Der Maibaum steht in der Ortsmitte – Startschuss in einen sorgenfreien Frühling ?

Nach der Corona- Pause erstrahlt unser Maibaum endlich wieder vor dem „Kläse Keller“ in der Dirminger Ortsmitte. Die Kolpingsfamilie Dirmingen und unser Karnevalsverein der KKV Dirmingen hatten mit Unterstützung des Löschbezirks Dirmingen und der Jugendwehr Dirmingen zum „Tanz in den Mai“ eingeladen. Endlich wieder Frühling und endlich wieder eine Veranstaltung für die Dorfgemeinschaft. Obwohl die Auswirkungen der Pandemie und des schrecklichen Krieges in der Ukraine immer noch gegenwärtig sind, nutzte man die Hexennacht zum feiern. Der Mensch muss auch mal abschalten dürfen und den Kopf frei bekommen.

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai machen sich die Hexen auf den Weg zum Brocken in den Harz. Es gibt kaum eine Nacht die mehr Magie versprüht als die Hexennacht. Eine Nacht voller Mythen und Legenden. Die Walpurgisnacht, auch gerne Hexenbrennen oder Freinacht genannt, hat ihren Namen von der heiligen Walburga. Der 1. Mai hat seit langer Zeit eine große Wirkung auf die Menschen. Schon die alten Kelten feierten diesen Tag als Beginn der Sommerzeit. Die alten Germanen hingegen haben Überlieferungen zufolge Frühlingsfeste mit Freudenfeuern abgehalten und in Wäldern die so genannte „weise Frauen“ als Orakel befragt. Unter dem Einfluss des Christentums wurde die „Walpurgisnacht“ vom uralten, heidnischen Brauchtum zur „Nacht der bösen Mächte“. Die ehemals germanische „weise Frau“ wurde von den Mächten des Bösen umgewandelt und zur Hexe erklärt. Mit dem Maifeuer, auch Hexenfeuer genannt, sollte das Böse vertrieben werden, darunter natürlich auch die besonders gemeinen und bösartigen Hexen. Der Winter wird nun endgültig verjagt und man begrüßt mit offenen Armen den lieben Sommer.

Im Saarland und in den angrenzenden Regionen ist es Tradition, dass am späten Abend des 30. April Kinder und Jugendliche in Gruppen durch das Dorf ziehen um zu „Hexen“. In anderen Regionen wird diese Tradition auch gerne „walpern“ genannt.  Mit dem „Hexen“ ist nichts anderes gemeint als Schabernack oder Unsinn zu treiben. Früher wurden viele lustige Streiche, über die man später auch lachen konnte, angestellt. Besondere beliebt war das Entfernen von Gartengeräten, das Aushängen von Gartentoren, das Entfernen von Fußmatten, Mülleimern und allem was nicht in irgendeiner Art und Weise befestigt war. Dabei durften die Utensilien immer nur entfernt und an einen anderen Ort gebracht werden. Das Stehlen und Klauen gehörte nicht zum Hexenwerk. Aus dem bäuerlichen Brauch des nächtlichen „Scherztreibens“ entwickelte sich irgendwann der Begriff „Hexennacht“.  Leider sind die Zeiten origineller Späße und Streiche längst vorbei und Geschichte. Irgendwann blieb die Fantasie der „Hexen“ auf der Strecke und es begann die Zeit des Klopapiers. Die heutigen „Hexen“ greifen in ihrer Not lieber zu Rasierschaum, Ketchup, Mayonnaise oder halt dem gerade in der Pandemie so wichtigen Klopapier. Leider wird damit oftmals mehr Schaden angerichtet als Freude bereitet. Aus meiner Sicht tragen wir Erwachsene eine gewisse Mitverantwortung. Der Humor ist schon lange flöten gegangen und Traditionen werden kaum noch gepflegt. Unsere Kinder sind ein Abbild dessen was wir Ihnen vorleben. Wenn wir keinen Wert mehr auf unsere alten Bräuche legen, werden diese irgendwann aussterben. Von daher bin ich ein großer Freund davon Tradition zu pflegen und weiterzuführen.

