Die Wolfsangel bleibt Identifikationbeszeichnung unseres Heimatortes

Die Wolfsangel ist ein uraltes Jagdgerät. Früher wurde diese Falle zum Erlegen von Wölfen eingesetzt. Heute findet diese grausame Falle, als heraldische Figur, in vielen Familien- und Gemeindewappen einen Platz. Dabei sind sich viele Historiker darüber uneinig, ob das auf den Wappen abgebildete Zeichen für das Jagdgerät steht oder für einen Mauerhaken, ein eisernes Bauteil, das feste Mauerteile zu verbinden hatte. Hingegen konnte die Vermutung, dass es sich bei der Wolfsangel um ein altes germanisches Runenzeichen handelt, bis heute nicht belegt werden. Keine Frage, die Wolfsnagel war ein brutales Tötungsgerät, an dem die Tiere elendig verendeten. Die mit Widerhaken versehenen Enden wurden mit Ködern versehen und an einen Baum gehängt. Der Wolf sprang nach der vermeintlichen Beute und blieb im Fang hängen. Manchmal dauerte es Stunden, bis das Tier endlich verendete. Die Wolfsangel befindet sich heute im Wappen der Gemeinde Eppelborn und nicht zuletzt auch im Wappen meines Heimatortes Dirmingen. Die Blasonierung des Dirminger Wappens lautet:

„Unter silberner Schildhaupt, darin zwischen drei grünen Eichenblättern zwei goldene Eicheln mit grünen Fruchthülsen, in Blau ein silberner Wellenpfahl, begleitet rechts von einem linksgewendeten, schräglinksgestellten goldenen Doppelhaken mit einer Mittelsprosse und lotschnittigen Enden, links von zwei schräg übereinander gestellten, vierspeichigen goldenen Mühlrädern“.

Während das Dirminger Wappen im Jahre 1986 auf Wunsch der Dirminger Bevölkerung mit Hilfe eines Heraldikers als Identitätszeichen entstand, wurde das Einheitswappen der Gemeinde Eppelborn irgendwann nach der Gebietsverwaltungsreform 1974 erschaffen. Die acht Ortsteile der Gemeinde Eppelborn blicken ohne Frage auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im Laufe der Jahrhunderte gehörten die heutigen Ortsteile zu verschiedenen Herrschaften. Während Eppelborn, Bubach/Calmesweiler, Macherbach, Habach, Humes und Wiesbach im Laufe der Jahrhunderte zu Lothringen, Frankreich und schließlich Pfalz-Zweibrücken gehörten, ist die Geschichte unseres Heimatortes einzig mit der Grafschaft Nassau-Saarbrücken verbunden. Viele Jahrzehnte verlief die Grenze zwischen den französischen Lothringern und den deutschen Nassauern durch unsere Wälder. Während das Wappen des Herzogstums Lothringen mit einem sogenannten gestümmelten Adler versehen ist, befand sich auf dem komplexen Wappen der Grafschaft Nassau ein Löwe.

Vermutlich wurde wegen diesem komplexen Wappen die Wolfsangel als Kennzeichnung des Territoriums der Grafschaft verwendet. Neben den Initialen NS, für das Fürstentum Nassau-Saarbrücken, findet man seit einigen hundert Jahren eine „Wolfsangel“ auf den Grenzsteinen im Dirminger Wald. Dies bedeutet, dass die Wolfsangel eigens zur Kennzeichnung der Grenzlinie genutzt wurde. Eine bessere Identitätsbezeichnung kann man praktisch nicht finden. Heraldiker vertraten recht früh die Meinung, dass diese Wolfsangel optimal als Identitätsbezeichnung Gemeinden und Ortschaften in unserer Region dienen kann. Heute gibt es im gesamten Saarland zahlreiche Gemeinde -und Ortswappen auf denen sich die Wolfsangel befindet.

In den letzten Wochen wurde in den sozialen Medien darüber diskutiert, ob man aus Gründen der Tierliebe das Wappen der Gemeinde sowie das Wappen des Ortsteils Dirmingen abändern und die Wolfsangel entfernen sollte. Grundsätzlich ist jedes lautes Denken und jede Meinung erlaubt. Ich persönlich habe jedoch mit diesem Vorstoß so meine Probleme. Man muss die Wolfsangel nicht gut heißen und auch nicht verherrlichen, jedoch steht sie wie kein anderes Zeichen für die Identität unserer Heimat. Eine Umfrage unter echten Dirmingern, in den sozialen Medien, ergab ein hundertprozentiges Votum für die Wolfsangel.

Es stellt sich die Frage, ob wir keine anderen Probleme haben und ob wirklich alles abgeschafft werden muss, dass vor Hunderten von Jahren jemandem geschadet hat? Wir leben in Zeiten, in denen gerade bei jungen Menschen der Bezug zur Heimat verloren geht. Nicht alles war früher gut! Dennoch ist es Teil unserer Geschichte. Wo Licht ist, ist auch Schatten und auch in unserer Heimat gab es Höhen und Tiefen. Immerhin gibt es in vielen Wappen unseres Landes fragwürdige Motive. Wir finden verschiedene Waffen und in einer Stadt in Baden-Württemberg sogar farbige Menschen.

