Sorge um den Grabstein von Konrad Schäfer – Wie wichtig ist uns der Erhalt unsere Dorfkultur ?
Leute, wir brauchen eine Idee ! Ich mache mir wirklich Sorgen um den Erhalt des Grabstein des Brauereigründers Konrad Schäfer. Der Geruch von Hopfen, Malz und Biermaische steckt immer noch in meiner Nase. Wie die meisten Einheimischen bin ich mit diesem Geruch der heimischen Schäfer Brauerei aufgewachsen. Schon als kleiner Junge spazierte ich auf meinem Weg in den Kindergarten sorglos an dem mächtigen Grabstein, am Kirchhang, vorbei. Später als Jugendlicher und Erwachsener nahm ich weiterhin gedankenlos meinen Weg und schenkte dem großen Kreuz kaum Beachtung. Im Laufe der Jahre begann ich zu hinterfragen und widmete dem Grabstein schließlich mehr Aufmerksamkeit. Natürlich wurde ich schon als kleiner Junge darüber informiert welches Grab einst dieser mächtige Stein zierte. Für mich persönlich gehört dieser Stein schon immer zu unserer Ortsmitte. Inzwischen nehmen jedoch immer weniger Leute von diesem Grabmal Kenntnis und gehen unbekümmert ihren Weg.
Für einen „echten Dirminga“ gehört der alte Grabstein des Brauereigründers Konrad Schäfer, an der evangelischen Kirche, irgendwie dazu. Das Dorf hat sich in den letzten Jahren jedoch stark verändert und viele der gerade älteren Bewohner haben uns naturgemäß verlassen. Wer hütet die Geschichte der Brauerei und wer erzählt es den jungen oder neuen Dorfbewohnern weiter? Heute wissen viele neue Dorfbewohner nichts mit diesem historischen Grabstein anzufangen. Ich glaube, dass die wenigsten Dorfbewohner auch nichts mit dem Namen Konrad Schäfer anfangen können. Nach der Schließung der Brauerei, im Jahre 1991, gibt es in unserem Heimatort inzwischen immer mehr Menschen, die unsere „Schäfer Brauerei “ nicht kannten und denen logischerweise auch der Zusammenhang zu Konrad Schäfer und seinem Grabstein fehlt. Meistens kommt man bei der Frage nach dem großen, klaffenden Loch in der Ortsmitte zu der Erkenntnis: „Aha, da war ja irgendwann mal etwas und davon hab ich mal gehört“. Das ganze Dilemma wurde mir bei meinen eigenen Kindern verdeutlicht. Als meine älteste Tochter geboren wurde, war die Brauerei immerhin schon fast 5. Jahre Geschichte. Natürlich war ich als „Dorfpatriot“ stets bemüht, meine Kinder aufzuklären. Ob mir das jedoch am Ende tatsächlich gelang, wird die Zukunft zeigen. Die Älteren unter uns stellen die Jüngeren immer öfter vor die Frage: „Hast du überhaupt noch Schäfer Bier getrunken“ ? Um möglichen Irritationen vorzubauen: Ja, ich persönlich habe Schäfer Bier getrunken und ich war einst auch in der Brauerei zugegen. Naturgemäß verfüge ich aber aber auch über das entsprechende Alter für diese Erfahrung. Es wäre unfair den jüngeren Dorfbewohnern ihre Unkenntnis vorzuwerfen. Wie aber gelingt es uns, die vorhandene Dorfkultur zu bewahren und weiterzugeben?
Unsere historischen Quellen berichten:“ Am 08.Mai 1843 heiratete der 22-jährige Ackerer Johann Konrad Schäfer seine gleichaltrige Braut Luise Heintz aus „Unerscht Schmiddjere“. Luise Heintz hatte lange Zeit in der Gaststätte ihres Onkels Valentin gearbeitet. Diese Gaststätte und das Haus Veltes wurde dem jungen Ehepaar von Onkel Valentin und Tante Luise geschenkt. Die Gaststätte „Veltes“ war zunächst keine herkömmliche Gaststätte, sondern vielmehr eine Raststätte für den Fuhrverkehr. Am 07.02.1862 stellt Konrad Schäfer an das königliche Bürgermeisteramt Eppelborn den Antrag zur Errichtung einer Bierbrauerei in seinem Hause. Dem Antrag wurde im Jahre 1862 stattgegeben. Der älteste Sohn des Conrad Schäfer hatte Bierbrauer gelernt und braute in bescheidenem Umfang das Bier für die eigene Gastwirtschaft. Dies war die eigentliche Geburtsstunde der späteren „Schäfer Brauerei“. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Bier im heimischen Anwesen gebraut.
Konrad Schäfer starb am 17.Juli 1889 im Alter von 67 Jahren. Bei der Anfertigung des Grabsteines berücksichtigte die Familie Schäfer die Wünsche des Verstorbenen. Das Grabmal zeigt daher ein Kreuz, einen Anker und eine Rose. Diese drei Gegenstände symbolisieren Glaube, Hoffnung und Liebe. Hinzu findet man auf dem Grabstein einen Vers des 2. Timotheus-Briefes, der verkündet: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten“. Schön, orra ?
