Gibt es wirklich eine Alternative in diesem Land ?

In unserem Land soll es eine Partei geben, die angeblich von niemandem gewählt wird und laut Umfrage dennoch bei mittlerweile 19% liegt. Die Altparteien stehen fassungslos wie das Kaninchen vor der Schlange und wissen nicht, wie sie mit diesem Problem umgehen sollen. Im Netz tobt das Volk oder vielmehr der Wahnsinn: „Wir sind das Volk“, „Wir müssen auf die Straße gehen“, „Scheiß Politiker“, „Wir kriegen euch alle“, „Deutschland immer zuerst“ sind noch die harmlosesten Wortmeldungen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich die Geschichte wiederholt. Nationalismus, enttabuisierte Sprache und politische Gewalt machen sich wieder mal breit im Land der Dichter und Denker. Irgendwie erinnert mich diese, unsere Zeit, doch stark an die Weimarer Republik. Die Weimarer Republik wurde nach dem Ersten Weltkrieg gegründet und war das erste demokratische System in Deutschland. Im Jahre 1919 wurde die Republik nach dem 1. Weltkrieg ausgerufen und endete 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die ersten Jahre der Weimarer Republik waren geprägt von wirtschaftlichen und politischen Krisen, wie zum Beispiel der Inflation 1923 und dem Hitlerputsch. Aber auch die folgenden Jahre verliefen keineswegs entspannt. Die Weimarer Republik wurde vom Volk niemals so richtig angenommen und für viele Dinge zur Verantwortung gezogen. Ein großes Problem war unter anderem die Tatsache, dass die Bevölkerung zuvor kaum eine Erfahrung mit einer Demokratie gemacht hatte. Genau an diesem Punkt sollten wir doch heute einen ganz anderen Erfahrungswert besitzen.

Die Weimarer Republik hatte von Anfang an mit den Folgen des ersten Weltkriegs zu kämpfen. Die erste deutsche demokratische Regierung musste im Juni 1919 einen Friedensvertrag, den „Versailler Vertrag“ unterschreiben. Die Bedingungen für diesen Frieden waren hart und die Bevölkerung litt enorm unter den neuen Voraussetzungen. Wie komme ich also dazu, einen Vergleich zwischen der heutigen Zeit und der Weimarer Republik zu ziehen? Ist das nicht etwas zu weit hergeholt? Naja, zweifelsohne erlebten die Menschen damals genauso wie heute eine Renaissance des völkischen Gedankenguts. Die Menschen stolperten damals samt ihrer Republik gefühlt von einer Krise in die Nächste. Nach der Hyperinflation im Jahre 1923 und dem ersten Putschversuch durch einen jungen Mann namens Hitler, machten sich im ganzen Land große wirtschaftliche Probleme breit. Die ersten Zweifel an der Demokratie konnten bis zum Ende der Ära nicht mehr beseitigt werden. Es folgte die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 mit viel Massenarbeitslosigkeit, Armut und Elend. Die Regierung präsentierte sich damals in einem Instabile Zustand und wirkte orientierungslos. Es folgte der Aufstieg der NSDAP und der Anfang vom Ende. Dazwischen lagen jedoch auch die „Goldenen Zwanziger“ mit Sex, Drogen und wildem Nachtleben.

Na, klingelts? So weit sind meine Vergleiche doch gar nicht hergeholt, oder? Wenn man genug Fantasie zum Spinnen hat, kommt man schnell dazu verblüffende Vergleiche zu finden: Wir sehen die erste große Flüchtlingskrise und ihre Folgen, die Auswirkungen der Pandemie und ihr verheerendes Nachspiel sowie den Krieg in der Ukraine und das Aufblühen einer zum Teil faschistischen Partei. Alles schonmal da gewesen, oder? Natürlich kann man diese beiden Epochen nicht eins zu eins in den Vergleich ziehen. Wir blicken auf über 80 Jahre Frieden in Europa zurück und mussten uns alle dreimal schütteln als diese Zeitspanne vor 16 Monaten brutal endete. Im Netz findet man alles, was das Herz begehrt und sogar noch darüber hinaus. Die einen haben es Dicke und die anderen verzweifeln an der aktuellen Situation.

Wahrscheinlich liege ich mit meiner Theorie falsch. Führende Professoren und Politikwissenschaftler sehen keinen Vergleich zwischen der Weimarer Republik und unserer Zeitepoche. Wahrscheinlich haben sie recht und ich bin mal wieder zu sentimental. Dennoch kommt es mir so vor, als hätten wir das alles schon einmal gehabt. Fakt ist, dass das Ende der Weimarer Republik durch Extremisten von rechts herbeigeführt wurde. Ganz leise und dann immer lauter werdend schaffte es NSDAP die Mehrheit der Bevölkerung auf ihre Seite ziehen. Schon damals wurden Arbeitsplätze, bessere Löhne und die Stärkung der eigenen Identität versprochen. „Deutschland zuerst“ oder „Deutschland den Deutschen“. Diese Parolen sind heute noch so aktuell wie damals in der Weimarer Republik.