Aus dem Rheinland stammt die Tradition, dass der Verliebte seiner Angebeteten in der Hexennacht eine mit buntem Krepppapier geschmückte Birke als Maibaum vor das Haus stellt. Das Maibaumstellen wird noch heute vielerorts vollzogen, wobei der eigentliche Brauchtum längst seinen Ursprung verloren hat. Seit einigen Jahren hat sich die Kolpingfamilie Dirmingen und der KKV Dirmingen die Tradition des Maibaumstellen zur Aufgabe gemacht. Unterstützt wird der Verein von unserer Feuerwehr und insbesondere der Jugendwehr. Dieser wunderbare Brauch des Maibaumstellens hebt die Laune und sorgt in der Regel für ausgelassene Stimmung. Unter Ortsvorsteher Manfred Klein und dem Vorsitzenden des Kolpingfamilie Hans-Peter Hoffmann und dem KKV Vorsitzenden Frank Schlicher befand man sich vor der Pandemie auf einem guten Weg die Hexennacht und den Maifeiertag aufzuwerten und als festen Bestandteil in unseren Veranstaltungskalender zu integrieren. Es hat schon etwas erhebendes, wenn die Mannschaft den großen Maibaum durch das Dorf trägt um ihn dann in der Ortsmitte unter dem Beifall der Bevölkerung aufzustellen.

In diesem Jahr werden auch endlich wieder Maitouren durchgeführt. Dabei geht es bei den traditionellen Mai-Touren in der Regel sehr feucht fröhlich zu. Die Leute wandern mit einem gut gefüllten Bollerwagen durch Gottes schöne Natur und genießen das Leben. Ich kann mich an viele wunderschöne Touren erinnern. Das Pflegen von Traditionen kann Spaß machen und Freundschaften aufrechterhalten. Dabei hat der sogenannte „Tag der Arbeit“ noch eine ganz andere Bedeutung. Am Maifeiertag, dem Tag der Arbeit“ finden bundesweit über 500 Kundgebungen und Veranstaltungen statt, an denen sich ca. 400.000 Menschen beteiligen. Der Deutschen Gewerkschaftsbund lädt jährlich zu diesem Aktionstag ein und fordert dabei bessere Arbeitsverhältnisse und in der Regel auch mehr Rechte für Arbeitnehmer/innen. Als alter Gewerkschafter finde ich die Durchführung dieses traditionsreichen Maifeiertags ausgesprochen wichtig. In den letzten Jahren, vor der Pandemie, hat die Beteiligung der Bevölkerung an den Maikundgebungen jedoch stark nachgelassen. Die Menschen nutzen mittlerweile viel lieber die Zeit mit ihren Familien. An keinem anderen Tag werden mehr Ausflügen und Picknicks im Grünen organisiert als am Maifeiertag. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der 1. Mai im Jahre 1933 zum gesetzlichen Feiertag.

Es ranken sich also reichlich viel Brauchtum und geschichtliche Hintergründe um zwei kleine Kalendertage zum Maibeginn. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass wir noch viel mehr aus der Hexennacht und dem Maifeiertag rausholen können. Die Menschen und Vereine in unserem Dorf verfügen über genügend Innovation. Dabei ist es letztlich aber auch egal wie man die Hexennacht oder den Maifeiertag verbringt. Gerade in diesen Zeit brauchen wir wieder mehr Zuversicht. Bestimmt wird es Menschen geben die Kritik äußern und sich fragen, wie man in Zeiten des Krieges feiern kann. Den Menschen in Kiew, Charkiw, Mariupol tragen keinen Nutzen davon, wenn wir uns hier im Westen im Keller verstecken. Ein jeder muss dieses Thema mit sich selbst vereinbaren und gerne nach seiner Façon handeln. Der Erhalt unserer uralten Bräuche und Traditionen liegt jedoch allein in unseren Händen. Wir müssen diese Bräuche weitergeben und davon erzählen. Nur so wird es uns gelingen unsere Identität zu bewahren.

De Baam stett !!!