Dirmingen und die „drei Fragezeichen“ – Auf der Suche nach der besten Lösungen!
Keine leichten Zeiten für Dorfkinder ! Unsere Gemeinden haben sich in den letzten Jahren grundliegend verändert. Der demografische Wandel, die Auswirkungen des Strukturwandels und fehlende Investitionen haben ihre Spuren hinterlassen. Überall im Land der „Dichter und Denker“ haben die Dörfer mit großen Problemen zu kämpfen. Vielerorts liegt die Dorfgemeinschaft am Boden. Kirchen verlieren ihre Schäfchen und Vereine ihre Mitglieder. Keine Arbeitsplätze, keine Einkaufsmöglichkeiten und nur wenig Infrastruktur. Bäcker, Metzger, Lebensmittelläden, Gaststätten und Bankfilialen haben ihre Dorfläden oder Filialen geschlossen. Es gibt Dörfer, in denen es rein Garnichts mehr gibt ! Natürlich haben wir diesbezüglich auch in Dirmingen unsere Probleme. Die Sehnsucht nach einem Nahversorger, einem Dorfgemeinschaftshaus oder einem Jugendzentrum ist deutlich spürbar. Wir befinden uns in einer Lauerstellung oder besser noch in einer endlosen Warteschleife in der wir auf die große Chance hoffen. Was wir brauchen ist Innovation, Glück und Geld !
Dirmingen und seine drei großen Fragezeichen! Wie gehen wir mit diesen offenen Fragen um oder wie gelingt es uns den Kurs zu halten ? Wenn man sich einmal etwas näher mit den großen Fragen beschäftigt, wird man feststellen, dass bereits vieles auf den Weg gebracht wurde. Bleibt die Frage, wie wir mit dem Zustand des Abwartens umgehen. Jeder hat seine eigene Wahrheit und knüpft daraus auch seine persönliche Meinung. Beim weitergeben von Informationen oder Nachrichten wird gerade in einem Dorf gerne einmal was vergessen, verändert oder nur teilweise weitererzählt. Daraus entstehen Vorbehalte, Misstrauen oder auch Wut.
Das erste Fragezeichen: Beim Thema Nahversorger liegen die Nerven bei so manchen Zeitgenossen blank. Viele Dorfbewohner haben bereits den Glauben verloren oder fühlen sich uninformiert. Zugegebenermaßen schmerzt es schon, wenn der geplante Neubau eines Nahversorgers in den sozialen Medien in Frage gestellt wird und man den verantwortlichen Kommunalpolitikern Untätigkeit vorwirft. Ich weiß nicht, wann der “Netto-Markt” in unserer Ortsmitte erbaut wird. Ich sehe jedoch große Bemühungen und habe in vielen Gesprächen mit Bürgermeister Dr. Feld, der Verwaltung und dem Investor gute Signale und Zeichen wahrgenommen. Vor knapp zwei Wochen wurde eine weitere wichtige Hürde genommen. Die Baugenehmigung für den „NETTO-Markt“ Dirmingen liegt nun endgültig vor und nährt unsere Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn. Die Gemeindeverwaltung und der Orts- und Gemeinderat haben parteiübergreifend alles notwendige unternommen und in die Wege geleitet. Was fehlt, ist ein Termin für den Baubeginn. Der Investor hat seine eigenen Vorstellungen und möchte an seinen Preisvorstellungen festhalten. Dabei warten nicht nur die Menschen auf ihre neue Einkaufsmöglichkeit sondern auch „NETTO“ selbst. Die Verträge zwischen dem Investor und dem Discounterunternehmen sind unterschreiben. Die aktuellen Baukosten liegen weit über den bisher abgehandelten Neubauten in unserer Region. Besonders die Kosten für den Tiefenbau bereiten große Sorgen. Der Investor möchte jedoch zu seinem Wort stehen und zeitnah bauen. Was jedoch beutetet zeitnah ? Wann,“ gehen wir den endlich zu NETTO“? Ganz ehrlich, Ich weiß es nicht. Sollte es am Ende doch noch schief gehen, bin ich gerne bereit zu bekunden, dass ich mich geirrt habe. Bis dahin bleibe ich jedoch meiner Linie treu und glaube nach den vielen Gesprächen mit dem Investor und unserer Verwaltungsspitze weiterhin fest an den Neubau eines Verbrauchermarktes in Dirmingen.
