Wo sind all‘ die Indianer hin ? – Vom tapferen Stamm der „Leh“
Ich möchte euch die Geschichte eines stolzen Indianerstammes erzählen:
Vor vielen Monden lebte in unseren Jagdgründen die tapferen Krieger vom Stamm der „Leh“. Oben am Waldesrand dort, wo die Steppe nahtlos in den Wald überging hegten sie ihr Revier. Wild entschlossen ihren Stamm zu verteidigen gaben sich die tapferen Blutsbrüder ihr Indianerehrenwort und schworen den ewigen Zusammenhalt. Viele Winter erklang über die Täler, Wiesen und Wälder ihrer Jagdgründe das Kriegsgeheul der tapferen Stammesbrüder. Es schien als würde der große Manitu seine schützende Hand über den Stamm der „Leh“ halten.
Bleichgesichter und andere Rothäute versuchten den Stamm der „Leh“ zu besiegen. Die meisten von Ihnen endeten jedoch am Marterpfahl oder wurden vertrieben. Sobald die tapferen Krieger ihren Kriegstanz eröffnet und das Kriegsbeil ausgegraben hatten, erging es den Feinden und Bösewichten schlecht. Mit Pfeil, Bogen und Tomahawk bewaffnet verteidigten die Indianer ihr Heimatrevier.
Es waren gute Tage, Monde und Winter und so manche rechthabende Squaw pflegte schon früh den Wigwam eines stolzen Kriegers. Von der Quelle unweit des verlassenen Kalkbergwerks schöpften sie ihr frisches Wasser. Sie kannten jeden Baum und jedes Versteck und sollte sich mal ein Krieger des Stammes verwundet haben, wurde er vom Medizinmann gepflegt und gestärkt. Schließlich kennt ein Indianer keinen Schmerz. Einen Häuptling benötigte der Stamm der „Leh“ nicht, vielmehr wurde die Blutsbrüderschaft gepflegt und das Miteinander gelebt. Viele Winter gingen ins Land und die Zeit und mit ihr auch die Prärie begann sich zu verändern.
Mit den Jahren verloren immer mehr Krieger des Stammes ihre Federn oder suchten den Weg ins Reservat. Was hatte der Stamm übersehen und wann begann die Gemeinschaft zu bröckeln? In der Ferne lockten die großen Städte und die schönsten Squaws unsere Stammesbrüder in ein neues unbekanntes Land. Viele der tapferen Krieger nutzen sogar das vielgescholtene Feuerross, um die eigenen Jagdgründe zu verlassen. Irgendetwas hatte man im Laufe der Zeit aus den Augen verloren. Vielleicht war man auch irgendwann einfach zu alt für den Kinderkram. Eine tiefe Traurigkeit legte sich über das Tal mit seinen Wiesen und Feldern. Selbst der Kriegstanz und jede Opfergabe vermochte nicht mehr zu halten was unaufhaltsam wurde. Das Totem wurden vergraben und die Gemeinschaft löste sich auf. Der Stamm der „Leh“ ging leise hinüber in das Reich der Bleichgesichter. Als der große Sturm kam und der Wald der Kindheit große Schäden erlitt, zerbrach auch der letzte Funken Hoffnung. Die Kinderjahre endete und aus den kleinen tapferen Kriegern wurden müde, stressige Erwachsene, die vergessen hatten Kind zu sein.
Noch heute frage ich mich: Wo sind all die Indianer hin?
Wenn die Tage nur noch mit Feuerwasser auszuhalten sind denke ich zurück an die schöne Kinderzeit und überlege was aus den mutigsten und tapfersten unter uns geworden ist.
