“Du bist ein Gott, der mich sieht” – Warum die eigene Konfirmation oder Kommunion sich immer noch lohnt !

Der Fisch diente dem Christentum bereits vor 2000 Jahren als Symbol. Dabei wurde der Fisch zunächst als Geheimzeichen benutzt. Nicht nur die Römer verfolgten die Christinnen und Christen wegen ihrem Glauben. Damit sich die Christen heimlich verständigen und treffen konnten, entwickelten sie ein geheimes Symbol – den Fisch. Auf Griechisch bedeutet Fisch nämlich ICHTHYS, in griechischer Schrift ΙΧΘΥΣ. Und jeder dieser Buchstaben hatte als Abkürzung eine besondere Bedeutung für den Satz: Jesus Christus Gottes Sohn und Erlöser. Das “Ι” ist der griechische Anfangsbuchstabe von Iesous, also Jesus. Das “Χ” ist der Buchstabe Chi – und steckt in Christus. Der Buchstabe “Θ”, der wie ein O mit einem Punkt in der Mitte aussieht, ist der Buchstabe Theta und steckt in Theou, was soviel wie Gott bedeutet. Mit einem “Y” beginnt das Wort Yios, griechisch für Sohn. Und das “Σ” ist das Sigma im Wort Soter, was übersetzt Erlöser heißt. Irgendwann wurde der Fisch als Symbol des Christentums von dem Kreuz abgelöst. Seine Bedeutung als Geheimzeichen aller Christinnen und Christen hat der Fisch bis heute nicht verloren.

Die kirchlichen “Menschenfischer” haben es in der heutigen Zeit immer schwerer einen guten Fang zu machen. Die Menschen wenden sich zusehends von der Kirche ab und legen kaum noch Wert auf christliche Symbole, Gebete oder Glauben. Schon bei unseren Kindern und Jugendlichen erkennt man einen deutlichen negativ Trend weg von der Kirche. Kirchliche Feste wie z.B Taufen, Konfirmationen oder Kommunionen werden kaum noch wichtig genommen.

Kennt ihr noch euren Konfirmations- oder Kommunionsspruch? Einer Umfrage zufolge können sich die wenigsten Menschen an ihren Konfirmations- oder Kommunionsspruch erinnern. Eigentlich ist das sehr schade, wobei uns diese Umfrage deutlich vor Augen führt, welchen Stellenwert die Kirche und der damit verbundene Glaube in unserer heutigen Zeit genießt. In diesem Jahr wird mein Sohn konfirmiert. Mit seinen nun 13. Jahren hat er sich seinen ganz persönlichen Konfirmationsspruch selbst ausgesucht. Tristans Konfirmationsspruch steht im alten Testament und kommt aus 1. Mose 16, 13, lautet: “Du bist ein Gott, der mich sieht!” Auf die Frage, warum es gerade dieser Spruch sein sollte, antwortete er:„ Weil ich möchte, dass Gott mich so sieht und nimmt, wie ich bin“.

In diesem Jahr haben sich 11 Jugendliche aus der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen dazu entschieden sich konfirmieren zu lassen. Davon sind lediglich 5 Jugendliche aus Dirmingen. Auch In der katholischen Pfarreiengemeinschaft Eppelborn-Dirmingen sollen 5 Kinder aus Dirmingen konfirmiert werden. Am Sonntag, 14. Mai 2023 wird in Dirmingen die Konfirmation gefeiert. Nur eine Woche später am 20. Mai wird in unserer katholischen Pfarreiengemeinschaft Eppelborn-Dirmingen die heilige Kommunion begangen. Für die betreffenden Familien bedeutet dieser Festtag einen großen Aufwand. Alles soll schön dekoriert und festlich aufgetischt werden. Schließlich soll es ein unvergesslicher Tag werden.

Die evangelischen Kirchen im Rheinland beobachten seit Jahren einen Rückgang bei den Konfirmationen. Natürlich ist dies unter anderem dem demografischen Wandel, also etwa der niedrigen Geburtenrate, geschuldet. Eine große Rolle spielt aber auch, dass immer mehr Eltern den Kindern die Entscheidung freistellen, den Konfirmandenunterricht zu besuchen und diese wiederum die Mühen eines einjährigen Zusatzunterrichts scheuen. Bei finanzschwachen Familien spielt auch die kostenintensive Feier eine Rolle. Ein weiterer Grund liegt im Alltagsstress und dem überfüllten Familienplaner. Das alles gilt genauso für die katholische Kirche. Auch bei den Katholiken beteiligen sich immer weniger junge Menschen an den traditionellen Zeremonien. Schließlich ist auch die Zahl der Kommunionen und Firmungen rapide zurückgegangen.