Das zweite Fragezeichen: Auch die Kirchen stehen vor großen Herausforderungen. Der große Mitgliederschwund in den beiden großen Konfessionen führt ebenfalls zu einigen Problemen und einem schrittweisen Qualitätsverlust in unserem Ortskern. Ich befürchte, dass die Kirchen als zentrale Versammlungsstätte ihre Anziehungskraft verlieren. Mit dem langsamen wegschmelzen unserer Kirchen droht auch ein Aussterben des Ehrenamtes und der Verlust von sozialen Anlaufstellen. Wir müssen unbedingt die „Kirche im Dorf lassen“ und an unseren beiden Gemeinden mit aller Kraft festhalten. Die beiden kirchlichen Gemeinden besitzen Land und denkmalgeschützte Kirchengebäuden. Niemand möchte, dass unsere beiden Kirchen irgendwann als ungenutzte Häuser in unseren Ortszentren stehen. Wir müssen alles dafür tun um buchstäblich die „Kirche im Dorf“ zu lassen. Ansonsten droht die Gefahr, dass unsere Kirchenbauten zu Leuchttürme der christlichen Erinnerungskultur werden. Ziel ist es dem Leerstand und dem Aussterben unserer christlichen Kultur entgegenzuwirken. Die Landesregierung beschäftigt sich aktuell mit der Nutzungsmöglichkeit von ehemaligen evangelischen und katholischen Kirchen und Gemeindehäusern und hat dafür sogar ELER-Fördermaßnahmen bereitgestellt. Diese müssen jedoch von der zuständigen Kommunalverwaltung abgerufen werden. Die Kommunalgemeinden hingegen müssen jedoch zielorientiert mit ihren Beantragungen von Fördermaßnahmen umgehen. Genau da treffen ganz oft zwei verschiedenen Welten aufeinander. In Dirmingen hat jede Verwaltung ihre eigene persönliche Wahrheit. Dabei droht die Gefahr, dass wir auch hier eine gute Chance ungenutzt liegen lassen. Eine Möglichkeit wäre eine gemeinsame Nutzung eines kirchlichen Gebäudes von Kommune und Kirche. Das evangelische Gemeindehaus zum Beispiel ist stark in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Hier könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und das Gemeindehaus als Dorfgemeinschaftshaus umwidmen. Das ganze wäre durch das besagte ELER- Förderprogramm durchaus möglich. Die kommunale Gemeindeverwaltung hat jedoch ihre eigene Vorstellungen um mit den Fördertöpfen umzugehen. Verständnis habe ich dabei durchaus für beide Seiten. Ganz bestimmt gibt es in unserer Kommune viele Dinge die förderungswürdig sind. Der Kirche selbst, hilft das am Ende nur wenig ! Wahrscheinlich wird die Kirchengemeinde die Sanierung und den Umbau des Gemeindehauses am Ende mit eigenen Kräften stemmen müssen. Somit könnte der Traum von einem Gemeinschaftshaus und einer gemeinsamen Zusammenarbeit platzen. Unser Dorf hat wieder einmal das Nachsehen und sieht eine große Chance für ein Dorfgemeinschaftshaus in weite Ferne rücken. Der Wunsch nach einem Dorfgemeinschaftshaus oder wie immer man es nennen möchte, ist seit einigen Jahren deutlich spürbar. Ein Dorfgemeinschaftshaus ist ein, durch öffentliche Gelder finanziertes Gebäude, dass der gemeinschaftlichen Nutzung von Vereinen und Organisationen dient. Auch private Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern, Kommunionen oder Konfirmationen könnten dort stattfinden. In Zeiten leerer Gemeindekassen und defizitärer Kommunen wird sehr schwer sein, eine Mehrheit für ein solches Projekt zu finden, Ist es angesichts dieser Tatsache nicht fahrlässig eine solche Chance wie die Zusammenarbeit mit einer Kirche ungenutzt zu lassen ? Die Suche nach einer anderen Möglichkeit oder Alternative gestaltete sich zuletzt recht mühsam und schwierig. Das Problem beginnt schon bei der Suche eines geeigneten Projekts oder einer passenden Baustelle. Wenn man den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses tatsächlich in die Tat umzusetzen möchte, muss man bereit sein dicke Bretter zu bohren. Neben einer Handvoll Mut, Eigeninitiative und ein Stückchen Wahnsinn braucht man am Ende Glück, Geld und eine Menge Verbündeter. Am Ende stehen wir weiterhin vor der Frage, wo wir zukünftig unsere Familienfeiern, Vorstandssitzungen oder Tagungen durchführen möchten. Mittlerweile sind es unsere Vereine schon gewohnt für die Durchführung einer Vorstandssitzung den Nebenraum der Borrwieshalle anzumieten und für das Ausüben des Ehrenamtes zu zahlen. Ist das der richtige Weg ? Wir brauchen eine Anlaufstelle für unsere Dorfgemeinschaft. Wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich in der Regel eine neue Tür. Ich möchte damit sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt !
