Tanne, Trunk & Tradition am „Kläse Keller“ kann unsere Dorfkultur stärken
Nordmanntannen, Fichten, Kiefer oder Edeltannen. Alle Jahre wieder strömen die Menschenmassen im Dezember zu den Verkaufsstellen dieses Landes, um sich ihren Weihnachtsbaum zu sichern. Es muss der schönste, größte und prächtigste Baum sein. Zuhause wird der Baum am schönsten Platz der Wohnung gestellt und mit Kerzen, Weihnachtskugeln und Lametta geschmückt. Natürlich genießt das Brauchtum rund um den Weihnachtsbaum auch in Dirmingen einen hohen Stellenwert. Bleibt die Frage, wie wir Menschen auf den Baum oder besser gesagt auf den Weihnachtsbaum gekommen sind?!?
Die ersten Weihnachtsbäume wurden wahrscheinlich im 16. Jahrhundert im Elsass aufgestellt. Angeblich wurden die ersten Weihnachtsbaumaufsteller inspiriert vom Paradiesbaum des Alten Testaments. Bereits die alten German setzten auf die Kraft der Tannenzweige. Im Winter wurden, zur Vertreibung von bösen Geistern und Dämonen, Tannenzweige im oder vor dem Haus aufgehängt. Irgendwie werden sich im Laufe der Jahrhunderte christliche und heidnische Traditionen vermischt haben. Fakt ist, der Christbaum gehört zu den weltweit bekanntesten Symbolen des Weihnachtsfestes.

Tatsächlich hat der Weihnachtsbaum jedoch nichts mit der Geburtsgeschichte Jesu Christi zu tun. Als die ersten Weihnachtsbäume im 15. Jahrhundert aufgestellt wurden präsentierte sich unsere Kirche von einer schlechteren Seite. Martin Luther und andere Reformatoren erklärten Christbaum irgendwann zum Weihnachtssymbol der Protestanten. Die katholische Kirche hingegen setzte lange Zeit auf die gute alte Krippe. Rund um das Weihnachtsfest entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Traditionen und Brauchtümer. Eigentlich hat jede Familie ihre ureigenen Weihnachtstraditionen: Wann wird der Weihnachtsbaum geschmückt, wie zelebrieren wir den heiligen Abend und wie begehen wir den Advent?
Im 19. Jahrhundert errang der Weihnachtsbaum konfessionsübergreifend seinen Kultstaus. Der Weihnachtsbaum wurde zum Sinnbild des Deutschtums und unabhängig von der gepflegten Konfession zum festen Bestandteil des Weihnachtsfestes. Jedes Volk pflegt seine eigenen Traditionen. Obwohl, dass mit den eigenen Traditionen und Brauchtümern hat sich stark relativiert. Wir sind auf dem unsere Traditionen und Werte zu vergessen, zur Seite zu schieben oder sogar abzuschaffen. Wir verdrängen immer mehr unsere christlichen Werte. Auf der anderen Seite schimpfen wir über alles Fremde und verweisen auf unser geliebtes christliches Abendland. Wir wundern uns über das Erstarken anderer Religionen und treten massenweise aus unseren Kirchen aus. So kann das beim besten Willen nicht funktionieren. Traditionen, Brauchtümer und Werte müssen gepflegt und gehegt werden.

Genauso ist das auch mit unserer Dorfkultur. Der Kulturverein Dirmingen muss im Laufe eines Jahres vieles bewegen, um das eigene Brauchtum zu erhalten. Die jährliche Weihnachtsbaumaktion des Kulturvereins gehört zu den traditionsreichsten unseres Dorfes. Angefangen hat alles mit der Familie Klein die jedes Jahr im Dezember ihre Weihnachtsbäume am Kläse Keller verkauften. Mit Ortsvorsteher und Ober-Kulturaner Manfred Klein übernahm der Kulturverein Dirmingen die Verantwortung für die jährliche Weihnachtsbaumaktion. Im Laufe der Jahre wurde ein Rahmenprogramm hinzugefügt und kulinarische Angebote auf den Weg gebracht. Zahlreiche Menschen brachten sich mit ein und unterstützen die Aktion mit Spenden.
Die Weihnachtsbaumaktion am „Kläse Keller“ ist heute viel mehr als eine reine Verkaufsaktion. Der historische „Kläse Keller“ des in den frühen 1960-ger Jahren abgerissenen „Kläse Hauses“ dient heute als Kultstätte und Wiege unserer Dorfkultur. Im alten Gewölbekeller des „Kläse Kellers“ wird Dorfgeschichte geschrieben. Der Keller, einst „Hähloch“ und Luftschutzbunker ist heute fester Bestandteil unserer Dorfkultur. Dort in der Ortsmitte wird zur „Kerb“ das „Kerwe-Lisje“ wachgeküsst und zum Christfest Weihnachtsbäume verkauft. Der “Kläse-Keller” ist zu einem kulturellen Zentrum unseres Dorfes geworden. Weihnachten am und im „Kläse Keller“! Das ist Tradition, Kult und gelebte Dorfgemeinschaft. Viele Menschen genießen das „Fallenlassen“ in der Gemeinschaft und den ein oder anderen besinnlichen Moment im Advent. Nachdenkliche Töne, Diskussionen und auch der ein oder andere Streit gehören genauso zu einer funktionierenden Dorfgemeinschaft wie das miteinander Feiern. Wer hat nicht schon alles in diesem historischen Keller gesessen und mitgefeiert. Viele Freunde mussten uns mittlerweile verlassen und weilen nicht mehr unter uns. Beim Schwelgen in Erinnerungen sehen wir so manchen Platz unbesetzt und leerstehend. Gerade zum Weihnachtsfest oder zum Jahreswechsel sind diese Erinnerungen am schmerzlichsten.


Vor über 40 Jahren startete Ludwig Klein mit seinen Söhnen Manfred, Reimund und Volker den Weihnachtsbaumverkauf am „Kläse Keller“. Seitdem ist der „Kläse Keller“ die Dirminger Anlaufstelle im Advent. Wie lange noch können wir den Voraussetzungen unserer Zeit standhalten? Unser Heimatort hat sich stark verändert. Viele gute Menschen sind von uns gegangen und neue Gesichter sind hinzugekommen. Genau darin liegt eine Aufgabe. Wie gelingt es uns die neuen Dorfbewohner für unsere gemeinsame Sache zu begeistern? Wir müssen lernen loszulassen und den jungen Menschen die Chance geben einen Neuanfang zu starten. Wer nicht mit der Zeit geht, wird von der Zeit überholt. Es ist an der Zeit den richtigen Kurs einzuschlagen.

Miesepeter, Schlechtredner, Polemiker und Hassprediger gibt es mehr als genug auf dieser Welt. Es ist an der Zeit an das Gute zu glauben. Ein gutes Wort, eine schöne Geste, gemeinsames Singen oder auch das ein oder andere Glas Glühwein oder Bier können Wunder bewirken. Der „Kläse Keller“ bietet die optimalen Vorrausetzungen, um unsere Dorfkultur zu pflegen und bewahren. Mit ein wenig Empathie, Menschenliebe und Gefühl ist so vieles möglich. Vielleicht finden gerade in diesem Advent neue und alte Dorfbewohner zueinander und lernen im gemeinsamen Gespräch neue Chancen auszuloten. Das wäre gut für unser Dorf…….