Mehr Feuer und Flamme sein zu Pfingsten – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag liebe Kirche

Neben dem Weihnachtsfest und Ostern ist Pfingsten eines der drei wichtigsten Feste des Christentums. An Pfingsten feiern Christen den Geburtstag der Kirche. Umfragen zufolge können die wenigsten Menschen mit diesem Kirchenfest etwas anfangen. Dabei ist Pfingsten eigentlich die Geburtsstunde der Kirche. Für viele Menschen bedeutet das Pfingsten ein verlängertes Wochenende mit viel Freizeitaktivitäten und endlich einmal ausschlafen. Pfingsten wird 50 Tage nach Ostern gefeiert. Daher kommt auch der Name, der auf das griechische Wort “Pentekoste” (der Fünfzigste) zurückgeht. Die Bibel berichtet, dass an diesem Tag der Heilige Geist auf die Jünger und die Anhängerinnen von Jesus niederkam. Alle konnten plötzlich in verschiedenen Sprachen sprechen und wurden fortan von allen Menschen “aus allen Völkern unter dem Himmel” verstanden. Genau deshalb ist von dem sogenannten “Pfingstwunder” die Rede. Unter den Christen wird Pfingsten als „Geburtstag der Kirche” angesehen. Der heilige Geist, die christliche Botschaft soll in die ganze Welt getragen werden.

„Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.“

Apostelgeschichte 2: 1-2-3-4

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Vielleicht wird diese bekannte Redewendung von der Pfingstgeschichte, aus dem Neuen Testament, abgeleitet. Immerhin waren es vor über 2000 Jahren Feuer- und Flammenzungen, die auf die Jünger Jesu herabkamen und sie mit dem heiligen Geist erfüllten. Was ist heute über 2000 Jahre später davongeblieben? Wenn ich mir unsere Welt so anschaue, finde ich nichts mehr, was an ein Pfingstwunder erinnert. Wir sprechen längst nicht mehr in einer Sprache. Vielmehr erinnert uns die aktuelle Lage der Welt an den Turmbau zu Babel. Nix mit Einheit, heiliger Geist und gleicher Sprache. Vielmehr macht jeder, was er will! Hass, Neid, Gier und Sucht sind die Seuchen dieser Welt.

Quo Vadis Kirche? Ich stelle mir die Frage, ob Kirche in ihrer altbewährten Form eine Chance hat zu überdauern. Veränderungen sind wichtig und gut manchmal sind Veränderungen auch unausweichlich. Pfingsten ist ein guter Zeitpunkt, um sich zu erinnern, dass die Kirche Grenzen und Sprachbarrieren überwinden kann. Gerade zu Pfingsten geht es nicht darum, wer am besten glaubt. Wichtig ist, dass man glaubt. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der Geburtstag der Kirche und darüber hinaus auch ein Fest des Frühlings. Es ist schon mal ein Vorteil, wenn man überhaupt weiß, was an Pfingsten gefeiert wird. Zehntausende treten Jahr für Jahr aus der Kirche aus. Dabei spielt, laut einer Studie, die Kirchensteuer noch die geringste Rolle. Ich glaube vielmehr, dass die Kirche sich in den letzten Jahren von der Basis und damit von ihren Schäfchen entfernt hat.

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Brennen wir Christen noch für unseren Glauben? Sind wir noch Feuer und Flamme für die Institution Kirche? Ein schlauer Mann hat mir mal gesagt: „Für meinen Glauben an Christus benötige ich keine Institution Kirche“. War das der Plan von Jesus Christus? Wollte Jesus eine solche Kirche? Ich glaube nicht. Warum sollten wir als Christen so weitermachen wie bisher und an der Institution Kirche festhalten? Heiraten kann man heute auch auf dem Standesamt, Kultur gibt es im Theater oder Kino, Geschichte kann man im Museum genießen, Zusammenhalt, Miteinander und Geselligkeit gibt es im Verein oder finde ich im Sport. Wenn ich ein Problem habe, gehe ich nicht mehr zum Pfarrer, sondern besuche meinen Psychotherapeuten. Wozu also Kirche?

Sind wir noch Feuer und Flamme für unseren Glauben? Ich glaube nicht! Seit einigen Jahren bin ich Presbyter in unserer Kirchengemeinde. Ganz oft gerate ich in Zweifel und frage mich, ob der liebe Gott manchmal eine Brille braucht. Ich sehe das Elend dieser Welt und frage mich, warum Gott das alles zu lässt. Habe ich mich nun versündigt? Nein, den Gott, an den ich glaube, trägt viele Dinge mit Humor und weiß Worte richtig einzuschätzen. Ich halte es diesbezüglich mit Luther der sagte:“ Wie du an Gott glaubst, so hast du ihn. Glaubst du, dass er gütig und barmherzig ist, so wirst du ihn so haben“.

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Brennen wir noch für die Sache Jesu? Warum betreiben wir als Kirche einen solchen Aufwand, obwohl es niemanden mehr interessiert? Erreichen wir noch unsere Gemeindeglieder? Die aktuellen Besucherzahlen der sonntäglichen Gottesdienste erlauben zumindest große Zweifel.

Kirche ist eben auch Tradition und Kultur. Ich glaube, dass diese Menschen daran interessiert sind, die Kirche im Dorf zu lassen. Für viele Gemeindeglieder ist der Erhalt der eigenen Kirchengemeinde eine emotionale Angelegenheit. Dabei geht es nicht nur um die Institution Kirche, sondern auch um das Gebäude und die damit verbundenen eigene Geschichte. In dieser Kirche wurde ich getauft, konfirmiert, habe geheiratet und habe mein Familienmitglied beerdigt. Ja, stimmt, wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Ganz anders ist dies mit der Kirchenverwaltung. Diesbezüglich frage ich mich schon mal öfters, ob unsere Kirchenspitze noch genügend Kontakt zur eigenen Basis pflegt. Beispiele dafür gibt es in beiden großen Konfessionen zu genüge.