Das dritte Fragezeichen: Seit einigen Jahren sind wir auf der Suche nach einem geeigneten Raum für ein neues Dirminger Jugendzentrum. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine solche Einrichtung durchaus Sinn ergibt. Die beiden vorherigen kommunalen Jugendeinrichtungen im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus oder im ehemaligen evangelischen Kindergarten wurden seinerzeit gut angenommen. In Spitzenzeiten hielten sich zwischen 15 und 20 Jugendliche in den Räumlichkeiten auf. Gemeinsam mit der Jugendpflegerin der Gemeinde Eppelborn und dem Bürgermeister suchen wir seit der Schließung des letzten Jugendzentrums eine neue Anlaufstelle für die Dorfjugend. Dabei haben wir uns für jede Möglichkeit geöffnet und sind bereit auch neue Wege zu gehen. Auch der Kauf eines Containers wurde zeitweise zu Sprache gebracht. Am Ende erschien diese Lösung jedoch viel zu teuer. Während sich unsere Seniorenarbeit auf einem guten Weg befindet und wir mit der Begründungsstätte und einigen Seniorenveranstaltungen gute Angebote vorweisen können, befinden wir uns weiterhin auf der Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit für unsere Dorfjugend. Unsere Kinder und Jugendlichen sollten uns jede Mühe und Anstrengung wert sein. Wir sind dankbar für jeden Tipp oder jede Idee !
Das Leben im ländlichen Raum hat sich verändert. Vereine und Organisationen haben es zusehends schwerer ihr Vereinsheim zu halten. Auf der Anderen Seite gibt es in unserem Dorf nur noch wenige Möglichkeiten ein Fest oder eine private Feier zu gestalten. Neben der Borrwieshalle und ihrem Nebenraum gibt es Gottlob noch unsere Pfarrzentren, dass SVD- Sportheim, dass Tennisheim, das Vereinsheim des RK-Illtal oder vielleicht noch das Vereinsheim an der Kleinfeldanlage. Für Familienfeiern findet man in unserem Dorf kaum noch die passenden Räumlichkeiten. Beim genaueren Überlegen stelle ich mir unwillkürlich die Frage, ob es tatsächlich nur diese „drei Fragezeichen“ in unserem Dorf gibt? Mir fallen da spontan noch ein paar weitere Baustelle ein.
Gottlob haben wir in unserem Heimatort noch eine recht gut funktionierende Infrastruktur, kleine Geschäfte, gute Firmen, gute Ärzte und einige Gaststätten. Es gibt in unserem Heimatort also tatsächlich einige gute Möglichkeiten und Chancen. Wir müssen diese nur Suchen, Annehmen, Anpacken und Nutzen ! Wenn man bereit ist die Verantwortung in einem Dorf zu übernehmen, sollte man auch den Mut zum Träumen haben. An Ideen und guten Ansätzen mangelt es nicht ! Vielmehr stellt sich die Frage: Wie wir mit den „drei großen Fragezeichen“ oder vielleicht auch einigen mehr Fragezeichen umgehen und ob es uns gelingt einen gemeinsamen Schulterschluss zu finden.