Wie sich Luther’s Reformation in Dirmingen entwickelte und in Eppelborn scheiterte !

Das älteste Kirchenbuch der evangelischen Kirchengemeinde Dirmingen stammt aus dem Jahre 1664. Dieses Buch dürfte laut meinen Quellen das zweitälteste Kirchenbuch des ehemaligen Kirchenkreises Ottweiler sein. Lediglich das Nachschlagewerk der Evangelischen Kirchengemeinde Ottweiler ist einige Jahre älter. Das Dirminger Kirchenbuch mit der Eintragung „Nro 3″ wurde im Jahre 1664 mit dem Amtseintritt des damaligen Pfarrers Aurachers geschrieben. Der Eintrag “ Nro3″ spricht dafür, dass schon vor diesem Buch zwei weitere Kirchenbücher existierten. Diese Bücher dürften dem 30 jährigen Krieg zum Opfer gefallen sein.

Im 16 Jahrhundert war Dirmingen neben Eppelborn die zweite protestantische Pfarrei im Gebiet der heutigen Gemeinde Eppelborn. Während sich in Dirmingen die Reformation mit dem protestantischen Glauben problemlos durchsetze und es kaum nennenswerte Vorkommnissen kam, entschieden in Eppelborn die Herren von Lothringen nach welcher Religion zukünftig gebeten werden sollte.

Im Jahre 1508 erbten die Herren von Hagen als Lehen des Herzogtums Lothringen die Herrschaft über Eppelborn. Zu damaligen Pfarrei Eppelborn gehörten: Eppelborn, Hierscheid, Kalmesweiler, Bubach und Macherbach. Der Hof Kalmeweiler war ein kurtrierisches Lehen in den Händen der Herren von Hunolstein, die den Hof als Lehen weitergaben. Das Dorf Hierscheid hingegen gehörte zu dieser Zeit den Grafen von Nassau Saarbrücken. Aus territorialer Sicht waren diese Zeiten eine Katastrophe. Neben den den Landzweigen der Grafschaft Nassau-Saarbrücken und des Herzogtums Lothringen existierten eine Vielzahl von Lehnsherren und Fürstentümer.

Nach dem Augsburger Religionsfriedens führten die Herren von Hagen zu Motten einige Jahre vor Dirmingen, im Jahre 1567, in Eppelborn die Reformation ein. Die Herren zu Motten setzen in diesem Jahr erstmals einen evangelischen Geistlichen in Eppelborn ein. Die Gottesdienste wurden sowohl in der Eppelborner Pfarrkirche als auch im dortigen Schloss abgehalten. Der erste evangelische Pfarrer von Eppelborn trug den Namen Valentin Nehr. Das Verhältnis Eppelborns und deren Herrschaft zum protestantischen Glauben stand jedoch von Beginn an auf keinem guten Boden. Dennoch versuchte das Herrschaftshaus zu den Motten am Augsburger Bekenntnis festzuhalten.

Dem Herzog von Lothringen hingegen war dieses Bestreben ein Dorn im Auge. Mit Beginn der 1600-er Jahre versuchte Lothringen erstmals massiv die Herrschaft Eppelborn unter Kontrolle zu bringen und die Herren zu Motten zum katholischen Glauben zurückzugewinnen. Nach zunächst ergebnislosen Verhandlungen mit den lutherischen Hagen zu Motten und dem katholischen Lothringen wurde ein lothringischer Leutnant eingesetzt, der mit seinen bewaffneten Reitern ein lothringisches Hoheitszeichen in Eppelborn errichten sollte. Bei diesem Versuch der Lothringer Herrschaft kam es zu einen Auflauf der Bevölkerung die mit einigen Tumulten endeten. Bereits im Jahre 1593 befahl der Generalprokurator von Lothringen seinem Amtmann von Wallerfangen, die protestantischen Geistlichen von Eppelborn und Großrosseln zu verhaften. Aus irgendwelchen Gründen wurde dieser Befehl nicht die Tat umgesetzt.

Die Herrschaft von Lothringen hielt an ihrem Vorhaben fest und duldete in ihrem Land keine Protestanten. Im Oktober des Jahres 1602 übernahm ein lothringischer Polizeileutnant mit 40 bewaffneten Bürgern aus Wallerfangen die Kontrolle über Eppelborn und verhafteten den damaligen evangelischen Pfarrer Vitus Schott. In Wallerfangen wurde der evangelische Pfarrer einige Wochen in einem Wirtshaus festgehalten, Erst als er einen Eid leistete in dem er versprach, niemals mehr auf lothringischen Boden protestantisch predigen und zudem die entstanden Kosten von 57 Gulden zu zahlen, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Der Herr von Löwenstein, der die Herrschaft über Eppelborn hatte musste versprechen, keinen evangelischen Geistlichen mehr nach Eppelborn zu berufen. Die Pfarrei blieb zunächst einige Jahre unbesetzt wobei der Herr von Löwenstein an seiner protestantischen Einstellung festhielt und immer wieder versuchte, evangelische Pfarrer in Eppelborn einzusetzen. Schließlich wurde der Herr von Löwenstein verhaftet und von seiner Herrschaft entbunden. Der Herzog von Lothringen entschied sich schließlich dazu, Eppelborn dem Amt Wallerfangen zuzuteilen. Als Nachfolger des Herrn von Löwenstein wurde im Jahre 1688 die katholischen Herren von Buseck eingesetzt. Seit diesem Tag gibt es in Eppelborn bis heute nur noch eine katholische Kirchengemeinde. Am Ende waren alle Bemühungen der Landesherren Eppelborn zu reformieren gescheitert.