Viele Eltern stellen bei ihrer Erziehung bewusst das Thema Religion, Gott und Glaube in die zweite Reihe. Von den meisten Kindern und Jugendlichen wird der klassische Gottesdienst als eher langweilig empfunden. Die Kirche wiederum stellt diese Tatsache vor neue Herausforderungen. Eine Kirche, die sich nicht intensiv um die Kinder und Jugendliche kümmert, sieht schon bald ziemlich alt aus. Stellt sich die Frage, ob solche traditionell, kirchlichen Feierlichkeiten zukünftig noch in Mode sind. Sollten wir uns nicht vielmehr auf die Suche nach neuen Wegen machen ?

In meiner Tätigkeit als Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen durfte ich mich schon öfter an einem Konfirmationsunterricht beteiligen. Dabei habe ich in den letzten Jahren immer mehr das Gefühl bekommen, dass sich unsere Kinder von der Kirche entfernt haben. Viele Kindern fehlt jegliches Interesse an der Konfi-Arbeit und der bevorstehenden Konfirmation. Man stellt sich unwillkürlich die Frage warum manche Mädchen und Jungs überhaupt teilnehmen. Warum geht man als Kind oder Jugendliche/er überhaupt zur Kommunion oder lässt sich konfirmieren? Weil es alle tun? Weil es Geschenke gibt oder weil ich sonst als Außenseiter gelte? Wir reden von Zeiten, in denen viele Kinder nicht einmal das “Vater Unser” frei aufsagen können. Unsere Kinder sind das Resultat unserer Erziehung. Wie bereits erwähnt legen immer weniger Eltern Wert auf eine religiöse Erziehung. Wenn früher ein Kind oder ein Jugendlicher aus der Reihe getanzt ist und sich nicht konfirmieren ließ oder auf die Kommunion verzichtete, stand dies sofort in der Dorfzeitung. Die Familie war praktisch gebrandmarkt. Heute ist das alles leichter und geht mit mehr Verständnis daher.

Zugegebenermaßen habe ich persönlich in dieser Frage immer etwas Druck auf meine Kinder ausgeübt. Ich finde man soll seinen Kindern immer verschiedene Wege aufzeigen. Letztendlich können Sie sich spätestens zur Konfirmation selbst entscheiden welchen Weg Sie einschlagen. Ich habe meine Kinder nie gezwungen an Gott zu glauben oder einer Religion zu folgen. Ehrlicherweise habe ich sie aber gerne in diese Richtung gestupst. Der eigene Glaube kann bestärken und ermutigen. Kinder und Jugendliche, die an nichts mehr glauben und keinen Halt im Leben haben geraten schneller auf die schiefe Bahn.

Die evangelische Konfirmation geht auf den in Straßburger Reformator Martin Bucer zurück und wurde erstmals im Jahre 1539 in der hessischen Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung festgehalten. Martin Luther selbst hatte die damalige Firmung wegen ihres fehlenden Bibelbezugs abgelehnt. Luther vertrat die Meinung, dass die Taufe keiner weiteren Glaubensergänzung bedürft. Die entscheidenden Anstöße zur Entstehung der evangelischen Konfirmation kamen durch die reformatorische Täuferbewegung. Der Reformator Martin Bucer entwickelte schließlich das heutige Modell der Konfirmation. Die Jugendlichen sollten die Gelegenheit erhalten auf eigenen Wunsch ihren, durch die Taufe aufgelegten Glauben, zu bekräftigen oder vielmehr zu bestärken. Konfirmation heißt somit nichts anderes als „Bestärkung“. Die Heranwachsenden wurden fortan zu einem Katechismusunterricht geschickt der in einer symbolischen Handlung vor der Gemeinde, der Konfirmation, gipfelte. Die Jugendlichen bekommen somit die Möglichkeit nachträglich „Ja „zu ihrer Taufe und zum eigenen Glauben zu sagen.

Konfirmanden 1922
Konfirmanden 1930-er Jahre

In Dirmingen wurde im Jahre 1726 die ersten gemeindeeigenen Konfirmationen durchgeführt. Das älteste Kirchenbuch der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen beinhaltet auch das erste Konfirmationsverzeichnis aus dem Jahre 1726. Hingegen bürgerte sich erstmals im Jahre 1661 der sogenannte “Weiße Sonntag” als der bevorzugte Termin für die Feier der Erstkommunion ein. Während in der katholischen Kirche viele Jahrzehnte an diesem “Weißen Sontag” festgehalten wurde, änderte unsere Evangelische Kirche schonmal ihre Konfirmationstage. In Dirmingen wurde unter anderem viele Jahrelang am Palmsonntag Konfirmation gefeiert. Im Jahre 1969 fanden die Konfirmationen erstmals am Sonntag “Rogate” statt. An diesem Termin orientiert man sich noch heute, wobei im Laufe der letzten Jahrzehnte immer wieder mal an einem anderen Tag gefeiert wurde. Mittlerweile scheint sich jedoch der Termin “Rogate” etabliert zu haben.