Im Mittelalter dezimierten viele Wölfe den Viehbestand der Bauern. Das Volk wusste sich kaum noch zu wehren und griff zu drastischen Mitteln. Zahlreiche Menschen sind gerade nach dem 30-jährigen Krieg verhungert. Die Wölfe hingegen breiteten sich damals rasant aus und waren eine Gefahr für viele Familien. Am Ende blieb den Menschen nichts anderes übrig als um ihr Überleben zu kämpfen. Ich möchte dieses umstrittene Jagdgerät nicht heiligsprechen, aber auch das gehört zur Wahrheit. Stellt sich die Frage, ob wir nach einer möglichen Entfernung der Wolfsangel von unserem Wappen folgerichtig auch die historischen Grenzsteine in unserem Wald abschleifen müssten ? Ergibt das einen Sinn? Muss das sein? Gibt es nichts Wichtigeres?

Das Argument man könnte die Wolfsnagel durch eine Lilie ersetzen, halte ich ebenfalls für sehr weit hergeholt. Auch die Lilie stand für das Herzogtum Lothringen und hatte mit unserer Grafschaft nichts zu tun. Außerdem benutzten früher viele Ritter die Lilie als Wappenzeichen.Dabei muss man ebenfalls berücksichtigen, zu was manche Ritter im Stande waren. Oftmals waren Ritter alles andere als stolz und ehrenhaft. Viele Ritter brand stifteten, schändeten und töteten. Sollen wir nun also auch die Erinnerung an die Ritter aus unseren Köpfen verbannen ? Nein, die Lilie kann die Wolfsangel schon aus historischen Gründen nicht ersetzen. Letztendlich ging es vor Hunderten von Jahren auch um die Grenze zwischen dem katholischen Lothringen, mit seinen Freiherrn von Busek und der evangelischen Grafschaft Saarbrücken. Sollten wir nicht ehrfürchtig auf diese Geschichte und die damit verbundene Grenze blicken. Die Grenzsteine mit ihren Wolfsangeln sind Teil unserer Heimat und unserer Identität.

Wie bereits erwähnt, es gibt wichtigeres und so mancher Zeitgenosse wird sich beim Lesen zurecht fragen, ob wir keine anderen Probleme haben. Die Kommunen sind defizitär und in unserem Land kämpfen viele Menschen gegen Kinder -oder Altersarmut. Die Pandemie und der Klimawandel haben uns im Griff. Gibt es da wirklich die Zeit für eine solche Diskussion ? Nein, ich glaube nicht!

2 Kommentare

  • Thomas Bastuck

    Lieber Herr Schmidt vielleicht würde es mehr Sinn machen ein Umfrage zu starten wieviel Prozent unserer Bevölkerung in Eppelborn ihr eigenes Wappen erkennen oder sich der Bedeutung der Wolfsangel bewusst sind. Das Ergebnis dürfte vernichtend gering ausfallen. Interessiert auch niemanden mehr, man lernt auch in der Schule nix darüber. Folgerichtig ist die Anzahl derer die dieses Wappen mit etwas schlechtem verbinden sicher weitaus geringer als die Zahl derer für die es nur ein Wappen von vielen ist, eventuell können sie es noch ihrer Heimat zuordnen.
    Die Gemeinde würde sich besser Gedanken um schlechte Straßen, Baustellen an denen ewig nix passiert und randalierende Gestalten die nachts durch die Straßen und Anlagen wandern machen als um so eine sinnlose Veränderung eines Wappens.
    Die sie Kosten könnte man sich sparen und in sinnvolle Projekte investieren!

  • Die Grenzsteine mit Wolfsangel, Raute oder Lilie sind Teil unserer Geschichte, etliche Steine sind verschwunden, überwuchert und der Zahn der Zeit nagt an ihrer Erkennbarkeit. Sie dauerhaft zu erhalten, zu restaurieren, zugänglich zu machen, sie in einen Grenzsteinweg einzubinden (mit z.B. Infotafel, Wanderkarte , QR-Code, etc.) ist sicher ein dankenswertes Ansinnen.
    Die Erinnerung an die Vergangenheit soll und kann keineswegs getilgt werden. Das Gegenteil ist der Fall, man darf und kann viel aus der Vergangenheit lernen. Sie wach und lebendig zu halten ist sicher unser beider Anliegen.

    Du schreibst: „Es gibt Wichtigeres“! Stimmt. Wer will dem widersprechen? Corona, Altersarmut, Klimawandel …… Mitgliederrückgang in Vereinen, verlorene Wahlen und tausend Dinge mehr bis hin zu individuellen Problemen können uns weitaus mehr schlaflose Nächte bescheren als eine Diskussion um unser Gemeindewappen. Und dennoch, diskutiert die Politik, der Stammtisch, der Ortsrat, die Familie auch die kleinen, großen und ganz großen Dinge des Lebens. Man kann das eine tun, ohne das andere zu lassen.

    Die Wolfsangel im Wappen. Das Wappen kann identitätsstiftend sein. Es schmückt Woche für Woche die Titelseite des Nachrichtenblatts, es ziert den offiziellen Schriftverkehr und findet auf Urkunden u.a. Verwendung. Ein Wappen kann auch als Visitenkarte verstanden werden, ähnlich einem Familienschild neben der Haustür. Meines Erachtens hat Eppelborns Historie und Gegenwart freundlicheres zu bieten, was sich lohnt in einem Wappen abzubilden, als ein Fangeisen zum qualvollen Töten von Tieren.

    Ich bleibe dabei: ein, zwei Entwürfe für ein Eppelborner Wappen dem Bürger bei einer der nächsten Kommunalwahlen incl. des „alten Wolfsangel-Wappen“ zu Wahl vorgelegt, kann dazu beitragen, das Wissen und die Identifikation mit der Heimatgemeinde neu zu beleben.

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