Fakt ist aber auch: Hätten sich die Wähler damals anders entschieden, wären die Nationalsozialisten zu keiner Zeit eine ernst zu nehmende politische Kraft geworden und hätten somit auch keinen Anspruch auf eine Regierungsbeteiligung erheben können.

Die Geschichtswissenschaft hält sich mit solchen, wie von mir getroffenen Vergleichen, gerne zurück. Bestimmt gibt es da draußen den einen oder anderen klugen Kopf, der mit dem Vogel zeigt und meine Thesen ad acta legen möchte. Kann sein, dass ich mich täusche und falsch liege. Seltsam nur: Ich bin nicht allein! „Pegida-Demos“, „Corona Demos“, Rechtsruck durch die AfD oder Hass im Internet. Sogar die gut gemeinten „Friday for Future- Aktionen“ werden von Extremen Ansichten getoppt.  Die Wut wendet sich gegen alles Fremde: „Die Flüchtlinge nehmen mir mein Geld weg und bekommen mehr Unterstützung“, „Ausländer raus“, „lasst sie nicht mehr rein“, „lasst sie im Mittelmeer ertrinken“ Einen weiteren historischen Vergleich schiebe ich jetzt mal ganz bewusst zur Seite. Ihr wisst, was ich meine?! Soweit darf es niemals mehr kommen!

Soziale Netzwerke sind seit Jahren die Propaganda-Plattform Nr. 1 für Rechts und linksextreme Gruppierungen. Jeder darf in diesem Land seine Meinung kundtun und diese auch durch Texte, Musik oder Videos unterstreichen. Leider kann nicht jeder mit seiner Macht des freien Worts umgehen. Menschen werden verunglimpft und teilweise brutal bedrängt und verängstigt. Gerade Politiker haben es in dieser Zeit alles andere als leicht. Ich habe das selbst schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Auch Kommunalpolitiker werden für die angeblichen Sünden der großen Regierung verantwortlich gemacht. Meistens beginnt es mit rassistischer Hetze gegen Geflüchtete. Das rechtsextreme Denken beginnt im Netz und endet mittlerweile schon bei Menschen, die vorher nichts mit Rechtsextremismus zu tun hatten. „Die da bekommen mehr als wir“, „das eigene Volk wird vergessen“, „Kopftuchmädchen“, „Messerjunge“ oder „Ab Nachhause mit der Brut“. Wenn man sich bemüht, erkennt man hinter allen diesen Sätzen ein kleines Stückchen Wahrheit. Genau darin liegt die große Gefahr! Natürlich gibt es in diesem Land große Probleme und natürlich werden die Menschen am Rande dabei zu oft übersehen. Soziale Härtefälle werden links liegen gelassen und Menschen, die sich nicht integrieren möchten werden unterstützt.

Geschichten wie zuletzt in Duisburg geschehen, fördern Ablehnung und Fremdenhass. Befeindete Clans liefern sich Straßenschlachten und der gute Deutsche steht kopfschüttelt am Fenster. Auf der anderen Seite kann doch niemand ernsthaft glauben, dass unsere Politiker aus reiner Missgunst und Bösartigkeit das eigene Volk diskriminieren. Ich glaube fest an die Demokratie und daran, dass unsere Volksvertreter fest zu ihrem Eid stehen. Ausnahmen bestätigen immer die Regel. Schon mal darüber nachgedacht, dass auch wir in dieser Zeit von einer unverschuldeten Krise in die nächste stolpern?

Nein, ich glaube nicht daran, dass jeder AFD-Wähler rechtsextrem ist und böse Absichten hat. Ich glaube noch nicht einmal daran, dass jeder AFD-Politiker, gerade in der Kommunalpolitik, ein wahrhaft böses Wesen in sich trägt. Natürlich spielt eine gewisse Enttäuschung über die Altpartien eine gewichtige Rolle. Die Zeiten müssen sich ändern, stimmt! Aber ist das Spiel mit dem Feuer der richtige Weg?

„Frank, übertreib mal nicht, so schlimm wird es nicht. Die werden nicht gewählt“! Wirklich nicht? Alles nur Protest? Alles nur ein Denkzettel? Naja, wenn ich nach Thüringen blicke, wird mir angst und bange. Zuerst ein Landrat, dann ein Bürgermeister und im Jahre 2024 wird aller vorrausicht nach der Thüringer Landtag braun, sorry blau werden. Als Demokrat bin ich stark genug das Ganze auszuhalten. Ein jeder wähle, was er möchte. Bleibt die Frage, ob wir am Ende alle stark genug sind das Wahlergebnis auszuhalten. Immerhin ist die AFD derzeit zweitstärkste Kraft in Deutschland.

Ich glaube, dass die AFD nicht mehr nur aus reinem Protest gewählt wird. Das ist vorbei! Mittlerweile wählen die Menschen bewusst diese Partei und wollen eine Regierung, in der zumindest die AFD eine gewichtige Rolle spielt. Genau darin liegt eine große Gefahr! Aus Protest wird eine politische Einstellung und daraus wiederum können Verbissenheit und Ideologie entstehen. Alles schon mal da gewesen!

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