Dirmingen zwischen der französischen Revolution und dem preußischen Königreich

Wenn man sich mit der Geschichte unseres Landes und damit auch unseres Heimatortes befasst, kommt man nicht an dem Thema territoriale Herrschaftsverhältnisse vorbei. Dabei ist besonders die Zeit zwischen der französischen Revolution und der Preußischen Machtübernahme entscheiden für die Entwicklung unserer Heimat.

Die Französische Revolution veränderte im Jahr 1789 nicht nur in Frankreich, sondern auch im heutigen Saargebiet die altbekannten Herrschaftsordnungen. Ein Teil des heutigen Saarlandes gehörte damals zum französischen Staatsgebiet. Die Revolution veränderte Strukturen in Verwaltung, Gesellschaft, sozialen Gruppen und vor allen Dingen die kirchliche und politische Situation in den einzelnen Territorien.

In Folge der französischen Revolution und der damit verbundenen Revolutionskriege drängten französische Truppen nach Osten und eroberten das gesamte linksrheinische Gebiet. Im Jahre 1793 flüchtete Fürst Ludwig von Nassau Saarbrücken vor den in seinem Herrschaftsgebiet einmarschierenden französischen Truppen. Im gleichen Jahr hatte der Fürst die Leibeigenschaft aufgehoben. Diese Entscheidung fiel jedoch leider zu spät und brachte die Landesherren keinen Nutzen. Die Revolution brachte ohnehin für die Untertanen des Reiches zahlreiche neue Rechte und Möglichkeiten. Die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Abschaffung der Fronten und die Befreiung von Abgabewirtschaften waren nur einige dieser neuen Rechte für das geplagte Volk. Vor dem Gesetzt waren plötzlich alle gleich. Das von Napoleon erschaffene einheitliche Zivilgesetzbuch wurde in unserer Region eingeführt.

Im Jahre 1798 erfolgte die Festlegung der neuen Verwaltungsordnungen. Dirmingen kam zum Saardepartement mit der Hauptstadt Trier- „Arrondissement“ Saarbrücken-Kanton Lebach und war eine „Mairie“, zu deutsch eine Bürgermeisterei. In der Regel wurde eine „Mairie“ von mehreren Gemeinden gebildet. Die darin beschäftigten „Mairies“ waren nicht nur Verwaltungsbeamte, sondern auch Hilfsbeamte der gerichtlichen Polizei und mit der Führung der Zivilstandsregister beauftragt. Bis zum Jahre 1814 bildete das Saarpartement einen Teil des französischen Reiches, nach dessen Einrichtungen und Gesetzen es verwaltet wurde.

Als im Jahre 1813 und 1814 die Truppen Napoleons entscheidend geschlagen wurden, fand in den zurückeroberten deutschen Landen die Gründung einer neuen Verwaltungseinheit statt. Unsere Heimatgebiet wurde von 1814 bis 30. Juni 1816 der österreichischen-bayrischen Landesadministration in Kreuznach, später Worms unterstellt. In den zurückgewonnenen Gebieten wurden neue Kreise gebildet. Der Kanton Lebach wurde dem Kreis Ottweiler zugeteilt. Auf dieser neuen Grundordnung mit der Bildung neuer Kreise beruht im Wesentlichen noch heute unser Heimatland.

Am 11. Januar marschierten die Preußen in Saarbrücken ein. In einem Bericht hieß es: „Noch sind die Bewohner des linken Rheinufers durch eine 19-jährige schmachvolle Knechtschaft nicht entartet und zeigen reinen deutschen Sinn” Nur ein Jahr nach der endgültigen Niederlage Napoleons bei Waterloo forderten mehrere Saarbrücker in  Bittschriften um „Wiedervereinigung mit dem deutschen Vaterlande”. Der Wunsch wurde erfüllt und Saarbrücken wurde ebenso wie weite Teile des heutigen Saarlandes Teil des Königreichs Preußen.

Im Pariser Frieden von 20 November 1815 erfolgte die staatliche Neugliederung Europas. Preußen erhielt u.a die Rheinprovinz, wozu auch der Großteil des heutigen Saarlandes gehörte. Dirmingen kam am 01. Juli 1816 zu Preußen. Im 19. Jahrhundert leiteten die Preußischen Reformen die Gründung des deutschen Nationalstaats ein. Das Königreich Preußen wurde im Jahre 1866 zur Vormacht des Norddeutschen Bundes und 1871 zum Mitinitiator des Deutschen Reiches.

Das Land an der Saar wurde innerhalb der Rheinprovinz dem Regierungsbezirk Trier zugewiesen und in mehrere Kreise eingeteilt. Dirmingen gehörte zum Regierungsbezirk Trier, Kreis Ottweiler, Bürgermeisterei Dirmingen. Diese Bürgermeisterei umfasste die Dörfer Berschweiler, Dirmingen, Hierscheid, Humes, Wiesbach sowie Kolonien und Weiler: Mangelhausen und Seiterswald. Seit 1822 war ein Bürgermeister für die beiden Bürgermeistereien Dirmingen und Eppelborn zuständig.

Unsere heutige Heimat hat sich praktisch auf den preußischen Tugenden entwickelt. Laut Wikipedia gelten Beständigkeit, Beharrlichkeit, Zuverlässigkeit, Treue, Ehrlichkeit, Mut und Tapferkeit, Gehorsam und Selbstdisziplin, Fleiß und Qualität bis heute als typisch preußisch und somit auch als typisch deutsch. Heute erinnert im Saarland nicht mehr allzu viel an das preußische Königshaus. Bestenfalls erinnern noch einpaar Fußballvereine mit ihrem Vereinsnamen „Preußen“ an diese Epoche.

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