einem ehrenamtlich beauftragten Prädikanten. Meister hält eine solche Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren für möglich. Zugegebenermaßen wird diese Entwicklung für der alteingesessenen Christen schwierig und schmerzhaft sein. Natürlich mache auch ich mir so meine Gedanken und habe in vielen Fragen meine Bedenken. Fakt ist jedoch, dass wir alle die Erfahrung machen werden, dass Kirche sich verändern muss und auch verändern wird. Das beginnt am traditionellen Sonntagmorgen-Gottesdienst und endet z.B an der Form einer Beerdigung. Alles ist im Fluss und alles ändert sich.

In den letzten Jahren müssen sich immer mehr Evangelische und auch katholische Kirchengemeinden zunehmend mit der Schließung ungenutzter Kirchengebäude befassen. Mittlerweile mussten schon in fast allen Landeskirchen Gebäude aufgegeben und umgewidmet werden. Sinkende Mitgliederzahlen und Sparzwänge lassen den Gemeinden kaum noch Raum. Nach Angaben unserer Evangelischen Kirche im Rheinland, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche, wurden zwischen den Jahren zwischen 2008 und Ende 2018 rund 150 Kirchen entwidmet. Unsere Kirchengemeinde befindet sich inmitten dieser Entwicklung. Wenn wir unsere Gemeinde zukunftsfähig aufstellen wollen, müssen wir schmerzliche und richtungsweisende Entscheidungen treffen. Das historische alte evangelische Pfarrhaus wurde bereits verkauft. Der alte evangelischen Kindergarten auf dem „Render“ soll ebenfalls veräußert werden. Diese beiden Entscheidungen haben mich persönlich sehr getroffen. Für viele Gemeindeglieder wird die geplante Aufgabe des Gemeindehauses in Berschweiler ein einschneidendes Ereignis werden. Das alles wird nicht ohne Probleme und Widerstände umsetzbar sein. Gerade jetzt brauchen wir ein Presbyterium das Mut zur Veränderung hat und sich traut auch mal unangenehme Wege zu gehen.

Unser Presbyterium steht in den kommenden Jahren vor richtungsweisenden Entscheidungen. Niemand schließt gerne ein Kirchengebäude oder gibt einen Kindergarten auf. Wenn wir jedoch unsere Kirchengemeinde erhalten möchten, müssen wir einen Sparkurs einhalten. Glücklich ist darüber niemand. Bei der Wahl in ein Presbyterium sollte man viel Herzblut, Mut und Engagement an den Tag legen. Ich freue mich darüber den eingeschlagenen Weg an der Seite vieler Freundinnen und Freunde fortzuführen. Wir wissen das die nächsten Jahre nicht einfach werden. Dennoch glauben wir fest daran, dass unsere Gemeinde am Ende des Weges eine gute Zukunft vor sich hat. Manchmal muss es weh tun, bevor es gut wird!

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