Graf Albrecht von Nassau übernahm im Jahr 1574 die Regierung im Amt Ottweiler und führte als erste Amtshandlung die Reformation ein. Die katholische Messe wurde sofort verboten und durch die reformatorische Predigt ersetzt. In unserer Region wurde in der Reichsherrschaft Illingen des Ritters Hans von Kerpen im Jahr 1576 der erste evangelische Pfarrer eingesetzt. Heute wissen wir, dass sich die Reformation über Illingen nach Dirmingen ausbreitete. Durch die nassauisch-Saarbrücker Kirchordnung vom Jahre 1574 wurden alle katholischen Praktiken in der Grafschaft verboten. Darunter fielen auch alle Wallfahrten, Reliquienkulte und Heiligenverehrungen. Daneben wurden zudem alle sogenannten „heidnischen Bräuche“ wie zum Beispiel Fastnacht, Walpurgisnacht und der Johannistag verboten.

In Dirmingen hingegen gab es bei der Umsetzung des evangelischen Glauben keine Probleme. Nach Einführung der Reformation im Jahre 1575 ernannte Graf Albrecht den Melanchthonschüler Laurentius Stephani zum ersten Superintentenden der Ottweiler Lande. Am 25. Juni 1575 begann Stephani mit einer Kirchenvisitation in der Grafschaft Ottweiler. Während dieser Visitation besuchte er auch die Pfarrei Dirmingen mit ihren Ortschaften: Dirmingen, Urexweiler, Berschweiler, Remmesweiler, Hirzweiler, und Welschbach, Bis zur Einführung der Reformation im Jahre 1575 leitete Messepriester Jakob Venn die katholische Pfarrei St. Katharina in Dirmingen. Die spätere Stengelkirche, in der Dirminger Ortsmitte, war bis dahin der heiligen Katharina geweiht. Quellen berichten, dass sich damals am Turm ein Katharinen kreuz befand.

Bei der angesetzten Kirchenvisitation bezeichneten die Kirchenmänner den zuständigen Priester Venn als: „einen Mann , der weder fromm noch gebildet ist und wegen Unzucht und anderer Verbrechen kaum noch tragbar ist“. Die Übernahme zu einem lutherischer Pfarrer wurde dem katholischen Priester verweigert. Der Priester Venn wäre laut eigener Aussage ohnehin ich konvertiert. Noch am gleichen Tag wurde Venn des Dorfes verwiesen und buchstäblich vom Hofe gejagt.

Der erste lutherische Geistliche in Dirmingen wurde Dionysius Aulenhäuser. Der Kirchenmann übte das Pfarramt in Dirmingen von 1613 bis 1620 aus. Bis zum Jahre 1613 wurde die evangelische Pfarrei Dirmingen von protestantischen Wanderpredigern versorgt. Die Kirchengemeinde war im Gegensatz zu heute wesentlich kleiner und überschaubarer. Im Jahre 1620 folgte Michael Aulenhäuser seinem Vater Dyonisius als Pfarrer von Dirmingen. Zu diesem Zeitpunkt waren die ersten Auswirkungen des 30-jährigen Krieges bereits deutlich spürbar. Eine verheerende Zerstörungswelle im Jahre 1635 setzte dem gesamten Landstrich von Ottweiler böse Wunden zu. In Dirmingen lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch ca. 15 Menschen. Zwischen den evangelischen Pfarrern Zedinger im 1643 und dem von evangelischen Pfarrer Auracher 1664 klafft eine erkennbar große Lücke der Vakanz. Als einziger Grund dient hier der 30 Jährige Krieg.

Nach dem Krieg gelangten unsere Region und mit ihr die evangelische Kirchengemeinde Dirmingen sowie die katholische Kirchengemeinde Eppelborn nur langsam zur Normalität. Durch den Machtanspruch der Herren von Lothringen und der Festlegung des katholischen Glaubens in Eppelborn wurde eine deutliche Grenze zwischen der evangelischen Grafschaft Nassau-Saarbrücken und dem katholischen Herzogtum Lothringen deutlich spürbar. Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von politischen und kirchlichen Spannungen.

Heute ist die Zahl der Kirchenmitglieder rapide gesunken. In den letzten Jahren mussten beide Kirchen eine Vielzahl von Kirchenaustritten verbuchen. In der Gemeinde Eppelborn leben heute überwiegend katholischen Christen. Protestantische Christen leben überwiegend in Dirmingen und in Bubach-Calmesweiler. Im Nachbarort Berschweiler gibt es mittlerweile mehr Katholiken als Protestanten.