Zur Zeit des Brauereigründers lag der Friedhof noch rund um die Kirche. Heute findet man auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Kindergartens immer noch einige alte Grabsteine aus dem 19.Jahrhundert. Das ursprüngliche Grab von Konrad Schäfer war keineswegs dort, wo es heute zu finden ist. Um es für die Nachwelt zu erhalten, hat man das Kreuz beim Neubau des damaligen evangelischen Kindergartens kurzerhand versetzt. Ich glaube, dass auch die Wenigsten wissen, dass die alte historische Friedhofsmauer noch heute zu sehen ist und entlang des ehemaligen evangelischen Kindergartens verläuft.
Alte Gräber von bekannten Persönlichkeiten zu erhalten ist keineswegs eine Seltenheit. Auch auf dem heutigen Friedhof befinden sich einige historische Grabsteine. Neben dem Familiengrab der Familie Höll findet man dort außerdem das Familiengrab der Schäfer‘s. Der Brauereigründer Konrad Schäfer war zur Zeit der Entstehung des neuen Friedhofes schon viele Jahre verstorben. Die damalige Bevölkerung wollte Konrad Schäfer ein würdiges Andenken bewahren und ließ den Grabstein neben der evangelischen Kirche stehen. Dort steht das alte Grabmal auch heute noch. Mittlerweile ist es in guter Gesellschaft. Unmittelbar vor der Kirche finden wir das Grabkreuz des evangelischen Pfarrers Wilhelm Engel und seiner Ehefrau. Über viele Jahre kümmerte sich die Familie Brück- Schäfer um das historische Grabkreuz von Konrad Schäfer. Nachdem auch die letzten Nachfahren verstorben waren, überließ man das Kreuz seinem Schicksal.
Und nun? Was geschieht nun mit dem Kreuz. Überlassen wir es dem Verfall? Wir stehen vor der Frage, was mit dem Grabstein des verstorbenen Brauereigründers Konrad Schäfer geschehen soll. Ist uns der Grabstein wichtig oder sollen wir den Stein seinem Schicksal überlassen? Wenn wir nichts unternehmen, wird der Stein im Laufe der Zeit immer mehr zerfallen. Immerhin ist der Grabstein längst nicht mehr taufrisch und der Zahn der Zeit hat seine Spuren hinterlassen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Der Kirchengemeinde kann man hierbei nicht die Verantwortung in die Schuhe schieben. Die Kirche hat damals der Gemeinde Dirmingen und der Familie Schäfer erlaubt das Kreuz stehen zu lassen. Jetzt die Verantwortung abzuschieben wäre nicht in Ordnung. Nein, das Grabmal geht uns alle etwas an. Wir sollten versuchen die Erinnerung zu bewahren und den Stein zu retten. Immerhin handelt es sich bei diesem Grabmal um das letzte Erinnerungsstück an unsere ehemalige Brauerei. Wer trägt jedoch die Verantwortung und wer zahlt die Rechnung einer möglichen Sanierung des Steins? Wir können die Pflege und den Erhalt des Grabsteins nicht der Verantwortung hiesigen Kirchengemeinde überlassen. Vermutlich wird auch Kommune bei einer Anfrage ihre Hände in Unschuld waschen. Die Kassen sind klamm und es gibt wahrhaftig wichtigeres. Guter Rat ist teuer!
Seit einigen Jahren wächst bei mir die Sorge, dass dieses historische Andenken an den Brauereigründer irgendwann verloren geht. Der Zeit kennt keine Gnade und die Witterung setzt dem alten Kreuz zusehends zu. Der alte Grabstein ist aus Sandstein und benötigt aus meiner Sicht eine dringend notwendige Denkmalpflege. Ansonsten wird der Stein uns nicht mehr bis in alle Ewigkeit erhalten bleiben. Diese Denkmalpflege kostet viel Geld und wer investiert schon gerne in die Vergangenheit? Wie gesagt, WIR brauchen eine Idee !
Die „Schäfer Brauerei“ hat unserem Heimatort einst viel Wohlstand beschert. Durch die „Schäfer Brauerei“ erhielt unser Dorf einen bundesweiten Bekanntheitsgrad. Die Familie Schäfer stand Zeit ihres Lebens eng an der Seite der Dirminger Bevölkerung. Dies war besonders nach dem zweiten Weltkrieg zu spüren. Die Quelle der Brauerei versorgte damals unser Dorf mit frischem Wasser und linderten somit die schlimmste Not. Wir sollten das Andenken an dieses Stück Dirminger Geschichte bewahren. Dies sind wir der Familie Schäfer und allen nachfolgenden Generationen schuldig.
Wie sagte einst der Dichter Heinrich Heine: „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“.
Ich ergänze: “….oder ein Stück Dirminger Geschichte“
Eine Spende Aktion starten und schauen was dabei rauskommt. Man sollte klären was die Restauration kostet. Wir geben Geld für so viel Müll aus , da muss doch auch was dafür übrig sein