Den Kirchen geht es nicht gut und das spiegelt sich auch in ihrer Kinder- und Jugendarbeit wider. Das beginnt meistens schon im Kindesalter und nicht erst zur Konfirmation. Immer mehr Familien entscheiden sich dazu ihre Kinder nicht taufen zu lassen. Daraus resultiert natürlich, dass immer mehr Kindern der Bezug zur Kirche verloren geht. Wenn dann irgendwann einmal die Frage nach Konfi- oder Kommunionsunterricht aufkommt, lautet die Antwort naturgemäß: Nein. Das Nein zu der Kirche und natürlich auch zum eigenen Glauben bedeutet, dass die Jugendlichen ihrem Glauben keine Chance geben. Schuld daran trägt auch die Kirche: Skandale, Lobbyismus und falsche Entscheidungen im Umgang mit Kindern- und Jugendlichen.

Durch die Konfirmation wird ein Jugendlicher, der evangelisch getauft wurde, zu einem vollwertigen und mündigen Mitglied der evangelischen Kirche. Mit der Konfirmation wird die Taufe persönlich und bewusst bestätigt und ein Bekenntnis zum evangelischen Glauben geleistet. Üblicherweise findet der Ritus im Alter von 14 Jahren statt. Geschichtlich begründet dadurch, dass früher in diesem Alter mit der 8. Klasse die Schulbildung abgeschlossen war und viele Jugendliche ihr Elternhaus und ihre Heimat verließen. Die Konfirmation entspricht in etwa der Kommunion bei den Katholiken. In der katholischen Kirche feiert man zum ersten Mal das Abendmal (Eucharistie). Die Kinder sind bei ihrer Erstkommunion zwischen 8 und 9 Jahre alt. Mit der Hostie bei der Kommunionsfeier erklären die Kinder, dass sie ihren Glauben annehmen. Der größte Unterschied zwischen beiden Festen: Die Kommunion ist ein christliches Sakrament, die Konfirmation das Fest zur Einführung in das christliche Erwachsenwerden. Religiöses Erwachsensein beginnt also bei den Katholiken wesentlich früher.

Konfirmanden 1924
Konfirmanden 1928

Unsere Kirchen müssen unbedingt neue Wege gehen. Das bedeutet nicht, dass man sich von der Konfirmation oder der Kommunion abwenden sollte. Vielmehr sollte man sich mit der Frage beschäftigen, wie man die Kinder und Jugendlichen wieder für die eigene Sache gewinnt. Wenn man mit den Jugendlichen in den Dialog treten möchte, muss man sich auf deren Plattformen begeben. Dabei bieten auch die sozialen Medien viele Möglichkeiten. Die Kirche muss dorthin, wo es weh tut und sich unsere Jugendlichen bewegen. Natürlich wünschen wir uns Kinder -und Jugendliche, die gerne und aus freien Stücken zu uns kommen und sich konfirmieren lassen. Wenn jedoch alles nichts nutzt, müssen wir lernen, um unsere Schäfchen zu kämpfen. Wie soll es jedoch gelingen junge Menschen für die Sache Jesu zu begeistern? Welche Angebote sind gerade für junge Menschen interessant? Wie können wir Jugendliche dazu bewegen ihrem Glauben eine Chance zu geben?

„Das der Glaube dich tragen kann, merkst du nur, wenn du ihn ausprobierst. Wie früher, als du laufen gelernt hast“ Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen die freie Wahl lassen. Wenn sich heute auch immer weniger Kinder und Jugendliche für den Glauben entscheiden so ist dieser steinige Weg der freien Wahl zur Konfirmation oder Kommunion doch der ehrlichste und beste Weg zu einer freien Meinungsbildung.

Ich persönlich wurde am 08.Mai 1983, in der evangelischen Kirche Dirmingen, von Pfarrer Arneth konfirmiert. Ich habe die Entscheidung mich konfirmieren zu lassen selbst getroffen und bis heute nie bereut. Für mich bedeutete Kirche, und insbesondere unsere Kirche im Dorf, immer auch ein Stück Heimat. Mein Konfirmationsspruch lautet:“ Ich bin die Auferstehung und das Leben wer an mich glaubt der wird Leben, selbst wenn er stirbt und wer da lebet und an mich glaubt, der wird niemals sterben“. (Johannesevangelium Kapitel 11 Vers: 25-26)

Mein Konfirmationsspruch hat mir schon oft in meinem Leben geholfen. Ich verstehe in diesem Spruch aus dem Osterevangelium so viel Mut und Zuversicht. Ich glaube fest daran, dass ein solcher Spruch im Leben helfen und das eigene Bewusstsein stärken kann. Am Ende ist es sogar egal woran oder wie du glaubst, Hauptsache ist, dass du glaubst.

In diesem Sinne wünsche ich allen Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie allen Kommunionkindern ein schönes Fest mit vielen großartigen Eindrücken und unvergesslichen Stunden. Meinem Sohn Tristan wünsche ich das sein Konfirmationsspruch ihn durch sein Leben trägt und Er ganz oft aus vollem Herzen dankbar sagen kann:“ Du bist ein Gott, der mich sieht“

Na, wo bin ich ?

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