Vom Weinanbau auf dem Dirminger „Höppesbüsch“
Um den Dirminger „Höppesbüsch“ ranken sich einige interessante Geschichten. Bis zum Jahre 1768 wurde der Bereich „Heppesbösch“, später auch „Auf dem Höppesbüsch“ genannt. Der Flurname könnte auf den ursprünglichen Besitzer deuten. Der Volksmund übersetzte den Flurnamen „Höppesbüsch“ als einen Ort, an dem man springen, hüpfen oder auf Altdeutsch „hoppen“ kann. Meister Lampe, der Hase, wurde früher wegen seines Hüpfens „Heppers“ genannt. Letztendlich steht das Wörtchen „Büsch“ auch für einen Niederwald auf einer Höhe oder für eine große Hecke oder eben Busch. Obwohl ich persönlich glaube, dass diese Erklärung wohl am wahrscheinlichsten ist, lässt es sich heute nicht mehr feststellen, woher der Flurname stammt. Mit Hilfe der Vorarbeit engagierte Heimatforscher können wir heute die Herkunft des Flurnamens bestenfalls eingrenzen.
Laut Volksmund befand sich im 19. Jahrhundert auf dem „Höppesbüsch“ ein Weinanbaugebiet. Tatsächlich sprechen mehrere Indizien dafür, dass auf diesem stufenartigen Gelände einmal Wein angebaut wurde. Wenn man sich einmal ins „Müllbach“ oder auf den „Gänseberg“ stellt, kann man noch heute die stufenartige Lage des Abhangs erkennen. Im 19. Jahrhundert fand der Weinanbau in unserer Region seinen Höhepunkt. In vielen Gegenden zeugen noch heute Flurnamen vom Weinbau in unserer Heimat. Die größten Weinbaugebiete befanden sich an der mittleren Saar bei Merzig und weiter unterhalb bei St. Arnual und auf dem Saarbrücker Halberg. Besonders in sogenannten Taldörfern wurde gerne Wein angebaut. Der Anbau diente der eigenen Verköstigung oder eben dem Handel.
Ein weiteres Indiz dafür, dass in Dirmingen Wein angebaut wurde findet man in unserer Dorfchronik. Schon sehr früh fand man in unserem Dorf neben der gewöhnlichen Bierschenke auch zahlreiche Weinstuben. In sogenannten Straußenwirtschaften boten Winzer ihren eigenen Wein an. Wenn die Weinstube geöffnet hatte, wurde ein Strauß, ein Besen, ein Kranz oder eben ein Stück Hecke des jeweiligen Weingebietes an die Tür gehängt. Was der Winzer am Ende über seine Tür hing, hatte in der Regel viel mit seiner Heimatregion zu tun. Während es im Westen Deutschlands die Straußwirtschaften gab, sprach man im Badischen von einer Besenwirtschaft und im Fränkischen von einer Heckenwirtschaft.
Eine der bekanntesten Dirminger Weinstuben befand sich noch vor dem zweiten Weltkrieg auf dem „Höppesbüsch“. Nachweislich vertrieb die Straußwirtschaft „Sonne“ Wein aus der eigenen Herstellung. Auch die Geschichte des alteingesessenen Gasthauses „Schuhhannesse“ ist eng mit dem Weinbau verbunden. In der Anfangszeit war das Gasthaus „Schuhhannesse“ überregional als Weinschenke bekannt. Die Weinstube „Zur Rebe“ befand sich im „Müllbach“ nicht weit entfernt vom „Höppesbüsch“. Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau- Saarbrücken hatte bereits im Jahre 1762 versucht den Weinanbau zu forcieren. Schriften belegen, dass der Fürst dazu auch gerne die gutgelegenen Taldörfer in seiner Herrschaft nutzte. Irgendwann fanden die Bemühungen um das Dirminger Weinbaugebiet ein Ende. Vermutlich war der Aufwand zu groß und das Geschäft nicht lukrativ genug.
In der Zeit der Industrialisierung verlief die sogenannte saarländische Kohlenstraße durch Dirmingen. Täglich nahmen zahlreiche Kohlentransporter, Händler und Arbeiter den Weg durch unser Dorf. Die Gastronomie musste sich diesen neuen Gegebenheiten anpassen, wobei besonders die hiesige Schäfer Brauerei von dieser Entwicklung profitierte. Die Zeit des Weinanbaus in unserem Heimatort fand ein Ende. Das Bier setze sich als Getränk des kleinen Mannes durch. Hopfen und Malz, Gott Erhalts.