Der starke Rückgang der Gemeindeglieder bedeutet im Umkehrschluss, dass zahlreiche Kirchengebäuden umgenutzt bleiben., Viele Gemeinden müssen fusionieren und Pfarreien sollen geschlossen werden. Ist das im Sinne der Kirche oder im Sinne Jesu Christi? Ich wünsche mir eine offene, tolerante, zeitgemäße Kirche. Eine Kirche, die sich selbst nicht so wichtig nimmt und die Menschen wieder in den Vordergrund rückt. Ich wünsche mir eine junge, moderne Kirche, die unsere Kinder und Jugendliche wieder anspricht und mitnimmt. Ich wünsche mir eine starke und gefestigt Kirche, die ihr Augenmerk auf die Bibel richtet und nicht auf festgefahrene Strukturen. Ich wünsche mir eine freie und offene Kirche, in der alle Menschen ein Zuhause finden.

Solange Kirche an ihren alten Strukturen und Kirchenrechten festhält, wird sie keine Ruhe finden. Es kann doch nicht im Interesse der Kirche sein, Pfarrstellen zu halbieren und Gotteshäuser zu schließen. Die Zahl der ungenutzten Kirchen in Deutschland steigt und auch unsere Gemeinden müssen sich irgendwann mit diesem Thema beschäftigen. Die Entscheidung über Umnutzung, Verkauf oder Abriss erfordert eines Kirchengebäudes braucht viel Fingerspitzengefühl. In fast allen Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland mussten bereits Kirchen aufgegeben werden. Die Zahl der Umwidmungen ist ansteigend. Nach Ansicht von Experten wird das Problem ungenutzter und leerstehender Kirchen in den kommenden Jahrzehnten noch größer werden.

Ein Blick auf unsere beiden Kirchengemeinden bereitet mir Sorgen. Auch bei uns sind Kirchengebäude sanierungsbedürftig oder müssen aufgrund des eigenen Haushaltes veräußert werden. Bei unseren Freunden von der katholischen Kirche ist der Sachverhalt nicht viel anders. Die Zusammenlegung der einzelnen Pfarrgemeinden schadet aus meiner Sicht den Christen vor Ort. Das, was viele Menschen in ehrenamtlicher Kleinarbeit aufgearbeitet haben, wird einfach unter den Teppich gekehrt. Wo bleibt das Verständnis für die Basis?

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Ich frage mich, was würde Jesus über den heutigen Zustand seiner Kirche sagen? Ich glaube, es wäre ihm egal. Für Jesus spielen Bauten, Institutionen und Positionen keine Rolle. Jesus würde sich vielmehr wünschen, dass wir wieder sein Wort lehren und verbreiten. Genau darin liegt unsere gemeinsame Aufgabe zu Pfingsten. „…und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. (Matthäus 28:20)

Aber auch dieser Aufgabe werden wir nicht mehr gerecht. Über 60 % der Jugendlichen antworten auf eine Umfrage, dass die Kirche ihnen keine Antworten für die Zukunft bietet. Außerdem kennen über 60 % der Deutschen nicht den Ursprung aller christlichen Feiertage. Abschließend erspare ich uns die Info darüber, wie viele Deutsche überhaupt noch wissen, was wir eigentlich an Ostern feiern. Quo Vadis Kirche oder soll ich fragen: Quo Vadis Christentum?

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Ein großes Problem beginnt schon im Kindergarten oder in der Schule. In vielen Bundesländern besuchen immer weniger Schüler einen konfessionellen Religionsunterricht. Hingegen steigt bei vielen Menschen das Interesse an einem Ethikunterricht. Der Religionsunterricht ist aus der Mode geraten. Das Schulfach Religion wurde in den letzten Jahren immer mehr in Frage gestellt. Da haben wir es wieder: Wir verurteilen den schleichenden Tod unserer Kultur und sind nicht in der Lage den Kindern unsere Werte näherzubringen. Wie soll da noch Kirche und Glauben funktionieren?

„Feuer und Flamme sein und für eine Sache brennen“. Kirche hat immer auch was mit der eigenen Identität zu tun. Wenn wir es nicht schaffen uns auf das wesentliche zu konzentrieren und die Basis zu stärken, ist es um die Zukunft vieler Gemeinden schlecht bestellt. Zusammenlegungen von Kirchengemeinden schaden mehr als sie guttun und Streichungen von Pfarrstellen leiten das langsame Sterben einer Gemeinde ein. Rot ist die Farbe der Kirche. Rot ist die Farbe des Feuers, der Liebe, der Kraft Gottes und des Heiligen Geistes.

Ich wünsche mir, dass wir wieder Feuer und Flamme sind und für unseren Glauben und unsere Kirche brennen. Ich wünsche mir, dass Verwaltung und Finanzen hintenangestellt werden und vielmehr als Mittel zum Zweck dienen. Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder den Glauben und damit auch die eigene Kirche annehmen. Der Kirche selbst wünsche ich den Mut Fehler einzugestehen und die Kraft es zukünftig besser zu machen. Für eine gut funktionierende und aktive Kirche gibt es in diesem Land noch alle Hände voll zu tun.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Kirche. Ich wünsche dir viel Glück ……du kannst es gut gebrauchen!