Was wurde aus dem „Mächtigen Büffel“ der als Anführer immer zu gemütlich war um die Arbeit selbst zu verrichten. Viele Tage haben wir am Lagerfeuer zusammengesessen und von den feinsten und stolzesten Squaws geschwärmt. Was wurde aus der „Schlauen Natter“ die immer schon im Voraus wusste, wie es endet und meistens schon einen Plan im Kopf hatte. Der Wigwam seiner Eltern lag nur wenige Häuser neben dem meines Vaters. Manchmal treffe ich noch den „Flinken Wiesel“, dessen Eltern-Wigwam sich neben dem Meinem befand. Viele Monde träumten wir gemeinsam der Zukunft entgegen. Im großen Wigwam am Hang lebten die Brüder „Ruhiger Otter“ und „Schneller Fuchs“. Irgendwann nahmen deren Eltern das große Feuerross über den Fluss in Richtung Westen. Gerne erinnere ich mich noch an die jungen Squaws „lachende Sonne“ oder „Aufgehende Blüte“. Auch meinen leiblichen Bruder „Stiller Hengst“ sehe ich nur noch selten. Welchen Weg haben die tapferen Krieger und stolzen Squaws vom Stamm der „Leh“ eingeschlagen. Keinem Stammesbruder blicke ich im Zorn nach. Wie sagte einst ein tapferer Apachen-Krieger:
„Großer Geist bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gelaufen bin.“
(Unbekannter Apachenkrieger)
Irgendwann war die Kinderzeit eben vorbei und die Gemeinschaft des Stammes hatte ihren Zauber verloren. Alle Schwüre und Treuebekenntnisse wurden begraben und für nichtig erklärt. Manchmal frage ich mich was aus meinen Stammesbrüdern wurde und wie es ihnen erging. Denken Sie auch manchmal zurück an die Zeit am Waldesrand? Irgendwann hat das Leben zwischen mache Blutsbrüder einen Keil getrieben. Worte, die einmal im Zorn gesagt wurden, haben Wunden hinterlassen. Es gibt einen Blutsbruder, der sich niemals mehr gemeldet hat. Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Man muss nur bereit sein zu Verzeihen. Ich fürchte der Stamm der „Leh“ wird niemals mehr zusammenkommen.
Wahrscheinlich gab es in unseren heimatlichen Jagdgründen viele Stämme, die ihre Kinderzeit ähnlich verbrachten. Jeder steht irgendwann im Leben vor der Entscheidung welchen Lebensweg er einschlägt.
Wisst ihr noch die vielen Stunden in unserem Wald an der „Leh“ oder auf der Wiese am Steinbruch? Wisst ihr noch morgens früh aus dem Haus und erst spät abends wieder Heim. Wisst ihr noch die vielen Gespräche und Treueschwüre? Wisst ihr noch unser Kinderspiel und das Gefühl Zuhause zu sein? Es war unser Revier, unser Wald und unsere Heimat. Manchmal fühle ich noch das Gras an meinen Knien und den Wind in meinen Haaren. Tagelang haben wir den Squaws aufgelauert. Dabei gab es so manche schmerzliche Erfahrung. Tagelang haben wir nur gewartet, bis die eine vorbeikam. Viel zu oft fehlte uns der Mut sie anzusprechen. Heute wird jeder der Stammesbrüder seine eigenen Erfahrungen mit der Squaw deiner Wahl gemacht haben.
Die Zeit hat unsere Wege getrennt und am Ende bleibt nur die Erinnerung. Manchmal flüchte ich mich in Tagträumen zurück in meine Kinderzeit. Dort am Waldesrand der „Leh“ liegen noch heute unsere Kindheitserinnerungen und irgendwo dort, ihr wisst, wo ich meine, ist auch noch unser Kriegsbeil und das Totem begraben. Uns fehlt halt nur der Mut dieses Kriegsbeil wieder auszugraben. Die Zeit hat uns verändert und die Kindheit kommt nie mehr zurück. Jedem bleibt überlassen, wie er damit umgeht. Ich wünsche allen meinen alten Stammesbrüdern mit einem indianischen Sprichwort der Navajo ein gutes Leben:
„Geh aufrecht wie die Bäume, Lebe dein Leben so stark wie die Berge, Sei sanft wie der Frühlingswind, bewahre die Wärme der Sonne im Herzen und der Große Geist wird immer mit dir sein.“
(Weisheit der Navajo)
Egal wo ihr gerade seid oder was ihr gerade macht, ich hoffe es geht euch gut !
Ihr wollt wissen wie mein Name lautete ? : „Brauner Bär“……….der schmeckte so gut!
Gegrüßet sei’s du vom Stamme des Kirchberg. Mit großer Freude lese ich deine Worte. Schon einmal durfte ich in einem deiner Lesewerke deinen geschriebenen Worten folgen. Der „braune Bär „schien schon damals sehr beliebt zu sein. Auch wenn unsere Jagdgründe doch etwas entfernt sind vom nordsaarländischen Revier kann ich deine Gedanken an die Heimat spüren. Viel Glück auf dem Weg…. Hough, ich habe gesprochen wünsche dir
Ich grüße Euch Überlebenden vom Stamme der Leh. Mein Tiertotem ist der Braunbär, mein Pflanzentotem das Veilchen und mein Steintotem der Türkis. Nach meiner, der saarländischen Lesart, bin ich geboren als Kind der rotbraunen lehmigen Erde, im Sonnenzeichen rauchender Kartoffelfeuer und unter dem Mond nach Süden ziehender Zugvögel.
Mein Stamm vom Kirchberg ist schon lange Vergangenheit, auch wenn er in der Erinnerung der wenigen Überlebenden noch als Beispiel der großen Nation der nordsaarländischen nativen Indianergemeinschaft im Sinne des großen Häuptlings Tecumseh´s weiterlebt.